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Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809.

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Terminologien.
die angewachsen sind, da der Frost in die Erde ziehet, de-
ren Feuchtigkeit gleichsam der Ductor des Frostes ist, und
sich dadurch die Wurzeln entladen können. Auch können
Mäuse und Insecten den Wurzeln eher beykommen und sie
benagen. Werden hingegen die Bäume im Frühjahr ver-
setzt, und zumal mit Einschlämmen, so entgehen die Bäu-
me nicht nur den Beschädigungen durch Frost, Nässe etc.
sondern es spühren auch kaum die Wurzeln ein Zurücksetzen
ihrer Verrichtungen: sie können sogleich in einem Trieb
fortwachsen und durch den Trieb, der aus der erneuerten
Natur in der erwärmten Luft, welcher durch den Baum
von oben dringt, wird der Wachsthum der Wurzeln ver-
stärkt. -- Jedoch wenn das Versetzen der Bäume
vor Winter
nicht allzu spät und nicht ganz nahe vor
dem Frost der Erde geschiehet, so gedeihen sie auch, und
hat diese Methode auch ihre gewisse Vortheile.

W.

Warzen. -- Diese bekannte kleine Auswüchse bekommen
manche zumal Wintersorten von Aepfeln, Renetten, beson-
ders Borsdörfer etc. Sie sind ein Zeichen eines vesten und
feinen Fleisches, deren Exemplaren am längsten haltbar
sind. -- Dergleichen warzigte Früchte finden sich haupt-
sächlich auf alten Bäumen, und scheinet, daß der
jugendliche Trieb das Fleisch der Früchte mehr ausdehne,
schwammichter und poröser mache.

Wulstig -- wird von den Augenträgern gesagt, wenn sie
dick und gleichsam aufgeschwollen sind.

Wurzeln des Baums -- sind a) die Pfahlwurzel,
Herzwurzel, die in die Tiefe perpendikular gehende
große und Hauptwurzel, die wie ein Pfahl dem Baum
gegen die Sturmwinde dienet. Je größer der Baum seiner
Art nach wird, und je höher er zu wachsen von der wei-
sen Natur bestimmt ist, desto tiefer gehet diese Pfahlwurzel.
b) die Haftwurzeln, die von der Hauptwurzel aus-
gehende, schief in die Erde dringende starke Wurzeln.
c) Nahrungswurzeln, Haarwurzeln, die sich
flach gegen die obere gute Erde ausbreiten und von allen

Terminologien.
die angewachſen ſind, da der Froſt in die Erde ziehet, de-
ren Feuchtigkeit gleichſam der Ductor des Froſtes iſt, und
ſich dadurch die Wurzeln entladen können. Auch können
Mäuſe und Inſecten den Wurzeln eher beykommen und ſie
benagen. Werden hingegen die Bäume im Frühjahr ver-
ſetzt, und zumal mit Einſchlämmen, ſo entgehen die Bäu-
me nicht nur den Beſchädigungen durch Froſt, Näſſe ꝛc.
ſondern es ſpühren auch kaum die Wurzeln ein Zurückſetzen
ihrer Verrichtungen: ſie können ſogleich in einem Trieb
fortwachſen und durch den Trieb, der aus der erneuerten
Natur in der erwärmten Luft, welcher durch den Baum
von oben dringt, wird der Wachsthum der Wurzeln ver-
ſtärkt. — Jedoch wenn das Verſetzen der Bäume
vor Winter
nicht allzu ſpät und nicht ganz nahe vor
dem Froſt der Erde geſchiehet, ſo gedeihen ſie auch, und
hat dieſe Methode auch ihre gewiſſe Vortheile.

W.

Warzen. — Dieſe bekannte kleine Auswüchſe bekommen
manche zumal Winterſorten von Aepfeln, Renetten, beſon-
ders Borsdörfer ꝛc. Sie ſind ein Zeichen eines veſten und
feinen Fleiſches, deren Exemplaren am längſten haltbar
ſind. — Dergleichen warzigte Früchte finden ſich haupt-
ſächlich auf alten Bäumen, und ſcheinet, daß der
jugendliche Trieb das Fleiſch der Früchte mehr ausdehne,
ſchwammichter und poröſer mache.

Wulſtig — wird von den Augenträgern geſagt, wenn ſie
dick und gleichſam aufgeſchwollen ſind.

Wurzeln des Baums — ſind a) die Pfahlwurzel,
Herzwurzel, die in die Tiefe perpendikular gehende
große und Hauptwurzel, die wie ein Pfahl dem Baum
gegen die Sturmwinde dienet. Je größer der Baum ſeiner
Art nach wird, und je höher er zu wachſen von der wei-
ſen Natur beſtimmt iſt, deſto tiefer gehet dieſe Pfahlwurzel.
b) die Haftwurzeln, die von der Hauptwurzel aus-
gehende, ſchief in die Erde dringende ſtarke Wurzeln.
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[XLVII/0047] Terminologien. die angewachſen ſind, da der Froſt in die Erde ziehet, de- ren Feuchtigkeit gleichſam der Ductor des Froſtes iſt, und ſich dadurch die Wurzeln entladen können. Auch können Mäuſe und Inſecten den Wurzeln eher beykommen und ſie benagen. Werden hingegen die Bäume im Frühjahr ver- ſetzt, und zumal mit Einſchlämmen, ſo entgehen die Bäu- me nicht nur den Beſchädigungen durch Froſt, Näſſe ꝛc. ſondern es ſpühren auch kaum die Wurzeln ein Zurückſetzen ihrer Verrichtungen: ſie können ſogleich in einem Trieb fortwachſen und durch den Trieb, der aus der erneuerten Natur in der erwärmten Luft, welcher durch den Baum von oben dringt, wird der Wachsthum der Wurzeln ver- ſtärkt. — Jedoch wenn das Verſetzen der Bäume vor Winter nicht allzu ſpät und nicht ganz nahe vor dem Froſt der Erde geſchiehet, ſo gedeihen ſie auch, und hat dieſe Methode auch ihre gewiſſe Vortheile. W. Warzen. — Dieſe bekannte kleine Auswüchſe bekommen manche zumal Winterſorten von Aepfeln, Renetten, beſon- ders Borsdörfer ꝛc. Sie ſind ein Zeichen eines veſten und feinen Fleiſches, deren Exemplaren am längſten haltbar ſind. — Dergleichen warzigte Früchte finden ſich haupt- ſächlich auf alten Bäumen, und ſcheinet, daß der jugendliche Trieb das Fleiſch der Früchte mehr ausdehne, ſchwammichter und poröſer mache. Wulſtig — wird von den Augenträgern geſagt, wenn ſie dick und gleichſam aufgeſchwollen ſind. Wurzeln des Baums — ſind a) die Pfahlwurzel, Herzwurzel, die in die Tiefe perpendikular gehende große und Hauptwurzel, die wie ein Pfahl dem Baum gegen die Sturmwinde dienet. Je größer der Baum ſeiner Art nach wird, und je höher er zu wachſen von der wei- ſen Natur beſtimmt iſt, deſto tiefer gehet dieſe Pfahlwurzel. b) die Haftwurzeln, die von der Hauptwurzel aus- gehende, ſchief in die Erde dringende ſtarke Wurzeln. c) Nahrungswurzeln, Haarwurzeln, die ſich flach gegen die obere gute Erde ausbreiten und von allen

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Zitationshilfe: Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. XLVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/47>, abgerufen am 27.04.2024.