Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] Geschmack, oder dergleichen mehr ver-
ändern, so man täglich aus öffterer Er-
fahrung höre und sehe; Also hat es auch
gleiche Beschaffenheit mit der unterschied-
lichen Landes-Art und differenten Gat-
tung derer Falcken, welche, ob sie schon
an Gewächse, Farben, Federn, Stimm
und dergleichen zu distingviren, dannoch
von einerley Geschlecht gebohren sind,
welches zu unterscheiden die vornehmste
Maxime, und das Requisitum primum
Necessarium,
eines rechten Falconierers
billig seyn soll, wie denn auch der diffe-
rent
e Raub, Blut und Fleisch die Fal-
cken mercklich verändert, wie von denen
erfahrnen Relationibus derer Falcken-
Träger, oder Verkäuffer, welche mei-
stens umb die Früh-Jahrs-Zeit aus
Jrrland, über Flandern, oder Norwe-
gen, Barbarey, Corsica, und derglei-
chen auswärtigen Provincien mehr, zu
uns anhero in Teutschland Falcken
zum Verkauff bringen, zu erkundigen
[Spaltenumbruch] seyn wird, gestalt man dem Falconierer-
Gebrauch nach, auch ohne diß einer jeden
Art Falcken im ersten Jahre fünff un-
terschiedliche Namen beyleget. Nem-
lich Niais, so er aus dem Nest gehoben,
oder geflogen, da er noch einfältig und
dumm gewesen. Hernach Gentil, wann
er im Sommer schon begierig und hur-
tig worden. Ferner Passagier heisset ein
Frembder oder Landstreicher, welcher
des Herbsts seinen Zug hält; wird er aber
jährig, und vermeynet das erste mahl
zu nisten, ob er schon nicht vermauset,
wird er Antenere genannt; Der letzte
Name heisset Hagard, weil er bereits ver-
mausset, und nach der Egyptier Mey-
nung, nun in der Frembde weiter fort-
ziehet, welches wohl sowohl bey den
Kauff-Handel, als Erziehung der Vö-
gel mit Fleiß zu besorgen; Jndem eine
jede Art anders und absonderlich will ge-
halten und tractiret seyn, so ich in nach-
folgende Cap. zu beschreiben willens bin.

Vom Unterscheid der Falcken.
[Spaltenumbruch]

Es giebet, wie vorgemeldet, nicht al-
lein nach der Landes-Art und mancher-
ley Raubes unterschiedliche Falcken, da-
von einige groß und lang, andere dar-
gegen kurtz und dicke an ihrer Gestalt,
desgleichen an Federn sehr unterschieden
sind, indem einige braun, einige gelb,
andere grau oder blond zu finden. Die
Falcken auf dem Lande und im Gebürge
haben gelbe Hände, dargegen haben die,
so an der See-Küsten oder am Strande
sich auffhalten, und von Tauchern oder
Wasser-Vögeln sich nehren, etwas grün-
lichte. Die bey uns am meisten bekanten
und die rechten Falcken sind eigentlich die
Sacri Falcken oder Groß-Falcken, wel-
che aus Jrrland, auch Podolien und der
Tartarey zu uns gebracht werden; Sie
sind von wiederspenstiger tückischer Art,
mit deren Abrichtung man grosse Ge-
dult haben muß, weiln sie aber arbeit-
same und starcke Vögel sind, werden sie
auch zu Trappen- und Reiher-Beitzen ab-
gerichtet: Und weiln sie aus kalten Nor-
dischen Ländern kommen, kan man ih-
rer nicht eher als im späthen Herbst ge-
brauchen. Die Lenier oder Schwim-
mer sind gut zum Hasen-Beitzen; Er
ist zwar auch tückisch, aber darbey von
grosser Geschwindigkeit; Er liebet die
Hunde von Natur, und folget ihren
