Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

und dessen gattungen.
hen auf rauben, parteigehen über die grenze, für
einen zeitvertreib, einen spaß, und kurzweil, auch
für einen rum, wer den andern nicht verbündeten
überwältigen konnte; folglich grosse stärke hatte,
Tacitus annal. XII, 27, Jul. Caesar de bello
gall. VI,
23, Jac. Thomasius de latrocinio gentis in
gentem,
Leipz. 1672, 4t, § 4 fg., § 17 fgg.
§ 26, § 30 fg., Laurentius von den krigesgerich-
ten der alten Teutschen. Disem nach war das
wort: latro kein schimpfwort ehedem, Gesner
im thesauro linguae et erudit. Rom. unter disem
worte. Heute zu tage aber hat es hirmit eine an-
dere beschaffenheit. Die unbeweglichen sachen
nimmt der seind in kri[ge]szeiten weg: um als re-
gent darüber zu seyn; oder um den feind zu schwä-
chen, auch die brandschazungen, einkünfte davon
zu zihen, oder als ein depositum zu seiner sicher-
heit, und den rückzug sicher zu haben; wie man
im lezteren krige an Giessen, Sachsen etc gesehen
hat. Die eroberte lande gehören allso demjenigen,
in dessen namen der krig gefüret wird; was aber
die beweglichen sachen betrist, welche dem feinde
abgenommen worden sind; so werden selbige vom
krigesherrn entweder den eroberten ganz, oder zum
teile gelassen, oder nicht, wie z. e. das geschüz,
pulver etc, besoge der angezogenen reiter-bestallung
1570, § 93, oder nicht, Christian Wildvogel
de praeda militari, Jena 1713, 4t, § XI, Bei-
ers
iuris milit. prud. III, 1, 1, n. 805 fg. Jm
teutschen sprüchworte saget man: was ich von
meinem feinde bekomme, das ist mein, Hert lib.
I, paroem.
86. Dises verstehet sich vom krige,
da ich dem feinde alles wegnemen kan; das heisset
zu lande beute; zu wasser aber prise, welche auch
an denen gemachet wird, welche dem feinde pro-
viant, oder andere dinge zu schiffe zufaren wollen,

wodurch

und deſſen gattungen.
hen auf rauben, parteigehen uͤber die grenze, fuͤr
einen zeitvertreib, einen ſpaß, und kurzweil, auch
fuͤr einen rum, wer den andern nicht verbuͤndeten
uͤberwaͤltigen konnte; folglich groſſe ſtaͤrke hatte,
Tacitus annal. XII, 27, Jul. Caeſar de bello
gall. VI,
23, Jac. Thomaſius de latrocinio gentis in
gentem,
Leipz. 1672, 4t, § 4 fg., § 17 fgg.
§ 26, § 30 fg., Laurentius von den krigesgerich-
ten der alten Teutſchen. Diſem nach war das
wort: latro kein ſchimpfwort ehedem, Gesner
im theſauro linguae et erudit. Rom. unter diſem
worte. Heute zu tage aber hat es hirmit eine an-
dere beſchaffenheit. Die unbeweglichen ſachen
nimmt der ſeind in kri[ge]szeiten weg: um als re-
gent daruͤber zu ſeyn; oder um den feind zu ſchwaͤ-
chen, auch die brandſchazungen, einkuͤnfte davon
zu zihen, oder als ein depoſitum zu ſeiner ſicher-
heit, und den ruͤckzug ſicher zu haben; wie man
im lezteren krige an Gieſſen, Sachſen ꝛc geſehen
hat. Die eroberte lande gehoͤren allſo demjenigen,
in deſſen namen der krig gefuͤret wird; was aber
die beweglichen ſachen betriſt, welche dem feinde
abgenommen worden ſind; ſo werden ſelbige vom
krigesherrn entweder den eroberten ganz, oder zum
teile gelaſſen, oder nicht, wie z. e. das geſchuͤz,
pulver ꝛc, beſoge der angezogenen reiter-beſtallung
1570, § 93, oder nicht, Chriſtian Wildvogel
de praeda militari, Jena 1713, 4t, § XI, Bei-
ers
iuris milit. prud. III, 1, 1, n. 805 fg. Jm
teutſchen ſpruͤchworte ſaget man: was ich von
meinem feinde bekomme, das iſt mein, Hert lib.
I, paroem.
86. Diſes verſtehet ſich vom krige,
da ich dem feinde alles wegnemen kan; das heiſſet
zu lande beute; zu waſſer aber priſe, welche auch
an denen gemachet wird, welche dem feinde pro-
viant, oder andere dinge zu ſchiffe zufaren wollen,

