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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Nabelb Nache
N.
Nabel-Binde,

Ist ein von weisser Leinwand
lang und schmahl geschnittener
Streiff, wormit bey Einwinde-
lung und Beschickung des Kindes
der Nabel eingebunden und ange-
drucket wird.

Nabelbruch,

So sich insgemein bey denen
kleinen und neugebohrnen Kin-
dern findet, ist eine Ausdehnung
und Heraustretung der Nabel-
schnure, so nicht recht verwahret
oder zu lang verknüpffet worden.

Nabelschnure,

Ist ein zusammen gedreheter
hautichter Gang, drey Spannen
lang, eines Fingers dicke, wodurch
eine Blut- und zwey Puls-Adern
gehen, an dem einen Ende hänget
bey dem Gebähren der Mutter-
Kuchen, an der andern das Kind.

Nabeltüchlein,

Ist ein kleines von weicher Lein-
wand über einander geschlagenes
Tüchlein, so den kleinen Kinder-
lein auf den eingedruckten Nabel
geschlagen, und bey dem Einwin-
deln unter die Nabel-Binde gele-
get wird.

Nach-Essen,

Heisset in denen Küchen dasje-
nige Gerichte, so nach dem Fisch
und Braten, noch vor der Zuge-
müse auf die Tafel gesetzet wird, es
bestehe nun solches, woraus es
wolle, als, Schincken, geräucher-
[Spaltenumbruch]

Nachg Nachtb
ten Zungen, Krebsen und derglei-
chen.

Nachgeburt, Affterbürde,
oder,
Secundinae,

Heisset alles dasjenige, was
gleich nach der Geburt von der
Kindbetterin zu gehen pfleget, als
da ist: die Nabelschnur, das Ader-
häutlein, das Schafhä[u]tlein samt
dem Mutterkuchen, Ge[w]ässer, und
dergleichen. Sie wird deßwegen
die Nachgeburt genennet, weil sie
nach der Geburt gleichsam in der
andern Geburt ans Tagelicht ge-
bracht wird, bißweilen pfleget sie
sich auch zu verhalten, und zurücke
zu bleiben.

Nach-Hochzeit,

Heisset man dasjenige Gast-
Gebot oder Mahlzeit, so man den
Tag nach der Hochzeit, oder kurtz
darauf hält und anstellt[;] zu solcher
Nach-Hochzeit werden [i]nsgemein
diejenigen Personen mit gezogen,
so wegen ihrer aufgetragenen Ver-
richtungen, dem rechten Hochzeit-
Mahl nicht beywohnen können,
als diejenigen Weiber, so in der
Kuchenkammer gewesen, einige
weitläufftige Freundinnen von
Seiten Braut und Brä[u]tigams, so
man bey dem erstern Hochzeit-
schmauß nicht füglich setzen können,
und andre dergleichen Personen.

Nach-Nifftel, oder, Urur-
Enckelin,

Heisset der Unter-Nifftel, oder
Urenckelin Tochter.

Nachtbecken, oder, Cam-
merbecken,

Ist ein von Zinn gegossenes

und
[Spaltenumbruch]
Nabelb Nache
N.
Nabel-Binde,

Iſt ein von weiſſer Leinwand
lang und ſchmahl geſchnittener
Streiff, wormit bey Einwinde-
lung und Beſchickung des Kindes
der Nabel eingebunden und ange-
drucket wird.

Nabelbruch,

So ſich insgemein bey denen
kleinen und neugebohrnen Kin-
dern findet, iſt eine Ausdehnung
und Heraustretung der Nabel-
ſchnure, ſo nicht recht verwahret
oder zu lang verknuͤpffet worden.

Nabelſchnure,

Iſt ein zuſammen gedreheter
hautichter Gang, drey Spannen
lang, eines Fingers dicke, wodurch
eine Blut- und zwey Puls-Adern
gehen, an dem einen Ende haͤnget
bey dem Gebaͤhren der Mutter-
Kuchen, an der andern das Kind.

Nabeltuͤchlein,

Iſt ein kleines von weicher Lein-
wand uͤber einander geſchlagenes
Tuͤchlein, ſo den kleinen Kinder-
lein auf den eingedruckten Nabel
geſchlagen, und bey dem Einwin-
deln unter die Nabel-Binde gele-
get wird.

Nach-Eſſen,

Heiſſet in denen Kuͤchen dasje-
nige Gerichte, ſo nach dem Fiſch
und Braten, noch vor der Zuge-
muͤſe auf die Tafel geſetzet wird, es
beſtehe nun ſolches, woraus es
wolle, als, Schincken, geraͤucher-
[Spaltenumbruch]

Nachg Nachtb
ten Zungen, Krebſen und derglei-
chen.

