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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
und das Gewissen sich selbst fragt/ werde ich auch Gott im Himmel im
Schos immerzu sitzen bleiben? Es sind wol mehr heilige Leute entfallen
von des rechten Glaubens Trost! ietzt stehe ich/ vielleicht werde ich morgen
fallen und umb mein Theil des Himmelreichs und ewiger Seligkeit kom-
men! Antwort: Auff seiten Gottes fehlet es niemal/ wer nach seiner re-
gul,
in seiner Ordnung gehet/ den wird Er nicht fallen lassen. Jsts nicht
also/ wann dir Gott der Herr hätt 70. Jahr zu leben versprochen/ doch
mit dem Geding/ daß du ordentliche Speise zu dir nehmen/ diet halten/
im Fall der Noth Artzney brauchen sollest/ dir würde nicht zweifeln/ so fern
du ersterwehnter Ordnung nachgeleben würdest/ es werde dein Alter so
hoch kommen/ wie zugesagt: Also weil dir Gott der Herr Bestän-
digkeit seiner Gnade/ und endlich gar das ewige selige Leben zugesagt/ in
gewisser Ordnung und Beding/ so hastu dich auch zu versichern/ es werde
also geschehen/ dann treu Er ist.

Aber wie nächst erwehnet worden/ gehöret darzu 4. cura reti-
nendi,
die Hut-Sorge/ daß wir diesen werthen Gast behalten;
Er ist ein zarter Gast/ er will wol gehalten seyn/ daß man ihn nicht betrübe;
David hats erfahren/ was es sey/ wann einer einmal den guten Geist ver-
lohren/ welch monstrum er worden? darumb bittet er so inständig/ Gott
wolle seinen Heiligen Geist nicht von ihm nehmen; Das soll auch unser
täglich Gebet und Wundsch seyn/ damit wir diese Predigt beschliessen:
Schaffe in mir GOTT ein reines Hertz/ und gib mir einenPsal. 51, 12.
13. 14.

neuen gewissen Geist! verwirff mich nicht von deinem An-
gesicht/ und nim deinen Heiligen Geist nicht von mir. Tröste
mich wider mit deiner Hülffe/ und der freudige Geist enthalte

mich! Er wolle uns behüten an unserm Ende/ wann wir
heimfahren aus diesem Elende/ Alleluja/

Amen.



Die

Predigt.
und das Gewiſſen ſich ſelbſt fragt/ werde ich auch Gott im Himmel im
Schos immerzu ſitzen bleiben? Es ſind wol mehr heilige Leute entfallen
von des rechten Glaubens Troſt! ietzt ſtehe ich/ vielleicht werde ich morgen
fallen und umb mein Theil des Himmelreichs und ewiger Seligkeit kom-
men! Antwort: Auff ſeiten Gottes fehlet es niemal/ wer nach ſeiner re-
gul,
in ſeiner Ordnung gehet/ den wird Er nicht fallen laſſen. Jſts nicht
alſo/ wann dir Gott der Herr haͤtt 70. Jahr zu leben verſprochen/ doch
mit dem Geding/ daß du ordentliche Speiſe zu dir nehmen/ diet halten/
im Fall der Noth Artzney brauchen ſolleſt/ dir wuͤrde nicht zweifeln/ ſo fern
du erſterwehnter Ordnung nachgeleben wuͤrdeſt/ es werde dein Alter ſo
hoch kommen/ wie zugeſagt: Alſo weil dir Gott der Herr Beſtaͤn-
digkeit ſeiner Gnade/ und endlich gar das ewige ſelige Leben zugeſagt/ in
gewiſſer Ordnung und Beding/ ſo haſtu dich auch zu verſichern/ es werde
alſo geſchehen/ dann treu Er iſt.

Aber wie naͤchſt erwehnet worden/ gehoͤret darzu 4. cura reti-
nendi,
die Hut-Sorge/ daß wir dieſen werthen Gaſt behalten;
Er iſt ein zarter Gaſt/ er will wol gehalten ſeyn/ daß man ihn nicht betruͤbe;
David hats erfahren/ was es ſey/ wann einer einmal den guten Geiſt ver-
lohren/ welch monſtrum er worden? darumb bittet er ſo inſtaͤndig/ Gott
wolle ſeinen Heiligen Geiſt nicht von ihm nehmen; Das ſoll auch unſer
taͤglich Gebet und Wundſch ſeyn/ damit wir dieſe Predigt beſchlieſſen:
Schaffe in mir GOTT ein reines Hertz/ und gib mir einenPſal. 51, 12.
13. 14.

neuen gewiſſen Geiſt! verwirff mich nicht von deinem An-
geſicht/ und nim deinen Heiligen Geiſt nicht von mir. Troͤſte
mich wider mit deiner Huͤlffe/ und der freudige Geiſt enthalte

mich! Er wolle uns behuͤten an unſerm Ende/ wann wir
heimfahren aus dieſem Elende/ Alleluja/

Amen.



Die
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[255/0287] Predigt. und das Gewiſſen ſich ſelbſt fragt/ werde ich auch Gott im Himmel im Schos immerzu ſitzen bleiben? Es ſind wol mehr heilige Leute entfallen von des rechten Glaubens Troſt! ietzt ſtehe ich/ vielleicht werde ich morgen fallen und umb mein Theil des Himmelreichs und ewiger Seligkeit kom- men! Antwort: Auff ſeiten Gottes fehlet es niemal/ wer nach ſeiner re- gul, in ſeiner Ordnung gehet/ den wird Er nicht fallen laſſen. Jſts nicht alſo/ wann dir Gott der Herr haͤtt 70. Jahr zu leben verſprochen/ doch mit dem Geding/ daß du ordentliche Speiſe zu dir nehmen/ diet halten/ im Fall der Noth Artzney brauchen ſolleſt/ dir wuͤrde nicht zweifeln/ ſo fern du erſterwehnter Ordnung nachgeleben wuͤrdeſt/ es werde dein Alter ſo hoch kommen/ wie zugeſagt: Alſo weil dir Gott der Herr Beſtaͤn- digkeit ſeiner Gnade/ und endlich gar das ewige ſelige Leben zugeſagt/ in gewiſſer Ordnung und Beding/ ſo haſtu dich auch zu verſichern/ es werde alſo geſchehen/ dann treu Er iſt. Aber wie naͤchſt erwehnet worden/ gehoͤret darzu 4. cura reti- nendi, die Hut-Sorge/ daß wir dieſen werthen Gaſt behalten; Er iſt ein zarter Gaſt/ er will wol gehalten ſeyn/ daß man ihn nicht betruͤbe; David hats erfahren/ was es ſey/ wann einer einmal den guten Geiſt ver- lohren/ welch monſtrum er worden? darumb bittet er ſo inſtaͤndig/ Gott wolle ſeinen Heiligen Geiſt nicht von ihm nehmen; Das ſoll auch unſer taͤglich Gebet und Wundſch ſeyn/ damit wir dieſe Predigt beſchlieſſen: Schaffe in mir GOTT ein reines Hertz/ und gib mir einen neuen gewiſſen Geiſt! verwirff mich nicht von deinem An- geſicht/ und nim deinen Heiligen Geiſt nicht von mir. Troͤſte mich wider mit deiner Huͤlffe/ und der freudige Geiſt enthalte mich! Er wolle uns behuͤten an unſerm Ende/ wann wir heimfahren aus dieſem Elende/ Alleluja/ Amen. Pſal. 51, 12. 13. 14. Die

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/287>, abgerufen am 26.04.2024.