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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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MAn weiß erstlich die alten Reim vnnd Regeln von
den zwölfften/ Jtem vom Wochentage deß Christtags/ nemlich/ das
sich das Gewitter der 12. Monate richten sol nach dem Gewitter der
nechst auffeinander folgenden 12. tage vom Christtage anzusangen/ Jtem auff
was für einen Wochentag der Christtag fellet/ nach dem sol das folgende Jar
geartet sein. So weiß man auch die vers von Paul bekehrung tage. Was aber
von solchem allen zu halten/ ist aus dem 1. Cap. meines Progn. auffs 1616
jahr offenbar. Sonsten haben die alten Chaldaeer einen periodum von 12. jah-
ren gehabt/ in welchen sie vermeinet/ das deß Gewitters/ der fruchtbarkeit vnd
anderer zufälle verenderung herumb keme/ vnd also zum exempel dieses jahr e-
ben so geartet were/ als das zwölffte vorhergehende. Wie denn von dieser zwölff-
jährigen zeit ein vornehmer alter Scribente Censorinus im 18 Cap. also
schreibt: Proxime hanc magnitudinem, quae vocatur Dodecaeteris, ex an-
nis vertentibus duodecim. Huic anno Chaldaico nomen est: quem Gene-
thliaci non ad Solis Lunaeq; cursus, sed ad observationes alias habent ac-
commodatum, quod in eo dicunt tempestates frugumq; proventus, ac ste-
rilitates, item morbos salubritatesq; circumire.
Das ist Hiernach folgt ei-
ne form der zeit/ welche Dodecaetoris genennet wird/ nemlich eine zeit von 12
Sonnen Jahren. Diese heisset mit besonderm namen das Chaldaeische Jahr:
Welcher zeit form die Chaldaeischen Nativitetsteller sich gebrauchen nicht zun
observationibus der Sonnen oder deß Monds laufs/ sondern weil sie vermei-
nen/ das in derselben zeit die verenderung deß Gewittees/ der fruchtbarkeit vnnd
vnfruchtbarkeit/ Jtem der Kranckheiten vnd Gesundheit herumb komme. Ja
es haben dieselben Chaldaeer jeglichem Sonnenjahr dieser zwölffjährigen zeit
seinen besondern Thieres nahmen gegeben/ welcher die art desselben Jahres an-
zeigen solt/ Als das sie ein Pest jar genennet Serpentem, das Schlangen jahr:
ein fruchtbar jahr Leporem, das Hasenjahr: ein vnfruchtbares vnd tewres
Murem, das Meusejar etc. Wie solche namen alle zwölff zu finden sind beym
Scaligero de Emendat. Temp. 2. cap. De periodo Chaldaeorum Alexan-
draea.
Woher nun die Abergläubische Chaldaeer die rationes vnd gründe
dieses periodi genommen haben mögen/ kan man nicht wissen. Aus erfahren-
heit kan es nicht hergeflossen sein/ denn die lehret vns/ das diß nichts sey. Es
haben zwar die Astrologi aller zeit gemeinet/ wenn ein vmblauff aller oder der
meisten Planeten geschehe/ so das sie wiederumb an jhre vorige stellen/ an denen
sie vor etlich viel jahren gewesen (quam revolutionem vocant apoka tastasin
planetarum) gelangeten/ so wütde auch wiederumb die verenderung der mei-

sten

MAn weiß erſtlich die alten Reim vnnd Regeln von
den zwoͤlfften/ Jtem vom Wochentage deß Chriſttags/ nemlich/ das
ſich das Gewitter der 12. Monate richten ſol nach dem Gewitter der
nechſt auffeinander folgenden 12. tage vom Chriſttage anzuſangen/ Jtem auff
was fuͤr einen Wochentag der Chriſttag fellet/ nach dem ſol das folgende Jar
geartet ſein. So weiß man auch die vers von Paul bekehrung tage. Was aber
von ſolchem allen zu halten/ iſt aus dem 1. Cap. meines Progn. auffs 1616
jahr offenbar. Sonſten haben die alten Chaldæer einen periodum von 12. jah-
ren gehabt/ in welchen ſie vermeinet/ das deß Gewitters/ der fruchtbarkeit vnd
anderer zufaͤlle verenderung herumb keme/ vnd alſo zum exempel dieſes jahr e-
ben ſo geartet were/ als das zwoͤlffte vorhergehende. Wie denn von dieſer zwoͤlff-
jaͤhrigen zeit ein vornehmer alter Scribente Cenſorinus im 18 Cap. alſo
ſchreibt: Proxime hanc magnitudinem, quæ vocatur Dodecaeteris, ex an-
nis vertentibus duodecim. Huic anno Chaldaico nomen eſt: quem Gene-
thliaci non ad Solis Lunæq́; curſus, ſed ad obſervationes alias habent ac-
commodatum, quod in eo dicunt tempeſtates frugumq́; proventus, ac ſte-
rilitates, item morbos ſalubritatesq́; circumire.
Das iſt Hiernach folgt ei-
ne form der zeit/ welche Dodecaetoris genennet wird/ nemlich eine zeit von 12
Sonnen Jahren. Dieſe heiſſet mit beſonderm namen das Chaldæiſche Jahr:
Welcher zeit form die Chaldæiſchen Nativitetſteller ſich gebrauchen nicht zun
obſervationibus der Sonnen oder deß Monds laufs/ ſondern weil ſie vermei-
nen/ das in derſelben zeit die verenderung deß Gewittees/ der fruchtbarkeit vnnd
vnfruchtbarkeit/ Jtem der Kranckheiten vnd Geſundheit herumb komme. Ja
es haben dieſelben Chaldæer jeglichem Sonnenjahr dieſer zwoͤlffjaͤhrigen zeit
ſeinen beſondern Thieres nahmen gegeben/ welcher die art deſſelben Jahres an-
zeigen ſolt/ Als das ſie ein Peſt jar genennet Serpentem, das Schlangen jahr:
ein fruchtbar jahr Leporem, das Haſenjahr: ein vnfruchtbares vnd tewres
Murem, das Meuſejar etc. Wie ſolche namen alle zwoͤlff zu finden ſind beym
Scaligero de Emendat. Temp. 2. cap. De periodo Chaldæorum Alexan-
dræa.
Woher nun die Aberglaͤubiſche Chaldæer die rationes vnd gruͤnde
dieſes periodi genommen haben moͤgen/ kan man nicht wiſſen. Aus erfahren-
heit kan es nicht hergefloſſen ſein/ denn die lehret vns/ das diß nichts ſey. Es
haben zwar die Aſtrologi aller zeit gemeinet/ wenn ein vmblauff aller oder der
meiſten Planeten geſchehe/ ſo das ſie wiederumb an jhre vorige ſtellen/ an denen
ſie vor etlich viel jahren geweſẽ (quam revolutionem vocant ἁποϰά ταϛασιν
planetarum) gelangeten/ ſo wuͤtde auch wiederumb die verenderung der mei-

