Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Beschaffenheit und Arbeit.
Aus der Raupen kleinen Eyern, durch die Vorsehung
enstehn.

Diese Thiere legen sie auf die breiten Maulbeerbäu-
me,

Und bekleistern jedes Ey auf die Blätter fest mit Lei-
me.

Alsdenn liegen sie im Winter, ohne Schaden bei
dem Braus

Derer stürmerischen Winde; und die Jungen krie-
chen aus,

Wenn der Maulbeerbaum ausschlägt; da zerbrechen
sie die Banden

Wenn das aufgegrünte Laub, ihre Nahrung ist vor-
handen.

Täglich werden sie vergrössert durch den eingesognen
Safft,

Durch der Lüffte reine Züge, und durch die verborgne
Krafft,

Die in die Natur gelegt. Wer kan hie nicht schon
verspüren,

Wie sich auf die Würmer auch das verborgene
Regieren

Einer weisen Macht erstrekket. Wenn der Wurm
das Ey zerbricht,

Glänzet er gleichsam von Schwärze, bei dem hel-
len Sonnenlicht:

Doch nach einer kurzen Zeit, ist er gleichsam abge-
bleichet,

Seine Farbe scheint uns so, daß sie weisser Asche
gleichet.

Nachdem wird sein Kleid ganz garstig, wikkelt sich
in Falten ein,

Bald ist er ganz neu gekleidet und ist nach dem Au-
genschein,

Groß
P 2
Beſchaffenheit und Arbeit.
Aus der Raupen kleinen Eyern, durch die Vorſehung
enſtehn.

Dieſe Thiere legen ſie auf die breiten Maulbeerbaͤu-
me,

Und bekleiſtern jedes Ey auf die Blaͤtter feſt mit Lei-
me.

Alsdenn liegen ſie im Winter, ohne Schaden bei
dem Braus

Derer ſtuͤrmeriſchen Winde; und die Jungen krie-
chen aus,

Wenn der Maulbeerbaum ausſchlaͤgt; da zerbrechen
ſie die Banden

Wenn das aufgegruͤnte Laub, ihre Nahrung iſt vor-
handen.

Taͤglich werden ſie vergroͤſſert durch den eingeſognen
Safft,

Durch der Luͤffte reine Zuͤge, und durch die verborgne
Krafft,

Die in die Natur gelegt. Wer kan hie nicht ſchon
verſpuͤren,

Wie ſich auf die Wuͤrmer auch das verborgene
Regieren

Einer weiſen Macht erſtrekket. Wenn der Wurm
das Ey zerbricht,

Glaͤnzet er gleichſam von Schwaͤrze, bei dem hel-
len Sonnenlicht:

Doch nach einer kurzen Zeit, iſt er gleichſam abge-
bleichet,

Seine Farbe ſcheint uns ſo, daß ſie weiſſer Aſche
gleichet.

