Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

der ausstattung, der aussteuer etc.
abweichen, der L. 6, pr. p, de iure dot. sich hir-
her nicht zihen lasse, von Leyser im specim. 319,
med.
1, s. 370, vol. V; folglich gedeihet sotane
brautgift auf ire erzilete kinder. Die braut-klei-
der gehören zur ausstattung, meine abh. de adpa-
ratu etc;
wenn nun gelt dafür gegeben worden ist;
so bekömmt dises die gerechtsamen der ausstattung,
Schaumburg über den Struv s. 136, und in
princip. prax. s. 214, lib. II, cap. 8. Hiraus er-
geben sich folgende haubtsäze: 1) der teutsche mann
bringet seiner frau das ehegelt zu; mithin muß das
wittum daraus beurteilet werden; 2) als man an-
gefangen hat: durch die frau etwas zu erheiraten;
so ist zur heutigen brautgift gelegenheit gegeben
worden; 3) bei dem teutschen brautschaze ist das
römische recht, in absicht auf den dotem, gänz-
lich beiseite zu sezen; sonst gibet es verwirrung;
mithin ist bloß das teutsche recht hirbei die richt-
schnur. Bei den Römern sind dos, und dona-
tio propter nuptias relativische wörter; bei den
Teutschen kan das wittum, auch one brautgift
statt finden.

§ 792

Die Teutsche wußten von der im römischenvom gegen-
vermächtnisse.

rechte befindlichen donatione propter nuptias nichts;
bevorab, da von seiten des mannes das eheweib
gekaufet (§ 702), und mit dem unterhalte im wit-
ben-stande versehen wurde (§ 791); welchen da-
her auch eine unberatene teutsche frau, das ist,
die keinen brautschaz einbrachte, wider das römi-
sche recht, erhalten mußte. Nachdem aber das
römische brautgut in Teutschlande bekannt wurde;
immassen die weiber reichliche mitgiften zu iren ehe-
männern brachten, Gundling de emt. vx. cap. 2,
§ 17, welches in den mittleren zeiten, gegen das

13te

der ausſtattung, der ausſteuer ꝛc.
abweichen, der L. 6, pr. π, de iure dot. ſich hir-
her nicht zihen laſſe, von Leyſer im ſpecim. 319,
med.
1, ſ. 370, vol. V; folglich gedeihet ſotane
brautgift auf ire erzilete kinder. Die braut-klei-
der gehoͤren zur ausſtattung, meine abh. de adpa-
ratu etc;
wenn nun gelt dafuͤr gegeben worden iſt;
ſo bekoͤmmt diſes die gerechtſamen der ausſtattung,
Schaumburg uͤber den Struv ſ. 136, und in
princip. prax. ſ. 214, lib. II, cap. 8. Hiraus er-
geben ſich folgende haubtſaͤze: 1) der teutſche mann
bringet ſeiner frau das ehegelt zu; mithin muß das
wittum daraus beurteilet werden; 2) als man an-
gefangen hat: durch die frau etwas zu erheiraten;
ſo iſt zur heutigen brautgift gelegenheit gegeben
worden; 3) bei dem teutſchen brautſchaze iſt das
roͤmiſche recht, in abſicht auf den dotem, gaͤnz-
lich beiſeite zu ſezen; ſonſt gibet es verwirrung;
mithin iſt bloß das teutſche recht hirbei die richt-
ſchnur. Bei den Roͤmern ſind dos, und dona-
tio propter nuptias relativiſche woͤrter; bei den
Teutſchen kan das wittum, auch one brautgift
ſtatt finden.

§ 792

Die Teutſche wußten von der im roͤmiſchenvom gegen-
vermaͤchtniſſe.

rechte befindlichen donatione propter nuptias nichts;
bevorab, da von ſeiten des mannes das eheweib
gekaufet (§ 702), und mit dem unterhalte im wit-
ben-ſtande verſehen wurde (§ 791); welchen da-
her auch eine unberatene teutſche frau, das iſt,
die keinen brautſchaz einbrachte, wider das roͤmi-
ſche recht, erhalten mußte. Nachdem aber das
roͤmiſche brautgut in Teutſchlande bekannt wurde;
immaſſen die weiber reichliche mitgiften zu iren ehe-
maͤnnern brachten, Gundling de emt. vx. cap. 2,
§ 17, welches in den mittleren zeiten, gegen das

