Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite
LII haubtstück
was durch
die policei
in disem bu-
che verstan-
den werde.

Immittelst ist hirbei überhaubt vorauszusezen
nötig, daß, wo in disem werke dises oder jenes der
policei zugeeignet wird, darunter die hohe policei,
welche der landesherr ausübet, zu verstehen sey.
Eine andre ist die landespolicei, dafür die nachge-
sezte landesregirungen sorgen; eine andre ist in
den städten und dörfern. Die stadtpolicei teilet
sich wieder in die grose und kleine. Jene ist eine
gesellschaft, die aus allen collegiis der Stadt auf
landesherrliche verordnung angesezet ist, wozu so-
gar der geistliche und soldaten-stand iren beisizer
geben. Die kleine policei gehöret für die ordent-
lichen unterbeamten, adeliche gerichtshalter und
stadträte, wenn dise gerichtbarkeit haben, Pufen-
dorf
de iurisdictione German. und Struben
von regirungs- und policei-sachen. Im weit-
läuftigen verstande begreifet die policei die zur
landes-auch aller untertanen wolfart gereichenden
anordnungen und einrichtungen. Im engern sin-
ne zwecket selbige auf die erfoderliche einrichtungen
alles dessen, was zur notwendigkeit und bequem-
lichkeit des lebens, zum wohlstande, zur zierde,
reinlichkeit, guten ordnung, und erhaltung des
states, ortes etc. ab.

§ 2091
die hoheits-
rechte sind
von den re-
galien un-
terschiden.

Hiraus ergibet sich, daß ein unterscheid zwi-
schen den hoheits-rechten und den regalien sey.
In Teutschland üben die ersten allein die Reichs-
stände aus; da hingegen die regalien auch andre
personen auf eine rechtsbeständige weise erlanget
haben können. Die landeshoheit kan in Teutsch-
land allein mit bewilligung des kaisers und Rei-
ches erteilet werden; hingegen die regalien mögen
auch von dem kaiser allein, auch den Reichsstän-
den in iren landen zugestanden werden. Ausser-

dem
LII haubtſtuͤck
was durch
die policei
in diſem bu-
che verſtan-
den werde.

Immittelſt iſt hirbei uͤberhaubt vorauszuſezen
noͤtig, daß, wo in diſem werke diſes oder jenes der
policei zugeeignet wird, darunter die hohe policei,
welche der landesherr ausuͤbet, zu verſtehen ſey.
Eine andre iſt die landespolicei, dafuͤr die nachge-
ſezte landesregirungen ſorgen; eine andre iſt in
den ſtaͤdten und doͤrfern. Die ſtadtpolicei teilet
ſich wieder in die groſe und kleine. Jene iſt eine
geſellſchaft, die aus allen collegiis der Stadt auf
landesherrliche verordnung angeſezet iſt, wozu ſo-
gar der geiſtliche und ſoldaten-ſtand iren beiſizer
geben. Die kleine policei gehoͤret fuͤr die ordent-
lichen unterbeamten, adeliche gerichtshalter und
ſtadtraͤte, wenn diſe gerichtbarkeit haben, Pufen-
dorf
de iurisdictione German. und Struben
von regirungs- und policei-ſachen. Im weit-
laͤuftigen verſtande begreifet die policei die zur
landes-auch aller untertanen wolfart gereichenden
anordnungen und einrichtungen. Im engern ſin-
ne zwecket ſelbige auf die erfoderliche einrichtungen
alles deſſen, was zur notwendigkeit und bequem-
lichkeit des lebens, zum wohlſtande, zur zierde,
reinlichkeit, guten ordnung, und erhaltung des
ſtates, ortes ꝛc. ab.

§ 2091
die hoheits-
rechte ſind
von den re-
galien un-
terſchiden.

Hiraus ergibet ſich, daß ein unterſcheid zwi-
ſchen den hoheits-rechten und den regalien ſey.
In Teutſchland uͤben die erſten allein die Reichs-
ſtaͤnde aus; da hingegen die regalien auch andre
perſonen auf eine rechtsbeſtaͤndige weiſe erlanget
haben koͤnnen. Die landeshoheit kan in Teutſch-
land allein mit bewilligung des kaiſers und Rei-
ches erteilet werden; hingegen die regalien moͤgen
auch von dem kaiſer allein, auch den Reichsſtaͤn-
den in iren landen zugeſtanden werden. Auſſer-

