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Dilthey, Wilhelm: Einleitung in die Geisteswissenschaften. Versuch einer Grundlegung für das Studium der Gesellschaft und der Geschichte. Bd. 1. Leipzig, 1883.

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Erstes einleitendes Buch.
Erziehungswesen in den Zusammenhang der Staatsverwaltung
selber aufgenommen.

Diese Systeme erlangen in der Gesellschaft vermöge der
beständigen Anpassung Einer Einzelthätigkeit in ihnen an die
andere, sowie vermöge der einheitlichen Zweckthätigkeit der zu
ihnen gehörigen Verbände eine allgemeine Anpassung ihrer Funk-
tionen und Leistungen aneinander, welche ihrer inneren Beziehung
gewisse Eigenschaften eines Organismus giebt. Die menschlichen
Lebenszwecke sind Bildungskräfte der Gesellschaft, und wie ver-
mittelst ihrer Gliederung die Systeme auseinandertreten: bilden
diese Systeme untereinander eine entsprechende Gliederung höherer
Ordnung. Der letzte Regulator dieser vernünftigen Zweckthätig-
keit in der Gesellschaft ist der Staat.



XIII.
Die Wissenschaften der äußeren Organisation der Gesellschaft.
Die psychologischen Grundlagen.

Von diesen Wissenschaften, welche die Systeme der Kultur
sowie die in diesen Systemen ausgebildete Inhaltlichkeit zum
Objekte haben, sie in geschichtlichem Erfassen, in Theorie und
Regelgebung erforschen, trennte ein überall gleichförmig durch-
geführter Vorgang von Abstraktion die anderen Wissenschaften,
deren Gegenstand die äußere Organisation der Gesellschaft ist.
In den Wissenschaften von den Systemen der Kultur werden die
psychischen Elemente in verschiedenen Individuen zunächst nur
als in einem Zweckzusammenhang geordnet aufgefaßt. Es giebt
eine hiervon verschiedene Betrachtungsweise, welche die äußere
Organisation der Gesellschaft betrachtet, sonach die Verhältnisse
von Gemeinschaft, äußerer Bindung, Herrschaft, Unterordnung
der Willen in der Gesellschaft. Dieselbe Richtung der Abstraktion

Erſtes einleitendes Buch.
Erziehungsweſen in den Zuſammenhang der Staatsverwaltung
ſelber aufgenommen.

Dieſe Syſteme erlangen in der Geſellſchaft vermöge der
beſtändigen Anpaſſung Einer Einzelthätigkeit in ihnen an die
andere, ſowie vermöge der einheitlichen Zweckthätigkeit der zu
ihnen gehörigen Verbände eine allgemeine Anpaſſung ihrer Funk-
tionen und Leiſtungen aneinander, welche ihrer inneren Beziehung
gewiſſe Eigenſchaften eines Organismus giebt. Die menſchlichen
Lebenszwecke ſind Bildungskräfte der Geſellſchaft, und wie ver-
mittelſt ihrer Gliederung die Syſteme auseinandertreten: bilden
dieſe Syſteme untereinander eine entſprechende Gliederung höherer
Ordnung. Der letzte Regulator dieſer vernünftigen Zweckthätig-
keit in der Geſellſchaft iſt der Staat.



XIII.
Die Wiſſenſchaften der äußeren Organiſation der Geſellſchaft.
Die pſychologiſchen Grundlagen.

Von dieſen Wiſſenſchaften, welche die Syſteme der Kultur
ſowie die in dieſen Syſtemen ausgebildete Inhaltlichkeit zum
Objekte haben, ſie in geſchichtlichem Erfaſſen, in Theorie und
Regelgebung erforſchen, trennte ein überall gleichförmig durch-
geführter Vorgang von Abſtraktion die anderen Wiſſenſchaften,
deren Gegenſtand die äußere Organiſation der Geſellſchaft iſt.
In den Wiſſenſchaften von den Syſtemen der Kultur werden die
pſychiſchen Elemente in verſchiedenen Individuen zunächſt nur
als in einem Zweckzuſammenhang geordnet aufgefaßt. Es giebt
eine hiervon verſchiedene Betrachtungsweiſe, welche die äußere
Organiſation der Geſellſchaft betrachtet, ſonach die Verhältniſſe
von Gemeinſchaft, äußerer Bindung, Herrſchaft, Unterordnung
der Willen in der Geſellſchaft. Dieſelbe Richtung der Abſtraktion

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[80/0103] Erſtes einleitendes Buch. Erziehungsweſen in den Zuſammenhang der Staatsverwaltung ſelber aufgenommen. Dieſe Syſteme erlangen in der Geſellſchaft vermöge der beſtändigen Anpaſſung Einer Einzelthätigkeit in ihnen an die andere, ſowie vermöge der einheitlichen Zweckthätigkeit der zu ihnen gehörigen Verbände eine allgemeine Anpaſſung ihrer Funk- tionen und Leiſtungen aneinander, welche ihrer inneren Beziehung gewiſſe Eigenſchaften eines Organismus giebt. Die menſchlichen Lebenszwecke ſind Bildungskräfte der Geſellſchaft, und wie ver- mittelſt ihrer Gliederung die Syſteme auseinandertreten: bilden dieſe Syſteme untereinander eine entſprechende Gliederung höherer Ordnung. Der letzte Regulator dieſer vernünftigen Zweckthätig- keit in der Geſellſchaft iſt der Staat. XIII. Die Wiſſenſchaften der äußeren Organiſation der Geſellſchaft. Die pſychologiſchen Grundlagen. Von dieſen Wiſſenſchaften, welche die Syſteme der Kultur ſowie die in dieſen Syſtemen ausgebildete Inhaltlichkeit zum Objekte haben, ſie in geſchichtlichem Erfaſſen, in Theorie und Regelgebung erforſchen, trennte ein überall gleichförmig durch- geführter Vorgang von Abſtraktion die anderen Wiſſenſchaften, deren Gegenſtand die äußere Organiſation der Geſellſchaft iſt. In den Wiſſenſchaften von den Syſtemen der Kultur werden die pſychiſchen Elemente in verſchiedenen Individuen zunächſt nur als in einem Zweckzuſammenhang geordnet aufgefaßt. Es giebt eine hiervon verſchiedene Betrachtungsweiſe, welche die äußere Organiſation der Geſellſchaft betrachtet, ſonach die Verhältniſſe von Gemeinſchaft, äußerer Bindung, Herrſchaft, Unterordnung der Willen in der Geſellſchaft. Dieſelbe Richtung der Abſtraktion

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Zitationshilfe: Dilthey, Wilhelm: Einleitung in die Geisteswissenschaften. Versuch einer Grundlegung für das Studium der Gesellschaft und der Geschichte. Bd. 1. Leipzig, 1883, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dilthey_geisteswissenschaften_1883/103>, abgerufen am 26.04.2024.