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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von der gerichtbarkeit etc.
die nideren gerichte. Wir haben auch grosse, und
kleine gerichte, hayn- und lage-gerichte; imglei-
chen minren und meren, oberst und niderst, über
hals, hand, und schulde; gerichte, und unge-
richte. Dises wort: ungericht, bedeutet eben-
falls mancherlei (§ 4980 des 2ten th.), als die
strafe in peinlichen fällen: es wird auch dem ge-
richte (ciuili et inferiori) entgegen gesezet. Man
saget imgleichen richte, und ungerichte, gerichte,
und ungerichte. Ungericht ist so vil: als unverge-
ben gericht, jurisdictio reseruata ei excepta, Haltaus
sp. 1936 fg. Ungericht bedeutet auch delictum,
maleficium;
ferner brüche, wetten, und besserung.
Oefters stehet in den lehnbrifen: mit den gerich-
ten. Jn sachen von Boyneburg, zu Lengsfeld,
wider Hessen, gab Wesembecc einen rahtschlag:
daß in den hisigen landen die belehnung mit den ge-
richten die obere, und nidere verstanden werde;
allein dises ist nicht an dem; sondern gerichte be-
deuten die nideren.

§ 4925

Jo ist keine interjection; sondern ein wörtchen,gerichts-jo.
wodurch man einen anrufet, und die leute zusam-
men bringen will. So haben wir z. e. feurio,
richtjo, helfio, mordio. Dergleichen jo brauchte
man beim feindlichen einfalle; beim brande; beim
todschlage; bei der nohtzucht, u. s. w. jo dutte ist
publicus clamor violentiae, et inclamatio singulo-
rum in re atroci et repentinae necessitatis ad opem
ferendam,
Haltaus sp. 1035. Gerichtjo heisset
allso eine anrufung des gerichtes bei einer noht.

§ 4926

Von dem worte: gericht, kommen vile be-von dem ge-
richt kommen
viele benen-
nungen her.

nennungen her, als z. e. gerichts-ambtmann.

Dises

von der gerichtbarkeit ꝛc.
die nideren gerichte. Wir haben auch groſſe, und
kleine gerichte, hayn- und lage-gerichte; imglei-
chen minren und meren, oberſt und niderſt, uͤber
hals, hand, und ſchulde; gerichte, und unge-
richte. Diſes wort: ungericht, bedeutet eben-
falls mancherlei (§ 4980 des 2ten th.), als die
ſtrafe in peinlichen faͤllen: es wird auch dem ge-
richte (ciuili et inferiori) entgegen geſezet. Man
ſaget imgleichen richte, und ungerichte, gerichte,
und ungerichte. Ungericht iſt ſo vil: als unverge-
ben gericht, jurisdictio reſeruata ei excepta, Haltaus
ſp. 1936 fg. Ungericht bedeutet auch delictum,
maleficium;
ferner bruͤche, wetten, und beſſerung.
Oefters ſtehet in den lehnbrifen: mit den gerich-
ten. Jn ſachen von Boyneburg, zu Lengsfeld,
wider Heſſen, gab Weſembecc einen rahtſchlag:
daß in den hiſigen landen die belehnung mit den ge-
richten die obere, und nidere verſtanden werde;
allein diſes iſt nicht an dem; ſondern gerichte be-
deuten die nideren.

§ 4925

Jo iſt keine interjection; ſondern ein woͤrtchen,gerichts-jo.
wodurch man einen anrufet, und die leute zuſam-
men bringen will. So haben wir z. e. feurio,
richtjo, helfio, mordio. Dergleichen jo brauchte
man beim feindlichen einfalle; beim brande; beim
todſchlage; bei der nohtzucht, u. ſ. w. jo dutte iſt
publicus clamor violentiae, et inclamatio ſingulo-
rum in re atroci et repentinae neceſſitatis ad opem
ferendam,
Haltaus ſp. 1035. Gerichtjo heiſſet
allſo eine anrufung des gerichtes bei einer noht.

§ 4926

Von dem worte: gericht, kommen vile be-von dem ge-
richt kommen
viele benen-
nungen her.

nennungen her, als z. e. gerichts-ambtmann.

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[1341/1365] von der gerichtbarkeit ꝛc. die nideren gerichte. Wir haben auch groſſe, und kleine gerichte, hayn- und lage-gerichte; imglei- chen minren und meren, oberſt und niderſt, uͤber hals, hand, und ſchulde; gerichte, und unge- richte. Diſes wort: ungericht, bedeutet eben- falls mancherlei (§ 4980 des 2ten th.), als die ſtrafe in peinlichen faͤllen: es wird auch dem ge- richte (ciuili et inferiori) entgegen geſezet. Man ſaget imgleichen richte, und ungerichte, gerichte, und ungerichte. Ungericht iſt ſo vil: als unverge- ben gericht, jurisdictio reſeruata ei excepta, Haltaus ſp. 1936 fg. Ungericht bedeutet auch delictum, maleficium; ferner bruͤche, wetten, und beſſerung. Oefters ſtehet in den lehnbrifen: mit den gerich- ten. Jn ſachen von Boyneburg, zu Lengsfeld, wider Heſſen, gab Weſembecc einen rahtſchlag: daß in den hiſigen landen die belehnung mit den ge- richten die obere, und nidere verſtanden werde; allein diſes iſt nicht an dem; ſondern gerichte be- deuten die nideren. § 4925 Jo iſt keine interjection; ſondern ein woͤrtchen, wodurch man einen anrufet, und die leute zuſam- men bringen will. So haben wir z. e. feurio, richtjo, helfio, mordio. Dergleichen jo brauchte man beim feindlichen einfalle; beim brande; beim todſchlage; bei der nohtzucht, u. ſ. w. jo dutte iſt publicus clamor violentiae, et inclamatio ſingulo- rum in re atroci et repentinae neceſſitatis ad opem ferendam, Haltaus ſp. 1035. Gerichtjo heiſſet allſo eine anrufung des gerichtes bei einer noht. gerichts-jo. § 4926 Von dem worte: gericht, kommen vile be- nennungen her, als z. e. gerichts-ambtmann. Diſes von dem ge- richt kommen viele benen- nungen her.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1365>, abgerufen am 26.04.2024.