Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

von den Regalien.
einem Bürger die Nahrung entziehen? Jch antwor-
te: Dieß würde nur alsdenn folgen, wenn es meine
Lehre erfoderte, diesem den Handel zu entziehen. Er
muß das Holz zum Handel kaufen. Bey meiner Leh-
re kann dieß bestehen, daß er die Freyheit behält, das
Holz der Cammer abzukaufen. Und alsdenn wird er
bey dieser Einrichtung wenig oder gar nichts verlieh-
ren. Jch will dieß beweisen: Soll er bey dieser
Einrichtung etwas verliehren, so muß ihm entweder
das Holz bey dem Einkauf höher zu stehen kommen,
oder er muß es nach Proportion des Einkaufs nicht
wiederum so theuer verkaufen können, als wenn er
die freye Hand behalten. Soll das erste seyn, wel-
ches doch bey einer guten Einrichtung nicht leicht mög-
lich ist, so wird es sehr wenig betragen, so daß er die-
sen Schaden, weil es die Wohlfahrt des ganzen erfo-
dert, leicht wird verschmerzen können. Ja weil bey
dieser Einrichtung der Werth des Holzes nicht leicht
kann erhöhet werden, so hat dieß in unendlich viele
Dinge einen Einfluß. Er ziehe nur die Rechnung
in seiner ganzen Wirthschaft, so wird er es gewiß wiede-
rum gewinnen. Suchet er den Schaden bey dem an-
dern Punkt, so treibt er seinen Handel entweder in
oder ausser dem Lande. Jst dieses, so wird es die
Cammer gerne sehen, daß er es so hoch verkauft, als es
möglich ist, weil hiedurch mehreres Geld ins Land ge-
bracht wird. Daher verliehret er hiebey nichts. Jst
jenes, so erfodert es freylich die Absicht dieser Ein-
richtung, daß ihm einige Grenzen gesetzet werden, und
es wird ein Schade, den der Nutzen des ganzen erfo-
dert. Jm übrigen ist das, was wir zuvor erinnert
haben, auch hier zu wiederholen. Ein kluger Kopf
wird bald Mittel erfinden, diesen Schaden zu schwä-
chen.

§. 53.
P p 4

von den Regalien.
einem Buͤrger die Nahrung entziehen? Jch antwor-
te: Dieß wuͤrde nur alsdenn folgen, wenn es meine
Lehre erfoderte, dieſem den Handel zu entziehen. Er
muß das Holz zum Handel kaufen. Bey meiner Leh-
re kann dieß beſtehen, daß er die Freyheit behaͤlt, das
Holz der Cammer abzukaufen. Und alsdenn wird er
bey dieſer Einrichtung wenig oder gar nichts verlieh-
ren. Jch will dieß beweiſen: Soll er bey dieſer
Einrichtung etwas verliehren, ſo muß ihm entweder
das Holz bey dem Einkauf hoͤher zu ſtehen kommen,
oder er muß es nach Proportion des Einkaufs nicht
wiederum ſo theuer verkaufen koͤnnen, als wenn er
die freye Hand behalten. Soll das erſte ſeyn, wel-
ches doch bey einer guten Einrichtung nicht leicht moͤg-
lich iſt, ſo wird es ſehr wenig betragen, ſo daß er die-
ſen Schaden, weil es die Wohlfahrt des ganzen erfo-
dert, leicht wird verſchmerzen koͤnnen. Ja weil bey
dieſer Einrichtung der Werth des Holzes nicht leicht
kann erhoͤhet werden, ſo hat dieß in unendlich viele
Dinge einen Einfluß. Er ziehe nur die Rechnung
in ſeiner ganzen Wirthſchaft, ſo wird er es gewiß wiede-
rum gewinnen. Suchet er den Schaden bey dem an-
dern Punkt, ſo treibt er ſeinen Handel entweder in
oder auſſer dem Lande. Jſt dieſes, ſo wird es die
Cammer gerne ſehen, daß er es ſo hoch verkauft, als es
moͤglich iſt, weil hiedurch mehreres Geld ins Land ge-
bracht wird. Daher verliehret er hiebey nichts. Jſt
jenes, ſo erfodert es freylich die Abſicht dieſer Ein-
richtung, daß ihm einige Grenzen geſetzet werden, und
es wird ein Schade, den der Nutzen des ganzen erfo-
dert. Jm uͤbrigen iſt das, was wir zuvor erinnert
haben, auch hier zu wiederholen. Ein kluger Kopf
wird bald Mittel erfinden, dieſen Schaden zu ſchwaͤ-
chen.

