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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Des Cammer-Wesens, 2. Abschnitt,
weder forstmäßig fällen, oder entkräften. Das letzte
ist wider die bürgerliche Pflicht. Denn hiedurch
wird nicht nur eine Theurung im Staate verursachet,
sondern auch die Einkünfte des Guths werden ge-
schwächet. Dieß gereicht den Erben zum Schaden,
und ist wider die Regeln einer vernünftigen Wirth-
schaft. Wollen sie es forstmäßig fällen lassen, so
wird es ihnen gleichgültig seyn, ob die Cammer oder
ein anderer das Holz zum fällen bezahlt. Daher ist
es gewiß, daß sie hiebey nichts verliehren. Jch will
ferner beweisen, daß sie hiebey gewinnen. Hat die
Cammer die völlige Verwaltung des Holzes, so ist
eine geschärfte Aufsicht über das Holz leichter mög-
lich, dieß ist ein sicheres Mittel, das viele Holz-
Stehlen zu verhindern. Behält die Cammer die völ-
lige Verwaltung der Holzungen im Lande, so wird da-
Forst-Wesen in der Beziehung auf das ganze getrie-
ben. Daher kann allemahl gleich vieles Holz im
Lande bleiben, und also wird die Holzung fortdau-
rend. Das Holz kann besser vertheilt werden, daß
man das nicht zu geringern Absichten anwendet, was
zu wichtigern Absichten zu gebrauchen, und s. ferner.

*) Anmerk. Ein wichtiges Stück wird viele
zurück halten, dieser Lehre Beyfall zu geben. Sie
werden sagen: Behält die Cammer die Verwal-
tung des Holzes, so sind uns die Hände gebunden.
Wo bleibt denn unser Vortheil, den wir uns mit
Glaß-Hütten, Salz-Siedereyen und s. ferner ma-
chen können? Jch antworte: dergleichen Gewer-
ke mit dem Untergange des Holzes anlegen, dieß ist
nur ein scheinbahrer Vortheil, der in der Folge der
Zeit dem ganzen Staate Schaden verursachet. Die
Lust, einen solchen Vortheil zu gewinnen, wird dem
Besitzer des Guthes, wenn ihm bey dem Gebrau-
che des Holzes die Hände gebunden sind, auf al-

Des Cammer-Weſens, 2. Abſchnitt,
weder forſtmaͤßig faͤllen, oder entkraͤften. Das letzte
iſt wider die buͤrgerliche Pflicht. Denn hiedurch
wird nicht nur eine Theurung im Staate verurſachet,
ſondern auch die Einkuͤnfte des Guths werden ge-
ſchwaͤchet. Dieß gereicht den Erben zum Schaden,
und iſt wider die Regeln einer vernuͤnftigen Wirth-
ſchaft. Wollen ſie es forſtmaͤßig faͤllen laſſen, ſo
wird es ihnen gleichguͤltig ſeyn, ob die Cammer oder
ein anderer das Holz zum faͤllen bezahlt. Daher iſt
es gewiß, daß ſie hiebey nichts verliehren. Jch will
ferner beweiſen, daß ſie hiebey gewinnen. Hat die
Cammer die voͤllige Verwaltung des Holzes, ſo iſt
eine geſchaͤrfte Aufſicht uͤber das Holz leichter moͤg-
lich, dieß iſt ein ſicheres Mittel, das viele Holz-
Stehlen zu verhindern. Behaͤlt die Cammer die voͤl-
lige Verwaltung der Holzungen im Lande, ſo wird da-
Forſt-Weſen in der Beziehung auf das ganze getrie-
ben. Daher kann allemahl gleich vieles Holz im
Lande bleiben, und alſo wird die Holzung fortdau-
rend. Das Holz kann beſſer vertheilt werden, daß
man das nicht zu geringern Abſichten anwendet, was
zu wichtigern Abſichten zu gebrauchen, und ſ. ferner.

*) Anmerk. Ein wichtiges Stuͤck wird viele
zuruͤck halten, dieſer Lehre Beyfall zu geben. Sie
werden ſagen: Behaͤlt die Cammer die Verwal-
tung des Holzes, ſo ſind uns die Haͤnde gebunden.
Wo bleibt denn unſer Vortheil, den wir uns mit
Glaß-Huͤtten, Salz-Siedereyen und ſ. ferner ma-
chen koͤnnen? Jch antworte: dergleichen Gewer-
ke mit dem Untergange des Holzes anlegen, dieß iſt
nur ein ſcheinbahrer Vortheil, der in der Folge der
Zeit dem ganzen Staate Schaden verurſachet. Die
Luſt, einen ſolchen Vortheil zu gewinnen, wird dem
Beſitzer des Guthes, wenn ihm bey dem Gebrau-
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[594/0614] Des Cammer-Weſens, 2. Abſchnitt, weder forſtmaͤßig faͤllen, oder entkraͤften. Das letzte iſt wider die buͤrgerliche Pflicht. Denn hiedurch wird nicht nur eine Theurung im Staate verurſachet, ſondern auch die Einkuͤnfte des Guths werden ge- ſchwaͤchet. Dieß gereicht den Erben zum Schaden, und iſt wider die Regeln einer vernuͤnftigen Wirth- ſchaft. Wollen ſie es forſtmaͤßig faͤllen laſſen, ſo wird es ihnen gleichguͤltig ſeyn, ob die Cammer oder ein anderer das Holz zum faͤllen bezahlt. Daher iſt es gewiß, daß ſie hiebey nichts verliehren. Jch will ferner beweiſen, daß ſie hiebey gewinnen. Hat die Cammer die voͤllige Verwaltung des Holzes, ſo iſt eine geſchaͤrfte Aufſicht uͤber das Holz leichter moͤg- lich, dieß iſt ein ſicheres Mittel, das viele Holz- Stehlen zu verhindern. Behaͤlt die Cammer die voͤl- lige Verwaltung der Holzungen im Lande, ſo wird da- Forſt-Weſen in der Beziehung auf das ganze getrie- ben. Daher kann allemahl gleich vieles Holz im Lande bleiben, und alſo wird die Holzung fortdau- rend. Das Holz kann beſſer vertheilt werden, daß man das nicht zu geringern Abſichten anwendet, was zu wichtigern Abſichten zu gebrauchen, und ſ. ferner. *⁾ Anmerk. Ein wichtiges Stuͤck wird viele zuruͤck halten, dieſer Lehre Beyfall zu geben. Sie werden ſagen: Behaͤlt die Cammer die Verwal- tung des Holzes, ſo ſind uns die Haͤnde gebunden. Wo bleibt denn unſer Vortheil, den wir uns mit Glaß-Huͤtten, Salz-Siedereyen und ſ. ferner ma- chen koͤnnen? Jch antworte: dergleichen Gewer- ke mit dem Untergange des Holzes anlegen, dieß iſt nur ein ſcheinbahrer Vortheil, der in der Folge der Zeit dem ganzen Staate Schaden verurſachet. Die Luſt, einen ſolchen Vortheil zu gewinnen, wird dem Beſitzer des Guthes, wenn ihm bey dem Gebrau- che des Holzes die Haͤnde gebunden ſind, auf al- lerhand

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/614>, abgerufen am 26.04.2024.