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Davidis, Henriette: Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche. 4. Aufl. Bielefeld, 1849.

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Backwerk.
zu dünn aus, weil sonst der Saft der Stachelbeeren durch-
dringt und der Kuchen nicht unverletzt von der Platte genom-
men werden kann, und bestreut den Boden mit fein gestoßenem
Zwieback. Unterdeß hat man 1 1/2 Pfund von Stiel und Blume
gereinigter, unreifer Stachelbeeren mit kaltem Wasser zu Feuer
gesetzt, nicht ganz zum Kochen gebracht (wodurch sie sehr viel
von ihrer scharfen Säure verlieren), und auf einem porcella-
nenen Einleger zum Abkühlen hingestellt. Diese legt man als-
dann auf den Kuchen, läßt jedoch rund herum einen 2 Finger
breiten Raum, den man, wenn die Stachelbeeren mit 3/4 Pfund
geriebenem Zucker bestreut worden sind, nach innen überschlägt
und den Kuchen bei 1 Grad Hitze 1 Stunde backt. In einem
Bäckerofen wird dieser Kuchen jedoch in 1/2 Stunde gahr. Sind
die Stachelbeeren sehr dick, so bedecken sie den Kuchen nicht
und man muß sie alsdann durchschneiden und die runde Seite
nach oben legen.

Auch kann man die Stachelbeeren zu einem steifen Compote
einkochen, das Unterblatt von der Hälfte des Teiges ausrollen
und das ganz kalt gewordene Compote darüber streichen. Dann
werden von dem übrigen Teige schmale Streifen gerädert, diese
gitterartig über die Stachelbeeren gelegt, doch so, daß die En-
den durch einen Rand, den man darüber legt, bedeckt werden.

Anmerk. Das Ueberschlagen des Teiges zum Rande ist deßhalb ei-
nem aufgelegten Rande vorzuziehen, weil dadurch derselbe
mit Obst gefüllt ist und durch die Erhöhung das Ueberflie-
ßen des Saftes verhindert wird.
Vom Zucker darf nichts abgezogen werden, man rechnet
gewöhnlich auf jedes Pfund Stachelbeeren 1 Pfund Zucker;
doch finde ich dies Verhältniß angenehmer.
Ein Versuch, diesen Kuchen auch von reifen Stachelbeeren
zu backen, ist recht gut gelungen. Er bedarf weniger Zucker.
71. Johannisbeer- und Himbeer-Torte.

Man nimmt dazu einen Sahnen- oder Mürbenteig, rollt
ihn aus, streut reichlich gestoßenen Zwieback darüber und legt
das Obst mit Zucker bestreut darauf. Zu einer ziemlich gro-
ßen Torte gehören 1 1/2 Pfund Johannisbeeren und 3/4 Pfund
Zucker; zu Himbeeren kann 1/4 Pfund Zucker weniger genom-
men werden. Mit dem Formen des Randes und Backen ver-
fahre man wie bei der Stachelbeertorte


Backwerk.
zu dünn aus, weil ſonſt der Saft der Stachelbeeren durch-
dringt und der Kuchen nicht unverletzt von der Platte genom-
men werden kann, und beſtreut den Boden mit fein geſtoßenem
Zwieback. Unterdeß hat man 1 ½ Pfund von Stiel und Blume
gereinigter, unreifer Stachelbeeren mit kaltem Waſſer zu Feuer
geſetzt, nicht ganz zum Kochen gebracht (wodurch ſie ſehr viel
von ihrer ſcharfen Säure verlieren), und auf einem porcella-
nenen Einleger zum Abkühlen hingeſtellt. Dieſe legt man als-
dann auf den Kuchen, läßt jedoch rund herum einen 2 Finger
breiten Raum, den man, wenn die Stachelbeeren mit ¾ Pfund
geriebenem Zucker beſtreut worden ſind, nach innen überſchlägt
und den Kuchen bei 1 Grad Hitze 1 Stunde backt. In einem
Bäckerofen wird dieſer Kuchen jedoch in ½ Stunde gahr. Sind
die Stachelbeeren ſehr dick, ſo bedecken ſie den Kuchen nicht
und man muß ſie alsdann durchſchneiden und die runde Seite
nach oben legen.

Auch kann man die Stachelbeeren zu einem ſteifen Compote
einkochen, das Unterblatt von der Hälfte des Teiges ausrollen
und das ganz kalt gewordene Compote darüber ſtreichen. Dann
werden von dem übrigen Teige ſchmale Streifen gerädert, dieſe
gitterartig über die Stachelbeeren gelegt, doch ſo, daß die En-
den durch einen Rand, den man darüber legt, bedeckt werden.

