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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Dritter Theil/
[Spaltenumbruch] tern, nemlich die Wachteln, eine viel süs-
sere Witterung, als einig Feder-Wild
haben. Auch richten einige die Hunde
ab, vor den Hasen im Lager zu stehen,
doch ist es gefährlich, daß er hiervon
nichts zierliches suchen, und wegen der
Hasen-Spuhr stets die Nasen auf der
Erden haben würde, weshalben man
ihnen ein höltzernes Gäblein, der Schna-
bel genannt, mit einem Riemen, als ei-
ne Halffter umb den Kopff und das
Maul machet, daß sie mit der Nasen
bey der Erde nicht spühren können,
sondern nur eintzig und allein nach dem
Wind wittern und wo Feder-Wild ver-
handen, gegen den Wind suchen lernen
müssen. Es werden ihnen die Nasen-
Löcher, deren Geruch zu stärcken mit
altem Käse gerieben, so lecken sie den Un-
flath fleißig ab und reinigen hiervon die
[Spaltenumbruch] Nase. Es ist ebenfalls der Hühner-
Hund in einer strengen Secte und sclavi-
schen Zucht, mit stetem schmiegen und
biegen beschweret, öffters angeleget und
so er das geringste versehen, wird er offt
mit der Ruthe geschlagen. Theils Fe-
der-Schützen, oder Hühner-Fänger pfle-
gen meistens mit allem Fleiß dem Hüh-
ner-Hund Frantzösisch zuzusprechen, als
wann sie sagen wollen: Suche, sagen
sie: Allons chercher, mein Hündlein,
mon Amy, und so er was findet, sagen
sie an statt habe Acht, garde bien, lo-
cken sie ihn zu sich, heist es Venes icy, oder
retires vous und dergleichen frembde
Sprachen mehr, darmit der Hund, so er
verlohren, so leicht nicht gebrauchet wer-
den könne, welches man in Moscowiti-
sche oder Pohlnische Sprache vertiren
kan. Und soviel hiervon.

Von denen Jagd-Hunden/
Oder
Chiens courrans.
[Spaltenumbruch]

Nun komme ich mit meinen Jagd-
Hunden, welche als Jagd-Sänger mit
dem wegen ihres zurückbleibens an-
stimmenden klaren und groben lautes,
gleich einem Glocken-Spiehl den Jäger
hertzlich erfreuen und die Wälder lieblich
erschallen machen, einher gezogen, dar-
mit zu zeigen, wie durch dasselbige das
arglistige Wild auff seiner Spuhr oder
Gefährd aus denen dicken Behältnissen
mit Klang und Gesang in der Flucht her-
aus zu bringen seyn könne; Dahero sie
Jagd-Hunde genennet werden, weil sie
dem Wild auf der Fährd nachspühren, sol-
chem nachlauffen, es verfolgen und trei-
ben, auch wegen ihres Zurückbleibens
oder Unbehendigkeit im lauffen vor Gram
und Chagrin laut anschlagen, hierdurch
das Wild noch mehr erschrecken, furcht-
sam und flüchtig machen, daß solches so-
dann von denen Menschen, auf verschie-
dene Arten gefangen und erleget wird.
Es sind dieselben von unterschiedenen
Sorten und von mancherley Farben,
nachdem das Land, Nahrung und Was-
ser, Gestirn und dergleichen mehr be-
findlich. Unter allen haben die Fran-
tzösischen und Englischen darinnen billig
einen weit grössern Vorzug vor andern,
weil sie einen ungemeinen vortrefflichen
starcken hellen Laut haben: Sind ins-
[Spaltenumbruch] gemein weisser Farbe, oder doch fleckigt,
derer die Einwohner zu par Force jagen
derer Hirsche und Hasen sich bedienen,
und zun ersteren grössere, zum Hasen-
jagen aber kleinere Hunde nehmen,
das Wild forciren, auf Relais, oder Vor-
lagen frische unverlegte kleine Engli-
sche Pferde und Hunde vertheilen, und
dem Wild keine Ruhe lassen, biß es ge-
fangen, oder vor Müdigkeit gestürtzet
ist, deshalben sie solches offters etliche
Meilen forciren und denen Hunden das
Wildprät, ausser denen Keulen, dem Zim-
mel und Rücken, in Stückgen gehauen,
Preiß geben, diese Chiens courrans sol-
len ihrer Herkunfft nach aus Schott-
land, einige sagen, aus der Tartarey an-
fänglich gekommen, nunmehro aber in
Franckreich ziemlich berühmt anzutref-
fen seyn. Sie sind insgemein von lan-
gen Ohren wohl behangen, daß man
auch welche von anderthalb Viertel einer
Ellen gefunden. Von solcher par Force-
Jagd aber ist meines Vorhabens nicht zu
schreiben, sondern überlasse solches andern.
Nun ist wohl glaublich, auch gar möglich,
daß ein eintziger Hirsch allein forciret wer-
den kan, und geschiehet solches erstlich,
wann man einen Hirsch anjaget und mit
Hunden etwan ein paar tausend Schritt
verfolget, da er dann gleich und sofort

