Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Teig
bung gewiesen worden, und schla-
get solchen als wie den vorherge-
henden, das dritte mahl schlaget
ihn nur von einem Ende zum an-
dern. Wenn dieses geschehen,
könnet ihr solchen brauchen, zu was
ihr wollet, und allerhand Arten
Gebacknes, nach eurem Belieben
daraus verfertigen.

Teig zu machen von Butter
mit Blättern noch an-
ders,

An statt des Wassers nehmet
gute Milch, sonsten machet solchen
in allen nach der ersten und andern
Art.

Teig zu machen von Butter
nur mürbe,

Schüttet Mehl auf einen Tisch,
nehmet alsdenn gewaschene But-
ter, und zwar so viel als des Mehls
fast ist, zerpflucket diese, thut sie in
das Mehl, und zertreibet es durch
einander, hernach schlaget 3. biß
4. Eyer drein, giesset Wasser zu,
und machet einen Teig, aber fester
als den vorherstehenden Blätter-
Teig. Darnach bereitet daraus
mürbe Pasteten, Tarten, oder was
euch sonsten beliebet, wie solches in
denen Beschreibungen derer Pa-
steten und Tarten mit mehrern zu
ersehen seyn wird.

Teig zu machen von Butter
mürbe anders,

An statt des Wassers nehmet
gute Milch, sonsten aber machet
ihn in allen als vorherstehenden.

[Spaltenumbruch]
Teig Teles
Teig zu machen zu aller-
hand grossen Pasteten, so ein
gebrannter Teig heis-
set,

Nehmet Mittelmehl, so viel als
euch beliebet, und nachdem ihr ei-
ne grosse Pastete machen wollet,
thut solches auf einen Back-Tisch,
breitet es aus einander, daß es in
der Mitte hol, und aussen herum
ein Rand wird, und saltzet es.
Hernach giesset siedend Wasser,
aber nicht auf einmahl, drein, und
vermischet es mit den Händen, so
fest als ihr könnet: Wäre etwa
nicht genug gegossen worden, so
giesset mehr nach, doch müsset ihr
euch in Acht nehmen, daß der Teig
ja nicht zu weich werde. Arbeite
solchen fein glatt ab, denn ie mehr
er gearbeitet wird, ie zäher wird er,
darnach könnet ihr drein schlagen,
was euch beliebet.

Telesilla, oder, Thesse-
lides,

Ein in der Music wohl erfahr-
nes Frauenzimmer, und berühmte
Poetin, so zu ihrer Zeit alle über-
troffen. Ausser diesen war sie
von grosser Courage und Groß-
muth, denn als der Spartaner
König Cleomenes vor die Stadt
Argos, worinnen sie sich befand,
rückte, und selbige einnehmen wol-
te, warff sich diese Telesilla zur Füh-
rerin auf, hieß die Weiber die Waf-
fen ergreiffen, und wehrte sich mit
selbigen so tapffer, daß Cleomenes
sich wieder zurücke ziehen, Dema-
ratus
aber, so sich in die Stadt ge-
drungen, daraus wieder fliehen

muste

[Spaltenumbruch]

Teig
bung gewieſen worden, und ſchla-
get ſolchen als wie den vorherge-
henden, das dritte mahl ſchlaget
ihn nur von einem Ende zum an-
dern. Wenn dieſes geſchehen,
koͤnnet ihr ſolchen brauchen, zu was
ihr wollet, und allerhand Arten
Gebacknes, nach eurem Belieben
daraus verfertigen.

Teig zu machen von Butter
mit Blaͤttern noch an-
ders,

An ſtatt des Waſſers nehmet
gute Milch, ſonſten machet ſolchen
in allen nach der erſten und andern
Art.