Anmerk. Das Ueberſchlagen des Teiges zum Rande iſt deßhalb ei-
nem aufgelegten Rande vorzuziehen, weil dadurch derſelbe
mit Obſt gefüllt iſt und durch die Erhöhung das Ueberflie-
ßen des Saftes verhindert wird.
Vom Zucker darf nichts abgezogen werden, man rechnet
gewöhnlich auf jedes Pfund Stachelbeeren 1 Pfund Zucker;
doch finde ich dies Verhältniß angenehmer.
Ein Verſuch, dieſen Kuchen auch von reifen Stachelbeeren
zu backen, iſt recht gut gelungen. Er bedarf weniger Zucker.
71. Johannisbeer- und Himbeer-Torte.

Man nimmt dazu einen Sahnen- oder Mürbenteig, rollt
ihn aus, ſtreut reichlich geſtoßenen Zwieback darüber und legt
das Obſt mit Zucker beſtreut darauf. Zu einer ziemlich gro-
ßen Torte gehören 1 ½ Pfund Johannisbeeren und ¾ Pfund
Zucker; zu Himbeeren kann ¼ Pfund Zucker weniger genom-
men werden. Mit dem Formen des Randes und Backen ver-
fahre man wie bei der Stachelbeertorte


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[306/0344] Backwerk. zu dünn aus, weil ſonſt der Saft der Stachelbeeren durch- dringt und der Kuchen nicht unverletzt von der Platte genom- men werden kann, und beſtreut den Boden mit fein geſtoßenem Zwieback. Unterdeß hat man 1 ½ Pfund von Stiel und Blume gereinigter, unreifer Stachelbeeren mit kaltem Waſſer zu Feuer geſetzt, nicht ganz zum Kochen gebracht (wodurch ſie ſehr viel von ihrer ſcharfen Säure verlieren), und auf einem porcella- nenen Einleger zum Abkühlen hingeſtellt. Dieſe legt man als- dann auf den Kuchen, läßt jedoch rund herum einen 2 Finger breiten Raum, den man, wenn die Stachelbeeren mit ¾ Pfund geriebenem Zucker beſtreut worden ſind, nach innen überſchlägt und den Kuchen bei 1 Grad Hitze 1 Stunde backt. In einem Bäckerofen wird dieſer Kuchen jedoch in ½ Stunde gahr. Sind die Stachelbeeren ſehr dick, ſo bedecken ſie den Kuchen nicht und man muß ſie alsdann durchſchneiden und die runde Seite nach oben legen. Auch kann man die Stachelbeeren zu einem ſteifen Compote einkochen, das Unterblatt von der Hälfte des Teiges ausrollen und das ganz kalt gewordene Compote darüber ſtreichen. Dann werden von dem übrigen Teige ſchmale Streifen gerädert, dieſe gitterartig über die Stachelbeeren gelegt, doch ſo, daß die En- den durch einen Rand, den man darüber legt, bedeckt werden. Anmerk. Das Ueberſchlagen des Teiges zum Rande iſt deßhalb ei- nem aufgelegten Rande vorzuziehen, weil dadurch derſelbe mit Obſt gefüllt iſt und durch die Erhöhung das Ueberflie- ßen des Saftes verhindert wird. Vom Zucker darf nichts abgezogen werden, man rechnet gewöhnlich auf jedes Pfund Stachelbeeren 1 Pfund Zucker; doch finde ich dies Verhältniß angenehmer. Ein Verſuch, dieſen Kuchen auch von reifen Stachelbeeren zu backen, iſt recht gut gelungen. Er bedarf weniger Zucker. 71. Johannisbeer- und Himbeer-Torte. Man nimmt dazu einen Sahnen- oder Mürbenteig, rollt ihn aus, ſtreut reichlich geſtoßenen Zwieback darüber und legt das Obſt mit Zucker beſtreut darauf. Zu einer ziemlich gro- ßen Torte gehören 1 ½ Pfund Johannisbeeren und ¾ Pfund Zucker; zu Himbeeren kann ¼ Pfund Zucker weniger genom- men werden. Mit dem Formen des Randes und Backen ver- fahre man wie bei der Stachelbeertorte

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Zitationshilfe: Davidis, Henriette: Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche. 4. Aufl. Bielefeld, 1849, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/davidis_kochbuch_1849/344>, abgerufen am 26.04.2024.