ängst-

Dritter Theil/
[Spaltenumbruch] tern, nemlich die Wachteln, eine viel ſuͤſ-
ſere Witterung, als einig Feder-Wild
haben. Auch richten einige die Hunde
ab, vor den Haſen im Lager zu ſtehen,
doch iſt es gefaͤhrlich, daß er hiervon
nichts zierliches ſuchen, und wegen der
Haſen-Spuhr ſtets die Naſen auf der
Erden haben wuͤrde, weshalben man
ihnen ein hoͤltzernes Gaͤblein, der Schna-
bel genannt, mit einem Riemen, als ei-
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Maul machet, daß ſie mit der Naſen
bey der Erde nicht ſpuͤhren koͤnnen,
ſondern nur eintzig und allein nach dem
Wind wittern und wo Feder-Wild ver-
handen, gegen den Wind ſuchen lernen
muͤſſen. Es werden ihnen die Naſen-
Loͤcher, deren Geruch zu ſtaͤrcken mit
altem Kaͤſe gerieben, ſo lecken ſie den Un-
flath fleißig ab und reinigen hiervon die
[Spaltenumbruch] Naſe. Es iſt ebenfalls der Huͤhner-
Hund in einer ſtrengen Secte und ſclavi-
ſchen Zucht, mit ſtetem ſchmiegen und
biegen beſchweret, oͤffters angeleget und
ſo er das geringſte verſehen, wird er offt
mit der Ruthe geſchlagen. Theils Fe-
der-Schuͤtzen, oder Huͤhner-Faͤnger pfle-
gen meiſtens mit allem Fleiß dem Huͤh-
ner-Hund Frantzoͤſiſch zuzuſprechen, als
wann ſie ſagen wollen: Suche, ſagen
ſie: Allons chercher, mein Huͤndlein,
mon Amy, und ſo er was findet, ſagen
ſie an ſtatt habe Acht, gardé bien, lo-
cken ſie ihn zu ſich, heiſt es Venés icy, oder
retirés vous und dergleichen frembde
Sprachen mehr, darmit der Hund, ſo er
verlohren, ſo leicht nicht gebrauchet wer-
den koͤnne, welches man in Moſcowiti-
ſche oder Pohlniſche Sprache vertiren
kan. Und ſoviel hiervon.

Von denen Jagd-Hunden/
Oder
Chiens courrans.
[Spaltenumbruch]

