Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

CXXII haubtst. von den
gewesen,
auch in
Sachsen
nicht.
und vorstand leisten, Reichsreformation guter
policei 1548 tit. 31 § 3, 1577 tit. 32 § 3, Reichs-
kammer gerichtsordnung vom jare 1555 im I teile
tit. 75, 76, Zweibrückische hofgerichtsordnung
tit. 13, Ulmische statuten im ersten teile tit. 3, und
im andern teile tit. 8, F. Heßische samt hofge-
richtsordnung, die Nassau-Kazenellenbogische
landordnung t. V cap. I, das Solmsische land-
recht II t. tit. 21 § 12, Kur Pfälzische hofgerichts-
ordnung tit. 18 bl. 18. Alle unmittelbare, welche
das kammergericht, oder der Reichshofrat zu
vormunden bestätiget, müssen den vormundschafts-
eid entweder in person, oder durch einen bevoll-
mächtigten allda abschwören. Dergleichen wird
auch bei der Reichsritterschaft beobachtet.

§ 961
solchen legen
die ehren-
vormunden
nicht ab.

Die ehren-vormunden schwören nicht, sie legen
auch keine rechnung ab. Ihr amt bestehet in der
aufsicht, und werden in schweren fällen gefraget,
und zu rate gezogen, Lauterbach de honorario
tutore.

§ 962
wie es bei
strittigen
Reichsherr-
schaften ge-
halten wer-
de?

Ist die gerichtbarkeit zwischen unmittelbaren
Reichsherrschaften streitig, soll einsweilen das
kaiserliche und Reichskammergericht die vormund-
schaft bestätigen, Reichs-deputations-abschid vom
jare 1600 § 26.

§ 963
die quellen
der Teut-
schen vor-
mundschaft
sind von der
Römischen
unterschiden.

Die Teutsche vormundschaft hat also eine ganz
andre quelle, als die Römische. Sie hisse auch
deswegen in den alten gesäzen custodia, oder guar-
dia. Diselbe unterscheidet sich von der Römi-
schen darin, daß 1) wir eine obervormundschaft
haben, weshalber vormundschaftsämter, waisen-
gerichte, pflegeämter etc. nidergesezet und bestellet
werden, Birkner de iudicio tutelari Norim-

bergensi,

CXXII haubtſt. von den
geweſen,
auch in
Sachſen
nicht.
und vorſtand leiſten, Reichsreformation guter
policei 1548 tit. 31 § 3, 1577 tit. 32 § 3, Reichs-
kammer gerichtsordnung vom jare 1555 im I teile
tit. 75, 76, Zweibruͤckiſche hofgerichtsordnung
tit. 13, Ulmiſche ſtatuten im erſten teile tit. 3, und
im andern teile tit. 8, F. Heßiſche ſamt hofge-
richtsordnung, die Naſſau-Kazenellenbogiſche
landordnung t. V cap. I, das Solmſiſche land-
recht II t. tit. 21 § 12, Kur Pfaͤlziſche hofgerichts-
ordnung tit. 18 bl. 18. Alle unmittelbare, welche
das kammergericht, oder der Reichshofrat zu
vormunden beſtaͤtiget, muͤſſen den vormundſchafts-
eid entweder in perſon, oder durch einen bevoll-
maͤchtigten allda abſchwoͤren. Dergleichen wird
auch bei der Reichsritterſchaft beobachtet.

§ 961
ſolchen legẽ
die ehren-
vormunden
nicht ab.

Die ehren-vormunden ſchwoͤren nicht, ſie legen
auch keine rechnung ab. Ihr amt beſtehet in der
aufſicht, und werden in ſchweren faͤllen gefraget,
und zu rate gezogen, Lauterbach de honorario
tutore.

§ 962
wie es bei
ſtrittigen
Reichsherr-
ſchaften ge-
halten wer-
de?

