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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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CXXII haubtst. von den
jare; Wer 16 jar alt ist, muß in ehe und schwän-
gerungssachen schwören.

§ 978
die ertei-
lung der
volljärig-
keit ist Rö-
misch.

Die alte Teutschen wußten nichts von der er-
teilung der volljärigkeit (venia ätatis) von Lu-
dewig
de legitima aetate puberum, cap. VI,
sondern es ist selbige durch einfürung des Römi-
schen rechtes bekannt worden. Selbige erteilen
sowohl der kaiser, die Reichsverweser, als auch
die landesfürsten den in iren landen befindlichen
untertanen, iedoch richten sie sich nicht schlechter-
dings in absicht auf die jare nach der fürschrift der
Römischen rechte. Sihe des kaiserlichen und
Reichskammergerichtsbeisizers, freiherrns von
Cramer
abhandlung de iure principis conce-
dendi veniam aetatis,
vol. II opusc. s. 572 fgg.,
des herrn professor Gottfrid Daniel Hofmanns
disp. de iure imperatoris concedendi veniam
aetatis princ.,
des verstorbenen herrn H. R.
Königs
differentias iuris Romani et Germanici
in concedenda venia aetatis,
und in den sele-
ctis iuris publ. VII
ten teile s. 1 fgg. Im jare
1320 erklärete kaiser Ludewig, Heinrichen Mark-
grafen in Brandenburg und Landsberg für voll-
järig, Paulli in der einleitung zur Preussischen
statsgeschichte, period. III § 48 not. b. s. 112.

§ 979
ob die stadt-
räte selbige
erteilen kön-
nen?

Die stadträte, auch andere richter in den
Teutschen Reichslanden vermögen sotane volljä-
rigkeit nicht zu erteilen, wofern es einen nicht be-
sonders vergünstiget ist, freiherr von Cramer am
a. o., König am a. o. s. 12.

§ 980
der volljärig
erklärte kan
seines ge-
schwisters

Derienige, welcher für mündig erkläret wor-
den ist, kan seines unmündigen geschwisters vor-
mund werden, auch über sein vermögen giltige

contracte

CXXII haubtſt. von den
jare; Wer 16 jar alt iſt, muß in ehe und ſchwaͤn-
gerungsſachen ſchwoͤren.

§ 978
die ertei-
lung der
volljaͤrig-
keit iſt Roͤ-
miſch.

Die alte Teutſchen wußten nichts von der er-
teilung der volljaͤrigkeit (venia aͤtatis) von Lu-
dewig
de legitima aetate puberum, cap. VI,
ſondern es iſt ſelbige durch einfuͤrung des Roͤmi-
ſchen rechtes bekannt worden. Selbige erteilen
ſowohl der kaiſer, die Reichsverweſer, als auch
die landesfuͤrſten den in iren landen befindlichen
untertanen, iedoch richten ſie ſich nicht ſchlechter-
dings in abſicht auf die jare nach der fuͤrſchrift der
Roͤmiſchen rechte. Sihe des kaiſerlichen und
Reichskammergerichtsbeiſizers, freiherrns von
Cramer
abhandlung de iure principis conce-
dendi veniam aetatis,
vol. II opuſc. ſ. 572 fgg.,
des herrn profeſſor Gottfrid Daniel Hofmanns
diſp. de iure imperatoris concedendi veniam
aetatis princ.,
des verſtorbenen herrn H. R.
Koͤnigs
differentias iuris Romani et Germanici
in concedenda venia aetatis,
und in den ſele-
ctis iuris publ. VII
ten teile ſ. 1 fgg. Im jare
1320 erklaͤrete kaiſer Ludewig, Heinrichen Mark-
grafen in Brandenburg und Landsberg fuͤr voll-
jaͤrig, Paulli in der einleitung zur Preuſſiſchen
ſtatsgeſchichte, period. III § 48 not. b. ſ. 112.

§ 979
ob die ſtadt-
raͤte ſelbige
erteilen koͤn-
nen?

Die ſtadtraͤte, auch andere richter in den
Teutſchen Reichslanden vermoͤgen ſotane volljaͤ-
rigkeit nicht zu erteilen, wofern es einen nicht be-
ſonders verguͤnſtiget iſt, freiherr von Cramer am
a. o., Koͤnig am a. o. ſ. 12.

§ 980
der volljaͤrig
erklaͤrte kan
ſeines ge-
ſchwiſters

Derienige, welcher fuͤr muͤndig erklaͤret wor-
den iſt, kan ſeines unmuͤndigen geſchwiſters vor-
mund werden, auch uͤber ſein vermoͤgen giltige

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[420/0432] CXXII haubtſt. von den jare; Wer 16 jar alt iſt, muß in ehe und ſchwaͤn- gerungsſachen ſchwoͤren. § 978 Die alte Teutſchen wußten nichts von der er- teilung der volljaͤrigkeit (venia aͤtatis) von Lu- dewig de legitima aetate puberum, cap. VI, ſondern es iſt ſelbige durch einfuͤrung des Roͤmi- ſchen rechtes bekannt worden. Selbige erteilen ſowohl der kaiſer, die Reichsverweſer, als auch die landesfuͤrſten den in iren landen befindlichen untertanen, iedoch richten ſie ſich nicht ſchlechter- dings in abſicht auf die jare nach der fuͤrſchrift der Roͤmiſchen rechte. Sihe des kaiſerlichen und Reichskammergerichtsbeiſizers, freiherrns von Cramer abhandlung de iure principis conce- dendi veniam aetatis, vol. II opuſc. ſ. 572 fgg., des herrn profeſſor Gottfrid Daniel Hofmanns diſp. de iure imperatoris concedendi veniam aetatis princ., des verſtorbenen herrn H. R. Koͤnigs differentias iuris Romani et Germanici in concedenda venia aetatis, und in den ſele- ctis iuris publ. VIIten teile ſ. 1 fgg. Im jare 1320 erklaͤrete kaiſer Ludewig, Heinrichen Mark- grafen in Brandenburg und Landsberg fuͤr voll- jaͤrig, Paulli in der einleitung zur Preuſſiſchen ſtatsgeſchichte, period. III § 48 not. b. ſ. 112. § 979 Die ſtadtraͤte, auch andere richter in den Teutſchen Reichslanden vermoͤgen ſotane volljaͤ- rigkeit nicht zu erteilen, wofern es einen nicht be- ſonders verguͤnſtiget iſt, freiherr von Cramer am a. o., Koͤnig am a. o. ſ. 12. § 980 Derienige, welcher fuͤr muͤndig erklaͤret wor- den iſt, kan ſeines unmuͤndigen geſchwiſters vor- mund werden, auch uͤber ſein vermoͤgen giltige contracte

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/432>, abgerufen am 26.04.2024.