Nun komme ich mit meinen Jagd-
Hunden, welche als Jagd-Saͤnger mit
dem wegen ihres zuruͤckbleibens an-
ſtimmenden klaren und groben lautes,
gleich einem Glocken-Spiehl den Jaͤger
hertzlich erfreuen und die Waͤlder lieblich
erſchallen machen, einher gezogen, dar-
mit zu zeigen, wie durch daſſelbige das
argliſtige Wild auff ſeiner Spuhr oder
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mit Klang und Geſang in der Flucht her-
aus zu bringen ſeyn koͤnne; Dahero ſie
Jagd-Hunde genennet werden, weil ſie
dem Wild auf der Faͤhrd nachſpuͤhren, ſol-
chem nachlauffen, es verfolgen und trei-
ben, auch wegen ihres Zuruͤckbleibens
oder Unbehendigkeit im lauffen voꝛ Gram
und Chagrin laut anſchlagen, hierdurch
das Wild noch mehr erſchrecken, furcht-
ſam und fluͤchtig machen, daß ſolches ſo-
dann von denen Menſchen, auf verſchie-
dene Arten gefangen und erleget wird.
Es ſind dieſelben von unterſchiedenen
Sorten und von mancherley Farben,
nachdem das Land, Nahrung und Waſ-
ſer, Geſtirn und dergleichen mehr be-
findlich. Unter allen haben die Fran-
tzoͤſiſchen und Engliſchen darinnen billig
einen weit groͤſſern Vorzug vor andern,
weil ſie einen ungemeinen vortrefflichen
ſtarcken hellen Laut haben: Sind ins-
[Spaltenumbruch] gemein weiſſer Farbe, oder doch fleckigt,
derer die Einwohner zu par Force jagen
derer Hirſche und Haſen ſich bedienen,
und zun erſteren groͤſſere, zum Haſen-
jagen aber kleinere Hunde nehmen,
das Wild forciren, auf Relais, oder Vor-
lagen friſche unverlegte kleine Engli-
ſche Pferde und Hunde vertheilen, und
dem Wild keine Ruhe laſſen, biß es ge-
fangen, oder vor Muͤdigkeit geſtuͤrtzet
iſt, deshalben ſie ſolches offters etliche
Meilen forciren und denen Hunden das
Wildpraͤt, auſſer denen Keulen, dem Zim-
mel und Ruͤcken, in Stuͤckgen gehauen,
Preiß geben, dieſe Chiens courrans ſol-
len ihrer Herkunfft nach aus Schott-
land, einige ſagen, aus der Tartarey an-
faͤnglich gekommen, nunmehro aber in
Franckreich ziemlich beruͤhmt anzutref-
fen ſeyn. Sie ſind insgemein von lan-
gen Ohren wohl behangen, daß man
auch welche von anderthalb Viertel einer
Ellen gefunden. Von ſolcher par Force-
Jagd aber iſt meines Vorhabens nicht zu
ſchreiben, ſondern uͤbeꝛlaſſe ſolches andern.
Nun iſt wohl glaublich, auch gar moͤglich,
daß ein eintziger Hirſch allein forciret wer-
den kan, und geſchiehet ſolches erſtlich,
wann man einen Hirſch anjaget und mit
Hunden etwan ein paar tauſend Schritt
verfolget, da er dann gleich und ſofort

