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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Th. 30. Cap. vom Jtal. Vogel-F. Panthera u. Roccolo.
[Spaltenumbruch] Daher auch bey dem Ulpiano L. emto-
rum §. u. fin. ff. de action. emti
gelesen
wird, Pantheram ab aucupe emere, da
man einem Weydemann auf Gewinn
und Verlust alles dasjenige abkaufft, was
er denselben Tag gefangen, eben als wie
man den Fischern einen Garn-Zug auf
einen Hazard, etwas, viel, oder gar nichts
zu bekommen, abkaufft. Dieser Netze
gedencket auch Leandro Alberti von Bo-
logna
in seiner schönen Beschreibung des
Welschlandes, welche er Ann. 1550. dem
König in Franckreich Henrico II. dedici-
ret, nella Romagna fol. 270. mit diesen
Worten: Vede si lungo al lito del Por-
to Cesenatico assai arteficiosi stromenti de
gli Habitatori del paese, Panthere nomina-
ti, da pigliare le anitre silvaygie, coireti
nel tempo di verno, e massimamente es-
sendo la terra coperta di neve, onde in
grande abondanza se ne pigliano.
Das
ist: Am Gestade des Cesenatischen Ha-
fens siehet man hin und wieder künstli-
che Zeuge, von den Einwohnern Panthe-
re
genannt, damit sie im Winter, wenn
Schnee ist, die wilden Enten in grosser
Menge fangen.

§. 2.

Es ist dieses ein zwar etwas kost-
bares, doch sehr lustiges und ergiebiges
Weyde-Werck. Das Garn ist viereckigt
und dreyfach, auswendig beyderseits mit
Spiegeln, und inwendig mit einem subti-
l
en Garn wohl versehen. Dem günsti-
gen Leser zu Gefallen will ich erstlich den
Grund-Riß eines solchen Vogel-Fanges
sub Figura 1. und folgends mit noch zwey
Kupfferstichen 2. und 3. solchen ausführ-
lich vorstellen. Das erste ist ein Grund-
Riß eines dergleichen Vogel-Fanges, dar-
auf grosse Vögel, als Drosseln, Amseln,
Kernbeisser, und dergleichen, in grosser
Menge gefangen werden; Es kan der-
gleichen an einem Ort, wo solch Geflügel
streichet, als in einem Vor-Holtz, oder
auch in einer Aue gemacht, und folgen-
der massen verfertiget werden: Die Sei-
ten gegen der Hütten über sind von A. biß
B. 21. Klafftern und 3. Schuh lang, von
A. biß F. und von B. biß C. in gleicher
Länge, die Seiten von F. biß E. und von
C. biß D. sind iegliche die Helffte erster-
meldter Länge um und um. Biß zu der
Hütte ist ein Gang gemacht, sub G. H.
der sieben Schuh breit ist, mit grünen
Bäumen nach der Ordnung schön einge-
setzt. Jnwendig in diesem Gange werden
die Garne, Panthera genannt, aufgerich-
tet. Die Bäume müssen unter sich, des-
[Spaltenumbruch] gleichen innerhalb, biß an die Netze, damit
solche die Aeste nicht berühren, und damit
verwickelt werden, wohl ausgeschnittelt,
und von aussen herum dick und ästig seyn,
auch ein wenig höher, als die Panthera
ist. Sie muß gar fest angespannet, und
die grossen Spiegel-Maschen auch mit Haa-
cken unter sich am Boden fest angemacht
werden, damit das Jnn-Garn leichtlich
hin und wieder gezogen, und dadurch das
Geflügel desto schneller gefangen werden
möge. So hoch die ums Netze stehenden
grünen Bäume ausgeschnittelt, so hoch
muß auch der Roccolo mit einem Zaun
umgeben und eingefaßt seyn, damit kein
Wild oder Thier in die Garne kommen,
und selbige zerreissen möge, weil diese fast
biß auf den Boden hinunter gehen müssen.

