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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Oehl Ohr
chen werden, die Augen werden
durch die gantze Karte gezehlet, wer
die meisten zusammen bringet, der
gewinnet.

Oehl. siehe. Baumöl.
Oehlbulle, oder, Oehlflasche,

Ist eine kleine irdene Flasche,
worinnen das Brennöl, so in der
Küche verbrauchet wird, verwah-
ret stehet.

Ohrendrat,

Ist ein von Gold oder Silber
nach dem Ohr eingebogner Drat,
mit einem halben Ringlein und
Gehencke versehen, dessen sich das
Frauenzimmer zu bedienen pfleget,
wenn sich selbiges die Ohren nicht
durchlöchern läßt.

Ohrgehencke,

Seynd Gold- und schwartz-ge-
ätzte Zierrathen, mit Diamanten,
Perlen und andern Edelgesteinen
versetzet, zu weilenauch aus einem
Stücke, als rothen grossen Coral-
len und andern Flüssen bestehend,
so das Frauenzimmer in die Ohren-
Ringe mit einschliesset. In
Brasilien henget das Frauenzim-
mer ein von vielen Schneckenhäu-
sern zusammen gesetztes Kleinod,
an statt der Ohrengehencke in die
Ohren.

das Ohr klinget,

Ist eine lächerliche und aber-
bergläubische Meynung des Frau-
envolcks, so in denen wunderlichen
Gedancken stehet, ob würde selbi-
ges von iemand belogen, wenn ih-
nen das Ohr klinget, dergleichen
[Spaltenumbruch]

Ohren Olha
einfältige Muthmassung sie auch
hegen, wenn sie Blasen auf der
Zunge bekommen.

Ohren-Lappen,

Ist ein von schwartzen Sam-
met geschnittener, und nach dem
Kopff eingerichteter Streiff, mit
einem spitzigen Schnäpfflein über
die Stirne, und zwey rund hervor-
gehenden kleinen Theilen über die
Ohren, dessen sich das Ulmerische
Frauenzimmer unter ihre so ge-
nannten Böhmischen und Bo-
den-Hauben, Umgeschläge, und
Kappen von Rauchwerck zu bedie-
nen pfleget.

Ohrenmorgeln. siehe. Mor-
geln.
Ohren-Ringe,

Seynd kleine goldne, schwartz-
geätzte mit Diamanten, Perlen
und andern Jubelen ausgesetzte
Ringlein, so das Frauenzimmer
in den Ohren zu tragen pfleget.

Olha,

Des Moscowitischen Fürstens
Igoris Gemahlin, eine behertzte
und heroische Dame, darbey von
grosser List und Klugheit. Denn
als Maledittus Fürst der Drevu-
lianer ihren Gemahl umgebracht,
und nach solchen Mord 20. Ge-
sandten an sie schickte, mit aufge-
tragner Werbung, ob sie ihn zum
Gemahl haben wolte, hat sie alle
diese Werber niedermachen lassen,
und hingegen ihre Abgeordneten
an den Maledittum geschicket, mit
dem Vermelden, daß wenn er um
sie werben wolte, er vornehmere

Abge-

[Spaltenumbruch]

Oehl Ohr
chen werden, die Augen werden
durch die gantze Karte gezehlet, wer
die meiſten zuſammen bringet, der
gewinnet.

Oehl. ſiehe. Baumoͤl.
Oehlbulle, oder, Oehlflaſche,

Iſt eine kleine irdene Flaſche,
worinnen das Brennoͤl, ſo in der
Kuͤche verbrauchet wird, verwah-
ret ſtehet.

Ohrendrat,

Iſt ein von Gold oder Silber
nach dem Ohr eingebogner Drat,
mit einem halben Ringlein und
Gehencke verſehen, deſſen ſich das
Frauenzimmer zu bedienen pfleget,
wenn ſich ſelbiges die Ohren nicht
durchloͤchern laͤßt.

Ohrgehencke,

Seynd Gold- und ſchwartz-ge-
aͤtzte Zierrathen, mit Diamanten,
Perlen und andern Edelgeſteinen
verſetzet, zu weilenauch aus einem
Stuͤcke, als rothen groſſen Coral-
len und andern Fluͤſſen beſtehend,
ſo das Frauenzimmer in die Ohren-
Ringe mit einſchlieſſet. In
Braſilien henget das Frauenzim-
mer ein von vielen Schneckenhaͤu-
ſern zuſammen geſetztes Kleinod,
an ſtatt der Ohrengehencke in die
Ohren.

das Ohr klinget,

Iſt eine laͤcherliche und aber-
berglaͤubiſche Meynung des Frau-
envolcks, ſo in denen wunderlichen
Gedancken ſtehet, ob wuͤrde ſelbi-
ges von iemand belogen, wenn ih-
nen das Ohr klinget, dergleichen
[Spaltenumbruch]

Ohren Olha
einfaͤltige Muthmaſſung ſie auch
hegen, wenn ſie Blaſen auf der
Zunge bekommen.

