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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

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Morgen-Gedanken.
So must du Mensch! des Geistes Leben,
Zur Dankbarkeit dem Schöpfer geben.

Sieh wie das bunte Blumen Heer,
Das Anmuthsvoll hervor gesprossen,
Die Kelche wieder aufgeschlossen,
Nachdem der Sonnen feurig Meer,
Die neuen Strahlen auf sie schikket,
Und sie nach einer kühlen Nacht,
Mit ihren Lebenslicht erquikket:
So must du, da du aufgewacht
Des Himmels Gnaden Einfluß fassen,
Und auch in dein Herz dringen lassen.
O HErr des Lebens! deine Güt,
Die mich in dieser Nacht bedekket,
Und jetzt gesund hat auferwekket
Die preist mein dankbares Gemüt.
Du wirst mir auch an diesen Tage
Durch Väterliche Huld erfreun,
Damit ich noch am Abend sage;
Jch lebe HErr durch dein Gedein,
Zu dir will ich die Hände falten,
Denn du hast mich bisher erhalten.
Bewahre mich auf ebner Bahn
Daß ich mit Vorsaz nicht verlezze,
Dein klar und heiliges Gesezze
Daß du im Wort mir kund gethan.
Gib daß ich möge deinen Willen,
Mit wahrer Herzens Freudigkeit
So wie du mir befiehlst, erfüllen;
Gib daß ich heut und allezeit
Als dein Kind, dir zu Ehren lebe,
Bis ich zuletzt den Geist aufgebe.
Spa-

Morgen-Gedanken.
So muſt du Menſch! des Geiſtes Leben,
Zur Dankbarkeit dem Schoͤpfer geben.

Sieh wie das bunte Blumen Heer,
Das Anmuthsvoll hervor geſproſſen,
Die Kelche wieder aufgeſchloſſen,
Nachdem der Sonnen feurig Meer,
Die neuen Strahlen auf ſie ſchikket,
Und ſie nach einer kuͤhlen Nacht,
Mit ihren Lebenslicht erquikket:
So muſt du, da du aufgewacht
Des Himmels Gnaden Einfluß faſſen,
Und auch in dein Herz dringen laſſen.
O HErr des Lebens! deine Guͤt,
Die mich in dieſer Nacht bedekket,
Und jetzt geſund hat auferwekket
Die preiſt mein dankbares Gemuͤt.
Du wirſt mir auch an dieſen Tage
Durch Vaͤterliche Huld erfreun,
Damit ich noch am Abend ſage;
Jch lebe HErr durch dein Gedein,
Zu dir will ich die Haͤnde falten,
Denn du haſt mich bisher erhalten.
Bewahre mich auf ebner Bahn
Daß ich mit Vorſaz nicht verlezze,
Dein klar und heiliges Geſezze
Daß du im Wort mir kund gethan.
Gib daß ich moͤge deinen Willen,
Mit wahrer Herzens Freudigkeit
So wie du mir befiehlſt, erfuͤllen;
Gib daß ich heut und allezeit
Als dein Kind, dir zu Ehren lebe,
Bis ich zuletzt den Geiſt aufgebe.
Spa-
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[156/0172] Morgen-Gedanken. So muſt du Menſch! des Geiſtes Leben, Zur Dankbarkeit dem Schoͤpfer geben. Sieh wie das bunte Blumen Heer, Das Anmuthsvoll hervor geſproſſen, Die Kelche wieder aufgeſchloſſen, Nachdem der Sonnen feurig Meer, Die neuen Strahlen auf ſie ſchikket, Und ſie nach einer kuͤhlen Nacht, Mit ihren Lebenslicht erquikket: So muſt du, da du aufgewacht Des Himmels Gnaden Einfluß faſſen, Und auch in dein Herz dringen laſſen. O HErr des Lebens! deine Guͤt, Die mich in dieſer Nacht bedekket, Und jetzt geſund hat auferwekket Die preiſt mein dankbares Gemuͤt. Du wirſt mir auch an dieſen Tage Durch Vaͤterliche Huld erfreun, Damit ich noch am Abend ſage; Jch lebe HErr durch dein Gedein, Zu dir will ich die Haͤnde falten, Denn du haſt mich bisher erhalten. Bewahre mich auf ebner Bahn Daß ich mit Vorſaz nicht verlezze, Dein klar und heiliges Geſezze Daß du im Wort mir kund gethan. Gib daß ich moͤge deinen Willen, Mit wahrer Herzens Freudigkeit So wie du mir befiehlſt, erfuͤllen; Gib daß ich heut und allezeit Als dein Kind, dir zu Ehren lebe, Bis ich zuletzt den Geiſt aufgebe. Spa-

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/172>, abgerufen am 26.04.2024.