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Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800.

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Von den Pflanzungen.
kommen, vor, oder es werden auch deshalb dergleichen Plantagen angelegt, um Pfähle zu
den Spreutlagen und Rauchwehren daraus zu erziehen.

Vor den Deichen sollte man billig keine Bäume, sondern nur Strauchpflanzungen an-
legen, weil die Bäume bei dem Eisgange Veranlassung zur Auswühlung der Ufer geben, und
dennoch die Deiche nicht hinlänglich schützen.

§. 61.

In Absicht aller Weiden und Pappelpflanzungen gilt die allgemeine Regel, daß solche
im Herbste nicht eher vorgenommen werden sollen bis das Laub welk ist, oder bis sich die
Rinde von den zarten Zweigen nicht mehr leicht ablösen läßt; und daß im Frühjahre, wenn
das Laub schon stark ausbricht, keine Pflanzung mehr angelegt werden muß. Im Durch-
schnitt fällt bei uns die Pflanzzeit zwischen die Mitte des Octobers bis zur
Mitte des Aprils, obgleich frühe oder späte Sommer und Winter hiervon eine Ausnahme
machen. Außer dieser Zeit ist es weder ratchsam Pflanzungen anlegen zu lassen, noch Strauch
aus solchen Plantagen zu hauen, an deren Fortdauer etwas gelegen ist.

Wenn nun sehr viel darauf ankommt, daß Pflanzungen zur gehörigen Zeit angelegt
werden, so ist die angeführte Periode im Frühjahre und Herbste doch alsdenn für die Be-
pflanzung niedriger Sandfelder welche der Ueberschwemmung ausgesetzt sind, sehr ungünstig,
weil um diese Zeit größtentheils unsere Ströme angeschwellt sind und die Sandfelder unter dem
Wasser liegen. Dahingegen kommen gewöhnlich im August die niedrigsten Sandfelder zum
Vorschein, an deren Bepflanzung und Erhaltung öfters sehr viel gelegen ist, und glücklicher
Weise haben viele Versuche bewiesen, daß man bei der gehörigen Vorsicht dergleichen
Strauchpflanzungen, wenn dazu Weiden genommen werden, bei uns zwischen der Mitte des
Juli und Augusts vornehmen kann, und mir sind nur wenig sehr im Großen ausgeführte
Pflanzungen verunglückt. Es lassen sich nun die zuerst erwähnten Pflanzungen unter der Be-
nennung Winterpflanzung, letztere aber durch den Namen Sommerpflanzung be-
zeichnen. Ob übrigens die Ursache, daß abgehauene Weidenreiser zur Zeit der Sommerpflan-
zung, ebenfalls Wurzeln in die die Erde schlagen, darin zu suchen ist, daß mehrere Weiden-
arten im September zum zweitenmale blühen und daher einen neuen Trieb zum Wachsen er-
halten, bleibt dahin gestellt.

§. 62.

Ob man sich zu den Strauch- und Baumanpflanzungen der Weiden oder Pappeln
bedient, ist nicht willkührlich. Kommt es lediglich darauf an, recht viel Faschinenholz zu er-

J

Von den Pflanzungen.
kommen, vor, oder es werden auch deshalb dergleichen Plantagen angelegt, um Pfaͤhle zu
den Spreutlagen und Rauchwehren daraus zu erziehen.

Vor den Deichen ſollte man billig keine Baͤume, ſondern nur Strauchpflanzungen an-
legen, weil die Baͤume bei dem Eisgange Veranlaſſung zur Auswuͤhlung der Ufer geben, und
dennoch die Deiche nicht hinlaͤnglich ſchuͤtzen.

§. 61.

In Abſicht aller Weiden und Pappelpflanzungen gilt die allgemeine Regel, daß ſolche
im Herbſte nicht eher vorgenommen werden ſollen bis das Laub welk iſt, oder bis ſich die
Rinde von den zarten Zweigen nicht mehr leicht abloͤſen laͤßt; und daß im Fruͤhjahre, wenn
das Laub ſchon ſtark ausbricht, keine Pflanzung mehr angelegt werden muß. Im Durch-
ſchnitt faͤllt bei uns die Pflanzzeit zwiſchen die Mitte des Octobers bis zur
Mitte des Aprils, obgleich fruͤhe oder ſpaͤte Sommer und Winter hiervon eine Ausnahme
machen. Außer dieſer Zeit iſt es weder ratchſam Pflanzungen anlegen zu laſſen, noch Strauch
aus ſolchen Plantagen zu hauen, an deren Fortdauer etwas gelegen iſt.