Teig zu machen von Butter
nur muͤrbe,

Schuͤttet Mehl auf einen Tiſch,
nehmet alsdenn gewaſchene But-
ter, und zwar ſo viel als des Mehls
faſt iſt, zerpflucket dieſe, thut ſie in
das Mehl, und zertreibet es durch
einander, hernach ſchlaget 3. biß
4. Eyer drein, gieſſet Waſſer zu,
und machet einen Teig, aber feſter
als den vorherſtehenden Blaͤtter-
Teig. Darnach bereitet daraus
muͤrbe Paſteten, Tarten, oder was
euch ſonſten beliebet, wie ſolches in
denen Beſchreibungen derer Pa-
ſteten und Tarten mit mehrern zu
erſehen ſeyn wird.

Teig zu machen von Butter
muͤrbe anders,

An ſtatt des Waſſers nehmet
gute Milch, ſonſten aber machet
ihn in allen als vorherſtehenden.

[Spaltenumbruch]
Teig Teleſ
Teig zu machen zu aller-
hand groſſen Paſteten, ſo ein
gebrannter Teig heiſ-
ſet,

Nehmet Mittelmehl, ſo viel als
euch beliebet, und nachdem ihr ei-
ne groſſe Paſtete machen wollet,
thut ſolches auf einen Back-Tiſch,
breitet es aus einander, daß es in
der Mitte hol, und auſſen herum
ein Rand wird, und ſaltzet es.
Hernach gieſſet ſiedend Waſſer,
aber nicht auf einmahl, drein, und
vermiſchet es mit den Haͤnden, ſo
feſt als ihr koͤnnet: Waͤre etwa
nicht genug gegoſſen worden, ſo
gieſſet mehr nach, doch muͤſſet ihr
euch in Acht nehmen, daß der Teig
ja nicht zu weich werde. Arbeite
ſolchen fein glatt ab, denn ie mehr
er gearbeitet wird, ie zaͤher wird er,
darnach koͤnnet ihr drein ſchlagen,
was euch beliebet.

Teleſilla, oder, Theſſe-
lides,

Ein in der Muſic wohl erfahr-
nes Frauenzimmer, und beruͤhmte
Poetin, ſo zu ihrer Zeit alle uͤber-
troffen. Auſſer dieſen war ſie
von groſſer Courage und Groß-
muth, denn als der Spartaner
Koͤnig Cleomenes vor die Stadt
Argos, worinnen ſie ſich befand,
ruͤckte, und ſelbige einnehmen wol-
te, warff ſich dieſe Teleſilla zur Fuͤh-
rerin auf, hieß die Weiber die Waf-
fen ergreiffen, und wehrte ſich mit
ſelbigen ſo tapffer, daß Cleomenes
ſich wieder zuruͤcke ziehen, Dema-
ratus
aber, ſo ſich in die Stadt ge-
drungen, daraus wieder fliehen

