Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
An Hausgeräthen scheint hier nichts gespart:
Ein eichener Tisch, und um ihn gereiht
Gedrechselte Stühle, hochlehnig und breit,
Und kissenbeleget, sogar in der Mitt
Ein Rittersessel, nach edler Sitt,
Davor soeben noch legt ein Gesell
Ein büffelgehörntes, schwarzzottiges Fell,
Dieweilen ein Anderer fürsorglich spannt
Ein Teppichgeweb vor die hölzerne Wand.
Roth flammt es im Osten am Himmel empor,
Doch rastlos noch schaffet der seltsame Chor,
Bis endlich der Ritter dem Waidgesell winkt,
Bis kurzer, dreimaliger Hornstoß erklingt,
Bis es wie wimmelnder Ameisenschwall
Von allen Seiten hernahet dem Schall,
Sich stauend um des Geharnischten Roß,
Ein kuttenumwalleter, mönchischer Troß.
Da rufet er: "Wollt meinen Dank nun empfahn,
Mit Euerer Hülfe das Werk ist gethan,
Was jetzo noch fehlet dem lustigen Haus,
Das führen die Mannen und Knechte mir aus,
Drum ziehet zurück nun, die Sonne erwacht,
Und schirmt im Gebete das Werk dieser Nacht!"
Ein: "Deus vobiscum" rings flüsterts im Kreis,
Das Zeichen des Kreuzes, -- und heimlich und leis
Enteilt es von dannen, und huschet und flieht
Auf lautlosen Sohlen durch Hecke und Ried
Zum Grunde hernieder, von Felsen umringt,
Draus mahnend vom Kloster das Glöcklein erklingt,
Dort öffnet das Thor sich, dort ziehen sie ein;
Wer könnte sie nächtlicher Wandrung noch zeihn? --
An Hausgeräthen ſcheint hier nichts geſpart:
Ein eichener Tiſch, und um ihn gereiht
Gedrechſelte Stühle, hochlehnig und breit,
Und kiſſenbeleget, ſogar in der Mitt
Ein Ritterſeſſel, nach edler Sitt,
Davor ſoeben noch legt ein Geſell
Ein büffelgehörntes, ſchwarzzottiges Fell,
Dieweilen ein Anderer fürſorglich ſpannt
Ein Teppichgeweb vor die hölzerne Wand.
Roth flammt es im Oſten am Himmel empor,
Doch raſtlos noch ſchaffet der ſeltſame Chor,
Bis endlich der Ritter dem Waidgeſell winkt,
Bis kurzer, dreimaliger Hornſtoß erklingt,
Bis es wie wimmelnder Ameiſenſchwall
Von allen Seiten hernahet dem Schall,
Sich ſtauend um des Geharniſchten Roß,
Ein kuttenumwalleter, mönchiſcher Troß.
Da rufet er: „Wollt meinen Dank nun empfahn,
Mit Euerer Hülfe das Werk iſt gethan,
Was jetzo noch fehlet dem luſtigen Haus,
Das führen die Mannen und Knechte mir aus,
Drum ziehet zurück nun, die Sonne erwacht,
Und ſchirmt im Gebete das Werk dieſer Nacht!“
Ein: „Deus vobiscum“ rings flüſterts im Kreis,
Das Zeichen des Kreuzes, — und heimlich und leis
Enteilt es von dannen, und huſchet und flieht
Auf lautloſen Sohlen durch Hecke und Ried
Zum Grunde hernieder, von Felſen umringt,
Draus mahnend vom Kloſter das Glöcklein erklingt,
Dort öffnet das Thor ſich, dort ziehen ſie ein;
Wer könnte ſie nächtlicher Wandrung noch zeihn? —
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0040" n="26"/>
          <lg n="4">
            <l>An Hausgeräthen &#x017F;cheint hier nichts ge&#x017F;part:</l><lb/>
            <l>Ein eichener Ti&#x017F;ch, und um ihn gereiht</l><lb/>
            <l>Gedrech&#x017F;elte Stühle, hochlehnig und breit,</l><lb/>
            <l>Und ki&#x017F;&#x017F;enbeleget, &#x017F;ogar in der Mitt</l><lb/>
            <l>Ein Ritter&#x017F;e&#x017F;&#x017F;el, nach edler Sitt,</l><lb/>
            <l>Davor &#x017F;oeben noch legt ein Ge&#x017F;ell</l><lb/>
            <l>Ein büffelgehörntes, &#x017F;chwarzzottiges Fell,</l><lb/>
