Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

Bild:
<< vorherige Seite

wachsen, so daß man die prächtige Buche unserer Jugend
kaum noch aus dem Dickicht herausfindet."

Wir gingen wieder nach dem Schlosse, und nachdem
wir noch die ziemlich reiche Waffensammlung besehen,
fuhren wir nach Weimar zurück.


Nachmittags einen Augenblick bei Goethe, wo ich
Herrn Geheimerath Streckfuß aus Berlin kennen
lernte, der diesen Vormittag mit ihm eine Spazierfahrt
gemacht und dann zu Tisch geblieben war. Als Streck¬
fuß ging, begleitete ich ihn und machte noch einen Gang
durch den Park. Bei meiner Zurückkunft über den
Markt begegnete ich dem Canzler und Raupach, mit
denen ich in den Elephanten ging. Abends wieder bei
Goethe, der mit mir ein neues Heft von Kunst und
Alterthum besprach, desgleichen zwölf Blätter Bleistift¬
umrisse, in welchen die Gebrüder Riepenhausen die
Gemälde Polygnots in der Lesche zu Delphi, nach
einer Beschreibung des Pausanias, wieder herzustellen
versucht; ein Unternehmen, welches Goethe nicht genug
anzuerkennen wußte.


Im Theater das Bild von Houwald. Ich sah
zwei Acte und ging dann zu Goethe, der mir die zweite
Scene seines neuen Faust vorlas.

wachſen, ſo daß man die prächtige Buche unſerer Jugend
kaum noch aus dem Dickicht herausfindet.“

Wir gingen wieder nach dem Schloſſe, und nachdem
wir noch die ziemlich reiche Waffenſammlung beſehen,
fuhren wir nach Weimar zurück.


Nachmittags einen Augenblick bei Goethe, wo ich
Herrn Geheimerath Streckfuß aus Berlin kennen
lernte, der dieſen Vormittag mit ihm eine Spazierfahrt
gemacht und dann zu Tiſch geblieben war. Als Streck¬
fuß ging, begleitete ich ihn und machte noch einen Gang
durch den Park. Bei meiner Zurückkunft über den
Markt begegnete ich dem Canzler und Raupach, mit
denen ich in den Elephanten ging. Abends wieder bei
Goethe, der mit mir ein neues Heft von Kunſt und
Alterthum beſprach, desgleichen zwölf Blätter Bleiſtift¬
umriſſe, in welchen die Gebrüder Riepenhauſen die
Gemälde Polygnots in der Leſche zu Delphi, nach
einer Beſchreibung des Pauſanias, wieder herzuſtellen
verſucht; ein Unternehmen, welches Goethe nicht genug
anzuerkennen wußte.


Im Theater das Bild von Houwald. Ich ſah
zwei Acte und ging dann zu Goethe, der mir die zweite
Scene ſeines neuen Fauſt vorlas.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="3">
        <div n="4">
          <p><pb facs="#f0213" n="191"/>
wach&#x017F;en, &#x017F;o daß man die prächtige Buche un&#x017F;erer Jugend<lb/>
kaum noch aus dem Dickicht herausfindet.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Wir gingen wieder nach dem Schlo&#x017F;&#x017F;e, und nachdem<lb/>
wir noch die ziemlich reiche Waffen&#x017F;ammlung be&#x017F;ehen,<lb/>
fuhren wir nach Weimar zurück.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
        <div n="4">
          <dateline rendition="#right">Donnerstag, den 27. September 1827.<lb/></dateline>
          <p>Nachmittags einen Augenblick bei Goethe, wo ich<lb/>
Herrn Geheimerath <hi rendition="#g">Streckfuß</hi> aus Berlin kennen<lb/>
lernte, der die&#x017F;en Vormittag mit ihm eine Spazierfahrt<lb/>
gemacht und dann zu Ti&#x017F;ch geblieben war. Als Streck¬<lb/>
fuß ging, begleitete ich ihn und machte noch einen Gang<lb/>
durch den Park. Bei meiner Zurückkunft über den<lb/>
Markt begegnete ich dem Canzler und <hi rendition="#g">Raupach</hi>, mit<lb/>
denen ich in den Elephanten ging. Abends wieder bei<lb/>
Goethe, der mit mir ein neues Heft von Kun&#x017F;t und<lb/>
Alterthum be&#x017F;prach, desgleichen zwölf Blätter Blei&#x017F;tift¬<lb/>
umri&#x017F;&#x017F;e, in welchen die Gebrüder Riepenhau&#x017F;en die<lb/>
Gemälde Polygnots in der Le&#x017F;che zu Delphi, nach<lb/>
einer Be&#x017F;chreibung des Pau&#x017F;anias, wieder herzu&#x017F;tellen<lb/>
ver&#x017F;ucht; ein Unternehmen, welches Goethe nicht genug<lb/>
anzuerkennen wußte.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
        <div n="4">
          <dateline rendition="#right">Montag, den 1. October 1827.<lb/></dateline>
          <p>Im Theater das <hi rendition="#g">Bild</hi> von Houwald. Ich &#x017F;ah<lb/>
zwei Acte und ging dann zu Goethe, der mir die zweite<lb/>
Scene &#x017F;eines neuen Fau&#x017F;t vorlas.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0213] wachſen, ſo daß man die prächtige Buche unſerer Jugend kaum noch aus dem Dickicht herausfindet.“ Wir gingen wieder nach dem Schloſſe, und nachdem wir noch die ziemlich reiche Waffenſammlung beſehen, fuhren wir nach Weimar zurück. Donnerstag, den 27. September 1827. Nachmittags einen Augenblick bei Goethe, wo ich Herrn Geheimerath Streckfuß aus Berlin kennen lernte, der dieſen Vormittag mit ihm eine Spazierfahrt gemacht und dann zu Tiſch geblieben war. Als Streck¬ fuß ging, begleitete ich ihn und machte noch einen Gang durch den Park. Bei meiner Zurückkunft über den Markt begegnete ich dem Canzler und Raupach, mit denen ich in den Elephanten ging. Abends wieder bei Goethe, der mit mir ein neues Heft von Kunſt und Alterthum beſprach, desgleichen zwölf Blätter Bleiſtift¬ umriſſe, in welchen die Gebrüder Riepenhauſen die Gemälde Polygnots in der Leſche zu Delphi, nach einer Beſchreibung des Pauſanias, wieder herzuſtellen verſucht; ein Unternehmen, welches Goethe nicht genug anzuerkennen wußte. Montag, den 1. October 1827. Im Theater das Bild von Houwald. Ich ſah zwei Acte und ging dann zu Goethe, der mir die zweite Scene ſeines neuen Fauſt vorlas.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/213
Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/213>, abgerufen am 26.04.2024.