muſte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1020"/><cb n="1995"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Teig</hi></fw><lb/>
bung gewie&#x017F;en worden, und &#x017F;chla-<lb/>
get &#x017F;olchen als wie den vorherge-<lb/>
henden, das dritte mahl &#x017F;chlaget<lb/>
ihn nur von einem Ende zum an-<lb/>
dern. Wenn die&#x017F;es ge&#x017F;chehen,<lb/>
ko&#x0364;nnet ihr &#x017F;olchen brauchen, zu was<lb/>
ihr wollet, und allerhand Arten<lb/>
Gebacknes, nach eurem Belieben<lb/>
daraus verfertigen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Teig zu machen von Butter<lb/>
mit Bla&#x0364;ttern noch an-<lb/>
ders,</hi> </head><lb/>
          <p>An &#x017F;tatt des Wa&#x017F;&#x017F;ers nehmet<lb/>
gute Milch, &#x017F;on&#x017F;ten machet &#x017F;olchen<lb/>
in allen nach der er&#x017F;ten und andern<lb/>
Art.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Teig zu machen von Butter<lb/>
nur mu&#x0364;rbe,</hi> </head><lb/>
          <p>Schu&#x0364;ttet Mehl auf einen Ti&#x017F;ch,<lb/>
nehmet alsdenn gewa&#x017F;chene But-<lb/>
ter, und zwar &#x017F;o viel als des Mehls<lb/>
fa&#x017F;t i&#x017F;t, zerpflucket die&#x017F;e, thut &#x017F;ie in<lb/>
das Mehl, und zertreibet es durch<lb/>
einander, hernach &#x017F;chlaget 3. biß<lb/>
4. Eyer drein, gie&#x017F;&#x017F;et Wa&#x017F;&#x017F;er zu,<lb/>
und machet einen Teig, aber fe&#x017F;ter<lb/>
als den vorher&#x017F;tehenden Bla&#x0364;tter-<lb/>
Teig. Darnach bereitet daraus<lb/>
mu&#x0364;rbe Pa&#x017F;teten, Tarten, oder was<lb/>
euch &#x017F;on&#x017F;ten beliebet, wie &#x017F;olches in<lb/>
denen Be&#x017F;chreibungen derer Pa-<lb/>
&#x017F;teten und Tarten mit mehrern zu<lb/>
er&#x017F;ehen &#x017F;eyn wird.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Teig zu machen von Butter<lb/>
mu&#x0364;rbe anders,</hi> </head><lb/>
          <p>An &#x017F;tatt des Wa&#x017F;&#x017F;ers nehmet<lb/>
gute Milch, &#x017F;on&#x017F;ten aber machet<lb/>
ihn in allen als vorher&#x017F;tehenden.</p><lb/>
          <cb n="1996"/>
        </div><lb/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Teig Tele&#x017F;</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Teig zu machen zu aller-<lb/>
hand gro&#x017F;&#x017F;en Pa&#x017F;teten, &#x017F;o ein<lb/>
gebrannter Teig hei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et,</hi> </head><lb/>
          <p>Nehmet Mittelmehl, &#x017F;o viel als<lb/>
euch beliebet, und nachdem ihr ei-<lb/>
ne gro&#x017F;&#x017F;e Pa&#x017F;tete machen wollet,<lb/>
thut &#x017F;olches auf einen Back-Ti&#x017F;ch,<lb/>
breitet es aus einander, daß es in<lb/>
der Mitte hol, und au&#x017F;&#x017F;en herum<lb/>
ein Rand wird, und &#x017F;altzet es.<lb/>
Hernach gie&#x017F;&#x017F;et &#x017F;iedend Wa&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
aber nicht auf einmahl, drein, und<lb/>
vermi&#x017F;chet es mit den Ha&#x0364;nden, &#x017F;o<lb/>
fe&#x017F;t als ihr ko&#x0364;nnet: Wa&#x0364;re etwa<lb/>
nicht genug gego&#x017F;&#x017F;en worden, &#x017F;o<lb/>
gie&#x017F;&#x017F;et mehr nach, doch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihr<lb/>
euch in Acht nehmen, daß der Teig<lb/>
ja nicht zu weich werde. Arbeite<lb/>
&#x017F;olchen fein glatt ab, denn ie mehr<lb/>
er gearbeitet wird, ie za&#x0364;her wird er,<lb/>
darnach ko&#x0364;nnet ihr drein &#x017F;chlagen,<lb/>
was euch beliebet.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">Tele&#x017F;illa,</hi> oder, <hi rendition="#aq">The&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
lides,</hi></head><lb/>
          <p>Ein in der Mu&#x017F;ic wohl erfahr-<lb/>
nes Frauenzimmer, und beru&#x0364;hmte<lb/>