Wenn nun ſehr viel darauf ankommt, daß Pflanzungen zur gehoͤrigen Zeit angelegt
werden, ſo iſt die angefuͤhrte Periode im Fruͤhjahre und Herbſte doch alsdenn fuͤr die Be-
pflanzung niedriger Sandfelder welche der Ueberſchwemmung ausgeſetzt ſind, ſehr unguͤnſtig,
weil um dieſe Zeit groͤßtentheils unſere Stroͤme angeſchwellt ſind und die Sandfelder unter dem
Waſſer liegen. Dahingegen kommen gewoͤhnlich im Auguſt die niedrigſten Sandfelder zum
Vorſchein, an deren Bepflanzung und Erhaltung oͤfters ſehr viel gelegen iſt, und gluͤcklicher
Weiſe haben viele Verſuche bewieſen, daß man bei der gehoͤrigen Vorſicht dergleichen
Strauchpflanzungen, wenn dazu Weiden genommen werden, bei uns zwiſchen der Mitte des
Juli und Auguſts vornehmen kann, und mir ſind nur wenig ſehr im Großen ausgefuͤhrte
Pflanzungen verungluͤckt. Es laſſen ſich nun die zuerſt erwaͤhnten Pflanzungen unter der Be-
nennung Winterpflanzung, letztere aber durch den Namen Sommerpflanzung be-
zeichnen. Ob uͤbrigens die Urſache, daß abgehauene Weidenreiſer zur Zeit der Sommerpflan-
zung, ebenfalls Wurzeln in die die Erde ſchlagen, darin zu ſuchen iſt, daß mehrere Weiden-
arten im September zum zweitenmale bluͤhen und daher einen neuen Trieb zum Wachſen er-
halten, bleibt dahin geſtellt.

§. 62.

Ob man ſich zu den Strauch- und Baumanpflanzungen der Weiden oder Pappeln
bedient, iſt nicht willkuͤhrlich. Kommt es lediglich darauf an, recht viel Faſchinenholz zu er-

J
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[65/0085] Von den Pflanzungen. kommen, vor, oder es werden auch deshalb dergleichen Plantagen angelegt, um Pfaͤhle zu den Spreutlagen und Rauchwehren daraus zu erziehen. Vor den Deichen ſollte man billig keine Baͤume, ſondern nur Strauchpflanzungen an- legen, weil die Baͤume bei dem Eisgange Veranlaſſung zur Auswuͤhlung der Ufer geben, und dennoch die Deiche nicht hinlaͤnglich ſchuͤtzen. §. 61. In Abſicht aller Weiden und Pappelpflanzungen gilt die allgemeine Regel, daß ſolche im Herbſte nicht eher vorgenommen werden ſollen bis das Laub welk iſt, oder bis ſich die Rinde von den zarten Zweigen nicht mehr leicht abloͤſen laͤßt; und daß im Fruͤhjahre, wenn das Laub ſchon ſtark ausbricht, keine Pflanzung mehr angelegt werden muß. Im Durch- ſchnitt faͤllt bei uns die Pflanzzeit zwiſchen die Mitte des Octobers bis zur Mitte des Aprils, obgleich fruͤhe oder ſpaͤte Sommer und Winter hiervon eine Ausnahme machen. Außer dieſer Zeit iſt es weder ratchſam Pflanzungen anlegen zu laſſen, noch Strauch aus ſolchen Plantagen zu hauen, an deren Fortdauer etwas gelegen iſt. Wenn nun ſehr viel darauf ankommt, daß Pflanzungen zur gehoͤrigen Zeit angelegt werden, ſo iſt die angefuͤhrte Periode im Fruͤhjahre und Herbſte doch alsdenn fuͤr die Be- pflanzung niedriger Sandfelder welche der Ueberſchwemmung ausgeſetzt ſind, ſehr unguͤnſtig, weil um dieſe Zeit groͤßtentheils unſere Stroͤme angeſchwellt ſind und die Sandfelder unter dem Waſſer liegen. Dahingegen kommen gewoͤhnlich im Auguſt die niedrigſten Sandfelder zum Vorſchein, an deren Bepflanzung und Erhaltung oͤfters ſehr viel gelegen iſt, und gluͤcklicher Weiſe haben viele Verſuche bewieſen, daß man bei der gehoͤrigen Vorſicht dergleichen Strauchpflanzungen, wenn dazu Weiden genommen werden, bei uns zwiſchen der Mitte des Juli und Auguſts vornehmen kann, und mir ſind nur wenig ſehr im Großen ausgefuͤhrte Pflanzungen verungluͤckt. Es laſſen ſich nun die zuerſt erwaͤhnten Pflanzungen unter der Be- nennung Winterpflanzung, letztere aber durch den Namen Sommerpflanzung be- zeichnen. Ob uͤbrigens die Urſache, daß abgehauene Weidenreiſer zur Zeit der Sommerpflan- zung, ebenfalls Wurzeln in die die Erde ſchlagen, darin zu ſuchen iſt, daß mehrere Weiden- arten im September zum zweitenmale bluͤhen und daher einen neuen Trieb zum Wachſen er- halten, bleibt dahin geſtellt. §. 62. Ob man ſich zu den Strauch- und Baumanpflanzungen der Weiden oder Pappeln bedient, iſt nicht willkuͤhrlich. Kommt es lediglich darauf an, recht viel Faſchinenholz zu er- J

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Zitationshilfe: Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/85>, abgerufen am 26.04.2024.