§. 3.

Jm mittlern Platze des Roc-
colo
sind grosse dürre Fall-Reiser, wie
sonsten auf den Krammets-Vogel-Her-
den gebräuchlich, wie sub Fig. l. zu sehen,
gesetzt, die müssen um einen halben Mann
höher seyn, als die Garne. Ausser die-
sen Fall-Bäumen müssen auch allerhand
Bäume von aussen herum seyn, aber nicht
so hoch, als diejenigen, so um die Panthera
stehen, daß es einem lustigen Baum-Gar-
ten gleich anzusehen ist. Ferner sind drey
Bühnen nicht weit von der Hütte, wie
sub K. zu sehen; die sind fast anderthalb
Mannes hoch, oben werden sie mit grü-
nem Wasen bedeckt, darauf hat man die
Ruh-Vögel, so man von der Hütte aus-
ziehen kan; Die mittlere Bühne muß
zwey Klafftern lang, und vier Schuh breit
seyn. Die ist am nächsten vor der Hütte,
die kleinern aber sind recht viereckigt von
4. biß 5. Schuh breit. Die Hütte B. ist
drey Klafftern und 8. Zoll hoch, die Weite
mag nach Belieben gemacht werden, sie
hat zweene Gaden, in dem untersten wer-
den die Vögel gehalten, in dem obigen ist
der Weydemann. Der Vogel-Fang aber
gehet also her: Gleich um Bartholomaei
hebt man an solche zuzurichten, und zu
fangen; Es ist erstlich von nöthen, daß
man gute verhaltene singende Lock-Vögel
von Drosseln, Amseln, und dergleichen, in
Bereitschafft habe, in deren Ermangelung
muß der Jäger ihren Gesang mit einem
Pfeifflein nachzuahmen wohl abgerichtet
seyn. Die singenden Lock-Vögel müssen
in dem Roccolo um die Fall-Bäume her-
um in ihren Ständen mit Tannen-Gras
bedeckt Klaffter hoch stehen, und nicht ver-
wechselt werden. Wenn sie nun fremde
Vögel herzu locken, und selbige sich auf die

dürren
A a (Anderey Haupt-Theil.)

Des Dritten Th. 30. Cap. vom Jtal. Vogel-F. Panthera u. Roccolo.
[Spaltenumbruch] Daher auch bey dem Ulpiano L. emto-
rum §. u. fin. ff. de action. emti
geleſen
wird, Pantheram ab aucupe emere, da
man einem Weydemann auf Gewinn
und Verluſt alles dasjenige abkaufft, was
er denſelben Tag gefangen, eben als wie
man den Fiſchern einen Garn-Zug auf
einen Hazard, etwas, viel, oder gar nichts
zu bekommen, abkaufft. Dieſer Netze
gedencket auch Leandro Alberti von Bo-
logna
in ſeiner ſchoͤnen Beſchreibung des
Welſchlandes, welche er Ann. 1550. dem
Koͤnig in Franckreich Henrico II. dedici-
ret, nella Romagna fol. 270. mit dieſen
Worten: Vede ſi lungo al lito del Por-
to Ceſenatico aſſai arteficioſi ſtromenti de
gli Habitatori del paeſe, Panthere nomina-
ti, da pigliare le anitre ſilvaygie, coireti
nel tempo di verno, e maſſimamente eſ-
ſendo la terra coperta di neve, onde in
grande abondanza ſe ne pigliano.
Das
iſt: Am Geſtade des Ceſenatiſchen Ha-
fens ſiehet man hin und wieder kuͤnſtli-
che Zeuge, von den Einwohnern Panthe-
re
genannt, damit ſie im Winter, wenn
Schnee iſt, die wilden Enten in groſſer
Menge fangen.

§. 2.