Poetin, &#x017F;o zu ihrer Zeit alle u&#x0364;ber-<lb/>
troffen. Au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;en war &#x017F;ie<lb/>
von gro&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">Courage</hi> und Groß-<lb/>
muth, denn als der Spartaner<lb/>
Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Cleomenes</hi> vor die Stadt<lb/><hi rendition="#aq">Argos,</hi> worinnen &#x017F;ie &#x017F;ich befand,<lb/>
ru&#x0364;ckte, und &#x017F;elbige einnehmen wol-<lb/>
te, warff &#x017F;ich die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Tele&#x017F;illa</hi> zur Fu&#x0364;h-<lb/>
rerin auf, hieß die Weiber die Waf-<lb/>
fen ergreiffen, und wehrte &#x017F;ich mit<lb/>
&#x017F;elbigen &#x017F;o tapffer, daß <hi rendition="#aq">Cleomenes</hi><lb/>
&#x017F;ich wieder zuru&#x0364;cke ziehen, <hi rendition="#aq">Dema-<lb/>
ratus</hi> aber, &#x017F;o &#x017F;ich in die Stadt ge-<lb/>
drungen, daraus wieder fliehen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mu&#x017F;te</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1020] Teig Teig Teleſ bung gewieſen worden, und ſchla- get ſolchen als wie den vorherge- henden, das dritte mahl ſchlaget ihn nur von einem Ende zum an- dern. Wenn dieſes geſchehen, koͤnnet ihr ſolchen brauchen, zu was ihr wollet, und allerhand Arten Gebacknes, nach eurem Belieben daraus verfertigen. Teig zu machen von Butter mit Blaͤttern noch an- ders, An ſtatt des Waſſers nehmet gute Milch, ſonſten machet ſolchen in allen nach der erſten und andern Art. Teig zu machen von Butter nur muͤrbe, Schuͤttet Mehl auf einen Tiſch, nehmet alsdenn gewaſchene But- ter, und zwar ſo viel als des Mehls faſt iſt, zerpflucket dieſe, thut ſie in das Mehl, und zertreibet es durch einander, hernach ſchlaget 3. biß 4. Eyer drein, gieſſet Waſſer zu, und machet einen Teig, aber feſter als den vorherſtehenden Blaͤtter- Teig. Darnach bereitet daraus muͤrbe Paſteten, Tarten, oder was euch ſonſten beliebet, wie ſolches in denen Beſchreibungen derer Pa- ſteten und Tarten mit mehrern zu erſehen ſeyn wird. Teig zu machen von Butter muͤrbe anders, An ſtatt des Waſſers nehmet gute Milch, ſonſten aber machet ihn in allen als vorherſtehenden. Teig zu machen zu aller- hand groſſen Paſteten, ſo ein gebrannter Teig heiſ- ſet, Nehmet Mittelmehl, ſo viel als euch beliebet, und nachdem ihr ei- ne groſſe Paſtete machen wollet, thut ſolches auf einen Back-Tiſch, breitet es aus einander, daß es in der Mitte hol, und auſſen herum ein Rand wird, und ſaltzet es. Hernach gieſſet ſiedend Waſſer, aber nicht auf einmahl, drein, und vermiſchet es mit den Haͤnden, ſo feſt als ihr koͤnnet: Waͤre etwa nicht genug gegoſſen worden, ſo gieſſet mehr nach, doch muͤſſet ihr euch in Acht nehmen, daß der Teig ja nicht zu weich werde. Arbeite ſolchen fein glatt ab, denn ie mehr er gearbeitet wird, ie zaͤher wird er, darnach koͤnnet ihr drein ſchlagen, was euch beliebet. Teleſilla, oder, Theſſe- lides, Ein in der Muſic wohl erfahr- nes Frauenzimmer, und beruͤhmte Poetin, ſo zu ihrer Zeit alle uͤber- troffen. Auſſer dieſen war ſie von groſſer Courage und Groß- muth, denn als der Spartaner Koͤnig Cleomenes vor die Stadt Argos, worinnen ſie ſich befand, ruͤckte, und ſelbige einnehmen wol- te, warff ſich dieſe Teleſilla zur Fuͤh- rerin auf, hieß die Weiber die Waf- fen ergreiffen, und wehrte ſich mit ſelbigen ſo tapffer, daß Cleomenes ſich wieder zuruͤcke ziehen, Dema- ratus aber, ſo ſich in die Stadt ge- drungen, daraus wieder fliehen muſte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/1020
Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/1020>, abgerufen am 27.04.2024.