wodurch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0819" n="795"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und de&#x017F;&#x017F;en gattungen.</hi></fw><lb/>
hen auf rauben, parteigehen u&#x0364;ber die grenze, fu&#x0364;r<lb/>
einen zeitvertreib, einen &#x017F;paß, und kurzweil, auch<lb/>
fu&#x0364;r einen rum, wer den andern nicht verbu&#x0364;ndeten<lb/>
u&#x0364;berwa&#x0364;ltigen konnte; folglich gro&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ta&#x0364;rke hatte,<lb/><hi rendition="#fr">Tacitus</hi> <hi rendition="#aq">annal. XII,</hi> 27, <hi rendition="#fr">Jul. Cae&#x017F;ar</hi> <hi rendition="#aq">de bello<lb/>
gall. VI,</hi> 23, <hi rendition="#fr">Jac. Thoma&#x017F;ius</hi> <hi rendition="#aq">de latrocinio gentis in<lb/>
gentem,</hi> Leipz. 1672, 4t, § 4 fg., § 17 fgg.<lb/>
§ 26, § 30 fg., <hi rendition="#fr">Laurentius</hi> von den krigesgerich-<lb/>
ten der alten Teut&#x017F;chen. Di&#x017F;em nach war das<lb/>
wort: <hi rendition="#fr">latro</hi> kein &#x017F;chimpfwort ehedem, <hi rendition="#fr">Gesner</hi><lb/>
im <hi rendition="#aq">the&#x017F;auro linguae et erudit. Rom.</hi> unter di&#x017F;em<lb/>
worte. Heute zu tage aber hat es hirmit eine an-<lb/>
dere be&#x017F;chaffenheit. Die unbeweglichen &#x017F;achen<lb/>
nimmt der &#x017F;eind in kri<supplied>ge</supplied>szeiten weg: um als re-<lb/>
gent daru&#x0364;ber zu &#x017F;eyn; oder um den feind zu &#x017F;chwa&#x0364;-<lb/>
chen, auch die brand&#x017F;chazungen, einku&#x0364;nfte davon<lb/>
zu zihen, oder als ein depo&#x017F;itum zu &#x017F;einer &#x017F;icher-<lb/>
heit, und den ru&#x0364;ckzug &#x017F;icher zu haben; wie man<lb/>
im lezteren krige an Gie&#x017F;&#x017F;en, Sach&#x017F;en &#xA75B;c ge&#x017F;ehen<lb/>
hat. Die eroberte lande geho&#x0364;ren all&#x017F;o demjenigen,<lb/>
in de&#x017F;&#x017F;en namen der krig gefu&#x0364;ret wird; was aber<lb/>
die beweglichen &#x017F;achen betri&#x017F;t, welche dem feinde<lb/>
abgenommen worden &#x017F;ind; &#x017F;o werden &#x017F;elbige vom<lb/>
krigesherrn entweder den eroberten ganz, oder zum<lb/>
teile gela&#x017F;&#x017F;en, oder nicht, wie z. e. das ge&#x017F;chu&#x0364;z,<lb/>
pulver &#xA75B;c, be&#x017F;oge der angezogenen reiter-be&#x017F;tallung<lb/>
1570, § 93, oder nicht, <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tian Wildvogel</hi><lb/><hi rendition="#aq">de praeda militari,</hi> Jena 1713, 4t, § <hi rendition="#aq">XI,</hi> <hi rendition="#fr">Bei-<lb/>
ers</hi> <hi rendition="#aq">iuris milit. prud. III,</hi> 1, 1, n. 805 fg. Jm<lb/>
teut&#x017F;chen &#x017F;pru&#x0364;chworte &#x017F;aget man: was ich von<lb/>
meinem feinde bekomme, das i&#x017F;t mein, <hi rendition="#fr">Hert</hi> <hi rendition="#aq">lib.<lb/>
I, paroem.</hi> 86. Di&#x017F;es ver&#x017F;tehet &#x017F;ich vom krige,<lb/>
da ich dem feinde alles wegnemen kan; das hei&#x017F;&#x017F;et<lb/>
zu lande beute; zu wa&#x017F;&#x017F;er aber pri&#x017F;e, welche auch<lb/>
an denen gemachet wird, welche dem feinde pro-<lb/>
viant, oder andere dinge zu &#x017F;chiffe zufaren wollen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wodurch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[795/0819] und deſſen gattungen. hen auf rauben, parteigehen uͤber die grenze, fuͤr einen zeitvertreib, einen ſpaß, und kurzweil, auch fuͤr einen rum, wer den andern nicht verbuͤndeten uͤberwaͤltigen konnte; folglich groſſe ſtaͤrke hatte, Tacitus annal. XII, 27, Jul. Caeſar de bello gall. VI, 23, Jac. Thomaſius de latrocinio gentis in gentem, Leipz. 1672, 4t, § 4 fg., § 17 fgg. § 26, § 30 fg., Laurentius von den krigesgerich- ten der alten Teutſchen. Diſem nach war das wort: latro kein ſchimpfwort ehedem, Gesner im theſauro linguae et erudit. Rom. unter diſem worte. Heute zu tage aber hat es hirmit eine an- dere beſchaffenheit. Die unbeweglichen ſachen nimmt der ſeind in krigeszeiten weg: um als re- gent daruͤber zu ſeyn; oder um den feind zu ſchwaͤ- chen, auch die brandſchazungen, einkuͤnfte davon zu zihen, oder als ein depoſitum zu ſeiner ſicher- heit, und den ruͤckzug ſicher zu haben; wie man im lezteren krige an Gieſſen, Sachſen ꝛc geſehen hat. Die eroberte lande gehoͤren allſo demjenigen, in deſſen namen der krig gefuͤret wird; was aber die beweglichen ſachen betriſt, welche dem feinde abgenommen worden ſind; ſo werden ſelbige vom krigesherrn entweder den eroberten ganz, oder zum teile gelaſſen, oder nicht, wie z. e. das geſchuͤz, pulver ꝛc, beſoge der angezogenen reiter-beſtallung 1570, § 93, oder nicht, Chriſtian Wildvogel de praeda militari, Jena 1713, 4t, § XI, Bei- ers iuris milit. prud. III, 1, 1, n. 805 fg. Jm teutſchen ſpruͤchworte ſaget man: was ich von meinem feinde bekomme, das iſt mein, Hert lib. I, paroem. 86. Diſes verſtehet ſich vom krige, da ich dem feinde alles wegnemen kan; das heiſſet zu lande beute; zu waſſer aber priſe, welche auch an denen gemachet wird, welche dem feinde pro- viant, oder andere dinge zu ſchiffe zufaren wollen, wodurch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/819
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 795. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/819>, abgerufen am 26.04.2024.