[Spaltenumbruch] Vortheil zu lernen gerne nach; Jhr Va-
terland ist Sicilien, da sie auff den ho-
hen Bäumen und Felsen nisten: Man
nennet ihn Schwimmer, weil er im
fliegen eine solche Bewegung machet, und
muß wohl abgetragen werden, ehe er
zahm wird. Die Gerfau oder Ger-
Falcken sind etwas grösser, und von den
wackersten und stärcksten Vögeln, wel-
che wegen ihres schnellen Fluges, son-
derlich in die Höhe zu steigen, zu der Rey-
her-Beitz vortrefflich seynd: Sie kom-
men aus Norwegen, allwo sie nisten,
und auch gefangen werden, fürchten sich
aber wegen ihres kalt gewohnten Clima-
tis
sehr vor der Hitze; Sie thun in einem
Athem einen gewaltigen weiten Flug in
die Höhe zur Reyher-Beitz. Die Al-
phanette,
welche aus Barbaria herkom-
men, und zur Hasen- und Rebhühner-
Beitz abgerichtet werden, werden unter
allen Falcken vor die lustigsten und schön-
sten Vögel gehalten; Jst gemeiniglich
blond von Federn; Er steiget sehr hoch,
daß er bey hellem Wetter kaum zu sehen:
Die Griechen haben ihm als dem vor-
nehmsten Raub-Vogel den Namen nach
dem ersten Buchstaben ihres Alphabets
gegeben. Diese vier Gattungen Falcken
hält man vor die vornehmsten. Ferner
ist der Blaufuß eine hier zu Lande ge-

wöhn-

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] Geſchmack, oder dergleichen mehr ver-
aͤndern, ſo man taͤglich aus oͤffterer Er-
fahrung hoͤre und ſehe; Alſo hat es auch
gleiche Beſchaffenheit mit der unterſchied-
lichen Landes-Art und differenten Gat-
tung derer Falcken, welche, ob ſie ſchon
an Gewaͤchſe, Farben, Federn, Stimm
und dergleichen zu diſtingviren, dannoch
von einerley Geſchlecht gebohren ſind,
welches zu unterſcheiden die vornehmſte
Maxime, und das Requiſitum primum
Neceſſarium,
eines rechten Falconierers
billig ſeyn ſoll, wie denn auch der diffe-
rent
e Raub, Blut und Fleiſch die Fal-
cken mercklich veraͤndert, wie von denen
erfahrnen Relationibus derer Falcken-
Traͤger, oder Verkaͤuffer, welche mei-
ſtens umb die Fruͤh-Jahrs-Zeit aus
Jrrland, uͤber Flandern, oder Norwe-
gen, Barbarey, Corſica, und derglei-
chen auswaͤrtigen Provincien mehr, zu
uns anhero in Teutſchland Falcken
zum Verkauff bringen, zu erkundigen
[Spaltenumbruch] ſeyn wird, geſtalt man dem Falconierer-
Gebrauch nach, auch ohne diß einer jeden
Art Falcken im erſten Jahre fuͤnff un-
terſchiedliche Namen beyleget. Nem-
lich Niais, ſo er aus dem Neſt gehoben,
oder geflogen, da er noch einfaͤltig und
dumm geweſen. Hernach Gentil, wann
er im Sommer ſchon begierig und hur-
tig worden. Ferner Paſſagier heiſſet ein
Frembder oder Landſtreicher, welcher
des Herbſts ſeinen Zug haͤlt; wird er aber
jaͤhrig, und vermeynet das erſte mahl
zu niſten, ob er ſchon nicht vermauſet,
wird er Antenere genannt; Der letzte
Name heiſſet Hagard, weil er bereits ver-
mauſſet, und nach der Egyptier Mey-
nung, nun in der Frembde weiter fort-
ziehet, welches wohl ſowohl bey den
Kauff-Handel, als Erziehung der Voͤ-
gel mit Fleiß zu beſorgen; Jndem eine
jede Art anders und abſonderlich will ge-
halten und tractiret ſeyn, ſo ich in nach-
folgende Cap. zu beſchreiben willens bin.

