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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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I haubtst. von der wirklichkeit
(§ 4950), von der Lahr im glossario über das
alamannische recht s. 59, am 2ten bande des von
Senkenbergischen
corp. iur. germ. Es gibet
aber in einem lande besonders dreierlei rechte, als
1) das gemeine landrecht, welches allen untertanen
darin fürgeschriben wird, und zur richtschnur dinet;
2) das lehnrecht, und 3) das weichbild. Das
landrecht, und weichbild (stadtrecht) sind nicht in
absicht auf das objectum, wohl aber in rücksicht
auf das subjectum unterschiden. Denn das land-
recht verbindet bürger, und bauern etc; das weich-
bild gehet aber nur auf die städte, und dijenigen,
welche darzu gehören. Das landrecht ist allso
das genus, und das weichbild eine species davon.
Das lehnrecht hat besonders den hohen, und ni-
dern adel mit seinem lehnwesen zum gegenstande.
Das landrecht wird auch jeweilen plebiscitum in
den vorigen zeiten benimet, besage des Adrian
Stegers
anschlages: de plebiscito Germaniae me-
diae, vulgo
landrecht. Leipz. 1765, 4t; wiwohl
das wort: plebiscitum zuweilen auch das landge-
richt bedeutet, wie aus einem urtel in sachen Fri-
derichs von Wangenheim wider Gozo: genannt
Schindekop, vom jare 1341 bei dem Hanß Ba-
sil.
edlen von Gleichenstein vom adel des Für-
stentumes Sachsen-Gotha 1716 fol. in dem von
Wangenheimischen stammregister, sich erbricht,
da es heisset: in plebiscito Mittelhusen etc. Man
hat allso die landrechte mit vilerlei namen beleget,
als land-handvesten, schraen, bräuche, gemeine
ordnungen, reformationen, landbrauch des grun-
des Breitenbach, Freiherr von Senkenberg se-
mestr.
s. 57, ambtsbrauch des ambtes Buzbach, eb.
s. 53. Die Heßischen stadt- und landbräuche, auch
ordnungen findet man bei ebendemselben in sele-
ctis iur. et hist. III
s. 267 -- 300, in den sem.

progr.

I haubtſt. von der wirklichkeit
(§ 4950), von der Lahr im gloſſario uͤber das
alamanniſche recht ſ. 59, am 2ten bande des von
Senkenbergiſchen
corp. iur. germ. Es gibet
aber in einem lande beſonders dreierlei rechte, als
1) das gemeine landrecht, welches allen untertanen
darin fuͤrgeſchriben wird, und zur richtſchnur dinet;
2) das lehnrecht, und 3) das weichbild. Das
landrecht, und weichbild (ſtadtrecht) ſind nicht in
abſicht auf das objectum, wohl aber in ruͤckſicht
auf das ſubjectum unterſchiden. Denn das land-
recht verbindet buͤrger, und bauern ꝛc; das weich-
bild gehet aber nur auf die ſtaͤdte, und dijenigen,
welche darzu gehoͤren. Das landrecht iſt allſo
das genus, und das weichbild eine ſpecies davon.
Das lehnrecht hat beſonders den hohen, und ni-
dern adel mit ſeinem lehnweſen zum gegenſtande.
Das landrecht wird auch jeweilen plebiſcitum in
den vorigen zeiten benimet, beſage des Adrian
Stegers
anſchlages: de plebiſcito Germaniae me-
diae, vulgo
landrecht. Leipz. 1765, 4t; wiwohl
das wort: plebiſcitum zuweilen auch das landge-
richt bedeutet, wie aus einem urtel in ſachen Fri-
derichs von Wangenheim wider Gozo: genannt
Schindekop, vom jare 1341 bei dem Hanß Ba-
ſil.
edlen von Gleichenſtein vom adel des Fuͤr-
ſtentumes Sachſen-Gotha 1716 fol. in dem von
Wangenheimiſchen ſtammregiſter, ſich erbricht,
da es heiſſet: in plebiſcito Mittelhuſen etc. Man
hat allſo die landrechte mit vilerlei namen beleget,
als land-handveſten, ſchraen, braͤuche, gemeine
ordnungen, reformationen, landbrauch des grun-
des Breitenbach, Freiherr von Senkenberg ſe-
meſtr.
ſ. 57, ambtsbrauch des ambtes Buzbach, eb.
ſ. 53. Die Heßiſchen ſtadt- und landbraͤuche, auch
ordnungen findet man bei ebendemſelben in ſele-
ctis iur. et hiſt. III
ſ. 267 — 300, in den ſem.

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[34/0058] I haubtſt. von der wirklichkeit (§ 4950), von der Lahr im gloſſario uͤber das alamanniſche recht ſ. 59, am 2ten bande des von Senkenbergiſchen corp. iur. germ. Es gibet aber in einem lande beſonders dreierlei rechte, als 1) das gemeine landrecht, welches allen untertanen darin fuͤrgeſchriben wird, und zur richtſchnur dinet; 2) das lehnrecht, und 3) das weichbild. Das landrecht, und weichbild (ſtadtrecht) ſind nicht in abſicht auf das objectum, wohl aber in ruͤckſicht auf das ſubjectum unterſchiden. Denn das land- recht verbindet buͤrger, und bauern ꝛc; das weich- bild gehet aber nur auf die ſtaͤdte, und dijenigen, welche darzu gehoͤren. Das landrecht iſt allſo das genus, und das weichbild eine ſpecies davon. Das lehnrecht hat beſonders den hohen, und ni- dern adel mit ſeinem lehnweſen zum gegenſtande. Das landrecht wird auch jeweilen plebiſcitum in den vorigen zeiten benimet, beſage des Adrian Stegers anſchlages: de plebiſcito Germaniae me- diae, vulgo landrecht. Leipz. 1765, 4t; wiwohl das wort: plebiſcitum zuweilen auch das landge- richt bedeutet, wie aus einem urtel in ſachen Fri- derichs von Wangenheim wider Gozo: genannt Schindekop, vom jare 1341 bei dem Hanß Ba- ſil. edlen von Gleichenſtein vom adel des Fuͤr- ſtentumes Sachſen-Gotha 1716 fol. in dem von Wangenheimiſchen ſtammregiſter, ſich erbricht, da es heiſſet: in plebiſcito Mittelhuſen etc. Man hat allſo die landrechte mit vilerlei namen beleget, als land-handveſten, ſchraen, braͤuche, gemeine ordnungen, reformationen, landbrauch des grun- des Breitenbach, Freiherr von Senkenberg ſe- meſtr. ſ. 57, ambtsbrauch des ambtes Buzbach, eb. ſ. 53. Die Heßiſchen ſtadt- und landbraͤuche, auch ordnungen findet man bei ebendemſelben in ſele- ctis iur. et hiſt. III ſ. 267 — 300, in den ſem. progr.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/58>, abgerufen am 27.04.2024.