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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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XVII haubtst. von den
dise weise schlüssen die Franzosen bei irem jure al-
binagii auch wider die Teutschen, da dise mit je-
nen eine völkerschaft nicht mehr machen; sondern
für fremde von inen gehalten werden. Dahin ge-
hören auch: die bastarten (bastharten, oder bank-
harten), dergestalt, daß der Kurfürst in der Pfalz
in den meisten landen am Rheine dijenigen srem-
den, welche keinen gewissen siz haben; sondern her-
renlose leute sind, und freiwillig dahin kommen,
nach verflüssung einer gewissen zeit, der eingefür-
ten gewonheit nach, für leibeigen hält, auch die
unehelichgebornen in die zal der leibeigenen anne-
men kan, sihe das Pütterische handbuch im Iten
th s. 409, s. 511 fg. Wegen der lezteren übet
auch der Kurfürst das wildfangsrecht in den an-
dern zugehörigen dörfern, vermöge eines vertra-
ges, aus. Die wildfänge müssen in der Pfalz
leisten: 1) den fahn-gulden dem beambten, 2) einen
järlichen zinß, leibbeot, oder ein zinßhun dem
Kurfürsten, 3) fronen, wenn sie gefodert werden,
4) die folge leisten, und sich werben lassen, 5)
schazung geben, 6) den sterbefall, oder das beste
haubt teidigen, welches bei des mannes tode im
besten stücke vihes, und bei des eheweibes ableiben
im besten kleide bestehet, und 7) wenn sie beide one
erben versterben; so fället die ganze verlassenschaft
dem Kurfürsten anheim. Wie weit sie aber dar-
über testiren mögen, besaget der § 2940 des IIten
teiles. Jn der Kur-pfalzischen landesordnung
vom jare 1592 fol. tit. VIII, ist nachricht von dem
wildfangsrechte zu finden. Die benennung ist da-
her genommen, immassen man in Ungarn, und
im Lippischen auf der senne die wilden pferde fän-
get, und zam machet, auch sonst das wild auf
mancherlei weise sich eigen machet, Haltaus sp.
2114. Das recht rüret vom Kaiser her. Der

Pfalz-

XVII haubtſt. von den
diſe weiſe ſchluͤſſen die Franzoſen bei irem jure al-
binagii auch wider die Teutſchen, da diſe mit je-
nen eine voͤlkerſchaft nicht mehr machen; ſondern
fuͤr fremde von inen gehalten werden. Dahin ge-
hoͤren auch: die baſtarten (baſtharten, oder bank-
harten), dergeſtalt, daß der Kurfuͤrſt in der Pfalz
in den meiſten landen am Rheine dijenigen ſrem-
den, welche keinen gewiſſen ſiz haben; ſondern her-
renloſe leute ſind, und freiwillig dahin kommen,
nach verfluͤſſung einer gewiſſen zeit, der eingefuͤr-
ten gewonheit nach, fuͤr leibeigen haͤlt, auch die
unehelichgebornen in die zal der leibeigenen anne-
men kan, ſihe das Puͤtteriſche handbuch im Iten
th ſ. 409, ſ. 511 fg. Wegen der lezteren uͤbet
auch der Kurfuͤrſt das wildfangsrecht in den an-
dern zugehoͤrigen doͤrfern, vermoͤge eines vertra-
ges, aus. Die wildfaͤnge muͤſſen in der Pfalz
leiſten: 1) den fahn-gulden dem beambten, 2) einen
jaͤrlichen zinß, leibbeot, oder ein zinßhun dem
Kurfuͤrſten, 3) fronen, wenn ſie gefodert werden,
4) die folge leiſten, und ſich werben laſſen, 5)
ſchazung geben, 6) den ſterbefall, oder das beſte
haubt teidigen, welches bei des mannes tode im
beſten ſtuͤcke vihes, und bei des eheweibes ableiben
im beſten kleide beſtehet, und 7) wenn ſie beide one
erben verſterben; ſo faͤllet die ganze verlaſſenſchaft
dem Kurfuͤrſten anheim. Wie weit ſie aber dar-
uͤber teſtiren moͤgen, beſaget der § 2940 des IIten
teiles. Jn der Kur-pfalziſchen landesordnung
vom jare 1592 fol. tit. VIII, iſt nachricht von dem
wildfangsrechte zu finden. Die benennung iſt da-
her genommen, immaſſen man in Ungarn, und
im Lippiſchen auf der ſenne die wilden pferde faͤn-
get, und zam machet, auch ſonſt das wild auf
mancherlei weiſe ſich eigen machet, Haltaus ſp.
2114. Das recht ruͤret vom Kaiſer her. Der

Pfalz-
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[136/0160] XVII haubtſt. von den diſe weiſe ſchluͤſſen die Franzoſen bei irem jure al- binagii auch wider die Teutſchen, da diſe mit je- nen eine voͤlkerſchaft nicht mehr machen; ſondern fuͤr fremde von inen gehalten werden. Dahin ge- hoͤren auch: die baſtarten (baſtharten, oder bank- harten), dergeſtalt, daß der Kurfuͤrſt in der Pfalz in den meiſten landen am Rheine dijenigen ſrem- den, welche keinen gewiſſen ſiz haben; ſondern her- renloſe leute ſind, und freiwillig dahin kommen, nach verfluͤſſung einer gewiſſen zeit, der eingefuͤr- ten gewonheit nach, fuͤr leibeigen haͤlt, auch die unehelichgebornen in die zal der leibeigenen anne- men kan, ſihe das Puͤtteriſche handbuch im Iten th ſ. 409, ſ. 511 fg. Wegen der lezteren uͤbet auch der Kurfuͤrſt das wildfangsrecht in den an- dern zugehoͤrigen doͤrfern, vermoͤge eines vertra- ges, aus. Die wildfaͤnge muͤſſen in der Pfalz leiſten: 1) den fahn-gulden dem beambten, 2) einen jaͤrlichen zinß, leibbeot, oder ein zinßhun dem Kurfuͤrſten, 3) fronen, wenn ſie gefodert werden, 4) die folge leiſten, und ſich werben laſſen, 5) ſchazung geben, 6) den ſterbefall, oder das beſte haubt teidigen, welches bei des mannes tode im beſten ſtuͤcke vihes, und bei des eheweibes ableiben im beſten kleide beſtehet, und 7) wenn ſie beide one erben verſterben; ſo faͤllet die ganze verlaſſenſchaft dem Kurfuͤrſten anheim. Wie weit ſie aber dar- uͤber teſtiren moͤgen, beſaget der § 2940 des IIten teiles. Jn der Kur-pfalziſchen landesordnung vom jare 1592 fol. tit. VIII, iſt nachricht von dem wildfangsrechte zu finden. Die benennung iſt da- her genommen, immaſſen man in Ungarn, und im Lippiſchen auf der ſenne die wilden pferde faͤn- get, und zam machet, auch ſonſt das wild auf mancherlei weiſe ſich eigen machet, Haltaus ſp. 2114. Das recht ruͤret vom Kaiſer her. Der Pfalz-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/160>, abgerufen am 26.04.2024.