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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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des teutsch. rechtes, dessen nohtwend. etc.
chemnach gibet uns schon der Tacitus einen fin-
gerzeig auf die verehelichung der Teutschen; dar-
nebst auf die brautgift, welche von seiten des ehe-
mannes der braut gestiftet worden ist; nächstdem
auf den adel; nicht minder auf das gewehrhaft-
machen; ferner auf die verfassung der Reichs- und
landtage; imgleichen auf die einteilung der men-
schen; auf die wette, und busse, welche dem Könige,
oder richter, und den beleidigten haben geleistet
werden müssen; nicht minder auf die redliche er-
füllung der zugesagten treue bei gedingen; dar-
nebst auf den ursprung der gülten, und zinßen;
sodann auf die befehdungen, die gerichtsverfas-
sung, die richterlichen personen, die rechnung der
zeit nach den nächten cap. XI, und vile andere
dinge, welche noch heute zu tage, zur erklärung
der teutschen rechte, nüzlich sind. Und wenn auch
schon die Teutsche ein rauhes, und krigerisches
volk gewesen sind; so haben sie doch vernünftige
und gescheide gesäze gehabt, wie der Grotius in
prolegom. ad histor. Gothor. etc wohl gezeiget hat.
Jn den Salischen gesäzen findet man auch schon
einige Fußstapfen aus dem Theodosianischen co-
dice, L. 16 tit. 14 leg. Sal., wie auch in den übri-
gen nachfolgenden gesäzen; allein sie enthalten
auch vile teutsche gewonheiten, und verordnun-
gen. Das Salische gesäz füret uns auf die be-
schaffenheit der erbfolge des mannsstammes vor
dem weiblichen geschlechte in den allodien; das
wergelt; die straffen wegen der geschwängerten
leibeigenen weibespersonen; auf die reubus bei
veränderung des witbensizes, und verschidene an-
dere materien. Das Ripuarische gesäz weisset
uns die morgengabe; den zweikampf in streithän-
deln; die galgen- und lebens-straffen der beleidig-
ten majestät; die gemeine beweisung, gottes-urthel

genannt;

des teutſch. rechtes, deſſen nohtwend. ꝛc.
chemnach gibet uns ſchon der Tacitus einen fin-
gerzeig auf die verehelichung der Teutſchen; dar-
nebſt auf die brautgift, welche von ſeiten des ehe-
mannes der braut geſtiftet worden iſt; naͤchſtdem
auf den adel; nicht minder auf das gewehrhaft-
machen; ferner auf die verfaſſung der Reichs- und
landtage; imgleichen auf die einteilung der men-
ſchen; auf die wette, und buſſe, welche dem Koͤnige,
oder richter, und den beleidigten haben geleiſtet
werden muͤſſen; nicht minder auf die redliche er-
fuͤllung der zugeſagten treue bei gedingen; dar-
nebſt auf den urſprung der guͤlten, und zinßen;
ſodann auf die befehdungen, die gerichtsverfaſ-
ſung, die richterlichen perſonen, die rechnung der
zeit nach den naͤchten cap. XI, und vile andere
dinge, welche noch heute zu tage, zur erklaͤrung
der teutſchen rechte, nuͤzlich ſind. Und wenn auch
ſchon die Teutſche ein rauhes, und krigeriſches
volk geweſen ſind; ſo haben ſie doch vernuͤnftige
und geſcheide geſaͤze gehabt, wie der Grotius in
prolegom. ad hiſtor. Gothor. ꝛc wohl gezeiget hat.
Jn den Saliſchen geſaͤzen findet man auch ſchon
einige Fußſtapfen aus dem Theodoſianiſchen co-
dice, L. 16 tit. 14 leg. Sal., wie auch in den uͤbri-
gen nachfolgenden geſaͤzen; allein ſie enthalten
auch vile teutſche gewonheiten, und verordnun-
gen. Das Saliſche geſaͤz fuͤret uns auf die be-
ſchaffenheit der erbfolge des mannsſtammes vor
dem weiblichen geſchlechte in den allodien; das
wergelt; die ſtraffen wegen der geſchwaͤngerten
leibeigenen weibesperſonen; auf die reubus bei
veraͤnderung des witbenſizes, und verſchidene an-
dere materien. Das Ripuariſche geſaͤz weiſſet
uns die morgengabe; den zweikampf in ſtreithaͤn-
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ten majeſtaͤt; die gemeine beweiſung, gottes-urthel

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[15/0039] des teutſch. rechtes, deſſen nohtwend. ꝛc. chemnach gibet uns ſchon der Tacitus einen fin- gerzeig auf die verehelichung der Teutſchen; dar- nebſt auf die brautgift, welche von ſeiten des ehe- mannes der braut geſtiftet worden iſt; naͤchſtdem auf den adel; nicht minder auf das gewehrhaft- machen; ferner auf die verfaſſung der Reichs- und landtage; imgleichen auf die einteilung der men- ſchen; auf die wette, und buſſe, welche dem Koͤnige, oder richter, und den beleidigten haben geleiſtet werden muͤſſen; nicht minder auf die redliche er- fuͤllung der zugeſagten treue bei gedingen; dar- nebſt auf den urſprung der guͤlten, und zinßen; ſodann auf die befehdungen, die gerichtsverfaſ- ſung, die richterlichen perſonen, die rechnung der zeit nach den naͤchten cap. XI, und vile andere dinge, welche noch heute zu tage, zur erklaͤrung der teutſchen rechte, nuͤzlich ſind. Und wenn auch ſchon die Teutſche ein rauhes, und krigeriſches volk geweſen ſind; ſo haben ſie doch vernuͤnftige und geſcheide geſaͤze gehabt, wie der Grotius in prolegom. ad hiſtor. Gothor. ꝛc wohl gezeiget hat. Jn den Saliſchen geſaͤzen findet man auch ſchon einige Fußſtapfen aus dem Theodoſianiſchen co- dice, L. 16 tit. 14 leg. Sal., wie auch in den uͤbri- gen nachfolgenden geſaͤzen; allein ſie enthalten auch vile teutſche gewonheiten, und verordnun- gen. Das Saliſche geſaͤz fuͤret uns auf die be- ſchaffenheit der erbfolge des mannsſtammes vor dem weiblichen geſchlechte in den allodien; das wergelt; die ſtraffen wegen der geſchwaͤngerten leibeigenen weibesperſonen; auf die reubus bei veraͤnderung des witbenſizes, und verſchidene an- dere materien. Das Ripuariſche geſaͤz weiſſet uns die morgengabe; den zweikampf in ſtreithaͤn- deln; die galgen- und lebens-ſtraffen der beleidig- ten majeſtaͤt; die gemeine beweiſung, gottes-urthel genannt;

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/39>, abgerufen am 26.04.2024.