Nachdem wird ſein Kleid ganz garſtig, wikkelt ſich
in Falten ein,

Bald iſt er ganz neu gekleidet und iſt nach dem Au-
genſchein,

Groß
P 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0243" n="227"/>
          <fw place="top" type="header">Be&#x017F;chaffenheit und Arbeit.</fw><lb/>
          <l>Aus der Raupen kleinen Eyern, durch die Vor&#x017F;ehung<lb/><hi rendition="#et">en&#x017F;tehn.</hi></l><lb/>
          <l>Die&#x017F;e Thiere legen &#x017F;ie auf die breiten Maulbeerba&#x0364;u-<lb/><hi rendition="#et">me,</hi></l><lb/>
          <l>Und beklei&#x017F;tern jedes Ey auf die Bla&#x0364;tter fe&#x017F;t mit Lei-<lb/><hi rendition="#et">me.</hi></l><lb/>
          <l>Alsdenn liegen &#x017F;ie im Winter, ohne Schaden bei<lb/><hi rendition="#et">dem Braus</hi></l><lb/>
          <l>Derer &#x017F;tu&#x0364;rmeri&#x017F;chen Winde; und die Jungen krie-<lb/><hi rendition="#et">chen aus,</hi></l><lb/>
          <l>Wenn der Maulbeerbaum aus&#x017F;chla&#x0364;gt; da zerbrechen<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ie die Banden</hi></l><lb/>
          <l>Wenn das aufgegru&#x0364;nte Laub, ihre Nahrung i&#x017F;t vor-<lb/><hi rendition="#et">handen.</hi></l><lb/>
          <l>Ta&#x0364;glich werden &#x017F;ie vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert durch den einge&#x017F;ognen<lb/><hi rendition="#et">Safft,</hi></l><lb/>
          <l>Durch der Lu&#x0364;ffte reine Zu&#x0364;ge, und durch die verborgne<lb/><hi rendition="#et">Krafft,</hi></l><lb/>
          <l>Die in die Natur gelegt. Wer kan hie nicht &#x017F;chon<lb/><hi rendition="#et">ver&#x017F;pu&#x0364;ren,</hi></l><lb/>
          <l>Wie &#x017F;ich auf die Wu&#x0364;rmer auch das verborgene<lb/><hi rendition="#et">Regieren</hi></l><lb/>
          <l>Einer wei&#x017F;en Macht er&#x017F;trekket. Wenn der Wurm<lb/><hi rendition="#et">das Ey zerbricht,</hi></l><lb/>
          <l>Gla&#x0364;nzet er gleich&#x017F;am von Schwa&#x0364;rze, bei dem hel-<lb/><hi rendition="#et">len Sonnenlicht:</hi></l><lb/>
          <l>Doch nach einer kurzen Zeit, i&#x017F;t er gleich&#x017F;am abge-<lb/><hi rendition="#et">bleichet,</hi></l><lb/>
          <l>Seine Farbe &#x017F;cheint uns &#x017F;o, daß &#x017F;ie wei&#x017F;&#x017F;er A&#x017F;che<lb/><hi rendition="#et">gleichet.</hi></l><lb/>
          <l>Nachdem wird &#x017F;ein Kleid ganz gar&#x017F;tig, wikkelt &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#et">in Falten ein,</hi></l><lb/>
          <l>Bald i&#x017F;t er ganz neu gekleidet und i&#x017F;t nach dem Au-<lb/><hi rendition="#et">gen&#x017F;chein,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">P 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Groß</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0243] Beſchaffenheit und Arbeit. Aus der Raupen kleinen Eyern, durch die Vorſehung enſtehn. Dieſe Thiere legen ſie auf die breiten Maulbeerbaͤu- me, Und bekleiſtern jedes Ey auf die Blaͤtter feſt mit Lei- me. Alsdenn liegen ſie im Winter, ohne Schaden bei dem Braus Derer ſtuͤrmeriſchen Winde; und die Jungen krie- chen aus, Wenn der Maulbeerbaum ausſchlaͤgt; da zerbrechen ſie die Banden Wenn das aufgegruͤnte Laub, ihre Nahrung iſt vor- handen. Taͤglich werden ſie vergroͤſſert durch den eingeſognen Safft, Durch der Luͤffte reine Zuͤge, und durch die verborgne Krafft, Die in die Natur gelegt. Wer kan hie nicht ſchon verſpuͤren, Wie ſich auf die Wuͤrmer auch das verborgene Regieren Einer weiſen Macht erſtrekket. Wenn der Wurm das Ey zerbricht, Glaͤnzet er gleichſam von Schwaͤrze, bei dem hel- len Sonnenlicht: Doch nach einer kurzen Zeit, iſt er gleichſam abge- bleichet, Seine Farbe ſcheint uns ſo, daß ſie weiſſer Aſche gleichet. Nachdem wird ſein Kleid ganz garſtig, wikkelt ſich in Falten ein, Bald iſt er ganz neu gekleidet und iſt nach dem Au- genſchein, Groß P 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/243
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/243>, abgerufen am 26.04.2024.