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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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[Spaltenumbruch]

Beschick Bete
möchte, und nachdem solches gesche-
[h]en, warff er ihr solches vor, wor-
[a]uf sie sich selbst erhenckte. Vid.
Georg. Gustav. Zeltner. Disp. d.
Zerurja. Altdorst.
1714.

Beschicken Kinder, siehe win-
deln das Kind.
Beschlaffen, siehe Schwä-
chen.
Beschreyen Kinder.

Ist eine lächerliche und aber-
gläubische Meynung des Weibes-
Volcks, da dieselbigen in denen Ge-
dancken stehen, ob könte ein kleines
Kind durch eines andern Mund,
der solches kleines Kind etwan lo-
bet, bewundert, oder ihm zuredet,
beschriehen und verwahrloset wer-
den, und den kleinen Kindern des-
wegen rothe Flecklein oder andere
Tändeleyen dafür anzuhengen
pflegen.

Bestechen,

Heisset das klare weisse Zeug am
Ende sonder Saum und Nath mit
kleinen Stichen rund umschlingen
und anhalten, damit sich die Fäden
nicht auströsseln.

von Bessemers,

Von Mechlen Maria. Petri
Coucks
von Alost Eheweib, war ei-
ne vortreffliche Künstler in im mah-
len. Vid. Guicciardini verteutsch-
te Beschreibung Niederlandes. fol.
20. 21.

Bete oder Respuesta setzen,

Heisset im L'Ombre Spiel, wenn
der Verspieler auf den Spiel-Teller
so viel Straffe setzet, als der Satz
[Spaltenumbruch]

Bethschw Bettel
austräget, oder so hoch die Spieler
unter einander es anfangs abgere-
det.

Beth-Schwester, siehe
Pietistin.
Betzner.

Ist eine gewisse Art über und
über raucher grosser Mützen, so
rund und breit sind, oben aber ei-
nen kleinen sehr schmalen und läng-
lichten Teller von Sammet, Plüsch
oder Tuch haben, deren sich die ge-
meinen Weiber in Augspurg bey
Winters-Zeit über den Kopff be-
dienen.

auff das Bette schencken,

Ist an etlichen Orten der Ge-
brauch, daß die Gevattern, ausser
dem Pathen-Gelde, der Sechs-
wöchnerin nach vollbrachten Tauff-
Actu, etwas zum Geschencke auff
das Bette reichen.

Bettel-Brodt kleinen Kin-
dern zu essen geben,

Ist ein alter Weiber Aberglau-
be, da einige in der thörichten Mey-
nung stehen, man solte denen klei-
nen Kindern, so schwerlich reden
lernen, Bettel-Brodt zu essen ge-
ben, welches ihnen die Zunge lösete.

Bettel-Frau,

Ist ein armes altes und bedürff-
tiges Weib, so wegen Alters,
Kranckheit oder Gebrechlichkeit
nicht mehr arbeiten kan, und ihr
Brodt vor denen Thüren oder auf
den Land-Strassen und Wegen su-
chen muß.

Betten
G 3

[Spaltenumbruch]

Beſchick Bete
moͤchte, und nachdem ſolches geſche-
[h]en, warff er ihr ſolches vor, wor-
[a]uf ſie ſich ſelbſt erhenckte. Vid.
Georg. Guſtav. Zeltner. Diſp. d.
Zerurja. Altdorſt.
1714.

Beſchicken Kinder, ſiehe win-
deln das Kind.
Beſchlaffen, ſiehe Schwaͤ-
chen.
Beſchreyen Kinder.

Iſt eine laͤcherliche und aber-
glaͤubiſche Meynung des Weibes-
Volcks, da dieſelbigen in denen Ge-
dancken ſtehen, ob koͤnte ein kleines
Kind durch eines andern Mund,
der ſolches kleines Kind etwan lo-
bet, bewundert, oder ihm zuredet,
beſchriehen und verwahrloſet wer-
den, und den kleinen Kindern des-
wegen rothe Flecklein oder andere
Taͤndeleyen dafuͤr anzuhengen
pflegen.

Beſtechen,

Heiſſet das klare weiſſe Zeug am
Ende ſonder Saum und Nath mit
kleinen Stichen rund umſchlingen
und anhalten, damit ſich die Faͤden
nicht austroͤſſeln.

von Beſſemers,

Von Mechlen Maria. Petri
Coucks
von Aloſt Eheweib, war ei-
ne vortreffliche Kuͤnſtler in im mah-
len. Vid. Guicciardini verteutſch-
te Beſchreibung Niederlandes. fol.
20. 21.

Bete oder Reſpueſta ſetzen,

Heiſſet im L’Ombre Spiel, weñ
der Verſpieler auf den Spiel-Teller
ſo viel Straffe ſetzet, als der Satz
[Spaltenumbruch]

Bethſchw Bettel
austraͤget, oder ſo hoch die Spieler
unter einander es anfangs abgere-
det.

