Nach drei Jahren kam gefahren Einsam auf dem Rhein ein Schiff, Drin gebunden und voll Wunden Lag ein Rittersmann und rief:
"Still den Garten schön' thust warten Bleibst am Fenster ofte steh'n, Ruhig scheinst Du, heimlich weinst Du, Wie die Schiffe unten geh'n."
"Was vertraust Du, warum baust Du Auf der Männer wilde Brust, Die das Blut ziert und der Streit rührt Und die schöne Todeslust!"
Oben spinnend, saß sie sinnend -- Schwanden Schiff und Tageslicht, Was er sunge, war verklungen, Sie erkannt' den Liebsten nicht.
Der Kaͤmpe.
Nach drei Jahren kam gefahren Einſam auf dem Rhein ein Schiff, Drin gebunden und voll Wunden Lag ein Rittersmann und rief:
„Still den Garten ſchoͤn' thuſt warten Bleibſt am Fenſter ofte ſteh'n, Ruhig ſcheinſt Du, heimlich weinſt Du, Wie die Schiffe unten geh'n.“
„Was vertrauſt Du, warum bauſt Du Auf der Maͤnner wilde Bruſt, Die das Blut ziert und der Streit ruͤhrt Und die ſchoͤne Todesluſt!“
Oben ſpinnend, ſaß ſie ſinnend — Schwanden Schiff und Tageslicht, Was er ſunge, war verklungen, Sie erkannt' den Liebſten nicht.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0440"n="422"/></div><divn="2"><head><hirendition="#b #g">Der Kaͤmpe</hi><hirendition="#b">.</hi><lb/></head><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">N</hi>ach drei Jahren kam gefahren</l><lb/><l>Einſam auf dem Rhein ein Schiff,</l><lb/><l>Drin gebunden und voll Wunden</l><lb/><l>Lag ein Rittersmann und rief:</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>„Still den Garten ſchoͤn' thuſt warten</l><lb/><l>Bleibſt am Fenſter ofte ſteh'n,</l><lb/><l>Ruhig ſcheinſt Du, heimlich weinſt Du,</l><lb/><l>Wie die Schiffe unten geh'n.“</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>„Was vertrauſt Du, warum bauſt Du</l><lb/><l>Auf der Maͤnner wilde Bruſt,</l><lb/><l>Die das Blut ziert und der Streit ruͤhrt</l><lb/><l>Und die ſchoͤne Todesluſt!“</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Oben ſpinnend, ſaß ſie ſinnend —</l><lb/><l>Schwanden Schiff und Tageslicht,</l><lb/><l>Was er ſunge, war verklungen,</l><lb/><l>Sie erkannt' den Liebſten nicht.</l><lb/></lg><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[422/0440]
Der Kaͤmpe.
Nach drei Jahren kam gefahren
Einſam auf dem Rhein ein Schiff,
Drin gebunden und voll Wunden
Lag ein Rittersmann und rief:
„Still den Garten ſchoͤn' thuſt warten
Bleibſt am Fenſter ofte ſteh'n,
Ruhig ſcheinſt Du, heimlich weinſt Du,
Wie die Schiffe unten geh'n.“
„Was vertrauſt Du, warum bauſt Du
Auf der Maͤnner wilde Bruſt,
Die das Blut ziert und der Streit ruͤhrt
Und die ſchoͤne Todesluſt!“
Oben ſpinnend, ſaß ſie ſinnend —
Schwanden Schiff und Tageslicht,
Was er ſunge, war verklungen,
Sie erkannt' den Liebſten nicht.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/440>, abgerufen am 26.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.