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[0078] MAn weiß erſtlich die alten Reim vnnd Regeln von den zwoͤlfften/ Jtem vom Wochentage deß Chriſttags/ nemlich/ das ſich das Gewitter der 12. Monate richten ſol nach dem Gewitter der nechſt auffeinander folgenden 12. tage vom Chriſttage anzuſangen/ Jtem auff was fuͤr einen Wochentag der Chriſttag fellet/ nach dem ſol das folgende Jar geartet ſein. So weiß man auch die vers von Paul bekehrung tage. Was aber von ſolchem allen zu halten/ iſt aus dem 1. Cap. meines Progn. auffs 1616 jahr offenbar. Sonſten haben die alten Chaldæer einen periodum von 12. jah- ren gehabt/ in welchen ſie vermeinet/ das deß Gewitters/ der fruchtbarkeit vnd anderer zufaͤlle verenderung herumb keme/ vnd alſo zum exempel dieſes jahr e- ben ſo geartet were/ als das zwoͤlffte vorhergehende. Wie denn von dieſer zwoͤlff- jaͤhrigen zeit ein vornehmer alter Scribente Cenſorinus im 18 Cap. alſo ſchreibt: Proxime hanc magnitudinem, quæ vocatur Dodecaeteris, ex an- nis vertentibus duodecim. Huic anno Chaldaico nomen eſt: quem Gene- thliaci non ad Solis Lunæq́; curſus, ſed ad obſervationes alias habent ac- commodatum, quod in eo dicunt tempeſtates frugumq́; proventus, ac ſte- rilitates, item morbos ſalubritatesq́; circumire. Das iſt Hiernach folgt ei- ne form der zeit/ welche Dodecaetoris genennet wird/ nemlich eine zeit von 12 Sonnen Jahren. Dieſe heiſſet mit beſonderm namen das Chaldæiſche Jahr: Welcher zeit form die Chaldæiſchen Nativitetſteller ſich gebrauchen nicht zun obſervationibus der Sonnen oder deß Monds laufs/ ſondern weil ſie vermei- nen/ das in derſelben zeit die verenderung deß Gewittees/ der fruchtbarkeit vnnd vnfruchtbarkeit/ Jtem der Kranckheiten vnd Geſundheit herumb komme. Ja es haben dieſelben Chaldæer jeglichem Sonnenjahr dieſer zwoͤlffjaͤhrigen zeit ſeinen beſondern Thieres nahmen gegeben/ welcher die art deſſelben Jahres an- zeigen ſolt/ Als das ſie ein Peſt jar genennet Serpentem, das Schlangen jahr: ein fruchtbar jahr Leporem, das Haſenjahr: ein vnfruchtbares vnd tewres Murem, das Meuſejar etc. Wie ſolche namen alle zwoͤlff zu finden ſind beym Scaligero de Emendat. Temp. 2. cap. De periodo Chaldæorum Alexan- dræa. Woher nun die Aberglaͤubiſche Chaldæer die rationes vnd gruͤnde dieſes periodi genommen haben moͤgen/ kan man nicht wiſſen. Aus erfahren- heit kan es nicht hergefloſſen ſein/ denn die lehret vns/ das diß nichts ſey. Es haben zwar die Aſtrologi aller zeit gemeinet/ wenn ein vmblauff aller oder der meiſten Planeten geſchehe/ ſo das ſie wiederumb an jhre vorige ſtellen/ an denen ſie vor etlich viel jahren geweſẽ (quam revolutionem vocant ἁποϰά ταϛασιν planetarum) gelangeten/ ſo wuͤtde auch wiederumb die verenderung der mei- ſten

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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/78>, abgerufen am 26.04.2024.