Vom Unterſcheid der Falcken.
[Spaltenumbruch]

Es giebet, wie vorgemeldet, nicht al-
lein nach der Landes-Art und mancher-
ley Raubes unterſchiedliche Falcken, da-
von einige groß und lang, andere dar-
gegen kurtz und dicke an ihrer Geſtalt,
desgleichen an Federn ſehr unterſchieden
ſind, indem einige braun, einige gelb,
andere grau oder blond zu finden. Die
Falcken auf dem Lande und im Gebuͤrge
haben gelbe Haͤnde, dargegen haben die,
ſo an der See-Kuͤſten oder am Strande
ſich auffhalten, und von Tauchern oder
Waſſer-Voͤgeln ſich nehren, etwas gruͤn-
lichte. Die bey uns am meiſten bekanten
und die rechten Falcken ſind eigentlich die
Sacri Falcken oder Groß-Falcken, wel-
che aus Jrrland, auch Podolien und der
Tartarey zu uns gebracht werden; Sie
ſind von wiederſpenſtiger tuͤckiſcher Art,
mit deren Abrichtung man groſſe Ge-
dult haben muß, weiln ſie aber arbeit-
ſame und ſtarcke Voͤgel ſind, werden ſie
auch zu Trappen- und Reiher-Beitzen ab-
gerichtet: Und weiln ſie aus kalten Nor-
diſchen Laͤndern kommen, kan man ih-
rer nicht eher als im ſpaͤthen Herbſt ge-
brauchen. Die Lenier oder Schwim-
mer ſind gut zum Haſen-Beitzen; Er
iſt zwar auch tuͤckiſch, aber darbey von
groſſer Geſchwindigkeit; Er liebet die
Hunde von Natur, und folget ihren
[Spaltenumbruch] Vortheil zu lernen gerne nach; Jhr Va-
terland iſt Sicilien, da ſie auff den ho-
hen Baͤumen und Felſen niſten: Man
nennet ihn Schwimmer, weil er im
fliegen eine ſolche Bewegung machet, und
muß wohl abgetragen werden, ehe er
zahm wird. Die Gerfau oder Ger-
Falcken ſind etwas groͤſſer, und von den
wackerſten und ſtaͤrckſten Voͤgeln, wel-
che wegen ihres ſchnellen Fluges, ſon-
derlich in die Hoͤhe zu ſteigen, zu der Rey-
her-Beitz vortrefflich ſeynd: Sie kom-
men aus Norwegen, allwo ſie niſten,
und auch gefangen werden, fuͤrchten ſich
aber wegen ihres kalt gewohnten Clima-
tis
ſehr vor der Hitze; Sie thun in einem
Athem einen gewaltigen weiten Flug in
die Hoͤhe zur Reyher-Beitz. Die Al-
phanette,
welche aus Barbaria herkom-
men, und zur Haſen- und Rebhuͤhner-
Beitz abgerichtet werden, werden unter
allen Falcken vor die luſtigſten und ſchoͤn-
ſten Voͤgel gehalten; Jſt gemeiniglich
blond von Federn; Er ſteiget ſehr hoch,
daß er bey hellem Wetter kaum zu ſehen:
Die Griechen haben ihm als dem vor-
nehmſten Raub-Vogel den Namen nach
dem erſten Buchſtaben ihres Alphabets
gegeben. Dieſe vier Gattungen Falcken
haͤlt man vor die vornehmſten. Ferner
iſt der Blaufuß eine hier zu Lande ge-

woͤhn-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0487" n="319"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.</hi></fw><lb/><cb/>
Ge&#x017F;chmack, oder dergleichen mehr ver-<lb/>
a&#x0364;ndern, &#x017F;o man ta&#x0364;glich aus o&#x0364;ffterer Er-<lb/>
fahrung ho&#x0364;re und &#x017F;ehe; Al&#x017F;o hat es auch<lb/>