Iſt die gerichtbarkeit zwiſchen unmittelbaren
Reichsherrſchaften ſtreitig, ſoll einsweilen das
kaiſerliche und Reichskammergericht die vormund-
ſchaft beſtaͤtigen, Reichs-deputations-abſchid vom
jare 1600 § 26.

§ 963
die quellen
der Teut-
ſchen vor-
mundſchaft
ſind von der
Roͤmiſchen
unterſchidẽ.

Die Teutſche vormundſchaft hat alſo eine ganz
andre quelle, als die Roͤmiſche. Sie hiſſe auch
deswegen in den alten geſaͤzen cuſtodia, oder guar-
dia. Diſelbe unterſcheidet ſich von der Roͤmi-
ſchen darin, daß 1) wir eine obervormundſchaft
haben, weshalber vormundſchaftsaͤmter, waiſen-
gerichte, pflegeaͤmter ꝛc. nidergeſezet und beſtellet
werden, Birkner de iudicio tutelari Norim-

bergenſi,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0426" n="414"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">CXXII</hi> haubt&#x017F;t. von den</hi></fw><lb/><note place="left">gewe&#x017F;en,<lb/>
auch in<lb/>
Sach&#x017F;en<lb/>
nicht.</note>und vor&#x017F;tand lei&#x017F;ten, Reichsreformation guter<lb/>
policei 1548 tit. 31 § 3, 1577 tit. 32 § 3, Reichs-<lb/>
kammer gerichtsordnung vom jare 1555 im <hi rendition="#aq">I</hi> teile<lb/>
tit. 75, 76, Zweibru&#x0364;cki&#x017F;che hofgerichtsordnung<lb/>
tit. 13, Ulmi&#x017F;che &#x017F;tatuten im er&#x017F;ten teile tit. 3, und<lb/>
im andern teile tit. 8, F. Heßi&#x017F;che &#x017F;amt hofge-<lb/>
richtsordnung, die Na&#x017F;&#x017F;au-Kazenellenbogi&#x017F;che<lb/>
landordnung t. <hi rendition="#aq">V</hi> cap. <hi rendition="#aq">I</hi>, das Solm&#x017F;i&#x017F;che land-<lb/>
recht <hi rendition="#aq">II</hi> t. tit. 21 § 12, Kur Pfa&#x0364;lzi&#x017F;che hofgerichts-<lb/>
ordnung tit. 18 bl. 18. Alle unmittelbare, welche<lb/>
das kammergericht, oder der Reichshofrat zu<lb/>
vormunden be&#x017F;ta&#x0364;tiget, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en den vormund&#x017F;chafts-<lb/>
eid entweder in per&#x017F;on, oder durch einen bevoll-<lb/>
ma&#x0364;chtigten allda ab&#x017F;chwo&#x0364;ren. Dergleichen wird<lb/>
auch bei der Reichsritter&#x017F;chaft beobachtet.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 961</head><lb/>
          <note place="left">&#x017F;olchen lege&#x0303;<lb/>
die ehren-<lb/>
vormunden<lb/>
nicht ab.</note>
          <p>Die ehren-vormunden &#x017F;chwo&#x0364;ren nicht, &#x017F;ie legen<lb/>
auch keine rechnung ab. Ihr amt be&#x017F;tehet in der<lb/>
auf&#x017F;icht, und werden in &#x017F;chweren fa&#x0364;llen gefraget,<lb/>
und zu rate gezogen, <hi rendition="#fr">Lauterbach</hi> <hi rendition="#aq">de honorario<lb/>
tutore.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 962</head><lb/>
          <note place="left">wie es bei<lb/>
&#x017F;trittigen<lb/>
Reichsherr-<lb/>
&#x017F;chaften ge-<lb/>
halten wer-<lb/>
de?</note>
          <p>I&#x017F;t die gerichtbarkeit zwi&#x017F;chen unmittelbaren<lb/>
Reichsherr&#x017F;chaften &#x017F;treitig, &#x017F;oll einsweilen das<lb/>
