Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Studenten.
Die Jäger zieh'n in grünen Wald
Und Reiter blitzend über's Feld,
Studenten durch die ganze Welt,
So weit der blaue Himmel wallt.
Der Frühling ist der Freudensaal,
Viel tausend Vöglein spielen auf,
Da schallt's im Wald bergab, bergauf:
Grüß' dich, mein Schatz, viel tausendmal!
Viel rüst'ge Bursche ritterlich,
Die fahren hier in Stromes Mitt',
Wie wilde sie auch stellen sich,
Trau' mir, mein Kind, und fürcht' dich nit!
Querüber über's Wasser glatt
Laß werben deine Aeugelein,
Und der dir wohlgefallen hat,
Der soll dein lieber Buhle sein.
Durch Nacht und Nebel schleich' ich sacht',
Kein Lichtlein brennt, kalt weht der Wind,
Riegl' auf, riegl' auf bei stiller Nacht,
Weil wir so jung beisammen sind!
Ade nun, Kind, und nicht geweint!
Schon gehen Stimmen da und dort,
Hoch übern Wald Aurora scheint,
Und die Studenten reisen fort.

Die Studenten.
Die Jaͤger zieh'n in gruͤnen Wald
Und Reiter blitzend uͤber's Feld,
Studenten durch die ganze Welt,
So weit der blaue Himmel wallt.
Der Fruͤhling iſt der Freudenſaal,
Viel tauſend Voͤglein ſpielen auf,
Da ſchallt's im Wald bergab, bergauf:
Gruͤß' dich, mein Schatz, viel tauſendmal!
Viel ruͤſt'ge Burſche ritterlich,
Die fahren hier in Stromes Mitt',
Wie wilde ſie auch ſtellen ſich,
Trau' mir, mein Kind, und fuͤrcht' dich nit!
Queruͤber uͤber's Waſſer glatt
Laß werben deine Aeugelein,
Und der dir wohlgefallen hat,
Der ſoll dein lieber Buhle ſein.
Durch Nacht und Nebel ſchleich' ich ſacht',
Kein Lichtlein brennt, kalt weht der Wind,
Riegl' auf, riegl' auf bei ſtiller Nacht,
Weil wir ſo jung beiſammen ſind!
Ade nun, Kind, und nicht geweint!
Schon gehen Stimmen da und dort,
Hoch uͤbern Wald Aurora ſcheint,
Und die Studenten reiſen fort.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0258" n="240"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Die Studenten</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Ja&#x0364;ger zieh'n in gru&#x0364;nen Wald</l><lb/>
            <l>Und Reiter blitzend u&#x0364;ber's Feld,</l><lb/>
            <l>Studenten durch die ganze Welt,</l><lb/>
            <l>So weit der blaue Himmel wallt.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Der Fru&#x0364;hling i&#x017F;t der Freuden&#x017F;aal,</l><lb/>
            <l>Viel tau&#x017F;end Vo&#x0364;glein &#x017F;pielen auf,</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;challt's im Wald bergab, bergauf:</l><lb/>
            <l>Gru&#x0364;ß' dich, mein Schatz, viel tau&#x017F;endmal!</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Viel ru&#x0364;&#x017F;t'ge Bur&#x017F;che ritterlich,</l><lb/>
            <l>Die fahren hier in Stromes Mitt',</l><lb/>
            <l>Wie wilde &#x017F;ie auch &#x017F;tellen &#x017F;ich,</l><lb/>
            <l>Trau' mir, mein Kind, und fu&#x0364;rcht' dich nit!</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Queru&#x0364;ber u&#x0364;ber's Wa&#x017F;&#x017F;er glatt</l><lb/>
            <l>Laß werben deine Aeugelein,</l><lb/>
            <l>Und der dir wohlgefallen hat,</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;oll dein lieber Buhle &#x017F;ein.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Durch Nacht und Nebel &#x017F;chleich' ich &#x017F;acht',</l><lb/>
            <l>Kein Lichtlein brennt, kalt weht der Wind,</l><lb/>
            <l>Riegl' auf, riegl' auf bei &#x017F;tiller Nacht,</l><lb/>
            <l>Weil wir &#x017F;o jung bei&#x017F;ammen &#x017F;ind!</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Ade nun, Kind, und nicht geweint!</l><lb/>
            <l>Schon gehen Stimmen da und dort,</l><lb/>
            <l>Hoch u&#x0364;bern Wald Aurora &#x017F;cheint,</l><lb/>
            <l>Und die Studenten rei&#x017F;en fort.</l><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0258] Die Studenten. Die Jaͤger zieh'n in gruͤnen Wald Und Reiter blitzend uͤber's Feld, Studenten durch die ganze Welt, So weit der blaue Himmel wallt. Der Fruͤhling iſt der Freudenſaal, Viel tauſend Voͤglein ſpielen auf, Da ſchallt's im Wald bergab, bergauf: Gruͤß' dich, mein Schatz, viel tauſendmal! Viel ruͤſt'ge Burſche ritterlich, Die fahren hier in Stromes Mitt', Wie wilde ſie auch ſtellen ſich, Trau' mir, mein Kind, und fuͤrcht' dich nit! Queruͤber uͤber's Waſſer glatt Laß werben deine Aeugelein, Und der dir wohlgefallen hat, Der ſoll dein lieber Buhle ſein. Durch Nacht und Nebel ſchleich' ich ſacht', Kein Lichtlein brennt, kalt weht der Wind, Riegl' auf, riegl' auf bei ſtiller Nacht, Weil wir ſo jung beiſammen ſind! Ade nun, Kind, und nicht geweint! Schon gehen Stimmen da und dort, Hoch uͤbern Wald Aurora ſcheint, Und die Studenten reiſen fort.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/258
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/258>, abgerufen am 27.04.2024.