Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

und deren begräbnissen.
erlich, in der stille verrichtet, teils bei tage, teils des
nachts (§ 1032 des 1ten th.). 3) Das recht zu
begraben. Hirbei kommen die begräbnißkosten,
wie überhaubt, allso auch insbesondere bei concur-
sen, bei den lehn- und erbfolgern, die trauerkleider
für die witben, kinder, bedinten, und das gesinde,
auch die nachtwachen bei den toden etc etc (§ 399),
in betrachtung. Nicht minder ist dabei auf die
polizei-anstalten bei den toden, den gräbern, den
kosten, malzeiten, den trauren rücksicht zu nemen.
Ein alter krigerischer Teutsche wünschete im streite
das leben zu verliren; das hilte er für das bette
der eren, Dreyer in der sammlung vermischeter ab-
handelungen th. II s. 612 fg. n. 5, Joh. Frid.
Eisenharts
kleine schriften, abh. I s. 3 -- 16; ge-
stalt die heidnische Teutsche meineten: zu dem vall-
halla könnte nimand gelangen, als wer im krige
stürbe. Daher entstand bei inen die grosse begirde
zum krige. Der trauernde heidnische Teutsche hatte
flihende haare, krazete sich blutig; jeweilen schnid-
ten die trauernde ire haare ab, Cleffel s. 322 fg.;
wie auch bei dem schwedischen hofe, nach abster-
ben des könig Gustav Adolfs geschehen ist. Man
schor auch wohl den bart ab; die trauer-kleider wa-
ren weiß. Es wurde ein leid gegeben, zarna, wel-
ches wohl von zäre herkömmt. Denn wenn der
tode verblichen war, aß, und trank man, um die
tränen, oder zären zu vergessen; woraus die leid-
male ire erläuterung erhalten. Die verwandte
verrichteten die spende, das ist, sie gaben den ar-
men almosen, und speissen, Jenichen s. 5.
Die Kaiserin Gisela legete ire kaiserliche
tracht ab, ging barfüßig, streckete ire beiden arme
aus. Die sterbenden bezeichneten die Teutsche
mit einem kreuze, rufeten inen zu: fahre hin nach
vallhalla! dises wort sollte den ort anzeigen, wo

man
R r 3

und deren begraͤbniſſen.
erlich, in der ſtille verrichtet, teils bei tage, teils des
nachts (§ 1032 des 1ten th.). 3) Das recht zu
begraben. Hirbei kommen die begraͤbnißkoſten,
wie uͤberhaubt, allſo auch insbeſondere bei concur-
ſen, bei den lehn- und erbfolgern, die trauerkleider
fuͤr die witben, kinder, bedinten, und das geſinde,
auch die nachtwachen bei den toden ꝛc ꝛc (§ 399),
in betrachtung. Nicht minder iſt dabei auf die
polizei-anſtalten bei den toden, den graͤbern, den
koſten, malzeiten, den trauren ruͤckſicht zu nemen.
Ein alter krigeriſcher Teutſche wuͤnſchete im ſtreite
das leben zu verliren; das hilte er fuͤr das bette
der eren, Dreyer in der ſammlung vermiſcheter ab-
handelungen th. II ſ. 612 fg. n. 5, Joh. Frid.
Eiſenharts
kleine ſchriften, abh. I ſ. 3 — 16; ge-
ſtalt die heidniſche Teutſche meineten: zu dem vall-
halla koͤnnte nimand gelangen, als wer im krige
ſtuͤrbe. Daher entſtand bei inen die groſſe begirde
zum krige. Der trauernde heidniſche Teutſche hatte
flihende haare, krazete ſich blutig; jeweilen ſchnid-
ten die trauernde ire haare ab, Cleffel ſ. 322 fg.;
wie auch bei dem ſchwediſchen hofe, nach abſter-
ben des koͤnig Guſtav Adolfs geſchehen iſt. Man
ſchor auch wohl den bart ab; die trauer-kleider wa-
ren weiß. Es wurde ein leid gegeben, zarna, wel-
ches wohl von zaͤre herkoͤmmt. Denn wenn der
tode verblichen war, aß, und trank man, um die
traͤnen, oder zaͤren zu vergeſſen; woraus die leid-
male ire erlaͤuterung erhalten. Die verwandte
verrichteten die ſpende, das iſt, ſie gaben den ar-
men almoſen, und ſpeiſſen, Jenichen ſ. 5.
Die Kaiſerin Giſela legete ire kaiſerliche
tracht ab, ging barfuͤßig, ſtreckete ire beiden arme
aus. Die ſterbenden bezeichneten die Teutſche
mit einem kreuze, rufeten inen zu: fahre hin nach
vallhalla! diſes wort ſollte den ort anzeigen, wo