Beth-Schweſter, ſiehe
Pietiſtin.
Betzner.

Iſt eine gewiſſe Art uͤber und
uͤber raucher groſſer Muͤtzen, ſo
rund und breit ſind, oben aber ei-
nen kleinen ſehr ſchmalen und laͤng-
lichten Teller von Sammet, Pluͤſch
oder Tuch haben, deren ſich die ge-
meinen Weiber in Augſpurg bey
Winters-Zeit uͤber den Kopff be-
dienen.

auff das Bette ſchencken,

Iſt an etlichen Orten der Ge-
brauch, daß die Gevattern, auſſer
dem Pathen-Gelde, der Sechs-
woͤchnerin nach vollbrachten Tauff-
Actu, etwas zum Geſchencke auff
das Bette reichen.

Bettel-Brodt kleinen Kin-
dern zu eſſen geben,

Iſt ein alter Weiber Aberglau-
be, da einige in der thoͤrichten Mey-
nung ſtehen, man ſolte denen klei-
nen Kindern, ſo ſchwerlich reden
lernen, Bettel-Brodt zu eſſen ge-
ben, welches ihnen die Zunge loͤſete.

Bettel-Frau,

Iſt ein armes altes und beduͤrff-
tiges Weib, ſo wegen Alters,
Kranckheit oder Gebrechlichkeit
nicht mehr arbeiten kan, und ihr
Brodt vor denen Thuͤren oder auf
den Land-Straſſen und Wegen ſu-
chen muß.

Betten
G 3
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[0123] Beſchick Bete Bethſchw Bettel moͤchte, und nachdem ſolches geſche- hen, warff er ihr ſolches vor, wor- auf ſie ſich ſelbſt erhenckte. Vid. Georg. Guſtav. Zeltner. Diſp. d. Zerurja. Altdorſt. 1714. Beſchicken Kinder, ſiehe win- deln das Kind. Beſchlaffen, ſiehe Schwaͤ- chen. Beſchreyen Kinder. Iſt eine laͤcherliche und aber- glaͤubiſche Meynung des Weibes- Volcks, da dieſelbigen in denen Ge- dancken ſtehen, ob koͤnte ein kleines Kind durch eines andern Mund, der ſolches kleines Kind etwan lo- bet, bewundert, oder ihm zuredet, beſchriehen und verwahrloſet wer- den, und den kleinen Kindern des- wegen rothe Flecklein oder andere Taͤndeleyen dafuͤr anzuhengen pflegen. Beſtechen, Heiſſet das klare weiſſe Zeug am Ende ſonder Saum und Nath mit kleinen Stichen rund umſchlingen und anhalten, damit ſich die Faͤden nicht austroͤſſeln. von Beſſemers, Von Mechlen Maria. Petri Coucks von Aloſt Eheweib, war ei- ne vortreffliche Kuͤnſtler in im mah- len. Vid. Guicciardini verteutſch- te Beſchreibung Niederlandes. fol. 20. 21. Bete oder Reſpueſta ſetzen, Heiſſet im L’Ombre Spiel, weñ der Verſpieler auf den Spiel-Teller ſo viel Straffe ſetzet, als der Satz austraͤget, oder ſo hoch die Spieler unter einander es anfangs abgere- det. Beth-Schweſter, ſiehe Pietiſtin. Betzner. Iſt eine gewiſſe Art uͤber und uͤber raucher groſſer Muͤtzen, ſo rund und breit ſind, oben aber ei- nen kleinen ſehr ſchmalen und laͤng- lichten Teller von Sammet, Pluͤſch oder Tuch haben, deren ſich die ge- meinen Weiber in Augſpurg bey Winters-Zeit uͤber den Kopff be- dienen. auff das Bette ſchencken, Iſt an etlichen Orten der Ge- brauch, daß die Gevattern, auſſer dem Pathen-Gelde, der Sechs- woͤchnerin nach vollbrachten Tauff- Actu, etwas zum Geſchencke auff das Bette reichen. Bettel-Brodt kleinen Kin- dern zu eſſen geben, Iſt ein alter Weiber Aberglau- be, da einige in der thoͤrichten Mey- nung ſtehen, man ſolte denen klei- nen Kindern, ſo ſchwerlich reden lernen, Bettel-Brodt zu eſſen ge- ben, welches ihnen die Zunge loͤſete. Bettel-Frau, Iſt ein armes altes und beduͤrff- tiges Weib, ſo wegen Alters, Kranckheit oder Gebrechlichkeit nicht mehr arbeiten kan, und ihr Brodt vor denen Thuͤren oder auf den Land-Straſſen und Wegen ſu- chen muß. Betten G 3

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/123>, abgerufen am 26.04.2024.