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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Des Cammer Wesens, 1. Abschnitt, von den
denen beyzupflichten, die solche unmöglich nennen. Sind
unsere Gedanken gegründet, die wir in dem ersten
Theile §. 20 und folgenden von den Würkungen der
Natur, und §. 54 folg. von den Mineralien gebildet ha-
ben, so haben wir Grund zu schlüssen, daß das Goldmachen
keine Verwandelung der Metallen, sondern nur eine Nach-
ahmung der Natur sey, welche die Säfte der Natur
in gehöriger Verhältniß coaguliret. Dieß ist genug,
die Möglichkeit der Sache zu beweisen. Dennoch
aber würde ich es niemals einem Fürsten rathen, zu die-
ser Beschäftigung seine Zuflucht zu nehmen, um seine
Chatoul-Güter zu gründen. Unter vielen tausenden,
die diese Nachahmung der Natur gesuchet, hat kaum
einer diese gefunden. Nun ist es eine allgemeine
Regel, daß man eine wichtige Absicht auszuführen, sei-
ne Zuflucht nicht zu ungewissen Mitteln nehmen müs-
se. Wer in der Untersuchung der Natur sein unschul-
diges Vergnügen suchet, und von den allgemeinen
Würkungen der Natur richtige Begriffe hat, der wird
es auch verstehen, wie er mit wenigen Kosten regelmäs-
sige Versuche anstellen könne, und allemahl alsdenn
zufrieden seyn, wenn er durch die Versuche zur ge-
naueren Erkenntniß der Natur geführet wird. Jn
so weit kann man auch einem Fürsten diese Beschäfti-
gung nicht widerrathen. Dieß bestimmet zugleich die
Antwort auf den andern Punkt, von der Beschaffen-
heit der Personen die zur Erreichung dieses Endzwecks
können gebraucht werden. Wie kann man einem Men-
schen glauben, der seine Dienste einem Fürsten, Gold
zu machen, anbietet, und bey den Versuchen unendlich
viele Kosten machet. Verstehet er die Kunst, wie
kann er einem Fürsten unendlich viele Kosten machen?
Verstehet er die Kunst nicht, wie kann er einen solchen
Ausgang seiner Versuche mit Gewisheit versichern?

§. 10.

Des Cammer Weſens, 1. Abſchnitt, von den
denen beyzupflichten, die ſolche unmoͤglich nennen. Sind
unſere Gedanken gegruͤndet, die wir in dem erſten
Theile §. 20 und folgenden von den Wuͤrkungen der
Natur, und §. 54 folg. von den Mineralien gebildet ha-
ben, ſo haben wir Grund zu ſchluͤſſen, daß das Goldmachen
keine Verwandelung der Metallen, ſondern nur eine Nach-
ahmung der Natur ſey, welche die Saͤfte der Natur
in gehoͤriger Verhaͤltniß coaguliret. Dieß iſt genug,
die Moͤglichkeit der Sache zu beweiſen. Dennoch
aber wuͤrde ich es niemals einem Fuͤrſten rathen, zu die-
ſer Beſchaͤftigung ſeine Zuflucht zu nehmen, um ſeine
Chatoul-Guͤter zu gruͤnden. Unter vielen tauſenden,
die dieſe Nachahmung der Natur geſuchet, hat kaum
einer dieſe gefunden. Nun iſt es eine allgemeine
Regel, daß man eine wichtige Abſicht auszufuͤhren, ſei-
ne Zuflucht nicht zu ungewiſſen Mitteln nehmen muͤſ-
ſe. Wer in der Unterſuchung der Natur ſein unſchul-
diges Vergnuͤgen ſuchet, und von den allgemeinen
Wuͤrkungen der Natur richtige Begriffe hat, der wird
es auch verſtehen, wie er mit wenigen Koſten regelmaͤſ-
ſige Verſuche anſtellen koͤnne, und allemahl alsdenn
zufrieden ſeyn, wenn er durch die Verſuche zur ge-
naueren Erkenntniß der Natur gefuͤhret wird. Jn
ſo weit kann man auch einem Fuͤrſten dieſe Beſchaͤfti-
gung nicht widerrathen. Dieß beſtimmet zugleich die
Antwort auf den andern Punkt, von der Beſchaffen-
heit der Perſonen die zur Erreichung dieſes Endzwecks
koͤnnen gebraucht werden. Wie kann man einem Men-
ſchen glauben, der ſeine Dienſte einem Fuͤrſten, Gold
zu machen, anbietet, und bey den Verſuchen unendlich
viele Koſten machet. Verſtehet er die Kunſt, wie
kann er einem Fuͤrſten unendlich viele Koſten machen?
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Ausgang ſeiner Verſuche mit Gewisheit verſichern?

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[564/0584] Des Cammer Weſens, 1. Abſchnitt, von den denen beyzupflichten, die ſolche unmoͤglich nennen. Sind unſere Gedanken gegruͤndet, die wir in dem erſten Theile §. 20 und folgenden von den Wuͤrkungen der Natur, und §. 54 folg. von den Mineralien gebildet ha- ben, ſo haben wir Grund zu ſchluͤſſen, daß das Goldmachen keine Verwandelung der Metallen, ſondern nur eine Nach- ahmung der Natur ſey, welche die Saͤfte der Natur in gehoͤriger Verhaͤltniß coaguliret. Dieß iſt genug, die Moͤglichkeit der Sache zu beweiſen. Dennoch aber wuͤrde ich es niemals einem Fuͤrſten rathen, zu die- ſer Beſchaͤftigung ſeine Zuflucht zu nehmen, um ſeine Chatoul-Guͤter zu gruͤnden. Unter vielen tauſenden, die dieſe Nachahmung der Natur geſuchet, hat kaum einer dieſe gefunden. Nun iſt es eine allgemeine Regel, daß man eine wichtige Abſicht auszufuͤhren, ſei- ne Zuflucht nicht zu ungewiſſen Mitteln nehmen muͤſ- ſe. Wer in der Unterſuchung der Natur ſein unſchul- diges Vergnuͤgen ſuchet, und von den allgemeinen Wuͤrkungen der Natur richtige Begriffe hat, der wird es auch verſtehen, wie er mit wenigen Koſten regelmaͤſ- ſige Verſuche anſtellen koͤnne, und allemahl alsdenn zufrieden ſeyn, wenn er durch die Verſuche zur ge- naueren Erkenntniß der Natur gefuͤhret wird. Jn ſo weit kann man auch einem Fuͤrſten dieſe Beſchaͤfti- gung nicht widerrathen. Dieß beſtimmet zugleich die Antwort auf den andern Punkt, von der Beſchaffen- heit der Perſonen die zur Erreichung dieſes Endzwecks koͤnnen gebraucht werden. Wie kann man einem Men- ſchen glauben, der ſeine Dienſte einem Fuͤrſten, Gold zu machen, anbietet, und bey den Verſuchen unendlich viele Koſten machet. Verſtehet er die Kunſt, wie kann er einem Fuͤrſten unendlich viele Koſten machen? Verſtehet er die Kunſt nicht, wie kann er einen ſolchen Ausgang ſeiner Verſuche mit Gewisheit verſichern? §. 10.

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/584>, abgerufen am 26.04.2024.