Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

XXXVII haubtstück,
auch keine kaufmannschaft. Allso sollen auch, in-
halts der kur-mainzischen untergerichts-ordnung
tit. V, § 3 s. 91, der pfennigs-krämer bücher nicht
das recht der kaufleute haben, noch der herumträ-
ger ire. Jnzwischen sind die kaufmanns-bücher
mancherlei. Daher ist besonders zu merken: 1)
das haubtbuch, 2) die strazza (klatte-buch), 3) das
journal. Bei einem kaufmanns-buche ist auf 3
haubtstücke besonders das augenmerk zu richten,
als a) muß es data, und accepta in sich halten.
Data, das ist, gelifert, oder ausgegeben, und ac-
cepta, d. i. eingenommen, oder einname. Dise
data, und accepta träget entweder der kausmann
selbst ein, oder der buchhalter. Aus fürsicht wird
auch der tag darzu gesezet; ob es schon nicht noht-
wendig ist. b) Daß die caussa debendi mit im
handelsbuche stehe, das ist, der titulus, z. e. daß er
es gekaufet, getauschet; imgleichen auf rechnung,
(a conto), anlehn, credit; wiwohl empfangen,
erhalten etc schon einiger massen einen titel anzei-
get. Jmmittels ist die caussa debendi, oder der
titel mit der versione in rem nicht zu vermischen,
wozu es nämlich angewendet worden sey. c) Muß
ein kaufmanns-buch one grosses ausstreichen seyn,
das ist, in der haubtpost darf nichts ausgestrichen
seyn; die abgetane rechnung, oder schuld kan wohl
mit einem kreuzstriche durchzogen werden. Eine
kaufmanns-rechnung passiret in den gerichten nicht
anders, als wenn sie juristisch, unter gewissen zie-
fern, eingerichtet ist. Auszüge aus dem handels-
buche sind nicht hinreichend, auch der schuldener
zu recognosciren nicht schuldig. Denn sie bewei-
sen so wenig, als weniger die schmir- oder schmat-
ter-bücher, journale; vilmehr muß das handels-
buch selbst in der urschrift, und zwar in dem orte,

wo

XXXVII haubtſtuͤck,
auch keine kaufmannſchaft. Allſo ſollen auch, in-
halts der kur-mainziſchen untergerichts-ordnung
tit. V, § 3 ſ. 91, der pfennigs-kraͤmer buͤcher nicht
das recht der kaufleute haben, noch der herumtraͤ-
ger ire. Jnzwiſchen ſind die kaufmanns-buͤcher
mancherlei. Daher iſt beſonders zu merken: 1)
das haubtbuch, 2) die ſtrazza (klatte-buch), 3) das
journal. Bei einem kaufmanns-buche iſt auf 3
haubtſtuͤcke beſonders das augenmerk zu richten,
als a) muß es data, und accepta in ſich halten.
Data, das iſt, gelifert, oder ausgegeben, und ac-
cepta, d. i. eingenommen, oder einname. Diſe
data, und accepta traͤget entweder der kauſmann
ſelbſt ein, oder der buchhalter. Aus fuͤrſicht wird
auch der tag darzu geſezet; ob es ſchon nicht noht-
wendig iſt. b) Daß die cauſſa debendi mit im
handelsbuche ſtehe, das iſt, der titulus, z. e. daß er
es gekaufet, getauſchet; imgleichen auf rechnung,
(à conto), anlehn, credit; wiwohl empfangen,
erhalten ꝛc ſchon einiger maſſen einen titel anzei-
get. Jmmittels iſt die cauſſa debendi, oder der
titel mit der verſione in rem nicht zu vermiſchen,
wozu es naͤmlich angewendet worden ſey. c) Muß
ein kaufmanns-buch one groſſes ausſtreichen ſeyn,
das iſt, in der haubtpoſt darf nichts ausgeſtrichen
ſeyn; die abgetane rechnung, oder ſchuld kan wohl
mit einem kreuzſtriche durchzogen werden. Eine
kaufmanns-rechnung paſſiret in den gerichten nicht
anders, als wenn ſie juriſtiſch, unter gewiſſen zie-
fern, eingerichtet iſt. Auszuͤge aus dem handels-
buche ſind nicht hinreichend, auch der ſchuldener
zu recognoſciren nicht ſchuldig. Denn ſie bewei-
ſen ſo wenig, als weniger die ſchmir- oder ſchmat-
ter-buͤcher, journale; vilmehr muß das handels-
buch ſelbſt in der urſchrift, und zwar in dem orte,

