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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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II. Buch. III. Theil. III. Titel. II. Abschnitt.
sie bestimmen aber das Strafübel nicht. *) Ein
kurzes Gefängniss oder eine mässige Geld-
busse **) darf die Ahndung nicht übersteigen.
Gegen unverbesserliche Huren kann aber wohl
ewige Landesverweisung oder besser Zucht-
haus angewendet werden.

§. 488.

Zur Bestimmung der Momente der Be-
strafung dienen folgende Regeln: 1) Die Hure
ist strafbarer, als die Geschwächte, 2) bey der
Schwächung ist die Mannsperson strafbarer
als die Geschwächte, ***) 3) bey der Hurerey ist
die Hure strafbarer, als die mit ihr concumbi-
rende Mannsperson. -- Den Beyschlaf zwi-
schen Verlobten für strafbar zu halten, giebt
es keinen Grund. +)

§. 489.

Die Strafbarkeit dieser Handlungen wird
besonders erhöht: 1) von Seiten derjenigen

Person,
*) R. P. O. 1533. Tit. 33. 1548. Tit. 25. 1577. Tit.
26.
**) Von Hurenbrüchen s. Puffendorf obs. jur. un.
T. I. obs.
46. G. L. Boehmer Diss. de mulctis stupro-
rum vulgo: von Send - und Hurenbrüchen.
Gött. 1748.
***) Warum doch wohl in der Praxis das umgekehrte
Verhältniss beobachtet wird?
+) Die Praxis bestraft den anticipatus concubitus; jedoch
nur dann. wenn die Braut entweder vor, oder
doch kurz nach der Hochzeit niederkommt.

II. Buch. III. Theil. III. Titel. II. Abſchnitt.
ſie beſtimmen aber das Strafübel nicht. *) Ein
kurzes Gefängniſs oder eine mäſsige Geld-
buſse **) darf die Ahndung nicht überſteigen.
Gegen unverbeſſerliche Huren kann aber wohl
ewige Landesverweiſung oder beſſer Zucht-
haus angewendet werden.

§. 488.

Zur Beſtimmung der Momente der Be-
ſtrafung dienen folgende Regeln: 1) Die Hure
iſt ſtrafbarer, als die Geſchwächte, 2) bey der
Schwächung iſt die Mannsperſon ſtrafbarer
als die Geſchwächte, ***) 3) bey der Hurerey iſt
die Hure ſtrafbarer, als die mit ihr concumbi-
rende Mannsperſon. — Den Beyſchlaf zwi-
ſchen Verlobten für ſtrafbar zu halten, giebt
es keinen Grund. †)

§. 489.

Die Strafbarkeit dieſer Handlungen wird
beſonders erhöht: 1) von Seiten derjenigen

Perſon,
*) R. P. O. 1533. Tit. 33. 1548. Tit. 25. 1577. Tit.
26.
**) Von Hurenbrüchen ſ. Puffendorf obſ. jur. un.
T. I. obſ.
46. G. L. Boehmer Diſſ. de mulctis ſtupro-
rum vulgo: von Send - und Hurenbrüchen.
Gött. 1748.
***) Warum doch wohl in der Praxis das umgekehrte
Verhältniſs beobachtet wird?
†) Die Praxis beſtraft den anticipatus concubitus; jedoch
nur dann. wenn die Braut entweder vor, oder
doch kurz nach der Hochzeit niederkommt.
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[394/0422] II. Buch. III. Theil. III. Titel. II. Abſchnitt. ſie beſtimmen aber das Strafübel nicht. *) Ein kurzes Gefängniſs oder eine mäſsige Geld- buſse **) darf die Ahndung nicht überſteigen. Gegen unverbeſſerliche Huren kann aber wohl ewige Landesverweiſung oder beſſer Zucht- haus angewendet werden. §. 488. Zur Beſtimmung der Momente der Be- ſtrafung dienen folgende Regeln: 1) Die Hure iſt ſtrafbarer, als die Geſchwächte, 2) bey der Schwächung iſt die Mannsperſon ſtrafbarer als die Geſchwächte, ***) 3) bey der Hurerey iſt die Hure ſtrafbarer, als die mit ihr concumbi- rende Mannsperſon. — Den Beyſchlaf zwi- ſchen Verlobten für ſtrafbar zu halten, giebt es keinen Grund. †) §. 489. Die Strafbarkeit dieſer Handlungen wird beſonders erhöht: 1) von Seiten derjenigen Perſon, *) R. P. O. 1533. Tit. 33. 1548. Tit. 25. 1577. Tit. 26. **) Von Hurenbrüchen ſ. Puffendorf obſ. jur. un. T. I. obſ. 46. G. L. Boehmer Diſſ. de mulctis ſtupro- rum vulgo: von Send - und Hurenbrüchen. Gött. 1748. ***) Warum doch wohl in der Praxis das umgekehrte Verhältniſs beobachtet wird? †) Die Praxis beſtraft den anticipatus concubitus; jedoch nur dann. wenn die Braut entweder vor, oder doch kurz nach der Hochzeit niederkommt.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/422>, abgerufen am 26.04.2024.