Ohren-Lappen,

Iſt ein von ſchwartzen Sam-
met geſchnittener, und nach dem
Kopff eingerichteter Streiff, mit
einem ſpitzigen Schnaͤpfflein uͤber
die Stirne, und zwey rund hervor-
gehenden kleinen Theilen uͤber die
Ohren, deſſen ſich das Ulmeriſche
Frauenzimmer unter ihre ſo ge-
nannten Boͤhmiſchen und Bo-
den-Hauben, Umgeſchlaͤge, und
Kappen von Rauchwerck zu bedie-
nen pfleget.

Ohrenmorgeln. ſiehe. Mor-
geln.
Ohren-Ringe,

Seynd kleine goldne, ſchwartz-
geaͤtzte mit Diamanten, Perlen
und andern Jubelen ausgeſetzte
Ringlein, ſo das Frauenzimmer
in den Ohren zu tragen pfleget.

Olha,

Des Moſcowitiſchen Fuͤrſtens
Igoris Gemahlin, eine behertzte
und heroiſche Dame, darbey von
groſſer Liſt und Klugheit. Denn
als Maledittus Fuͤrſt der Drevu-
lianer ihren Gemahl umgebracht,
und nach ſolchen Mord 20. Ge-
ſandten an ſie ſchickte, mit aufge-
tragner Werbung, ob ſie ihn zum
Gemahl haben wolte, hat ſie alle
dieſe Werber niedermachen laſſen,
und hingegen ihre Abgeordneten
an den Maledittum geſchicket, mit
dem Vermelden, daß wenn er um
ſie werben wolte, er vornehmere

Abge-
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[0700] Oehl Ohr Ohren Olha chen werden, die Augen werden durch die gantze Karte gezehlet, wer die meiſten zuſammen bringet, der gewinnet. Oehl. ſiehe. Baumoͤl. Oehlbulle, oder, Oehlflaſche, Iſt eine kleine irdene Flaſche, worinnen das Brennoͤl, ſo in der Kuͤche verbrauchet wird, verwah- ret ſtehet. Ohrendrat, Iſt ein von Gold oder Silber nach dem Ohr eingebogner Drat, mit einem halben Ringlein und Gehencke verſehen, deſſen ſich das Frauenzimmer zu bedienen pfleget, wenn ſich ſelbiges die Ohren nicht durchloͤchern laͤßt. Ohrgehencke, Seynd Gold- und ſchwartz-ge- aͤtzte Zierrathen, mit Diamanten, Perlen und andern Edelgeſteinen verſetzet, zu weilenauch aus einem Stuͤcke, als rothen groſſen Coral- len und andern Fluͤſſen beſtehend, ſo das Frauenzimmer in die Ohren- Ringe mit einſchlieſſet. In Braſilien henget das Frauenzim- mer ein von vielen Schneckenhaͤu- ſern zuſammen geſetztes Kleinod, an ſtatt der Ohrengehencke in die Ohren. das Ohr klinget, Iſt eine laͤcherliche und aber- berglaͤubiſche Meynung des Frau- envolcks, ſo in denen wunderlichen Gedancken ſtehet, ob wuͤrde ſelbi- ges von iemand belogen, wenn ih- nen das Ohr klinget, dergleichen einfaͤltige Muthmaſſung ſie auch hegen, wenn ſie Blaſen auf der Zunge bekommen. Ohren-Lappen, Iſt ein von ſchwartzen Sam- met geſchnittener, und nach dem Kopff eingerichteter Streiff, mit einem ſpitzigen Schnaͤpfflein uͤber die Stirne, und zwey rund hervor- gehenden kleinen Theilen uͤber die Ohren, deſſen ſich das Ulmeriſche Frauenzimmer unter ihre ſo ge- nannten Boͤhmiſchen und Bo- den-Hauben, Umgeſchlaͤge, und Kappen von Rauchwerck zu bedie- nen pfleget. Ohrenmorgeln. ſiehe. Mor- geln. Ohren-Ringe, Seynd kleine goldne, ſchwartz- geaͤtzte mit Diamanten, Perlen und andern Jubelen ausgeſetzte Ringlein, ſo das Frauenzimmer in den Ohren zu tragen pfleget. Olha, Des Moſcowitiſchen Fuͤrſtens Igoris Gemahlin, eine behertzte und heroiſche Dame, darbey von groſſer Liſt und Klugheit. Denn als Maledittus Fuͤrſt der Drevu- lianer ihren Gemahl umgebracht, und nach ſolchen Mord 20. Ge- ſandten an ſie ſchickte, mit aufge- tragner Werbung, ob ſie ihn zum Gemahl haben wolte, hat ſie alle dieſe Werber niedermachen laſſen, und hingegen ihre Abgeordneten an den Maledittum geſchicket, mit dem Vermelden, daß wenn er um ſie werben wolte, er vornehmere Abge-

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/700>, abgerufen am 26.04.2024.