13te
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0501" n="477"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der aus&#x017F;tattung, der aus&#x017F;teuer &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
abweichen, der L. 6, <hi rendition="#aq">pr. &#x03C0;, de iure dot.</hi> &#x017F;ich hir-<lb/>
her nicht zihen la&#x017F;&#x017F;e, <hi rendition="#fr">von Ley&#x017F;er im</hi> <hi rendition="#aq">&#x017F;pecim. 319,<lb/>
med.</hi> 1, &#x017F;. 370, vol. <hi rendition="#aq">V;</hi> folglich gedeihet &#x017F;otane<lb/>
brautgift auf ire erzilete kinder. Die braut-klei-<lb/>
der geho&#x0364;ren zur aus&#x017F;tattung, meine abh. <hi rendition="#aq">de adpa-<lb/>
ratu etc;</hi> wenn nun gelt dafu&#x0364;r gegeben worden i&#x017F;t;<lb/>
&#x017F;o beko&#x0364;mmt di&#x017F;es die gerecht&#x017F;amen der aus&#x017F;tattung,<lb/><hi rendition="#fr">Schaumburg</hi> u&#x0364;ber den <hi rendition="#fr">Struv</hi> &#x017F;. 136, und in<lb/><hi rendition="#aq">princip. prax.</hi> &#x017F;. 214, <hi rendition="#aq">lib. II, cap.</hi> 8. Hiraus er-<lb/>
geben &#x017F;ich folgende haubt&#x017F;a&#x0364;ze: 1) der teut&#x017F;che mann<lb/>
bringet &#x017F;einer frau das ehegelt zu; mithin muß das<lb/>
wittum daraus beurteilet werden; 2) als man an-<lb/>
gefangen hat: durch die frau etwas zu erheiraten;<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t zur heutigen brautgift gelegenheit gegeben<lb/>
worden; 3) bei dem teut&#x017F;chen braut&#x017F;chaze i&#x017F;t das<lb/>
ro&#x0364;mi&#x017F;che recht, in ab&#x017F;icht auf den dotem, ga&#x0364;nz-<lb/>
lich bei&#x017F;eite zu &#x017F;ezen; &#x017F;on&#x017F;t gibet es verwirrung;<lb/>
mithin i&#x017F;t bloß das teut&#x017F;che recht hirbei die richt-<lb/>
&#x017F;chnur. Bei den Ro&#x0364;mern &#x017F;ind dos, und dona-<lb/>
tio propter nuptias relativi&#x017F;che wo&#x0364;rter; bei den<lb/>
Teut&#x017F;chen kan das wittum, auch one brautgift<lb/>
&#x017F;tatt finden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 792</head><lb/>
          <p>Die Teut&#x017F;che wußten von der im ro&#x0364;mi&#x017F;chen<note place="right">vom gegen-<lb/>
verma&#x0364;chtni&#x017F;&#x017F;e.</note><lb/>
rechte befindlichen donatione propter nuptias nichts;<lb/>
bevorab, da von &#x017F;eiten des mannes das eheweib<lb/>
gekaufet (§ 702), und mit dem unterhalte im wit-<lb/>
ben-&#x017F;tande ver&#x017F;ehen wurde (§ 791); welchen da-<lb/>
her auch eine unberatene teut&#x017F;che frau, das i&#x017F;t,<lb/>
die keinen braut&#x017F;chaz einbrachte, wider das ro&#x0364;mi-<lb/>
&#x017F;che recht, erhalten mußte. Nachdem aber das<lb/>
ro&#x0364;mi&#x017F;che brautgut in Teut&#x017F;chlande bekannt wurde;<lb/>
imma&#x017F;&#x017F;en die weiber reichliche mitgiften zu iren ehe-<lb/>
ma&#x0364;nnern brachten, <hi rendition="#fr">Gundling</hi> <hi rendition="#aq">de emt. vx. cap.</hi> 2,<lb/>
§ 17, welches in den mittleren zeiten, gegen das<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">13te</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[477/0501] der ausſtattung, der ausſteuer ꝛc. abweichen, der L. 6, pr. π, de iure dot. ſich hir- her nicht zihen laſſe, von Leyſer im ſpecim. 319, med. 1, ſ. 370, vol. V; folglich gedeihet ſotane brautgift auf ire erzilete kinder. Die braut-klei- der gehoͤren zur ausſtattung, meine abh. de adpa- ratu etc; wenn nun gelt dafuͤr gegeben worden iſt; ſo bekoͤmmt diſes die gerechtſamen der ausſtattung, Schaumburg uͤber den Struv ſ. 136, und in princip. prax. ſ. 214, lib. II, cap. 8. Hiraus er- geben ſich folgende haubtſaͤze: 1) der teutſche mann bringet ſeiner frau das ehegelt zu; mithin muß das wittum daraus beurteilet werden; 2) als man an- gefangen hat: durch die frau etwas zu erheiraten; ſo iſt zur heutigen brautgift gelegenheit gegeben worden; 3) bei dem teutſchen brautſchaze iſt das roͤmiſche recht, in abſicht auf den dotem, gaͤnz- lich beiſeite zu ſezen; ſonſt gibet es verwirrung; mithin iſt bloß das teutſche recht hirbei die richt- ſchnur. Bei den Roͤmern ſind dos, und dona- tio propter nuptias relativiſche woͤrter; bei den Teutſchen kan das wittum, auch one brautgift ſtatt finden. § 792 Die Teutſche wußten von der im roͤmiſchen rechte befindlichen donatione propter nuptias nichts; bevorab, da von ſeiten des mannes das eheweib gekaufet (§ 702), und mit dem unterhalte im wit- ben-ſtande verſehen wurde (§ 791); welchen da- her auch eine unberatene teutſche frau, das iſt, die keinen brautſchaz einbrachte, wider das roͤmi- ſche recht, erhalten mußte. Nachdem aber das roͤmiſche brautgut in Teutſchlande bekannt wurde; immaſſen die weiber reichliche mitgiften zu iren ehe- maͤnnern brachten, Gundling de emt. vx. cap. 2, § 17, welches in den mittleren zeiten, gegen das 13te vom gegen- vermaͤchtniſſe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/501
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/501>, abgerufen am 26.04.2024.