Es iſt dieſes ein zwar etwas koſt-
bares, doch ſehr luſtiges und ergiebiges
Weyde-Werck. Das Garn iſt viereckigt
und dreyfach, auswendig beyderſeits mit
Spiegeln, und inwendig mit einem ſubti-
l
en Garn wohl verſehen. Dem guͤnſti-
gen Leſer zu Gefallen will ich erſtlich den
Grund-Riß eines ſolchen Vogel-Fanges
ſub Figura 1. und folgends mit noch zwey
Kupfferſtichen 2. und 3. ſolchen ausfuͤhr-
lich vorſtellen. Das erſte iſt ein Grund-
Riß eines dergleichen Vogel-Fanges, dar-
auf groſſe Voͤgel, als Droſſeln, Amſeln,
Kernbeiſſer, und dergleichen, in groſſer
Menge gefangen werden; Es kan der-
gleichen an einem Ort, wo ſolch Gefluͤgel
ſtreichet, als in einem Vor-Holtz, oder
auch in einer Aue gemacht, und folgen-
der maſſen verfertiget werden: Die Sei-
ten gegen der Huͤtten uͤber ſind von A. biß
B. 21. Klafftern und 3. Schuh lang, von
A. biß F. und von B. biß C. in gleicher
Laͤnge, die Seiten von F. biß E. und von
C. biß D. ſind iegliche die Helffte erſter-
meldter Laͤnge um und um. Biß zu der
Huͤtte iſt ein Gang gemacht, ſub G. H.
der ſieben Schuh breit iſt, mit gruͤnen
Baͤumen nach der Ordnung ſchoͤn einge-
ſetzt. Jnwendig in dieſem Gange werden
die Garne, Panthera genannt, aufgerich-
tet. Die Baͤume muͤſſen unter ſich, des-
[Spaltenumbruch] gleichen innerhalb, biß an die Netze, damit
ſolche die Aeſte nicht beruͤhren, und damit
verwickelt werden, wohl ausgeſchnittelt,
und von auſſen herum dick und aͤſtig ſeyn,
auch ein wenig hoͤher, als die Panthera
iſt. Sie muß gar feſt angeſpannet, und
die groſſen Spiegel-Maſchen auch mit Haa-
cken unter ſich am Boden feſt angemacht
werden, damit das Jnn-Garn leichtlich
hin und wieder gezogen, und dadurch das
Gefluͤgel deſto ſchneller gefangen werden
moͤge. So hoch die ums Netze ſtehenden
gruͤnen Baͤume ausgeſchnittelt, ſo hoch
muß auch der Roccolo mit einem Zaun
umgeben und eingefaßt ſeyn, damit kein
Wild oder Thier in die Garne kommen,
und ſelbige zerreiſſen moͤge, weil dieſe faſt
biß auf den Boden hinunteꝛ gehen muͤſſen.

§. 3.

