Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Werktag.
Wir wandern nun schon viel hundert Jahr,
Und kommen doch nicht zur Stelle --
Der Strom wohl rauscht an die tausend gar,
Und kommt doch nicht zur Quelle.
Sonntag.
Weit in das Land die Ström' ihr Silber führen,
Fern blau Gebirge duftig hingezogen,
Die Sonne scheint, die Bäume sanft sich rühren,
Und Glockenklang kommt auf den linden Wogen;
Hoch in den Lüften Lerchen jubiliren,
Und, so weit klar sich wölbt des Himmels Bogen,
Von Arbeit ruht der Mensch rings in die Runde,
Athmet zum Herren auf aus Herzensgrunde.

Werktag.
Wir wandern nun ſchon viel hundert Jahr,
Und kommen doch nicht zur Stelle —
Der Strom wohl rauſcht an die tauſend gar,
Und kommt doch nicht zur Quelle.
Sonntag.
Weit in das Land die Stroͤm' ihr Silber fuͤhren,
Fern blau Gebirge duftig hingezogen,
Die Sonne ſcheint, die Baͤume ſanft ſich ruͤhren,
Und Glockenklang kommt auf den linden Wogen;
Hoch in den Luͤften Lerchen jubiliren,
Und, ſo weit klar ſich woͤlbt des Himmels Bogen,
Von Arbeit ruht der Menſch rings in die Runde,
Athmet zum Herren auf aus Herzensgrunde.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0378" n="360"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Werktag</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ir wandern nun &#x017F;chon viel hundert Jahr,</l><lb/>
            <l>Und kommen doch nicht zur Stelle &#x2014;</l><lb/>
            <l>Der Strom wohl rau&#x017F;cht an die tau&#x017F;end gar,</l><lb/>
            <l>Und kommt doch nicht zur Quelle.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Sonntag</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>eit in das Land die Stro&#x0364;m' ihr Silber fu&#x0364;hren,</l><lb/>
            <l>Fern blau Gebirge duftig hingezogen,</l><lb/>
            <l>Die Sonne &#x017F;cheint, die Ba&#x0364;ume &#x017F;anft &#x017F;ich ru&#x0364;hren,</l><lb/>
            <l>Und Glockenklang kommt auf den linden Wogen;</l><lb/>
            <l>Hoch in den Lu&#x0364;ften Lerchen jubiliren,</l><lb/>
            <l>Und, &#x017F;o weit klar &#x017F;ich wo&#x0364;lbt des Himmels Bogen,</l><lb/>
            <l>Von Arbeit ruht der Men&#x017F;ch rings in die Runde,</l><lb/>
            <l>Athmet zum Herren auf aus Herzensgrunde.</l><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[360/0378] Werktag. Wir wandern nun ſchon viel hundert Jahr, Und kommen doch nicht zur Stelle — Der Strom wohl rauſcht an die tauſend gar, Und kommt doch nicht zur Quelle. Sonntag. Weit in das Land die Stroͤm' ihr Silber fuͤhren, Fern blau Gebirge duftig hingezogen, Die Sonne ſcheint, die Baͤume ſanft ſich ruͤhren, Und Glockenklang kommt auf den linden Wogen; Hoch in den Luͤften Lerchen jubiliren, Und, ſo weit klar ſich woͤlbt des Himmels Bogen, Von Arbeit ruht der Menſch rings in die Runde, Athmet zum Herren auf aus Herzensgrunde.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/378
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/378>, abgerufen am 26.04.2024.