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[178/0306] Dritter Theil/ tern, nemlich die Wachteln, eine viel ſuͤſ- ſere Witterung, als einig Feder-Wild haben. Auch richten einige die Hunde ab, vor den Haſen im Lager zu ſtehen, doch iſt es gefaͤhrlich, daß er hiervon nichts zierliches ſuchen, und wegen der Haſen-Spuhr ſtets die Naſen auf der Erden haben wuͤrde, weshalben man ihnen ein hoͤltzernes Gaͤblein, der Schna- bel genannt, mit einem Riemen, als ei- ne Halffter umb den Kopff und das Maul machet, daß ſie mit der Naſen bey der Erde nicht ſpuͤhren koͤnnen, ſondern nur eintzig und allein nach dem Wind wittern und wo Feder-Wild ver- handen, gegen den Wind ſuchen lernen muͤſſen. Es werden ihnen die Naſen- Loͤcher, deren Geruch zu ſtaͤrcken mit altem Kaͤſe gerieben, ſo lecken ſie den Un- flath fleißig ab und reinigen hiervon die Naſe. Es iſt ebenfalls der Huͤhner- Hund in einer ſtrengen Secte und ſclavi- ſchen Zucht, mit ſtetem ſchmiegen und biegen beſchweret, oͤffters angeleget und ſo er das geringſte verſehen, wird er offt mit der Ruthe geſchlagen. Theils Fe- der-Schuͤtzen, oder Huͤhner-Faͤnger pfle- gen meiſtens mit allem Fleiß dem Huͤh- ner-Hund Frantzoͤſiſch zuzuſprechen, als wann ſie ſagen wollen: Suche, ſagen ſie: Allons chercher, mein Huͤndlein, mon Amy, und ſo er was findet, ſagen ſie an ſtatt habe Acht, gardé bien, lo- cken ſie ihn zu ſich, heiſt es Venés icy, oder retirés vous und dergleichen frembde Sprachen mehr, darmit der Hund, ſo er verlohren, ſo leicht nicht gebrauchet wer- den koͤnne, welches man in Moſcowiti- ſche oder Pohlniſche Sprache vertiren kan. Und ſoviel hiervon. Von denen Jagd-Hunden/ Oder Chiens courrans. Nun komme ich mit meinen Jagd- Hunden, welche als Jagd-Saͤnger mit dem wegen ihres zuruͤckbleibens an- ſtimmenden klaren und groben lautes, gleich einem Glocken-Spiehl den Jaͤger hertzlich erfreuen und die Waͤlder lieblich erſchallen machen, einher gezogen, dar- mit zu zeigen, wie durch daſſelbige das argliſtige Wild auff ſeiner Spuhr oder Gefaͤhrd aus denen dicken Behaͤltniſſen mit Klang und Geſang in der Flucht her- aus zu bringen ſeyn koͤnne; Dahero ſie Jagd-Hunde genennet werden, weil ſie dem Wild auf der Faͤhrd nachſpuͤhren, ſol- chem nachlauffen, es verfolgen und trei- ben, auch wegen ihres Zuruͤckbleibens oder Unbehendigkeit im lauffen voꝛ Gram und Chagrin laut anſchlagen, hierdurch das Wild noch mehr erſchrecken, furcht- ſam und fluͤchtig machen, daß ſolches ſo- dann von denen Menſchen, auf verſchie- dene Arten gefangen und erleget wird. Es ſind dieſelben von unterſchiedenen Sorten und von mancherley Farben, nachdem das Land, Nahrung und Waſ- ſer, Geſtirn und dergleichen mehr be- findlich. Unter allen haben die Fran- tzoͤſiſchen und Engliſchen darinnen billig einen weit groͤſſern Vorzug vor andern, weil ſie einen ungemeinen vortrefflichen ſtarcken hellen Laut haben: Sind ins- gemein weiſſer Farbe, oder doch fleckigt, derer die Einwohner zu par Force jagen derer Hirſche und Haſen ſich bedienen, und zun erſteren groͤſſere, zum Haſen- jagen aber kleinere Hunde nehmen, das Wild forciren, auf Relais, oder Vor- lagen friſche unverlegte kleine Engli- ſche Pferde und Hunde vertheilen, und dem Wild keine Ruhe laſſen, biß es ge- fangen, oder vor Muͤdigkeit geſtuͤrtzet iſt, deshalben ſie ſolches offters etliche Meilen forciren und denen Hunden das Wildpraͤt, auſſer denen Keulen, dem Zim- mel und Ruͤcken, in Stuͤckgen gehauen, Preiß geben, dieſe Chiens courrans ſol- len ihrer Herkunfft nach aus Schott- land, einige ſagen, aus der Tartarey an- faͤnglich gekommen, nunmehro aber in Franckreich ziemlich beruͤhmt anzutref- fen ſeyn. Sie ſind insgemein von lan- gen Ohren wohl behangen, daß man auch welche von anderthalb Viertel einer Ellen gefunden. Von ſolcher par Force- Jagd aber iſt meines Vorhabens nicht zu ſchreiben, ſondern uͤbeꝛlaſſe ſolches andern. Nun iſt wohl glaublich, auch gar moͤglich, daß ein eintziger Hirſch allein forciret wer- den kan, und geſchiehet ſolches erſtlich, wann man einen Hirſch anjaget und mit Hunden etwan ein paar tauſend Schritt verfolget, da er dann gleich und ſofort aͤngſt-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/306>, abgerufen am 26.04.2024.