dem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0856" n="844"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LII</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi> </fw><lb/>
            <note place="left">was durch<lb/>
die policei<lb/>
in di&#x017F;em bu-<lb/>
che ver&#x017F;tan-<lb/>
den werde.</note>
            <p>Immittel&#x017F;t i&#x017F;t hirbei u&#x0364;berhaubt vorauszu&#x017F;ezen<lb/>
no&#x0364;tig, daß, wo in di&#x017F;em werke di&#x017F;es oder jenes der<lb/>
policei zugeeignet wird, darunter die hohe policei,<lb/>
welche der landesherr ausu&#x0364;bet, zu ver&#x017F;tehen &#x017F;ey.<lb/>
Eine andre i&#x017F;t die landespolicei, dafu&#x0364;r die nachge-<lb/>
&#x017F;ezte landesregirungen &#x017F;orgen; eine andre i&#x017F;t in<lb/>
den &#x017F;ta&#x0364;dten und do&#x0364;rfern. Die &#x017F;tadtpolicei teilet<lb/>
&#x017F;ich wieder in die gro&#x017F;e und kleine. Jene i&#x017F;t eine<lb/>
ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, die aus allen collegiis der Stadt auf<lb/>
landesherrliche verordnung ange&#x017F;ezet i&#x017F;t, wozu &#x017F;o-<lb/>
gar der gei&#x017F;tliche und &#x017F;oldaten-&#x017F;tand iren bei&#x017F;izer<lb/>
geben. Die kleine policei geho&#x0364;ret fu&#x0364;r die ordent-<lb/>
lichen unterbeamten, adeliche gerichtshalter und<lb/>
&#x017F;tadtra&#x0364;te, wenn di&#x017F;e gerichtbarkeit haben, <hi rendition="#fr">Pufen-<lb/>
dorf</hi> <hi rendition="#aq">de iurisdictione German.</hi> und <hi rendition="#fr">Struben</hi><lb/>
von regirungs- und policei-&#x017F;achen. Im weit-<lb/>
la&#x0364;uftigen ver&#x017F;tande begreifet die policei die zur<lb/>
landes-auch aller untertanen wolfart gereichenden<lb/>
anordnungen und einrichtungen. Im engern &#x017F;in-<lb/>
ne zwecket &#x017F;elbige auf die erfoderliche einrichtungen<lb/>
alles de&#x017F;&#x017F;en, was zur notwendigkeit und bequem-<lb/>
lichkeit des lebens, zum wohl&#x017F;tande, zur zierde,<lb/>
reinlichkeit, guten ordnung, und erhaltung des<lb/>
&#x017F;tates, ortes &#xA75B;c. ab.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 2091</head><lb/>
            <note place="left">die hoheits-<lb/>
rechte &#x017F;ind<lb/>
von den re-<lb/>
galien un-<lb/>
ter&#x017F;chiden.</note>
            <p>Hiraus ergibet &#x017F;ich, daß ein unter&#x017F;cheid zwi-<lb/>
&#x017F;chen den hoheits-rechten und den regalien &#x017F;ey.<lb/>
In Teut&#x017F;chland u&#x0364;ben die er&#x017F;ten allein die Reichs-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nde aus; da hingegen die regalien auch andre<lb/>
per&#x017F;onen auf eine rechtsbe&#x017F;ta&#x0364;ndige wei&#x017F;e erlanget<lb/>
haben ko&#x0364;nnen. Die landeshoheit kan in Teut&#x017F;ch-<lb/>
land allein mit bewilligung des kai&#x017F;ers und Rei-<lb/>
ches erteilet werden; hingegen die regalien mo&#x0364;gen<lb/>
auch von dem kai&#x017F;er allein, auch den Reichs&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
den in iren landen zuge&#x017F;tanden werden. Au&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[844/0856] LII haubtſtuͤck Immittelſt iſt hirbei uͤberhaubt vorauszuſezen noͤtig, daß, wo in diſem werke diſes oder jenes der policei zugeeignet wird, darunter die hohe policei, welche der landesherr ausuͤbet, zu verſtehen ſey. Eine andre iſt die landespolicei, dafuͤr die nachge- ſezte landesregirungen ſorgen; eine andre iſt in den ſtaͤdten und doͤrfern. Die ſtadtpolicei teilet ſich wieder in die groſe und kleine. Jene iſt eine geſellſchaft, die aus allen collegiis der Stadt auf landesherrliche verordnung angeſezet iſt, wozu ſo- gar der geiſtliche und ſoldaten-ſtand iren beiſizer geben. Die kleine policei gehoͤret fuͤr die ordent- lichen unterbeamten, adeliche gerichtshalter und ſtadtraͤte, wenn diſe gerichtbarkeit haben, Pufen- dorf de iurisdictione German. und Struben von regirungs- und policei-ſachen. Im weit- laͤuftigen verſtande begreifet die policei die zur landes-auch aller untertanen wolfart gereichenden anordnungen und einrichtungen. Im engern ſin- ne zwecket ſelbige auf die erfoderliche einrichtungen alles deſſen, was zur notwendigkeit und bequem- lichkeit des lebens, zum wohlſtande, zur zierde, reinlichkeit, guten ordnung, und erhaltung des ſtates, ortes ꝛc. ab. § 2091 Hiraus ergibet ſich, daß ein unterſcheid zwi- ſchen den hoheits-rechten und den regalien ſey. In Teutſchland uͤben die erſten allein die Reichs- ſtaͤnde aus; da hingegen die regalien auch andre perſonen auf eine rechtsbeſtaͤndige weiſe erlanget haben koͤnnen. Die landeshoheit kan in Teutſch- land allein mit bewilligung des kaiſers und Rei- ches erteilet werden; hingegen die regalien moͤgen auch von dem kaiſer allein, auch den Reichsſtaͤn- den in iren landen zugeſtanden werden. Auſſer- dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/856
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 844. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/856>, abgerufen am 09.05.2024.