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Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

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Laßt mich kurz Euch erst verkünden,
Wie's zur Zeit da draußen aussieht
In dem Reich der Welt und Kirche,
Denn ich glaube, Junker Robert,
Bei Euch auf dem Mittelsteine
Treibt man nicht viel Politik."
-- "Nein, beim Ew'gen!" lachte Jener,
Und Abt Wunfried dreht am Finger
Spielend einen güld'nen Reifen
Und fuhr fort: "Im Jahr zwölfhundert
Wählt' ein Theil des Dom-Capitels
Zu Stadt Mainz den Freiherrn Sigfrid,5)
Herrn zu Eppstein, zum Erzbischof,
Während dess' der Kaiser Philipp,
Ihm zuwider, Leopolden,
Bischof zu Stadt Worms, erwählte.
Sigfrid eilt voll Haß zum Papste,
Ward in Gnaden auch empfangen
Und ernannt zum Cardinale
In der Ordnung Sanct Sabinen
Auf dem Monte Aventino.
Blieb daselbst, bis Kaiser Philipp
Von dem Wittelsbach, dem Pfalzgraf,
Meuchlings umgebracht ward, und man
Sagt es, daß der Sigfrid Eppstein
Auch darum gewußt soll haben;
War damals ein bös Gerüchte.
Soviel aber ist ganz sicher,
Daß Herr Sigfrid schleunigst reiste
Hin nach Mainz, und vom Capitel
Ward er nach Gebühr empfangen,
Laßt mich kurz Euch erſt verkünden,
Wie's zur Zeit da draußen ausſieht
In dem Reich der Welt und Kirche,
Denn ich glaube, Junker Robert,
Bei Euch auf dem Mittelſteine
Treibt man nicht viel Politik.“
— „Nein, beim Ew'gen!“ lachte Jener,
Und Abt Wunfried dreht am Finger
Spielend einen güld'nen Reifen
Und fuhr fort: „Im Jahr zwölfhundert
Wählt' ein Theil des Dom-Capitels
Zu Stadt Mainz den Freiherrn Sigfrid,5)
Herrn zu Eppſtein, zum Erzbiſchof,
Während deſſ' der Kaiſer Philipp,
Ihm zuwider, Leopolden,
Biſchof zu Stadt Worms, erwählte.
Sigfrid eilt voll Haß zum Papſte,
Ward in Gnaden auch empfangen
Und ernannt zum Cardinale
In der Ordnung Sanct Sabinen
Auf dem Monte Aventino.
Blieb daſelbſt, bis Kaiſer Philipp
Von dem Wittelsbach, dem Pfalzgraf,
Meuchlings umgebracht ward, und man
Sagt es, daß der Sigfrid Eppſtein
Auch darum gewußt ſoll haben;
War damals ein bös Gerüchte.
Soviel aber iſt ganz ſicher,
Daß Herr Sigfrid ſchleunigſt reiſte
Hin nach Mainz, und vom Capitel
Ward er nach Gebühr empfangen,
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[16/0030] Laßt mich kurz Euch erſt verkünden, Wie's zur Zeit da draußen ausſieht In dem Reich der Welt und Kirche, Denn ich glaube, Junker Robert, Bei Euch auf dem Mittelſteine Treibt man nicht viel Politik.“ — „Nein, beim Ew'gen!“ lachte Jener, Und Abt Wunfried dreht am Finger Spielend einen güld'nen Reifen Und fuhr fort: „Im Jahr zwölfhundert Wählt' ein Theil des Dom-Capitels Zu Stadt Mainz den Freiherrn Sigfrid,5) Herrn zu Eppſtein, zum Erzbiſchof, Während deſſ' der Kaiſer Philipp, Ihm zuwider, Leopolden, Biſchof zu Stadt Worms, erwählte. Sigfrid eilt voll Haß zum Papſte, Ward in Gnaden auch empfangen Und ernannt zum Cardinale In der Ordnung Sanct Sabinen Auf dem Monte Aventino. Blieb daſelbſt, bis Kaiſer Philipp Von dem Wittelsbach, dem Pfalzgraf, Meuchlings umgebracht ward, und man Sagt es, daß der Sigfrid Eppſtein Auch darum gewußt ſoll haben; War damals ein bös Gerüchte. Soviel aber iſt ganz ſicher, Daß Herr Sigfrid ſchleunigſt reiſte Hin nach Mainz, und vom Capitel Ward er nach Gebühr empfangen,

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Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/30>, abgerufen am 26.04.2024.