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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II buch, XXXIII haubtstück,
et superfunde aquae fontanae v vel vi. Clau-
de cucurbitam sedulo cera eam obturando et ve-
sica suilla operiendo, digeratur calore arena leni
per 10 vel 12 horas, cucurbitam interdum agi-
tando. Postea vero quam puluis subsederit, de-
cantetur;

iedoch haben die Wirtembergische aerzte für besser
gefunden: die materie noch länger zu digeriren,
und darnach zu filtriren. Sie gossen darauf an-
derthalb unzen ungefer in ein reines glaß, und lissen
von disem liquor aus opermente, und lebendigen
kalk 8 bis 9 tropfen ins glaß wein fallen. War
nun der wein ächt, auch unverfälschet; so sezete sich
zwar an den boden des glases etwas dickes weiß-
gelblichtes; iedoch behilt der wein seine vorige far-
be; war aber der wein verfälschet; so sezete sich
zwar auch vorgedachter saz unten an; gleichwohl
veränderte der wein seine farbe, daß er teils röter,
teils schwarzgelber (fusium), teils, wo er erst frisch
geschmiret war, schwarz wurde. Es muß aber
dise probier-tinte frisch seyn. Denn, wofern sie et-
liche tage gestanden hat, kan man sich darauf nicht
verlassen; auch gehet dise probe nur auf die verfäl-
schung mit glätte, oder bleizucker; hat man auch
den reinesten wein in zinnernen flaschen über nacht
stehen lassen; so stehet er die probe nicht leichtlich
aus, Lentilius s. 76 § 4. Und ob zwar den aerz-
ten eingewendet werden wollen: daß dise probe bei
allen weinen nicht brauchbar wäre; so haben sie
doch die zweifelmacher eines andern überfüret, Ros.
Lentilius
in iatromemnatibus theor. pract. Stut-
gard 1712, 8v, s. 67.

§ 1475
was der wein-
verfälschungen
halber in den

Jn den den fürstl. hessen-casselischen landen ist
den 15ten dec. 1750 wider die weinverfälscher eine

verord-
II buch, XXXIII haubtſtuͤck,
et ſuperfunde aquae fontanae ℥v vel ℥vi. Clau-
de cucurbitam ſedulo cera eam obturando et ve-
ſica ſuilla operiendo, digeratur calore arena leni
per 10 vel 12 horas, cucurbitam interdum agi-
tando. Poſtea vero quam puluis ſubſederit, de-
cantetur;

iedoch haben die Wirtembergiſche aerzte fuͤr beſſer
gefunden: die materie noch laͤnger zu digeriren,
und darnach zu filtriren. Sie goſſen darauf an-
derthalb unzen ungefer in ein reines glaß, und liſſen
von diſem liquor aus opermente, und lebendigen
kalk 8 bis 9 tropfen ins glaß wein fallen. War
nun der wein aͤcht, auch unverfaͤlſchet; ſo ſezete ſich
zwar an den boden des glaſes etwas dickes weiß-
gelblichtes; iedoch behilt der wein ſeine vorige far-
be; war aber der wein verfaͤlſchet; ſo ſezete ſich
zwar auch vorgedachter ſaz unten an; gleichwohl
veraͤnderte der wein ſeine farbe, daß er teils roͤter,
teils ſchwarzgelber (fuſium), teils, wo er erſt friſch
geſchmiret war, ſchwarz wurde. Es muß aber
diſe probier-tinte friſch ſeyn. Denn, wofern ſie et-
liche tage geſtanden hat, kan man ſich darauf nicht
verlaſſen; auch gehet diſe probe nur auf die verfaͤl-
ſchung mit glaͤtte, oder bleizucker; hat man auch
den reineſten wein in zinnernen flaſchen uͤber nacht
ſtehen laſſen; ſo ſtehet er die probe nicht leichtlich
aus, Lentilius ſ. 76 § 4. Und ob zwar den aerz-
ten eingewendet werden wollen: daß diſe probe bei
allen weinen nicht brauchbar waͤre; ſo haben ſie
doch die zweifelmacher eines andern uͤberfuͤret, Roſ.
Lentilius
in iatromemnatibus theor. pract. Stut-
gard 1712, 8v, ſ. 67.

§ 1475
was der wein-
verfaͤlſchungen
halber in den

Jn den den fuͤrſtl. heſſen-caſſeliſchen landen iſt
den 15ten dec. 1750 wider die weinverfaͤlſcher eine

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[714/0738] II buch, XXXIII haubtſtuͤck, et ſuperfunde aquae fontanae ℥v vel ℥vi. Clau- de cucurbitam ſedulo cera eam obturando et ve- ſica ſuilla operiendo, digeratur calore arena leni per 10 vel 12 horas, cucurbitam interdum agi- tando. Poſtea vero quam puluis ſubſederit, de- cantetur; iedoch haben die Wirtembergiſche aerzte fuͤr beſſer gefunden: die materie noch laͤnger zu digeriren, und darnach zu filtriren. Sie goſſen darauf an- derthalb unzen ungefer in ein reines glaß, und liſſen von diſem liquor aus opermente, und lebendigen kalk 8 bis 9 tropfen ins glaß wein fallen. War nun der wein aͤcht, auch unverfaͤlſchet; ſo ſezete ſich zwar an den boden des glaſes etwas dickes weiß- gelblichtes; iedoch behilt der wein ſeine vorige far- be; war aber der wein verfaͤlſchet; ſo ſezete ſich zwar auch vorgedachter ſaz unten an; gleichwohl veraͤnderte der wein ſeine farbe, daß er teils roͤter, teils ſchwarzgelber (fuſium), teils, wo er erſt friſch geſchmiret war, ſchwarz wurde. Es muß aber diſe probier-tinte friſch ſeyn. Denn, wofern ſie et- liche tage geſtanden hat, kan man ſich darauf nicht verlaſſen; auch gehet diſe probe nur auf die verfaͤl- ſchung mit glaͤtte, oder bleizucker; hat man auch den reineſten wein in zinnernen flaſchen uͤber nacht ſtehen laſſen; ſo ſtehet er die probe nicht leichtlich aus, Lentilius ſ. 76 § 4. Und ob zwar den aerz- ten eingewendet werden wollen: daß diſe probe bei allen weinen nicht brauchbar waͤre; ſo haben ſie doch die zweifelmacher eines andern uͤberfuͤret, Roſ. Lentilius in iatromemnatibus theor. pract. Stut- gard 1712, 8v, ſ. 67. § 1475 Jn den den fuͤrſtl. heſſen-caſſeliſchen landen iſt den 15ten dec. 1750 wider die weinverfaͤlſcher eine verord-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 714. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/738>, abgerufen am 26.04.2024.