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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von pachten, verpachten etc.
bande s. 234 (s), und 2ten Bande s. 74 § 1266,
Mevius P. II dec. 212, Lynks cons. 165.

§ 4417

Dises wort heisset sovil: als 1) collatio, inuestitu-von der lehn-
waare, und
lehnwaarschaft
auch toden
[le]hnwaare.

ra; der lehnherr gewäret dem pachter, die heuer;
2) ist die lehnwaare so vil, als patron einer kirche
seyn, und dem pfarrer die pfarre geben; daher hat
man die geistliche lehnwaare, lehnwaare über die
kirchen etc. Schwarz in der pommerischen lehnhi-
stori, s. 184, s. 190, s. 271, + s. 640. s. 670 fg.;
3) pax et secura possessio; 4) bedeutet es pecu-
niam, quae domino datur, ut agnoscat vasallum et
colonum,
das laugelt; wir sagen hir: er hats ihm
gelauhen. Die sogenannte lehnwaarschaft ist
sovil: als collatio feudi, inuestitura, Haltaus sp.
1233 fg. die sächsische lehnwaare bedeutet eine
abgift, wenn der gutsbesizer sich verändert, ent-
weder unter den lebendigen, oder durch den tod.
Wenn der bürger, oder bauer stirbet; so muß der
erbe des zinßmanns dem gutsherrn die sterbelehn-
waare der verlassenschaft halber bezalen, Barth
in dissensu 820, von Ludewig im 2ten th. der hal-
lischen gelehrten anzeigen, damit er ihn zur folge
lässet. Es kaufet einer oder tauschet das gut, so
fället die kauf- oder tausch-lehnwaare auf den nach-
folger. Barth in dissensu in praxi 386-390, 712,
816-820. Die Franken nennen die lehnwaare
handlon. Einige sagen: eheschaz, malpfennig etc.
leihkauf. Jm Riedeselischen heisset es herren-
weinkaufgelt (§ 4426 fg. des 2ten th.)

§ 4437

Etwas bestehen heisset: durch ein geding etwasvom bestehen.
erhalten; insonderheit auf eine zeitlang, oder ewig
pachten, Haltaus sp. 152; Ein besteher ist sovil,

als:

von pachten, verpachten ꝛc.
bande ſ. 234 (s), und 2ten Bande ſ. 74 § 1266,
Mevius P. II dec. 212, Lynks conſ. 165.

§ 4417

Diſes wort heiſſet ſovil: als 1) collatio, inueſtitu-von der lehn-
waare, und
lehnwaarſchaft
auch toden
[le]hnwaare.

ra; der lehnherr gewaͤret dem pachter, die heuer;
2) iſt die lehnwaare ſo vil, als patron einer kirche
ſeyn, und dem pfarrer die pfarre geben; daher hat
man die geiſtliche lehnwaare, lehnwaare uͤber die
kirchen ꝛc. Schwarz in der pommeriſchen lehnhi-
ſtori, ſ. 184, ſ. 190, ſ. 271, † ſ. 640. ſ. 670 fg.;
3) pax et ſecura poſſeſſio; 4) bedeutet es pecu-
niam, quae domino datur, ut agnoſcat vaſallum et
colonum,
das laugelt; wir ſagen hir: er hats ihm
gelauhen. Die ſogenannte lehnwaarſchaft iſt
ſovil: als collatio feudi, inueſtitura, Haltaus ſp.
1233 fg. die ſaͤchſiſche lehnwaare bedeutet eine
abgift, wenn der gutsbeſizer ſich veraͤndert, ent-
weder unter den lebendigen, oder durch den tod.
Wenn der buͤrger, oder bauer ſtirbet; ſo muß der
erbe des zinßmanns dem gutsherrn die ſterbelehn-
waare der verlaſſenſchaft halber bezalen, Barth
in diſſenſu 820, von Ludewig im 2ten th. der hal-
liſchen gelehrten anzeigen, damit er ihn zur folge
laͤſſet. Es kaufet einer oder tauſchet das gut, ſo
faͤllet die kauf- oder tauſch-lehnwaare auf den nach-
folger. Barth in diſſenſu in praxi 386-390, 712,
816-820. Die Franken nennen die lehnwaare
handlon. Einige ſagen: eheſchaz, malpfennig ꝛc.
leihkauf. Jm Riedeſeliſchen heiſſet es herren-
weinkaufgelt (§ 4426 fg. des 2ten th.)

§ 4437

Etwas beſtehen heiſſet: durch ein geding etwasvom beſtehen.
erhalten; inſonderheit auf eine zeitlang, oder ewig
pachten, Haltaus ſp. 152; Ein beſteher iſt ſovil,

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[1295/1319] von pachten, verpachten ꝛc. bande ſ. 234 (s), und 2ten Bande ſ. 74 § 1266, Mevius P. II dec. 212, Lynks conſ. 165. § 4417 Diſes wort heiſſet ſovil: als 1) collatio, inueſtitu- ra; der lehnherr gewaͤret dem pachter, die heuer; 2) iſt die lehnwaare ſo vil, als patron einer kirche ſeyn, und dem pfarrer die pfarre geben; daher hat man die geiſtliche lehnwaare, lehnwaare uͤber die kirchen ꝛc. Schwarz in der pommeriſchen lehnhi- ſtori, ſ. 184, ſ. 190, ſ. 271, † ſ. 640. ſ. 670 fg.; 3) pax et ſecura poſſeſſio; 4) bedeutet es pecu- niam, quae domino datur, ut agnoſcat vaſallum et colonum, das laugelt; wir ſagen hir: er hats ihm gelauhen. Die ſogenannte lehnwaarſchaft iſt ſovil: als collatio feudi, inueſtitura, Haltaus ſp. 1233 fg. die ſaͤchſiſche lehnwaare bedeutet eine abgift, wenn der gutsbeſizer ſich veraͤndert, ent- weder unter den lebendigen, oder durch den tod. Wenn der buͤrger, oder bauer ſtirbet; ſo muß der erbe des zinßmanns dem gutsherrn die ſterbelehn- waare der verlaſſenſchaft halber bezalen, Barth in diſſenſu 820, von Ludewig im 2ten th. der hal- liſchen gelehrten anzeigen, damit er ihn zur folge laͤſſet. Es kaufet einer oder tauſchet das gut, ſo faͤllet die kauf- oder tauſch-lehnwaare auf den nach- folger. Barth in diſſenſu in praxi 386-390, 712, 816-820. Die Franken nennen die lehnwaare handlon. Einige ſagen: eheſchaz, malpfennig ꝛc. leihkauf. Jm Riedeſeliſchen heiſſet es herren- weinkaufgelt (§ 4426 fg. des 2ten th.) von der lehn- waare, und lehnwaarſchaft auch toden lehnwaare. § 4437 Etwas beſtehen heiſſet: durch ein geding etwas erhalten; inſonderheit auf eine zeitlang, oder ewig pachten, Haltaus ſp. 152; Ein beſteher iſt ſovil, als: vom beſtehen.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1319>, abgerufen am 26.04.2024.