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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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CIV haubtst. von den
geschäft anzusehen, und weder für einen kauf, noch
eine schenkung, vielweniger für einen leibrenten-
contract zu halten. Deswegen es in den Römi-
schen rechten unerfindlich ist.

§ 757
wenn das
gut ange-
schlagen
wird?

Das gut wird bei heiraten entweder im eheli-
che angeschlagen, oder hernach, in beiden fällen
bedingen sich die ältern einen auszug.

§ 758
was der an-
schlag ist?

Der anschlag ist ein geding zwischen den ältern,
und einem ihrer kinder, vermöge dessen ihm die
grundstüke gegen eine gewisse summe abgetreten
werden, mit dem anhange, einem jeden geschwi-
ster so und so viel herauszuzalen. Unterweilen
kommen auch schif und geschirr mit zum anschlage.

§ 759.
bei gemei-
nen leuten
werden ie-
weilen die
jungen ehe-
leute an den
tisch ge-
nommen.

Jeweilen behalten sich die alten bei gemeinen
leuten auch wohl, wenn die brautleute noch jung
sind, die herrschaft vor, und nemen die jungen
leute an den tisch, daß sie eines knechtes und ei-
ner magd dinste tun. Ist ihnen nun das gut an-
geschlagen; so fället selbigen das gut zu, wenn
schon das kind, dem es angeschlagen war, vor
der ältern tode verstorben, iedoch kinder verlassen
hat, herr H. G. R. Hombergk zu Vach de
pacto reali.

§ 760
worin der
insiz beste-
het?

Der insiz bestehet in der freien Wonung, einer
stube oder kammer, und ist nicht allein unter äl-
tern, sondern auch andern personen gebräuchlich.
Bei den bauerleuten bestehet er in einer kammer,
und daß die insizer in der gemeinen wonstube sich
des tages aufhalten. Der von Berger in der
oeconomia iuris s. 338 vermeinet, daß die zwote
ehe den insiz nicht breche. Allein inhalts der Teut-
schen rechte gehet er wegen hasses wider die zwote

ehe

CIV haubtſt. von den
geſchaͤft anzuſehen, und weder fuͤr einen kauf, noch
eine ſchenkung, vielweniger fuͤr einen leibrenten-
contract zu halten. Deswegen es in den Roͤmi-
ſchen rechten unerfindlich iſt.

§ 757
wenn das
gut ange-
ſchlagen
wird?

Das gut wird bei heiraten entweder im eheli-
che angeſchlagen, oder hernach, in beiden faͤllen
bedingen ſich die aͤltern einen auszug.

§ 758
was der an-
ſchlag iſt?

Der anſchlag iſt ein geding zwiſchen den aͤltern,
und einem ihrer kinder, vermoͤge deſſen ihm die
grundſtuͤke gegen eine gewiſſe ſumme abgetreten
werden, mit dem anhange, einem jeden geſchwi-
ſter ſo und ſo viel herauszuzalen. Unterweilen
kommen auch ſchif und geſchirr mit zum anſchlage.

§ 759.
bei gemei-
nen leuten
werden ie-
weilen die
jungen ehe-
leute an den
tiſch ge-
nommen.

Jeweilen behalten ſich die alten bei gemeinen
leuten auch wohl, wenn die brautleute noch jung
ſind, die herrſchaft vor, und nemen die jungen
leute an den tiſch, daß ſie eines knechtes und ei-
ner magd dinſte tun. Iſt ihnen nun das gut an-
geſchlagen; ſo faͤllet ſelbigen das gut zu, wenn
ſchon das kind, dem es angeſchlagen war, vor
der aͤltern tode verſtorben, iedoch kinder verlaſſen
hat, herr H. G. R. Hombergk zu Vach de
pacto reali.

§ 760
worin der
inſiz beſte-
het?

Der inſiz beſtehet in der freien Wonung, einer
ſtube oder kammer, und iſt nicht allein unter aͤl-
tern, ſondern auch andern perſonen gebraͤuchlich.
Bei den bauerleuten beſtehet er in einer kammer,
und daß die inſizer in der gemeinen wonſtube ſich
des tages aufhalten. Der von Berger in der
oeconomia iuris ſ. 338 vermeinet, daß die zwote
ehe den inſiz nicht breche. Allein inhalts der Teut-
ſchen rechte gehet er wegen haſſes wider die zwote

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[324/0336] CIV haubtſt. von den geſchaͤft anzuſehen, und weder fuͤr einen kauf, noch eine ſchenkung, vielweniger fuͤr einen leibrenten- contract zu halten. Deswegen es in den Roͤmi- ſchen rechten unerfindlich iſt. § 757 Das gut wird bei heiraten entweder im eheli- che angeſchlagen, oder hernach, in beiden faͤllen bedingen ſich die aͤltern einen auszug. § 758 Der anſchlag iſt ein geding zwiſchen den aͤltern, und einem ihrer kinder, vermoͤge deſſen ihm die grundſtuͤke gegen eine gewiſſe ſumme abgetreten werden, mit dem anhange, einem jeden geſchwi- ſter ſo und ſo viel herauszuzalen. Unterweilen kommen auch ſchif und geſchirr mit zum anſchlage. § 759. Jeweilen behalten ſich die alten bei gemeinen leuten auch wohl, wenn die brautleute noch jung ſind, die herrſchaft vor, und nemen die jungen leute an den tiſch, daß ſie eines knechtes und ei- ner magd dinſte tun. Iſt ihnen nun das gut an- geſchlagen; ſo faͤllet ſelbigen das gut zu, wenn ſchon das kind, dem es angeſchlagen war, vor der aͤltern tode verſtorben, iedoch kinder verlaſſen hat, herr H. G. R. Hombergk zu Vach de pacto reali. § 760 Der inſiz beſtehet in der freien Wonung, einer ſtube oder kammer, und iſt nicht allein unter aͤl- tern, ſondern auch andern perſonen gebraͤuchlich. Bei den bauerleuten beſtehet er in einer kammer, und daß die inſizer in der gemeinen wonſtube ſich des tages aufhalten. Der von Berger in der oeconomia iuris ſ. 338 vermeinet, daß die zwote ehe den inſiz nicht breche. Allein inhalts der Teut- ſchen rechte gehet er wegen haſſes wider die zwote ehe

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/336>, abgerufen am 27.04.2024.