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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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CXXIV haubtst. von den
sowohl der gegenwärtigen, als auch der abwesen-
den, wenn der name, oder das bildnis an den
galgen geschlagen wird, wenn in der muster-rolle
bei eines seinen namen der galgen gezeichnet, wenn
jemand mit einer lebens- oder leibes-strafe beleget
wird, welche durch den henker vollstrecket werden
muß; wenn einer dem scharfrichter zur absezung
(degradation) übergeben wird, Stephan Wa-
ga
in comm. de eo, quod iustum est circa poe-
nas militum ignominiosas,
Wend de poe-
nis militum famosis
§ 16 fgg., graf von
Khevenhüller
in den observations-puncten Iten
teile s. 23, Lünig in corpore iuris militaris s.
869, 1308 fgg., reiter-bestallung kaiser Maximi-
lians II art. 62. Es gehöret ferner dahin die
zerbrechung der waffen, des tegens, schildes und
helmes durch des scharfrichters hände, Gundling
am a. o. 289 § 15.

§ 994
wie die an-
rüchtig er-
klärung ge-
schihet?

Die anrüchtig-erklärung geschihet entweder
ausdrücklich, z. e. wenn ein bedinter abgesezet,
und aller ehren-stellen für untüchtig erkläret, oder
zu einer unehrlichen strafe verdammet wird, z. e.
wenn einer bei den soldaten durch urtel und recht
zum stecken-knecht, oder regiments-henker gema-
chet wird, Kostka in den obseruat. militar. art.
33 s. 220, oder stillschweigend, z. e. einem officir
der tegen genommen und abgesezet wird.

§ 995
wie vilerlei
die anrüch-
tigkeit ist?

Es ist aber die anrüchtigkeit entweder in den
rechten auf gewisse freie menschliche handlungen
gesezet, oder sie wird durch böse sitten, und nider-
trächtige sowohl lüderliche lebensart bewirket.
Die erste wird infamia juris und die andere infa-
mia facti benennet. Unter die erste gattung zäle-
ten die Teutschen unter andern die meineidigen,

untreu-

CXXIV haubtſt. von den
ſowohl der gegenwaͤrtigen, als auch der abweſen-
den, wenn der name, oder das bildnis an den
galgen geſchlagen wird, wenn in der muſter-rolle
bei eines ſeinen namen der galgen gezeichnet, wenn
jemand mit einer lebens- oder leibes-ſtrafe beleget
wird, welche durch den henker vollſtrecket werden
muß; wenn einer dem ſcharfrichter zur abſezung
(degradation) uͤbergeben wird, Stephan Wa-
ga
in comm. de eo, quod iuſtum eſt circa poe-
nas militum ignominioſas,
Wend de poe-
nis militum famoſis
§ 16 fgg., graf von
Khevenhuͤller
in den obſervations-puncten Iten
teile ſ. 23, Luͤnig in corpore iuris militaris ſ.
869, 1308 fgg., reiter-beſtallung kaiſer Maximi-
lians II art. 62. Es gehoͤret ferner dahin die
zerbrechung der waffen, des tegens, ſchildes und
helmes durch des ſcharfrichters haͤnde, Gundling
am a. o. 289 § 15.

§ 994
wie die an-
ruͤchtig er-
klaͤrung ge-
ſchihet?

Die anruͤchtig-erklaͤrung geſchihet entweder
ausdruͤcklich, z. e. wenn ein bedinter abgeſezet,
und aller ehren-ſtellen fuͤr untuͤchtig erklaͤret, oder
zu einer unehrlichen ſtrafe verdammet wird, z. e.
wenn einer bei den ſoldaten durch urtel und recht
zum ſtecken-knecht, oder regiments-henker gema-
chet wird, Koſtka in den obſeruat. militar. art.
33 ſ. 220, oder ſtillſchweigend, z. e. einem officir
der tegen genommen und abgeſezet wird.

§ 995
wie vilerlei
die anruͤch-
tigkeit iſt?

Es iſt aber die anruͤchtigkeit entweder in den
rechten auf gewiſſe freie menſchliche handlungen
geſezet, oder ſie wird durch boͤſe ſitten, und nider-
traͤchtige ſowohl luͤderliche lebensart bewirket.
Die erſte wird infamia juris und die andere infa-
mia facti benennet. Unter die erſte gattung zaͤle-
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untreu-
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[426/0438] CXXIV haubtſt. von den ſowohl der gegenwaͤrtigen, als auch der abweſen- den, wenn der name, oder das bildnis an den galgen geſchlagen wird, wenn in der muſter-rolle bei eines ſeinen namen der galgen gezeichnet, wenn jemand mit einer lebens- oder leibes-ſtrafe beleget wird, welche durch den henker vollſtrecket werden muß; wenn einer dem ſcharfrichter zur abſezung (degradation) uͤbergeben wird, Stephan Wa- ga in comm. de eo, quod iuſtum eſt circa poe- nas militum ignominioſas, Wend de poe- nis militum famoſis § 16 fgg., graf von Khevenhuͤller in den obſervations-puncten Iten teile ſ. 23, Luͤnig in corpore iuris militaris ſ. 869, 1308 fgg., reiter-beſtallung kaiſer Maximi- lians II art. 62. Es gehoͤret ferner dahin die zerbrechung der waffen, des tegens, ſchildes und helmes durch des ſcharfrichters haͤnde, Gundling am a. o. 289 § 15. § 994 Die anruͤchtig-erklaͤrung geſchihet entweder ausdruͤcklich, z. e. wenn ein bedinter abgeſezet, und aller ehren-ſtellen fuͤr untuͤchtig erklaͤret, oder zu einer unehrlichen ſtrafe verdammet wird, z. e. wenn einer bei den ſoldaten durch urtel und recht zum ſtecken-knecht, oder regiments-henker gema- chet wird, Koſtka in den obſeruat. militar. art. 33 ſ. 220, oder ſtillſchweigend, z. e. einem officir der tegen genommen und abgeſezet wird. § 995 Es iſt aber die anruͤchtigkeit entweder in den rechten auf gewiſſe freie menſchliche handlungen geſezet, oder ſie wird durch boͤſe ſitten, und nider- traͤchtige ſowohl luͤderliche lebensart bewirket. Die erſte wird infamia juris und die andere infa- mia facti benennet. Unter die erſte gattung zaͤle- ten die Teutſchen unter andern die meineidigen, untreu-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/438>, abgerufen am 26.04.2024.