§. 53.
P p 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0619" n="599"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den Regalien.</hi></fw><lb/>
einem Bu&#x0364;rger die Nahrung entziehen? Jch antwor-<lb/>
te: Dieß wu&#x0364;rde nur alsdenn folgen, wenn es meine<lb/>
Lehre erfoderte, die&#x017F;em den Handel zu entziehen. Er<lb/>
muß das Holz zum Handel kaufen. Bey meiner Leh-<lb/>
re kann dieß be&#x017F;tehen, daß er die Freyheit beha&#x0364;lt, das<lb/>
Holz der Cammer abzukaufen. Und alsdenn wird er<lb/>
bey die&#x017F;er Einrichtung wenig oder gar nichts verlieh-<lb/>
ren. Jch will dieß bewei&#x017F;en: Soll er bey die&#x017F;er<lb/>
Einrichtung etwas verliehren, &#x017F;o muß ihm entweder<lb/>
das Holz bey dem Einkauf ho&#x0364;her zu &#x017F;tehen kommen,<lb/>
oder er muß es nach <hi rendition="#aq">Proportion</hi> des Einkaufs nicht<lb/>
wiederum &#x017F;o theuer verkaufen ko&#x0364;nnen, als wenn er<lb/>
die freye Hand behalten. Soll das er&#x017F;te &#x017F;eyn, wel-<lb/>
ches doch bey einer guten Einrichtung nicht leicht mo&#x0364;g-<lb/>
lich i&#x017F;t, &#x017F;o wird es &#x017F;ehr wenig betragen, &#x017F;o daß er die-<lb/>
&#x017F;en Schaden, weil es die Wohlfahrt des ganzen erfo-<lb/>
dert, leicht wird ver&#x017F;chmerzen ko&#x0364;nnen. Ja weil bey<lb/>
die&#x017F;er Einrichtung der Werth des Holzes nicht leicht<lb/>
kann erho&#x0364;het werden, &#x017F;o hat dieß in unendlich viele<lb/>
Dinge einen Einfluß. Er ziehe nur die Rechnung<lb/>
in &#x017F;einer ganzen Wirth&#x017F;chaft, &#x017F;o wird er es gewiß wiede-<lb/>
rum gewinnen. Suchet er den Schaden bey dem an-<lb/>
dern Punkt, &#x017F;o treibt er &#x017F;einen Handel entweder in<lb/>
oder au&#x017F;&#x017F;er dem Lande. J&#x017F;t <hi rendition="#fr">die&#x017F;es,</hi> &#x017F;o wird es die<lb/>
Cammer gerne &#x017F;ehen, daß er es &#x017F;o hoch verkauft, als es<lb/>
mo&#x0364;glich i&#x017F;t, weil hiedurch mehreres Geld ins Land ge-<lb/>
bracht wird. Daher verliehret er hiebey nichts. J&#x017F;t<lb/><hi rendition="#fr">jenes,</hi> &#x017F;o erfodert es freylich die Ab&#x017F;icht die&#x017F;er Ein-<lb/>
richtung, daß ihm einige Grenzen ge&#x017F;etzet werden, und<lb/>
es wird ein Schade, den der Nutzen des ganzen erfo-<lb/>
dert. Jm u&#x0364;brigen i&#x017F;t das, was wir zuvor erinnert<lb/>
haben, auch hier zu wiederholen. Ein kluger Kopf<lb/>
wird bald Mittel erfinden, die&#x017F;en Schaden zu &#x017F;chwa&#x0364;-<lb/>
chen.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">P p 4</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 53.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[599/0619] von den Regalien. einem Buͤrger die Nahrung entziehen? Jch antwor- te: Dieß wuͤrde nur alsdenn folgen, wenn es meine Lehre erfoderte, dieſem den Handel zu entziehen. Er muß das Holz zum Handel kaufen. Bey meiner Leh- re kann dieß beſtehen, daß er die Freyheit behaͤlt, das Holz der Cammer abzukaufen. Und alsdenn wird er bey dieſer Einrichtung wenig oder gar nichts verlieh- ren. Jch will dieß beweiſen: Soll er bey dieſer Einrichtung etwas verliehren, ſo muß ihm entweder das Holz bey dem Einkauf hoͤher zu ſtehen kommen, oder er muß es nach Proportion des Einkaufs nicht wiederum ſo theuer verkaufen koͤnnen, als wenn er die freye Hand behalten. Soll das erſte ſeyn, wel- ches doch bey einer guten Einrichtung nicht leicht moͤg- lich iſt, ſo wird es ſehr wenig betragen, ſo daß er die- ſen Schaden, weil es die Wohlfahrt des ganzen erfo- dert, leicht wird verſchmerzen koͤnnen. Ja weil bey dieſer Einrichtung der Werth des Holzes nicht leicht kann erhoͤhet werden, ſo hat dieß in unendlich viele Dinge einen Einfluß. Er ziehe nur die Rechnung in ſeiner ganzen Wirthſchaft, ſo wird er es gewiß wiede- rum gewinnen. Suchet er den Schaden bey dem an- dern Punkt, ſo treibt er ſeinen Handel entweder in oder auſſer dem Lande. Jſt dieſes, ſo wird es die Cammer gerne ſehen, daß er es ſo hoch verkauft, als es moͤglich iſt, weil hiedurch mehreres Geld ins Land ge- bracht wird. Daher verliehret er hiebey nichts. Jſt jenes, ſo erfodert es freylich die Abſicht dieſer Ein- richtung, daß ihm einige Grenzen geſetzet werden, und es wird ein Schade, den der Nutzen des ganzen erfo- dert. Jm uͤbrigen iſt das, was wir zuvor erinnert haben, auch hier zu wiederholen. Ein kluger Kopf wird bald Mittel erfinden, dieſen Schaden zu ſchwaͤ- chen. §. 53. P p 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/619
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/619>, abgerufen am 26.04.2024.