wo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0262" n="238"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXXVII</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/>
auch keine kaufmann&#x017F;chaft. All&#x017F;o &#x017F;ollen auch, in-<lb/>
halts der kur-mainzi&#x017F;chen untergerichts-ordnung<lb/>
tit. <hi rendition="#aq">V,</hi> § 3 &#x017F;. 91, der pfennigs-kra&#x0364;mer bu&#x0364;cher nicht<lb/>
das recht der kaufleute haben, noch der herumtra&#x0364;-<lb/>
ger ire. Jnzwi&#x017F;chen &#x017F;ind die kaufmanns-bu&#x0364;cher<lb/>
mancherlei. Daher i&#x017F;t be&#x017F;onders zu merken: 1)<lb/>
das haubtbuch, 2) die &#x017F;trazza (klatte-buch), 3) das<lb/>
journal. Bei einem kaufmanns-buche i&#x017F;t auf 3<lb/>
haubt&#x017F;tu&#x0364;cke be&#x017F;onders das augenmerk zu richten,<lb/>
als <hi rendition="#aq">a</hi>) muß es data, und accepta in &#x017F;ich halten.<lb/>
Data, das i&#x017F;t, gelifert, oder ausgegeben, und ac-<lb/>
cepta, d. i. eingenommen, oder einname. Di&#x017F;e<lb/>
data, und accepta tra&#x0364;get entweder der kau&#x017F;mann<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ein, oder der buchhalter. Aus fu&#x0364;r&#x017F;icht wird<lb/>
auch der tag darzu ge&#x017F;ezet; ob es &#x017F;chon nicht noht-<lb/>
wendig i&#x017F;t. <hi rendition="#aq">b</hi>) Daß die cau&#x017F;&#x017F;a debendi mit im<lb/>
handelsbuche &#x017F;tehe, das i&#x017F;t, der titulus, z. e. daß er<lb/>
es gekaufet, getau&#x017F;chet; imgleichen auf rechnung,<lb/>
(à conto), anlehn, credit; wiwohl empfangen,<lb/>
erhalten &#xA75B;c &#x017F;chon einiger ma&#x017F;&#x017F;en einen titel anzei-<lb/>
get. Jmmittels i&#x017F;t die cau&#x017F;&#x017F;a debendi, oder der<lb/>
titel mit der ver&#x017F;ione in rem nicht zu vermi&#x017F;chen,<lb/>
wozu es na&#x0364;mlich angewendet worden &#x017F;ey. <hi rendition="#aq">c</hi>) Muß<lb/>
ein kaufmanns-buch one gro&#x017F;&#x017F;es aus&#x017F;treichen &#x017F;eyn,<lb/>
das i&#x017F;t, in der haubtpo&#x017F;t darf nichts ausge&#x017F;trichen<lb/>
&#x017F;eyn; die abgetane rechnung, oder &#x017F;chuld kan wohl<lb/>
mit einem kreuz&#x017F;triche durchzogen werden. Eine<lb/>
kaufmanns-rechnung pa&#x017F;&#x017F;iret in den gerichten nicht<lb/>
anders, als wenn &#x017F;ie juri&#x017F;ti&#x017F;ch, unter gewi&#x017F;&#x017F;en zie-<lb/>
fern, eingerichtet i&#x017F;t. Auszu&#x0364;ge aus dem handels-<lb/>
buche &#x017F;ind nicht hinreichend, auch der &#x017F;chuldener<lb/>
zu recogno&#x017F;ciren nicht &#x017F;chuldig. Denn &#x017F;ie bewei-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;o wenig, als weniger die &#x017F;chmir- oder &#x017F;chmat-<lb/>
ter-bu&#x0364;cher, journale; vilmehr muß das handels-<lb/>
buch &#x017F;elb&#x017F;t in der ur&#x017F;chrift, und zwar in dem orte,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wo</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0262] XXXVII haubtſtuͤck, auch keine kaufmannſchaft. Allſo ſollen auch, in- halts der kur-mainziſchen untergerichts-ordnung tit. V, § 3 ſ. 91, der pfennigs-kraͤmer buͤcher nicht das recht der kaufleute haben, noch der herumtraͤ- ger ire. Jnzwiſchen ſind die kaufmanns-buͤcher mancherlei. Daher iſt beſonders zu merken: 1) das haubtbuch, 2) die ſtrazza (klatte-buch), 3) das journal. Bei einem kaufmanns-buche iſt auf 3 haubtſtuͤcke beſonders das augenmerk zu richten, als a) muß es data, und accepta in ſich halten. Data, das iſt, gelifert, oder ausgegeben, und ac- cepta, d. i. eingenommen, oder einname. Diſe data, und accepta traͤget entweder der kauſmann ſelbſt ein, oder der buchhalter. Aus fuͤrſicht wird auch der tag darzu geſezet; ob es ſchon nicht noht- wendig iſt. b) Daß die cauſſa debendi mit im handelsbuche ſtehe, das iſt, der titulus, z. e. daß er es gekaufet, getauſchet; imgleichen auf rechnung, (à conto), anlehn, credit; wiwohl empfangen, erhalten ꝛc ſchon einiger maſſen einen titel anzei- get. Jmmittels iſt die cauſſa debendi, oder der titel mit der verſione in rem nicht zu vermiſchen, wozu es naͤmlich angewendet worden ſey. c) Muß ein kaufmanns-buch one groſſes ausſtreichen ſeyn, das iſt, in der haubtpoſt darf nichts ausgeſtrichen ſeyn; die abgetane rechnung, oder ſchuld kan wohl mit einem kreuzſtriche durchzogen werden. Eine kaufmanns-rechnung paſſiret in den gerichten nicht anders, als wenn ſie juriſtiſch, unter gewiſſen zie- fern, eingerichtet iſt. Auszuͤge aus dem handels- buche ſind nicht hinreichend, auch der ſchuldener zu recognoſciren nicht ſchuldig. Denn ſie bewei- ſen ſo wenig, als weniger die ſchmir- oder ſchmat- ter-buͤcher, journale; vilmehr muß das handels- buch ſelbſt in der urſchrift, und zwar in dem orte, wo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/262
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/262>, abgerufen am 26.04.2024.