Jm mittlern Platze des Roc-
colo
ſind groſſe duͤrre Fall-Reiſer, wie
ſonſten auf den Krammets-Vogel-Her-
den gebraͤuchlich, wie ſub Fig. l. zu ſehen,
geſetzt, die muͤſſen um einen halben Mann
hoͤher ſeyn, als die Garne. Auſſer die-
ſen Fall-Baͤumen muͤſſen auch allerhand
Baͤume von auſſen herum ſeyn, aber nicht
ſo hoch, als diejenigen, ſo um die Panthera
ſtehen, daß es einem luſtigen Baum-Gar-
ten gleich anzuſehen iſt. Ferner ſind drey
Buͤhnen nicht weit von der Huͤtte, wie
ſub K. zu ſehen; die ſind faſt anderthalb
Mannes hoch, oben werden ſie mit gruͤ-
nem Waſen bedeckt, darauf hat man die
Ruh-Voͤgel, ſo man von der Huͤtte aus-
ziehen kan; Die mittlere Buͤhne muß
zwey Klafftern lang, und vier Schuh breit
ſeyn. Die iſt am naͤchſten vor der Huͤtte,
die kleinern aber ſind recht viereckigt von
4. biß 5. Schuh breit. Die Huͤtte B. iſt
drey Klafftern und 8. Zoll hoch, die Weite
mag nach Belieben gemacht werden, ſie
hat zweene Gaden, in dem unterſten wer-
den die Voͤgel gehalten, in dem obigen iſt
der Weydemann. Der Vogel-Fang aber
gehet alſo her: Gleich um Bartholomæi
hebt man an ſolche zuzurichten, und zu
fangen; Es iſt erſtlich von noͤthen, daß
man gute verhaltene ſingende Lock-Voͤgel
von Droſſeln, Amſeln, und dergleichen, in
Bereitſchafft habe, in deren Ermangelung
muß der Jaͤger ihren Geſang mit einem
Pfeifflein nachzuahmen wohl abgerichtet
ſeyn. Die ſingenden Lock-Voͤgel muͤſſen
in dem Roccolo um die Fall-Baͤume her-
um in ihren Staͤnden mit Tannen-Gras
bedeckt Klaffter hoch ſtehen, und nicht ver-
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Voͤgel herzu locken, und ſelbige ſich auf die