Nachgeburt, Affterbuͤrde,
oder,
Secundinæ,

Heiſſet alles dasjenige, was
gleich nach der Geburt von der
Kindbetterin zu gehen pfleget, als
da iſt: die Nabelſchnur, das Ader-
haͤutlein, das Schafhaͤ[u]tlein ſamt
dem Mutterkuchen, Ge[w]aͤſſer, und
dergleichen. Sie wird deßwegen
die Nachgeburt genennet, weil ſie
nach der Geburt gleichſam in der
andern Geburt ans Tagelicht ge-
bracht wird, bißweilen pfleget ſie
ſich auch zu verhalten, und zuruͤcke
zu bleiben.

Nach-Hochzeit,

Heiſſet man dasjenige Gaſt-
Gebot oder Mahlzeit, ſo man den
Tag nach der Hochzeit, oder kurtz
darauf haͤlt und anſtellt[;] zu ſolcher
Nach-Hochzeit werden [i]nsgemein
diejenigen Perſonen mit gezogen,
ſo wegen ihrer aufgetragenen Ver-
richtungen, dem rechten Hochzeit-
Mahl nicht beywohnen koͤnnen,
als diejenigen Weiber, ſo in der
Kuchenkammer geweſen, einige
weitlaͤufftige Freundinnen von
Seiten Braut und Braͤ[u]tigams, ſo
man bey dem erſtern Hochzeit-
ſchmauß nicht fuͤglich ſetzen koͤñen,
und andre dergleichen Perſonen.

Nach-Nifftel, oder, Urur-
Enckelin,

Heiſſet der Unter-Nifftel, oder
Urenckelin Tochter.

Nachtbecken, oder, Cam-
merbecken,

Iſt ein von Zinn gegoſſenes

und
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[0678] Nabelb Nache Nachg Nachtb N. Nabel-Binde, Iſt ein von weiſſer Leinwand lang und ſchmahl geſchnittener Streiff, wormit bey Einwinde- lung und Beſchickung des Kindes der Nabel eingebunden und ange- drucket wird. Nabelbruch, So ſich insgemein bey denen kleinen und neugebohrnen Kin- dern findet, iſt eine Ausdehnung und Heraustretung der Nabel- ſchnure, ſo nicht recht verwahret oder zu lang verknuͤpffet worden. Nabelſchnure, Iſt ein zuſammen gedreheter hautichter Gang, drey Spannen lang, eines Fingers dicke, wodurch eine Blut- und zwey Puls-Adern gehen, an dem einen Ende haͤnget bey dem Gebaͤhren der Mutter- Kuchen, an der andern das Kind. Nabeltuͤchlein, Iſt ein kleines von weicher Lein- wand uͤber einander geſchlagenes Tuͤchlein, ſo den kleinen Kinder- lein auf den eingedruckten Nabel geſchlagen, und bey dem Einwin- deln unter die Nabel-Binde gele- get wird. Nach-Eſſen, Heiſſet in denen Kuͤchen dasje- nige Gerichte, ſo nach dem Fiſch und Braten, noch vor der Zuge- muͤſe auf die Tafel geſetzet wird, es beſtehe nun ſolches, woraus es wolle, als, Schincken, geraͤucher- ten Zungen, Krebſen und derglei- chen. Nachgeburt, Affterbuͤrde, oder, Secundinæ, Heiſſet alles dasjenige, was gleich nach der Geburt von der Kindbetterin zu gehen pfleget, als da iſt: die Nabelſchnur, das Ader- haͤutlein, das Schafhaͤutlein ſamt dem Mutterkuchen, Gewaͤſſer, und dergleichen. Sie wird deßwegen die Nachgeburt genennet, weil ſie nach der Geburt gleichſam in der andern Geburt ans Tagelicht ge- bracht wird, bißweilen pfleget ſie ſich auch zu verhalten, und zuruͤcke zu bleiben. Nach-Hochzeit, Heiſſet man dasjenige Gaſt- Gebot oder Mahlzeit, ſo man den Tag nach der Hochzeit, oder kurtz darauf haͤlt und anſtellt; zu ſolcher Nach-Hochzeit werden insgemein diejenigen Perſonen mit gezogen, ſo wegen ihrer aufgetragenen Ver- richtungen, dem rechten Hochzeit- Mahl nicht beywohnen koͤnnen, als diejenigen Weiber, ſo in der Kuchenkammer geweſen, einige weitlaͤufftige Freundinnen von Seiten Braut und Braͤutigams, ſo man bey dem erſtern Hochzeit- ſchmauß nicht fuͤglich ſetzen koͤñen, und andre dergleichen Perſonen. Nach-Nifftel, oder, Urur- Enckelin, Heiſſet der Unter-Nifftel, oder Urenckelin Tochter. Nachtbecken, oder, Cam- merbecken, Iſt ein von Zinn gegoſſenes und

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/678>, abgerufen am 26.04.2024.