gleiche Be&#x017F;chaffenheit mit der unter&#x017F;chied-<lb/>
lichen Landes-Art und <hi rendition="#aq">different</hi>en Gat-<lb/>
tung derer Falcken, welche, ob &#x017F;ie &#x017F;chon<lb/>
an Gewa&#x0364;ch&#x017F;e, Farben, Federn, Stimm<lb/>
und dergleichen zu <hi rendition="#aq">di&#x017F;ti</hi>n<hi rendition="#aq">gvi</hi>ren, dannoch<lb/>
von einerley Ge&#x017F;chlecht gebohren &#x017F;ind,<lb/>
welches zu unter&#x017F;cheiden die vornehm&#x017F;te<lb/><hi rendition="#aq">Maxime,</hi> und das <hi rendition="#aq">Requi&#x017F;itum primum<lb/>
Nece&#x017F;&#x017F;arium,</hi> eines rechten <hi rendition="#aq">Falconier</hi>ers<lb/>
billig &#x017F;eyn &#x017F;oll, wie denn auch der <hi rendition="#aq">diffe-<lb/>
rent</hi>e Raub, Blut und Flei&#x017F;ch die Fal-<lb/>
cken mercklich vera&#x0364;ndert, wie von denen<lb/>
erfahrnen <hi rendition="#aq">Relationibus</hi> derer Falcken-<lb/>
Tra&#x0364;ger, oder Verka&#x0364;uffer, welche mei-<lb/>
&#x017F;tens umb die Fru&#x0364;h-Jahrs-Zeit aus<lb/>
Jrrland, u&#x0364;ber Flandern, oder Norwe-<lb/>
gen, Barbarey, <hi rendition="#aq">Cor&#x017F;ica,</hi> und derglei-<lb/>
chen auswa&#x0364;rtigen <hi rendition="#aq">Provinci</hi>en mehr, zu<lb/>
uns anhero in Teut&#x017F;chland Falcken<lb/>
zum Verkauff bringen, zu erkundigen<lb/><cb/>
&#x017F;eyn wird, ge&#x017F;talt man dem <hi rendition="#aq">Falconie</hi>rer-<lb/>
Gebrauch nach, auch ohne diß einer jeden<lb/>
Art Falcken im er&#x017F;ten Jahre fu&#x0364;nff un-<lb/>
ter&#x017F;chiedliche Namen beyleget. Nem-<lb/>
lich <hi rendition="#aq">Niais,</hi> &#x017F;o er aus dem Ne&#x017F;t gehoben,<lb/>
oder geflogen, da er noch einfa&#x0364;ltig und<lb/>
dumm gewe&#x017F;en. Hernach <hi rendition="#aq">Gentil,</hi> wann<lb/>
er im Sommer &#x017F;chon begierig und hur-<lb/>
tig worden. Ferner <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;agier</hi> hei&#x017F;&#x017F;et ein<lb/>
Frembder oder Land&#x017F;treicher, welcher<lb/>
des Herb&#x017F;ts &#x017F;einen Zug ha&#x0364;lt; wird er aber<lb/>
ja&#x0364;hrig, und vermeynet das er&#x017F;te mahl<lb/>
zu ni&#x017F;ten, ob er &#x017F;chon nicht vermau&#x017F;et,<lb/>
wird er <hi rendition="#aq">Antenere</hi> genannt; Der letzte<lb/>
Name hei&#x017F;&#x017F;et <hi rendition="#aq">Hagard,</hi> weil er bereits ver-<lb/>
mau&#x017F;&#x017F;et, und nach der Egyptier Mey-<lb/>
nung, nun in der Frembde weiter fort-<lb/>
ziehet, welches wohl &#x017F;owohl bey den<lb/>
Kauff-Handel, als Erziehung der Vo&#x0364;-<lb/>
gel mit Fleiß zu be&#x017F;orgen; Jndem eine<lb/>
jede Art anders und ab&#x017F;onderlich will ge-<lb/>
halten und <hi rendition="#aq">tractir</hi>et &#x017F;eyn, &#x017F;o ich in nach-<lb/>
