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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von der disposition überhaupt.
unschuldigen blute gefüllet? der krieg.
Was hat dich endlich ins äusserste ver-
derben gestürtzet? der krieg. Jch bin ge-
wiß versichert, daß noch viele bekriegte
reiche, wo sie dieses alles nicht längst werden
geklaget, dennoch erlitten haben. Der wich-
tigste krieg, wenn er am glücklichsten geführet
wird und aufs höchste gestiegen, muß sich doch
durch gewisse gesetze bemeistern lassen, welche
nicht anders als durch die beredsamkeit kön-
nen fürgetragen und verdolmetschet werden.
Die gesetze theilen also in ihrer genauen verei-
nigung, der beredsamkeit die helfte ihrer herr-
schaft über den krieg mit. Wer will ihr dem-
nach den vorzug streitig machen? Sie ist der
kostbarste schmuck eines printzen, die unetbehr-
liche geschicklichkeit eines hofmannes, und die
schönste zierde eines grossen capitains, wie die
sonne und mond den himmel, so zieren die be-
redsamkeit und tapferkeit einen officirer und ist
es ihm nicht wenig ehre, wann er seine worte
so geschickt setzen, als seine mannschaft stellen
kan. Es suchet demnach billich ein iedweder,
der als ein vernünftiges mitglied der menschli-
chen gesellschaft leben will, sich einer wahren
beredsamkeit zu befleißigen, und ist gewiß ver-
sichert, daß wie der schweiß den fleiß, also die be-
lohnung die bemühung begleiten werde. Gewiß
der muß mit niederträchtigem gemüthe, die
warhafte hoheitunsersgeistes, wie eine eule das
licht verabscheuen, welcher in diesem stück nicht

suchet

von der diſpoſition uͤberhaupt.
unſchuldigen blute gefuͤllet? der krieg.
Was hat dich endlich ins aͤuſſerſte ver-
derben geſtuͤrtzet? der krieg. Jch bin ge-
wiß verſichert, daß noch viele bekriegte
reiche, wo ſie dieſes alles nicht laͤngſt werden
geklaget, dennoch erlitten haben. Der wich-
tigſte krieg, wenn er am gluͤcklichſten gefuͤhret
wird und aufs hoͤchſte geſtiegen, muß ſich doch
durch gewiſſe geſetze bemeiſtern laſſen, welche
nicht anders als durch die beredſamkeit koͤn-
nen fuͤrgetragen und verdolmetſchet werden.
Die geſetze theilen alſo in ihrer genauen verei-
nigung, der beredſamkeit die helfte ihrer herr-
ſchaft uͤber den krieg mit. Wer will ihr dem-
nach den vorzug ſtreitig machen? Sie iſt der
koſtbarſte ſchmuck eines printzen, die unetbehr-
liche geſchicklichkeit eines hofmannes, und die
ſchoͤnſte zierde eines groſſen capitains, wie die
ſonne und mond den himmel, ſo zieren die be-
redſamkeit und tapferkeit einen officirer und iſt
es ihm nicht wenig ehre, wann er ſeine worte
ſo geſchickt ſetzen, als ſeine mannſchaft ſtellen
kan. Es ſuchet demnach billich ein iedweder,
der als ein vernuͤnftiges mitglied der menſchli-
chen geſellſchaft leben will, ſich einer wahren
beredſamkeit zu befleißigen, und iſt gewiß ver-
ſichert, daß wie der ſchweiß den fleiß, alſo die be-
lohnung die bemuͤhung begleiten werde. Gewiß
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[380/0398] von der diſpoſition uͤberhaupt. unſchuldigen blute gefuͤllet? der krieg. Was hat dich endlich ins aͤuſſerſte ver- derben geſtuͤrtzet? der krieg. Jch bin ge- wiß verſichert, daß noch viele bekriegte reiche, wo ſie dieſes alles nicht laͤngſt werden geklaget, dennoch erlitten haben. Der wich- tigſte krieg, wenn er am gluͤcklichſten gefuͤhret wird und aufs hoͤchſte geſtiegen, muß ſich doch durch gewiſſe geſetze bemeiſtern laſſen, welche nicht anders als durch die beredſamkeit koͤn- nen fuͤrgetragen und verdolmetſchet werden. Die geſetze theilen alſo in ihrer genauen verei- nigung, der beredſamkeit die helfte ihrer herr- ſchaft uͤber den krieg mit. Wer will ihr dem- nach den vorzug ſtreitig machen? Sie iſt der koſtbarſte ſchmuck eines printzen, die unetbehr- liche geſchicklichkeit eines hofmannes, und die ſchoͤnſte zierde eines groſſen capitains, wie die ſonne und mond den himmel, ſo zieren die be- redſamkeit und tapferkeit einen officirer und iſt es ihm nicht wenig ehre, wann er ſeine worte ſo geſchickt ſetzen, als ſeine mannſchaft ſtellen kan. Es ſuchet demnach billich ein iedweder, der als ein vernuͤnftiges mitglied der menſchli- chen geſellſchaft leben will, ſich einer wahren beredſamkeit zu befleißigen, und iſt gewiß ver- ſichert, daß wie der ſchweiß den fleiß, alſo die be- lohnung die bemuͤhung begleiten werde. Gewiß der muß mit niedertraͤchtigem gemuͤthe, die warhafte hoheitunſersgeiſtes, wie eine eule das licht verabſcheuen, welcher in dieſem ſtuͤck nicht ſuchet

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/398>, abgerufen am 26.04.2024.