man
R r 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0653" n="629"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und deren begra&#x0364;bni&#x017F;&#x017F;en.</hi></fw><lb/>
erlich, in der &#x017F;tille verrichtet, teils bei tage, teils des<lb/>
nachts (§ 1032 des 1ten th.). 3) Das recht zu<lb/>
begraben. Hirbei kommen die begra&#x0364;bnißko&#x017F;ten,<lb/>
wie u&#x0364;berhaubt, all&#x017F;o auch insbe&#x017F;ondere bei concur-<lb/>
&#x017F;en, bei den lehn- und erbfolgern, die trauerkleider<lb/>
fu&#x0364;r die witben, kinder, bedinten, und das ge&#x017F;inde,<lb/>
auch die nachtwachen bei den toden &#xA75B;c &#xA75B;c (§ 399),<lb/>
in betrachtung. Nicht minder i&#x017F;t dabei auf die<lb/>
polizei-an&#x017F;talten bei den toden, den gra&#x0364;bern, den<lb/>
ko&#x017F;ten, malzeiten, den trauren ru&#x0364;ck&#x017F;icht zu nemen.<lb/>
Ein alter krigeri&#x017F;cher Teut&#x017F;che wu&#x0364;n&#x017F;chete im &#x017F;treite<lb/>
das leben zu verliren; das hilte er fu&#x0364;r das bette<lb/>
der eren, <hi rendition="#fr">Dreyer</hi> in der &#x017F;ammlung vermi&#x017F;cheter ab-<lb/>
handelungen th. <hi rendition="#aq">II</hi> &#x017F;. 612 fg. n. 5, <hi rendition="#fr">Joh. Frid.<lb/>
Ei&#x017F;enharts</hi> kleine &#x017F;chriften, abh. <hi rendition="#aq">I</hi> &#x017F;. 3 &#x2014; 16; ge-<lb/>
&#x017F;talt die heidni&#x017F;che Teut&#x017F;che meineten: zu dem vall-<lb/>
halla ko&#x0364;nnte nimand gelangen, als wer im krige<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rbe. Daher ent&#x017F;tand bei inen die gro&#x017F;&#x017F;e begirde<lb/>
zum krige. Der trauernde heidni&#x017F;che Teut&#x017F;che hatte<lb/>
flihende haare, krazete &#x017F;ich blutig; jeweilen &#x017F;chnid-<lb/>
ten die trauernde ire haare ab, <hi rendition="#fr">Cleffel</hi> &#x017F;. 322 fg.;<lb/>
wie auch bei dem &#x017F;chwedi&#x017F;chen hofe, nach ab&#x017F;ter-<lb/>
ben des ko&#x0364;nig Gu&#x017F;tav Adolfs ge&#x017F;chehen i&#x017F;t. Man<lb/>
&#x017F;chor auch wohl den bart ab; die trauer-kleider wa-<lb/>
ren weiß. Es wurde ein leid gegeben, <hi rendition="#fr">zarna,</hi> wel-<lb/>
ches wohl von za&#x0364;re herko&#x0364;mmt. Denn wenn der<lb/>
tode verblichen war, aß, und trank man, um die<lb/>
tra&#x0364;nen, oder za&#x0364;ren zu verge&#x017F;&#x017F;en; woraus die leid-<lb/>
male ire erla&#x0364;uterung erhalten. Die verwandte<lb/>
verrichteten die &#x017F;pende, das i&#x017F;t, &#x017F;ie gaben den ar-<lb/>
men almo&#x017F;en, und &#x017F;pei&#x017F;&#x017F;en, <hi rendition="#fr">Jenichen</hi> &#x017F;. 5.<lb/>
Die Kai&#x017F;erin Gi&#x017F;ela legete ire kai&#x017F;erliche<lb/>
tracht ab, ging barfu&#x0364;ßig, &#x017F;treckete ire beiden arme<lb/>
aus. Die &#x017F;terbenden bezeichneten die Teut&#x017F;che<lb/>
mit einem kreuze, rufeten inen zu: fahre hin nach<lb/>
vallhalla! di&#x017F;es wort &#x017F;ollte den ort anzeigen, wo<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r 3</fw><fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[629/0653] und deren begraͤbniſſen. erlich, in der ſtille verrichtet, teils bei tage, teils des nachts (§ 1032 des 1ten th.). 3) Das recht zu begraben. Hirbei kommen die begraͤbnißkoſten, wie uͤberhaubt, allſo auch insbeſondere bei concur- ſen, bei den lehn- und erbfolgern, die trauerkleider fuͤr die witben, kinder, bedinten, und das geſinde, auch die nachtwachen bei den toden ꝛc ꝛc (§ 399), in betrachtung. Nicht minder iſt dabei auf die polizei-anſtalten bei den toden, den graͤbern, den koſten, malzeiten, den trauren ruͤckſicht zu nemen. Ein alter krigeriſcher Teutſche wuͤnſchete im ſtreite das leben zu verliren; das hilte er fuͤr das bette der eren, Dreyer in der ſammlung vermiſcheter ab- handelungen th. II ſ. 612 fg. n. 5, Joh. Frid. Eiſenharts kleine ſchriften, abh. I ſ. 3 — 16; ge- ſtalt die heidniſche Teutſche meineten: zu dem vall- halla koͤnnte nimand gelangen, als wer im krige ſtuͤrbe. Daher entſtand bei inen die groſſe begirde zum krige. Der trauernde heidniſche Teutſche hatte flihende haare, krazete ſich blutig; jeweilen ſchnid- ten die trauernde ire haare ab, Cleffel ſ. 322 fg.; wie auch bei dem ſchwediſchen hofe, nach abſter- ben des koͤnig Guſtav Adolfs geſchehen iſt. Man ſchor auch wohl den bart ab; die trauer-kleider wa- ren weiß. Es wurde ein leid gegeben, zarna, wel- ches wohl von zaͤre herkoͤmmt. Denn wenn der tode verblichen war, aß, und trank man, um die traͤnen, oder zaͤren zu vergeſſen; woraus die leid- male ire erlaͤuterung erhalten. Die verwandte verrichteten die ſpende, das iſt, ſie gaben den ar- men almoſen, und ſpeiſſen, Jenichen ſ. 5. Die Kaiſerin Giſela legete ire kaiſerliche tracht ab, ging barfuͤßig, ſtreckete ire beiden arme aus. Die ſterbenden bezeichneten die Teutſche mit einem kreuze, rufeten inen zu: fahre hin nach vallhalla! diſes wort ſollte den ort anzeigen, wo man R r 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/653
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/653>, abgerufen am 26.04.2024.