folgende Cap. zu be&#x017F;chreiben willens bin.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vom Unter&#x017F;cheid der <hi rendition="#in">F</hi>alcken.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Es giebet, wie vorgemeldet, nicht al-<lb/>
lein nach der Landes-Art und mancher-<lb/>
ley Raubes unter&#x017F;chiedliche Falcken, da-<lb/>
von einige groß und lang, andere dar-<lb/>
gegen kurtz und dicke an ihrer Ge&#x017F;talt,<lb/>
desgleichen an Federn &#x017F;ehr unter&#x017F;chieden<lb/>
&#x017F;ind, indem einige braun, einige gelb,<lb/>
andere grau oder <hi rendition="#aq">blond</hi> zu finden. Die<lb/>
Falcken auf dem Lande und im Gebu&#x0364;rge<lb/>
haben gelbe Ha&#x0364;nde, dargegen haben die,<lb/>
&#x017F;o an der See-Ku&#x0364;&#x017F;ten oder am Strande<lb/>
&#x017F;ich auffhalten, und von Tauchern oder<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er-Vo&#x0364;geln &#x017F;ich nehren, etwas gru&#x0364;n-<lb/>
lichte. Die bey uns am mei&#x017F;ten bekanten<lb/>
und die rechten Falcken &#x017F;ind eigentlich die<lb/><hi rendition="#aq">Sacri</hi> Falcken oder Groß-Falcken, wel-<lb/>
che aus Jrrland, auch <hi rendition="#aq">Podoli</hi>en und der<lb/>
Tartarey zu uns gebracht werden; Sie<lb/>
&#x017F;ind von wieder&#x017F;pen&#x017F;tiger tu&#x0364;cki&#x017F;cher Art,<lb/>
mit deren Abrichtung man gro&#x017F;&#x017F;e Ge-<lb/>
dult haben muß, weiln &#x017F;ie aber arbeit-<lb/>
&#x017F;ame und &#x017F;tarcke Vo&#x0364;gel &#x017F;ind, werden &#x017F;ie<lb/>
auch zu Trappen- und Reiher-Beitzen ab-<lb/>
gerichtet: Und weiln &#x017F;ie aus kalten Nor-<lb/>
di&#x017F;chen La&#x0364;ndern kommen, kan man ih-<lb/>
rer nicht eher als im &#x017F;pa&#x0364;then Herb&#x017F;t ge-<lb/>
brauchen. Die <hi rendition="#aq">Lenier</hi> oder Schwim-<lb/>
mer &#x017F;ind gut zum Ha&#x017F;en-Beitzen; Er<lb/>
i&#x017F;t zwar auch tu&#x0364;cki&#x017F;ch, aber darbey von<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er Ge&#x017F;chwindigkeit; Er liebet die<lb/>
Hunde von Natur, und folget ihren<lb/><cb/>
Vortheil zu lernen gerne nach; Jhr Va-<lb/>
terland i&#x017F;t Sicilien, da &#x017F;ie auff den ho-<lb/>
hen Ba&#x0364;umen und Fel&#x017F;en ni&#x017F;ten: Man<lb/>
nennet ihn Schwimmer, weil er im<lb/>
fliegen eine &#x017F;olche Bewegung machet, und<lb/>
muß wohl abgetragen werden, ehe er<lb/>
zahm wird. Die <hi rendition="#aq">Gerfau</hi> oder Ger-<lb/>
Falcken &#x017F;ind etwas gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, und von den<lb/>
wacker&#x017F;ten und &#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;ten Vo&#x0364;geln, wel-<lb/>
che wegen ihres &#x017F;chnellen Fluges, &#x017F;on-<lb/>
derlich in die Ho&#x0364;he zu &#x017F;teigen, zu der Rey-<lb/>
her-Beitz vortrefflich &#x017F;eynd: Sie kom-<lb/>
men aus Norwegen, allwo &#x017F;ie ni&#x017F;ten,<lb/>
und auch gefangen werden, fu&#x0364;rchten &#x017F;ich<lb/>