duͤrren
A a (Anderey Haupt-Theil.)
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[185/0309] Des Dritten Th. 30. Cap. vom Jtal. Vogel-F. Panthera u. Roccolo. Daher auch bey dem Ulpiano L. emto- rum §. u. fin. ff. de action. emti geleſen wird, Pantheram ab aucupe emere, da man einem Weydemann auf Gewinn und Verluſt alles dasjenige abkaufft, was er denſelben Tag gefangen, eben als wie man den Fiſchern einen Garn-Zug auf einen Hazard, etwas, viel, oder gar nichts zu bekommen, abkaufft. Dieſer Netze gedencket auch Leandro Alberti von Bo- logna in ſeiner ſchoͤnen Beſchreibung des Welſchlandes, welche er Ann. 1550. dem Koͤnig in Franckreich Henrico II. dedici- ret, nella Romagna fol. 270. mit dieſen Worten: Vede ſi lungo al lito del Por- to Ceſenatico aſſai arteficioſi ſtromenti de gli Habitatori del paeſe, Panthere nomina- ti, da pigliare le anitre ſilvaygie, coireti nel tempo di verno, e maſſimamente eſ- ſendo la terra coperta di neve, onde in grande abondanza ſe ne pigliano. Das iſt: Am Geſtade des Ceſenatiſchen Ha- fens ſiehet man hin und wieder kuͤnſtli- che Zeuge, von den Einwohnern Panthe- re genannt, damit ſie im Winter, wenn Schnee iſt, die wilden Enten in groſſer Menge fangen. §. 2. Es iſt dieſes ein zwar etwas koſt- bares, doch ſehr luſtiges und ergiebiges Weyde-Werck. Das Garn iſt viereckigt und dreyfach, auswendig beyderſeits mit Spiegeln, und inwendig mit einem ſubti- len Garn wohl verſehen. Dem guͤnſti- gen Leſer zu Gefallen will ich erſtlich den Grund-Riß eines ſolchen Vogel-Fanges ſub Figura 1. und folgends mit noch zwey Kupfferſtichen 2. und 3. ſolchen ausfuͤhr- lich vorſtellen. Das erſte iſt ein Grund- Riß eines dergleichen Vogel-Fanges, dar- auf groſſe Voͤgel, als Droſſeln, Amſeln, Kernbeiſſer, und dergleichen, in groſſer Menge gefangen werden; Es kan der- gleichen an einem Ort, wo ſolch Gefluͤgel ſtreichet, als in einem Vor-Holtz, oder auch in einer Aue gemacht, und folgen- der maſſen verfertiget werden: Die Sei- ten gegen der Huͤtten uͤber ſind von A. biß B. 21. Klafftern und 3. Schuh lang, von A. biß F. und von B. biß C. in gleicher Laͤnge, die Seiten von F. biß E. und von C. biß D. ſind iegliche die Helffte erſter- meldter Laͤnge um und um. Biß zu der Huͤtte iſt ein Gang gemacht, ſub G. H. der ſieben Schuh breit iſt, mit gruͤnen Baͤumen nach der Ordnung ſchoͤn einge- ſetzt. Jnwendig in dieſem Gange werden die Garne, Panthera genannt, aufgerich- tet. Die Baͤume muͤſſen unter ſich, des- gleichen innerhalb, biß an die Netze, damit ſolche die Aeſte nicht beruͤhren, und damit verwickelt werden, wohl ausgeſchnittelt, und von auſſen herum dick und aͤſtig ſeyn, auch ein wenig hoͤher, als die Panthera iſt. Sie muß gar feſt angeſpannet, und die groſſen Spiegel-Maſchen auch mit Haa- cken unter ſich am Boden feſt angemacht werden, damit das Jnn-Garn leichtlich hin und wieder gezogen, und dadurch das Gefluͤgel deſto ſchneller gefangen werden moͤge. So hoch die ums Netze ſtehenden gruͤnen Baͤume ausgeſchnittelt, ſo hoch muß auch der Roccolo mit einem Zaun umgeben und eingefaßt ſeyn, damit kein Wild oder Thier in die Garne kommen, und ſelbige zerreiſſen moͤge, weil dieſe faſt biß auf den Boden hinunteꝛ gehen muͤſſen. §. 3. Jm mittlern Platze des Roc- colo ſind groſſe duͤrre Fall-Reiſer, wie ſonſten auf den Krammets-Vogel-Her- den gebraͤuchlich, wie ſub Fig. l. zu ſehen, geſetzt, die muͤſſen um einen halben Mann hoͤher ſeyn, als die Garne. Auſſer die- ſen Fall-Baͤumen muͤſſen auch allerhand Baͤume von auſſen herum ſeyn, aber nicht ſo hoch, als diejenigen, ſo um die Panthera ſtehen, daß es einem luſtigen Baum-Gar- ten gleich anzuſehen iſt. Ferner ſind drey Buͤhnen nicht weit von der Huͤtte, wie ſub K. zu ſehen; die ſind faſt anderthalb Mannes hoch, oben werden ſie mit gruͤ- nem Waſen bedeckt, darauf hat man die Ruh-Voͤgel, ſo man von der Huͤtte aus- ziehen kan; Die mittlere Buͤhne muß zwey Klafftern lang, und vier Schuh breit ſeyn. Die iſt am naͤchſten vor der Huͤtte, die kleinern aber ſind recht viereckigt von 4. biß 5. Schuh breit. Die Huͤtte B. iſt drey Klafftern und 8. Zoll hoch, die Weite mag nach Belieben gemacht werden, ſie hat zweene Gaden, in dem unterſten wer- den die Voͤgel gehalten, in dem obigen iſt der Weydemann. Der Vogel-Fang aber gehet alſo her: Gleich um Bartholomæi hebt man an ſolche zuzurichten, und zu fangen; Es iſt erſtlich von noͤthen, daß man gute verhaltene ſingende Lock-Voͤgel von Droſſeln, Amſeln, und dergleichen, in Bereitſchafft habe, in deren Ermangelung muß der Jaͤger ihren Geſang mit einem Pfeifflein nachzuahmen wohl abgerichtet ſeyn. Die ſingenden Lock-Voͤgel muͤſſen in dem Roccolo um die Fall-Baͤume her- um in ihren Staͤnden mit Tannen-Gras bedeckt Klaffter hoch ſtehen, und nicht ver- wechſelt werden. Wenn ſie nun fremde Voͤgel herzu locken, und ſelbige ſich auf die duͤrren A a (Anderey Haupt-Theil.)

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/309>, abgerufen am 04.05.2024.