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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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III. Buch. Einleit. III. Titel.
II. Wenn hierin kein Entscheidungsgrund
liegt, so hat das prävenirende Gericht den Vor-
zug *). Die Prävention geschieht durch rich-
terliche Handlungen, welche die Rechtshän-
gigkeit der Sache bewirken und diese wird
im peinlichen Recht bewirkt durch Citation **)
und durch diejenigen Handlungen, welche
die Gegenwart des Verbrechers vor Gericht zum
Zweck haben
, also die Stelle der Citation ver-
treten ***) III. Collidiren die Präventionen
selbst, so muss ein gemeinschaftliches Ge-
richt niedergesetzt oder sonst, durch Ver-
gleich u. s. w. der Streit entschieden wer-
den ****).


§. 547.
*) Dies wird von mehrern nur bey der Concurrenz
verschiedener Gerichte desselben Landesherrn zuge-
lassen, und die Wirkung der Prävention bey colli-
direnden Gerichten verschiedener Landesherrn ge-
läugnet. Warum?
**) L. 7. D. de judiciis c. 20. X. de off. jud. del. c. 10.
X. de off leg.
***) Wie Steckbriefe, Nacheile u. s. w. Meister Einl.
S. 655. beschränkt alles mit Unrecht auf die Ci-
tation
****) Die meisten andern Rechtslehrer z. B. Koch l. c.
§. 673. ff. Grolman a. O. §. 590. ff. nehmen an
1) bey einem auf der Grenze begangenen Verbrechen
(welches eine einzelne Art der subje tiven Collision
ist sey unbedingt das Gericht gemeinschaftlich, so
dass Pravention nicht entscheide: 2) Im Fall der
Collision zwischen dem foro delicti. deprehensionis
und domicilii wenn alle zusammen Einem Landes-
herrn unterworfen sind, gehe unbedingt, das foroum
delicti
vor, weil hier der Anwendung des Röm.
Rechts gar nichts im Wege stehe. Allein das Röm.
R. kennt

III. Buch. Einleit. III. Titel.
II. Wenn hierin kein Entſcheidungsgrund
liegt, ſo hat das prävenirende Gericht den Vor-
zug *). Die Prävention geſchieht durch rich-
terliche Handlungen, welche die Rechtshän-
gigkeit der Sache bewirken und dieſe wird
im peinlichen Recht bewirkt durch Citation **)
und durch diejenigen Handlungen, welche
die Gegenwart des Verbrechers vor Gericht zum
Zweck haben
, alſo die Stelle der Citation ver-
treten ***) III. Collidiren die Präventionen
ſelbſt, ſo muſs ein gemeinſchaftliches Ge-
richt niedergeſetzt oder ſonſt, durch Ver-
gleich u. ſ. w. der Streit entſchieden wer-
den ****).


§. 547.
*) Dies wird von mehrern nur bey der Concurrenz
verſchiedener Gerichte deſſelben Landesherrn zuge-
laſſen, und die Wirkung der Prävention bey colli-
direnden Gerichten verſchiedener Landesherrn ge-
läugnet. Warum?
**) L. 7. D. de judiciis c. 20. X. de off. jud. del. c. 10.
X. de off leg.
***) Wie Steckbriefe, Nacheile u. ſ. w. Meiſter Einl.
S. 655. beſchränkt alles mit Unrecht auf die Ci-
tation
****) Die meiſten andern Rechtslehrer z. B. Koch l. c.
§. 673. ff. Grolman a. O. §. 590. ff. nehmen an
1) bey einem auf der Grenze begangenen Verbrechen
(welches eine einzelne Art der ſubje tiven Colliſion
iſt ſey unbedingt das Gericht gemeinſchaftlich, ſo
daſs Pravention nicht entſcheide: 2) Im Fall der
Colliſion zwiſchen dem foro delicti. deprehenſionis
und domicilii wenn alle zuſammen Einem Landes-
herrn unterworfen ſind, gehe unbedingt, das foroum
delicti
vor, weil hier der Anwendung des Röm.
Rechts gar nichts im Wege ſtehe. Allein das Röm.
R. kennt
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[438/0466] III. Buch. Einleit. III. Titel. II. Wenn hierin kein Entſcheidungsgrund liegt, ſo hat das prävenirende Gericht den Vor- zug *). Die Prävention geſchieht durch rich- terliche Handlungen, welche die Rechtshän- gigkeit der Sache bewirken und dieſe wird im peinlichen Recht bewirkt durch Citation **) und durch diejenigen Handlungen, welche die Gegenwart des Verbrechers vor Gericht zum Zweck haben, alſo die Stelle der Citation ver- treten ***) III. Collidiren die Präventionen ſelbſt, ſo muſs ein gemeinſchaftliches Ge- richt niedergeſetzt oder ſonſt, durch Ver- gleich u. ſ. w. der Streit entſchieden wer- den ****). §. 547. *) Dies wird von mehrern nur bey der Concurrenz verſchiedener Gerichte deſſelben Landesherrn zuge- laſſen, und die Wirkung der Prävention bey colli- direnden Gerichten verſchiedener Landesherrn ge- läugnet. Warum? **) L. 7. D. de judiciis c. 20. X. de off. jud. del. c. 10. X. de off leg. ***) Wie Steckbriefe, Nacheile u. ſ. w. Meiſter Einl. S. 655. beſchränkt alles mit Unrecht auf die Ci- tation ****) Die meiſten andern Rechtslehrer z. B. Koch l. c. §. 673. ff. Grolman a. O. §. 590. ff. nehmen an 1) bey einem auf der Grenze begangenen Verbrechen (welches eine einzelne Art der ſubje tiven Colliſion iſt ſey unbedingt das Gericht gemeinſchaftlich, ſo daſs Pravention nicht entſcheide: 2) Im Fall der Colliſion zwiſchen dem foro delicti. deprehenſionis und domicilii wenn alle zuſammen Einem Landes- herrn unterworfen ſind, gehe unbedingt, das foroum delicti vor, weil hier der Anwendung des Röm. Rechts gar nichts im Wege ſtehe. Allein das Röm. R. kennt

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/466>, abgerufen am 26.04.2024.