aber wegen ihres kalt gewohnten <hi rendition="#aq">Clima-<lb/>
tis</hi> &#x017F;ehr vor der Hitze; Sie thun in einem<lb/>
Athem einen gewaltigen weiten Flug in<lb/>
die Ho&#x0364;he zur Reyher-Beitz. Die <hi rendition="#aq">Al-<lb/>
phanette,</hi> welche aus <hi rendition="#aq">Barbaria</hi> herkom-<lb/>
men, und zur Ha&#x017F;en- und Rebhu&#x0364;hner-<lb/>
Beitz abgerichtet werden, werden unter<lb/>
allen Falcken vor die lu&#x017F;tig&#x017F;ten und &#x017F;cho&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;ten Vo&#x0364;gel gehalten; J&#x017F;t gemeiniglich<lb/><hi rendition="#aq">blond</hi> von Federn; Er &#x017F;teiget &#x017F;ehr hoch,<lb/>
daß er bey hellem Wetter kaum zu &#x017F;ehen:<lb/>
Die Griechen haben ihm als dem vor-<lb/>
nehm&#x017F;ten Raub-Vogel den Namen nach<lb/>
dem er&#x017F;ten Buch&#x017F;taben ihres <hi rendition="#aq">Alphabet</hi>s<lb/>
gegeben. Die&#x017F;e vier Gattungen Falcken<lb/>
ha&#x0364;lt man vor die vornehm&#x017F;ten. Ferner<lb/>
i&#x017F;t der Blaufuß eine hier zu Lande ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wo&#x0364;hn-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0487] Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck. Geſchmack, oder dergleichen mehr ver- aͤndern, ſo man taͤglich aus oͤffterer Er- fahrung hoͤre und ſehe; Alſo hat es auch gleiche Beſchaffenheit mit der unterſchied- lichen Landes-Art und differenten Gat- tung derer Falcken, welche, ob ſie ſchon an Gewaͤchſe, Farben, Federn, Stimm und dergleichen zu diſtingviren, dannoch von einerley Geſchlecht gebohren ſind, welches zu unterſcheiden die vornehmſte Maxime, und das Requiſitum primum Neceſſarium, eines rechten Falconierers billig ſeyn ſoll, wie denn auch der diffe- rente Raub, Blut und Fleiſch die Fal- cken mercklich veraͤndert, wie von denen erfahrnen Relationibus derer Falcken- Traͤger, oder Verkaͤuffer, welche mei- ſtens umb die Fruͤh-Jahrs-Zeit aus Jrrland, uͤber Flandern, oder Norwe- gen, Barbarey, Corſica, und derglei- chen auswaͤrtigen Provincien mehr, zu uns anhero in Teutſchland Falcken zum Verkauff bringen, zu erkundigen ſeyn wird, geſtalt man dem Falconierer- Gebrauch nach, auch ohne diß einer jeden Art Falcken im erſten Jahre fuͤnff un- terſchiedliche Namen beyleget. Nem- lich Niais, ſo er aus dem Neſt gehoben, oder geflogen, da er noch einfaͤltig und dumm geweſen. Hernach Gentil, wann er im Sommer ſchon begierig und hur- tig worden. Ferner Paſſagier heiſſet ein Frembder oder Landſtreicher, welcher des Herbſts ſeinen Zug haͤlt; wird er aber jaͤhrig, und vermeynet das erſte mahl zu niſten, ob er ſchon nicht vermauſet, wird er Antenere genannt; Der letzte Name heiſſet Hagard, weil er bereits ver- mauſſet, und nach der Egyptier Mey- nung, nun in der Frembde weiter fort- ziehet, welches