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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von der gerichtbarkeit etc.
und verbiten das unrecht, Hallwachs de centena
illimitata
s. 86, Haltaus sp. 1118. Kore, chure,
kure, heissen auch die statuten, welche die gemein-
de den schöppen zu fertigen aufgetragen hat. Muß-
ten dise deswegen vorher schwören; so nennete man
es legem juratam. 13) Lex patriae, das ist, land-
recht, Haltaus sp. 1172. 14) Lex heisset auch
die gewonheit, ebend. sp. 1512, 15) ist lex so vil,
als ein urtel, ebend. sp. 1513.

§ 4951

Jch verstehe hir itacos, oder jaherren, gar nicht;von dem rich-
ter.

sondern gerichtspersonen, welche recht sprechen, wie
die teutsche verfassung es mit sich bringet (§ 4928,
§ 6578 fg. § 6582 fgg. des 2ten th.). Strubens
nebenstunden im 1ten th. abh. V § 4, th. IIII abh.
XXIII § 2, th. V abh. XXXVIII § 3. Ueberhaubt
heissen die schöppen justitiarii, und die richter bei
den bauren, auch kampfgerichten, justitionarii,
grieswärtel, Haltaus sp. 753-755. Der rich-
ter ist judex, praetor, praeses et caput judicii; auch
hissen richter die schöppen, und beisizer des rich-
ters. Man nennete sie danebst judices, juridicos,
judiciarios;
denn der prätor, oder schultheiß, oder
vogt, oder beambte etc konnte nichts one schöppen
vornemen. Der Tacitus merket schon von den äl-
testen zeiten an, daß die Teutschen in rechtssachen
auf eine person es nimals hätten ankommen lassen;
sondern allezeit merere personen zum rechtsprechen
erfodert hätten, sihe den Ge. Christian Gebauer
de judiciis veterum Germanorum s. 2 folg. So-
tane schöppen hissen auch: richtrones. Der kai-
ser Rupprecht meldet in einer urkunde 1401 von
dem landgerichte in Cleggow, daß es soll mit 12
richtern besezet werden, Haltaus sp. 1546, unter
dem worte: richtern. Richten bedeutet: addicere,

adiu-
R r r r 3

von der gerichtbarkeit ꝛc.
und verbiten das unrecht, Hallwachs de centena
illimitata
ſ. 86, Haltaus ſp. 1118. Kore, chure,
kure, heiſſen auch die ſtatuten, welche die gemein-
de den ſchoͤppen zu fertigen aufgetragen hat. Muß-
ten diſe deswegen vorher ſchwoͤren; ſo nennete man
es legem juratam. 13) Lex patriae, das iſt, land-
recht, Haltaus ſp. 1172. 14) Lex heiſſet auch
die gewonheit, ebend. ſp. 1512, 15) iſt lex ſo vil,
als ein urtel, ebend. ſp. 1513.

§ 4951

Jch verſtehe hir itacos, oder jaherren, gar nicht;von dem rich-
ter.

ſondern gerichtsperſonen, welche recht ſprechen, wie
die teutſche verfaſſung es mit ſich bringet (§ 4928,
§ 6578 fg. § 6582 fgg. des 2ten th.). Strubens
nebenſtunden im 1ten th. abh. V § 4, th. IIII abh.
XXIII § 2, th. V abh. XXXVIII § 3. Ueberhaubt
heiſſen die ſchoͤppen juſtitiarii, und die richter bei
den bauren, auch kampfgerichten, juſtitionarii,
grieswaͤrtel, Haltaus ſp. 753-755. Der rich-
ter iſt judex, praetor, praeſes et caput judicii; auch
hiſſen richter die ſchoͤppen, und beiſizer des rich-
ters. Man nennete ſie danebſt judices, juridicos,
judiciarios;
denn der praͤtor, oder ſchultheiß, oder
vogt, oder beambte ꝛc konnte nichts one ſchoͤppen
vornemen. Der Tacitus merket ſchon von den aͤl-
teſten zeiten an, daß die Teutſchen in rechtsſachen
auf eine perſon es nimals haͤtten ankommen laſſen;
ſondern allezeit merere perſonen zum rechtſprechen
erfodert haͤtten, ſihe den Ge. Chriſtian Gebauer
de judiciis veterum Germanorum ſ. 2 folg. So-
tane ſchoͤppen hiſſen auch: richtrones. Der kai-
ſer Rupprecht meldet in einer urkunde 1401 von
dem landgerichte in Cleggow, daß es ſoll mit 12
richtern beſezet werden, Haltaus ſp. 1546, unter
dem worte: richtern. Richten bedeutet: addicere,

adiu-
R r r r 3
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[1365/1389] von der gerichtbarkeit ꝛc. und verbiten das unrecht, Hallwachs de centena illimitata ſ. 86, Haltaus ſp. 1118. Kore, chure, kure, heiſſen auch die ſtatuten, welche die gemein- de den ſchoͤppen zu fertigen aufgetragen hat. Muß- ten diſe deswegen vorher ſchwoͤren; ſo nennete man es legem juratam. 13) Lex patriae, das iſt, land- recht, Haltaus ſp. 1172. 14) Lex heiſſet auch die gewonheit, ebend. ſp. 1512, 15) iſt lex ſo vil, als ein urtel, ebend. ſp. 1513. § 4951 Jch verſtehe hir itacos, oder jaherren, gar nicht; ſondern gerichtsperſonen, welche recht ſprechen, wie die teutſche verfaſſung es mit ſich bringet (§ 4928, § 6578 fg. § 6582 fgg. des 2ten th.). Strubens nebenſtunden im 1ten th. abh. V § 4, th. IIII abh. XXIII § 2, th. V abh. XXXVIII § 3. Ueberhaubt heiſſen die ſchoͤppen juſtitiarii, und die richter bei den bauren, auch kampfgerichten, juſtitionarii, grieswaͤrtel, Haltaus ſp. 753-755. Der rich- ter iſt judex, praetor, praeſes et caput judicii; auch hiſſen richter die ſchoͤppen, und beiſizer des rich- ters. Man nennete ſie danebſt judices, juridicos, judiciarios; denn der praͤtor, oder ſchultheiß, oder vogt, oder beambte ꝛc konnte nichts one ſchoͤppen vornemen. Der Tacitus merket ſchon von den aͤl- teſten zeiten an, daß die Teutſchen in rechtsſachen auf eine perſon es nimals haͤtten ankommen laſſen; ſondern allezeit merere perſonen zum rechtſprechen erfodert haͤtten, ſihe den Ge. Chriſtian Gebauer de judiciis veterum Germanorum ſ. 2 folg. So- tane ſchoͤppen hiſſen auch: richtrones. Der kai- ſer Rupprecht meldet in einer urkunde 1401 von dem landgerichte in Cleggow, daß es ſoll mit 12 richtern beſezet werden, Haltaus ſp. 1546, unter dem worte: richtern. Richten bedeutet: addicere, adiu- von dem rich- ter. R r r r 3

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1389>, abgerufen am 26.04.2024.