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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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des stili insonderheit.
gemässe gedancken, muntere regungen und affe-
cten, (wofern das obiectum nicht bloß theore-
tisch,) hat die freyheit tropos und figuren zum
ausputz des ausdrucks zu gebrauchen, beobach-
tet in der iunctur und dem numero einige zier-
lichkeit, wechselt mit denen connexionibus ab,
hat also mehr freyheit als der humilis, und
auch mehr lebhaftigkeit.

a) Dieser ist der gebräuchlichste, weil die mittel-
mäßigen obiecta am häuffigsten, und weil es mit
denen menschlichen dingen mehrentheils nur zu
einer beliebten mediocrität kommt. Er ist der
angenehmste, weil er die mittelstrasse hält zwi-
schen dem trockenen und stillen wesen des humi-
lis und zwischen dem prächtigen und prasseln-
den stilo sublimi, so gar daß etliche ihn für den
stilum der weisen leute halten. Man kan dabey
eher seine blösse verstecken, als im humili, und
auch nicht leicht in gefahr lauffen sich zu verir-
ren als im sublimi. Tutissima sere per medium
via, quia vtriusque vltimum, vitium est.
Quin-
ctilianus
L. XII. cap. 10. Wiewohl Quinctilia-
nus selbst sich gar zu schwanckend exprimiret,
von den unterschiedenen stilis. S. Thomasii
Cautelen cap.
VIIII. Ridig. S. V. & F. p.
578. Hederich l. c. p. 545. Lami l. c. cap.
XI.
Rabners Rationem stili elegantioris. Man
findet ihn im Hofmannswaldau, Philander
von der Linde, Besser, Langen, Neumann,
Neukirch, etc.
in Ciceronis philosophicis, ora-
tionibus
und epistolis (wie man denn auch aus
dem Cicerone im Lateinischen, den stilum subli-
mem lernen kan, und also alle drey arten von sti-
lis, eben so wie im Teutschen aus dem Ziegler
und aus den reden grosser herrn) im Seneca,
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des ſtili inſonderheit.
gemaͤſſe gedancken, muntere regungen und affe-
cten, (wofern das obiectum nicht bloß theore-
tiſch,) hat die freyheit tropos und figuren zum
ausputz des ausdrucks zu gebrauchen, beobach-
tet in der iunctur und dem numero einige zier-
lichkeit, wechſelt mit denen connexionibus ab,
hat alſo mehr freyheit als der humilis, und
auch mehr lebhaftigkeit.

a) Dieſer iſt der gebraͤuchlichſte, weil die mittel-
maͤßigen obiecta am haͤuffigſten, und weil es mit
denen menſchlichen dingen mehrentheils nur zu
einer beliebten mediocritaͤt kommt. Er iſt der
angenehmſte, weil er die mittelſtraſſe haͤlt zwi-
ſchen dem trockenen und ſtillen weſen des humi-
lis und zwiſchen dem praͤchtigen und praſſeln-
den ſtilo ſublimi, ſo gar daß etliche ihn fuͤr den
ſtilum der weiſen leute halten. Man kan dabey
eher ſeine bloͤſſe verſtecken, als im humili, und
auch nicht leicht in gefahr lauffen ſich zu verir-
ren als im ſublimi. Tutiſſima ſere per medium
via, quia vtriuſque vltimum, vitium eſt.
Quin-
ctilianus
L. XII. cap. 10. Wiewohl Quinctilia-
nus ſelbſt ſich gar zu ſchwanckend exprimiret,
von den unterſchiedenen ſtilis. S. Thomaſii
Cautelen cap.
VIIII. Ridig. S. V. & F. p.
578. Hederich l. c. p. 545. Lami l. c. cap.
XI.
Rabners Rationem ſtili elegantioris. Man
findet ihn im Hofmannswaldau, Philander
von der Linde, Beſſer, Langen, Neumann,
Neukirch, ꝛc.
in Ciceronis philoſophicis, ora-
tionibus
und epiſtolis (wie man denn auch aus
dem Cicerone im Lateiniſchen, den ſtilum ſubli-
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[261/0279] des ſtili inſonderheit. gemaͤſſe gedancken, muntere regungen und affe- cten, (wofern das obiectum nicht bloß theore- tiſch,) hat die freyheit tropos und figuren zum ausputz des ausdrucks zu gebrauchen, beobach- tet in der iunctur und dem numero einige zier- lichkeit, wechſelt mit denen connexionibus ab, hat alſo mehr freyheit als der humilis, und auch mehr lebhaftigkeit. a⁾ Dieſer iſt der gebraͤuchlichſte, weil die mittel- maͤßigen obiecta am haͤuffigſten, und weil es mit denen menſchlichen dingen mehrentheils nur zu einer beliebten mediocritaͤt kommt. Er iſt der angenehmſte, weil er die mittelſtraſſe haͤlt zwi- ſchen dem trockenen und ſtillen weſen des humi- lis und zwiſchen dem praͤchtigen und praſſeln- den ſtilo ſublimi, ſo gar daß etliche ihn fuͤr den ſtilum der weiſen leute halten. Man kan dabey eher ſeine bloͤſſe verſtecken, als im humili, und auch nicht leicht in gefahr lauffen ſich zu verir- ren als im ſublimi. Tutiſſima ſere per medium via, quia vtriuſque vltimum, vitium eſt. Quin- ctilianus L. XII. cap. 10. Wiewohl Quinctilia- nus ſelbſt ſich gar zu ſchwanckend exprimiret, von den unterſchiedenen ſtilis. S. Thomaſii Cautelen cap. VIIII. Ridig. S. V. & F. p. 578. Hederich l. c. p. 545. Lami l. c. cap. XI. Rabners Rationem ſtili elegantioris. Man findet ihn im Hofmannswaldau, Philander von der Linde, Beſſer, Langen, Neumann, Neukirch, ꝛc. in Ciceronis philoſophicis, ora- tionibus und epiſtolis (wie man denn auch aus dem Cicerone im Lateiniſchen, den ſtilum ſubli- mem lernen kan, und alſo alle drey arten von ſti- lis, eben ſo wie im Teutſchen aus dem Ziegler und aus den reden groſſer herrn) im Seneca, Plinio R 3

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/279>, abgerufen am 26.04.2024.