wohl ſowohl bey den Kauff-Handel, als Erziehung der Voͤ- gel mit Fleiß zu beſorgen; Jndem eine jede Art anders und abſonderlich will ge- halten und tractiret ſeyn, ſo ich in nach- folgende Cap. zu beſchreiben willens bin. Vom Unterſcheid der Falcken. Es giebet, wie vorgemeldet, nicht al- lein nach der Landes-Art und mancher- ley Raubes unterſchiedliche Falcken, da- von einige groß und lang, andere dar- gegen kurtz und dicke an ihrer Geſtalt, desgleichen an Federn ſehr unterſchieden ſind, indem einige braun, einige gelb, andere grau oder blond zu finden. Die Falcken auf dem Lande und im Gebuͤrge haben gelbe Haͤnde, dargegen haben die, ſo an der See-Kuͤſten oder am Strande ſich auffhalten, und von Tauchern oder Waſſer-Voͤgeln ſich nehren, etwas gruͤn- lichte. Die bey uns am meiſten bekanten und die rechten Falcken ſind eigentlich die Sacri Falcken oder Groß-Falcken, wel- che aus Jrrland, auch Podolien und der Tartarey zu uns gebracht werden; Sie ſind von wiederſpenſtiger tuͤckiſcher Art, mit deren Abrichtung man groſſe Ge- dult haben muß, weiln ſie aber arbeit- ſame und ſtarcke Voͤgel ſind, werden ſie auch zu Trappen- und Reiher-Beitzen ab- gerichtet: Und weiln ſie aus kalten Nor- diſchen Laͤndern kommen, kan man ih- rer nicht eher als im ſpaͤthen Herbſt ge- brauchen. Die Lenier oder Schwim- mer ſind gut zum Haſen-Beitzen; Er iſt zwar auch tuͤckiſch, aber darbey von groſſer Geſchwindigkeit; Er liebet die Hunde von Natur, und folget ihren Vortheil zu lernen gerne nach; Jhr Va- terland iſt Sicilien, da ſie auff den ho- hen Baͤumen und Felſen niſten: Man nennet ihn Schwimmer, weil er im fliegen eine ſolche Bewegung machet, und muß wohl abgetragen werden, ehe er zahm wird. Die Gerfau oder Ger- Falcken ſind etwas groͤſſer, und von den wackerſten und ſtaͤrckſten Voͤgeln, wel- che wegen ihres ſchnellen Fluges, ſon- derlich in die Hoͤhe zu ſteigen, zu der Rey- her-Beitz vortrefflich ſeynd: Sie kom- men aus Norwegen, allwo ſie niſten, und auch gefangen werden, fuͤrchten ſich aber wegen ihres kalt gewohnten Clima- tis ſehr vor der Hitze; Sie thun in einem Athem einen gewaltigen weiten Flug in die Hoͤhe zur Reyher-Beitz. Die Al- phanette, welche aus Barbaria herkom- men, und zur Haſen- und Rebhuͤhner- Beitz abgerichtet werden, werden unter allen Falcken vor die luſtigſten und ſchoͤn- ſten Voͤgel gehalten; Jſt gemeiniglich blond von Federn; Er ſteiget ſehr hoch, daß er bey hellem Wetter kaum zu ſehen: Die Griechen haben ihm als dem vor- nehmſten Raub-Vogel den Namen nach dem erſten Buchſtaben ihres Alphabets gegeben. Dieſe vier Gattungen Falcken haͤlt man vor die vornehmſten. Ferner iſt der Blaufuß eine hier zu Lande ge- woͤhn-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/487
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/487>, abgerufen am 27.04.2024.