kai&#x017F;erliche und Reichskammergericht die vormund-<lb/>
&#x017F;chaft be&#x017F;ta&#x0364;tigen, Reichs-deputations-ab&#x017F;chid vom<lb/>
jare 1600 § 26.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 963</head><lb/>
          <note place="left">die quellen<lb/>
der Teut-<lb/>
&#x017F;chen vor-<lb/>
mund&#x017F;chaft<lb/>
&#x017F;ind von der<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;chen<lb/>
unter&#x017F;chide&#x0303;.</note>
          <p>Die Teut&#x017F;che vormund&#x017F;chaft hat al&#x017F;o eine ganz<lb/>
andre quelle, als die Ro&#x0364;mi&#x017F;che. Sie hi&#x017F;&#x017F;e auch<lb/>
deswegen in den alten ge&#x017F;a&#x0364;zen cu&#x017F;todia, oder guar-<lb/>
dia. Di&#x017F;elbe unter&#x017F;cheidet &#x017F;ich von der Ro&#x0364;mi-<lb/>
&#x017F;chen darin, daß 1) wir eine obervormund&#x017F;chaft<lb/>
haben, weshalber vormund&#x017F;chaftsa&#x0364;mter, wai&#x017F;en-<lb/>
gerichte, pflegea&#x0364;mter &#xA75B;c. niderge&#x017F;ezet und be&#x017F;tellet<lb/>
werden, <hi rendition="#fr">Birkner</hi> <hi rendition="#aq">de iudicio tutelari Norim-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">bergen&#x017F;i,</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[414/0426] CXXII haubtſt. von den und vorſtand leiſten, Reichsreformation guter policei 1548 tit. 31 § 3, 1577 tit. 32 § 3, Reichs- kammer gerichtsordnung vom jare 1555 im I teile tit. 75, 76, Zweibruͤckiſche hofgerichtsordnung tit. 13, Ulmiſche ſtatuten im erſten teile tit. 3, und im andern teile tit. 8, F. Heßiſche ſamt hofge- richtsordnung, die Naſſau-Kazenellenbogiſche landordnung t. V cap. I, das Solmſiſche land- recht II t. tit. 21 § 12, Kur Pfaͤlziſche hofgerichts- ordnung tit. 18 bl. 18. Alle unmittelbare, welche das kammergericht, oder der Reichshofrat zu vormunden beſtaͤtiget, muͤſſen den vormundſchafts- eid entweder in perſon, oder durch einen bevoll- maͤchtigten allda abſchwoͤren. Dergleichen wird auch bei der Reichsritterſchaft beobachtet. geweſen, auch in Sachſen nicht. § 961 Die ehren-vormunden ſchwoͤren nicht, ſie legen auch keine rechnung ab. Ihr amt beſtehet in der aufſicht, und werden in ſchweren faͤllen gefraget, und zu rate gezogen, Lauterbach de honorario tutore. § 962 Iſt die gerichtbarkeit zwiſchen unmittelbaren Reichsherrſchaften ſtreitig, ſoll einsweilen das kaiſerliche und Reichskammergericht die vormund- ſchaft beſtaͤtigen, Reichs-deputations-abſchid vom jare 1600 § 26. § 963 Die Teutſche vormundſchaft hat alſo eine ganz andre quelle, als die Roͤmiſche. Sie hiſſe auch deswegen in den alten geſaͤzen cuſtodia, oder guar- dia. Diſelbe unterſcheidet ſich von der Roͤmi- ſchen darin, daß 1) wir eine obervormundſchaft haben, weshalber vormundſchaftsaͤmter, waiſen- gerichte, pflegeaͤmter ꝛc. nidergeſezet und beſtellet werden, Birkner de iudicio tutelari Norim- bergenſi,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/426
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/426>, abgerufen am 26.04.2024.