            <l>Dieweilen ein Anderer für&#x017F;orglich &#x017F;pannt</l><lb/>
            <l>Ein Teppichgeweb vor die hölzerne Wand.</l><lb/>
            <l>Roth flammt es im O&#x017F;ten am Himmel empor,</l><lb/>
            <l>Doch ra&#x017F;tlos noch &#x017F;chaffet der &#x017F;elt&#x017F;ame Chor,</l><lb/>
            <l>Bis endlich der Ritter dem Waidge&#x017F;ell winkt,</l><lb/>
            <l>Bis kurzer, dreimaliger Horn&#x017F;toß erklingt,</l><lb/>
            <l>Bis es wie wimmelnder Amei&#x017F;en&#x017F;chwall</l><lb/>
            <l>Von allen Seiten hernahet dem Schall,</l><lb/>
            <l>Sich &#x017F;tauend um des Geharni&#x017F;chten Roß,</l><lb/>
            <l>Ein kuttenumwalleter, mönchi&#x017F;cher Troß.</l><lb/>
            <l>Da rufet er: &#x201E;Wollt meinen Dank nun empfahn,</l><lb/>
            <l>Mit Euerer Hülfe das Werk i&#x017F;t gethan,</l><lb/>
            <l>Was jetzo noch fehlet dem lu&#x017F;tigen Haus,</l><lb/>
            <l>Das führen die Mannen und Knechte mir aus,</l><lb/>
            <l>Drum ziehet zurück nun, die Sonne erwacht,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;chirmt im Gebete das Werk die&#x017F;er Nacht!&#x201C;</l><lb/>
            <l>Ein: &#x201E;<hi rendition="#aq">Deus vobiscum</hi>&#x201C; rings flü&#x017F;terts im Kreis,</l><lb/>
            <l>Das Zeichen des Kreuzes, &#x2014; und heimlich und leis</l><lb/>
            <l>Enteilt es von dannen, und hu&#x017F;chet und flieht</l><lb/>
            <l>Auf lautlo&#x017F;en Sohlen durch Hecke und Ried</l><lb/>
            <l>Zum Grunde hernieder, von Fel&#x017F;en umringt,</l><lb/>
            <l>Draus mahnend vom Klo&#x017F;ter das Glöcklein erklingt,</l><lb/>
            <l>Dort öffnet das Thor &#x017F;ich, dort ziehen &#x017F;ie ein;</l><lb/>
            <l>Wer könnte &#x017F;ie nächtlicher Wandrung noch zeihn? &#x2014;</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0040] An Hausgeräthen ſcheint hier nichts geſpart: Ein eichener Tiſch, und um ihn gereiht Gedrechſelte Stühle, hochlehnig und breit, Und kiſſenbeleget, ſogar in der Mitt Ein Ritterſeſſel, nach edler Sitt, Davor ſoeben noch legt ein Geſell Ein büffelgehörntes, ſchwarzzottiges Fell, Dieweilen ein Anderer fürſorglich ſpannt Ein Teppichgeweb vor die hölzerne Wand. Roth flammt es im Oſten am Himmel empor, Doch raſtlos noch ſchaffet der ſeltſame Chor, Bis endlich der Ritter dem Waidgeſell winkt, Bis kurzer, dreimaliger Hornſtoß erklingt, Bis es wie wimmelnder Ameiſenſchwall Von allen Seiten hernahet dem Schall, Sich ſtauend um des Geharniſchten Roß, Ein kuttenumwalleter, mönchiſcher Troß. Da rufet er: „Wollt meinen Dank nun empfahn, Mit Euerer Hülfe das Werk iſt gethan, Was jetzo noch fehlet dem luſtigen Haus, Das führen die Mannen und Knechte mir aus, Drum ziehet zurück nun, die Sonne erwacht, Und ſchirmt im Gebete das Werk dieſer Nacht!“ Ein: „Deus vobiscum“ rings flüſterts im Kreis, Das Zeichen des Kreuzes, — und heimlich und leis Enteilt es von dannen, und huſchet und flieht Auf lautloſen Sohlen durch Hecke und Ried Zum Grunde hernieder, von Felſen umringt, Draus mahnend vom Kloſter das Glöcklein erklingt, Dort öffnet das Thor ſich, dort ziehen ſie ein; Wer könnte ſie nächtlicher Wandrung noch zeihn? —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/40
Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/40>, abgerufen am 26.04.2024.