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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-Buchs 15. Capitel/
[Spaltenumbruch] Oder wenn der Nord-Wind bläset, wird
das Netz gegen Süden, wehet aber dieser,
gegen Norden gezogen.

§. 8.

Die Fischerey unter dem Eyse
wird auf folgende Art vorgenommen:
Man nimmt einen gewissen Zug vor, wie
lang und breit man mit dem Netze und des-
selben aus Bast geflochtenen Stricken rei-
chen kan, und hauet ein grosses Loch in
das Eyß, daselbst wird das Netz hineinge-
lassen, darnach hat man zwey weiß-geschäl-
te lange Stangen, daran bindet man die
bastene Stricke des Netzes, und hauet
etliche kleine Löcher nach der Ordnung ins
Eyß, etwan Ellen lang und breit, darein
steckt man die beyden Stangen, leget ei-
nen Strick in die Qvere unter die Stan-
gen, fasset den zu beyden Seiten, schies-
set mit dem Strick die Stangen unter
dem Eyse weiter gegen die aufgehauenen
Löcher fort, läufft sie gerade unter das
aufgehauene Loch, so ists gut, läufft sie
aber ein wenig auf die Seite, so hat man
einen langen geschälten krummen höltzer-
nen Haacken, damit greifft man zum Loch
hinein unter das Eyß, und ziehet die
Stange herzu; ist sie aber nicht zu errei-
chen, so hauet man ein besonder Loch aus
über der Stange, die man unter dem
hellen Eyse wohl sehen kan, daß man sol-
che bekomme; Die läßt man zwar also
unter dem Eyse liegen, aber die bastenen
Stricke, so daran gebunden sind, ziehet
man zu sich, thut sie darnach wieder ins
Wasser, und schiesset die Stangen mit
den Stricken abermahl fort, biß zu einem
andern Loch, und also fortan, biß sie an
den Ort kommen, da sie das Netz heraus-
ziehen wollen.

§. 9.

Dubravius schreibet Lib. 5. Cap.
4. Wenn man unter dem Eyse, sonder-
lich in Teichen und Seen, fischen will, so
muß, indem man mit dem Netz ziehet, ein
Karren zwey oder drey über das Eyß ge-
führet, und damit ein Gepolter gemacht
werden, so erschrecken die Fische, und ge-
ben sich aus ihren Winckeln, daß man sie
mit dem Netz ergreiffen kan.

§. 10.

Mit den Reusen werden auch
sehr viel Fische gefangen; Dieses sind ge-
wisse von höltzernen Stäben oder Wie-
den geflochtene Behältnisse, die oben bey
dem Eingange weit, hinten zu aber en-
ge sind, daß die Fische nicht wieder her-
auskriechen können. Man legt solche al-
lezeit dem Strohm entgegen, weil die Fi-
sche niemahls Strohm hinab, sondern al-
lezeit Strohm hinauf wandern, und be-
[Spaltenumbruch] schweret sie mit einem Steine. Man
sencket die Reusen in solchen Oertern in
Flüssen ein, wo man weiß, daß die Fische
gerne hinzustreichen pflegen. Man macht
sie nach dem Unterscheid der Wasser groß
und klein; die grossen brauchet man an
den grossen Wehren, die andern in seich-
ten Wassern; Einige macht man auch
gantz klein, nur aus Sehnen, darinnen
man die Schmerlen, Elritzgen, und andere
kleine Back-Fische fängt. Da verlegt
man den kleinen Fischen den Paß im
Wasser. Man pflöckt die Reusen hinten
an, damit sie das Wasser nicht weg-
schwemmen könne. Man leget sie etwan
des Abends, und des Morgens siehet man
nach der Ausbeute.

§. 11.

Diß Fisch-Werck währet or-
dentlich nur in dem Frühling, Sommer,
und Herbst; Die Reusen schicken sich am
besten an solche Oerter, wo etwan kleine
Bächlein aus grossen Ströhmen abflies-
sen. Damit die Fische desto lieber in die
Reusen gehen, so pflegt man sie mit un-
terschiedenen Fisch-Ködern anzulocken.
Einige legen die Lein-Kuchen in die Reu-
sen; andere nehmen Gersten-Mehl,
Bocks-Blut, und klein-gehackte rinder-
ne Lebern, machen es durch einander,
thun es in ein Tuch, und hängen es ein,
oder braten Ochsen-Leber starck, daß sie
riechend werde, oder nehmen ein Loth
Baum-Oel, ein Loth Reyger-Schmaltz,
und Semmel-Mehl, machen es zu einem
Teig, und thun es in die Reusen.

§. 12.

Einige pflegen auf folgende Art
grosse Fische zu fangen: Sie fahren auf
dem Wasser hin und her mit einem Kahn,
und schleppen aus dem Schiff hinter sich
eine grosse Schnure, die auf ein Holtz ge-
wickelt, und unten mit einem spitzigen
Haacken versehen, auch mit bleyernen
Kugeln, daß sie tief auf den Grund gehe;
An dem Haacken muß ein Köder stecken,
daß die Fische dadurch angelockt werden.
Wenn sie nun an der Schnur mercken,
daß ein Fisch angebissen, so ziehen sie die
Schnure an sich, und den Fisch, der dar-
an gebissen, in das Schiff. Es werden
bißweilen auf diese Art schöne grosse Hech-
te gefangen, als die am liebsten nach der-
gleichen Ködern schnappen.

§. 13.

Mit dieser Invention kommt
das Angeln überein, welches eine Arbeit
vor solche Leute ist, die in der Welt nicht
gar viel verdienen können, oder nicht wol-
len. Man hat vielerley Arten der An-
geln. Die ersten werden an einer langen

Ruthen

Des Fiſch-Buchs 15. Capitel/
[Spaltenumbruch] Oder wenn der Nord-Wind blaͤſet, wird
das Netz gegen Suͤden, wehet aber dieſer,
gegen Norden gezogen.

§. 8.

Die Fiſcherey unter dem Eyſe
wird auf folgende Art vorgenommen:
Man nimmt einen gewiſſen Zug vor, wie
lang und breit man mit dem Netze und deſ-
ſelben aus Baſt geflochtenen Stricken rei-
chen kan, und hauet ein groſſes Loch in
das Eyß, daſelbſt wird das Netz hineinge-
laſſen, darnach hat man zwey weiß-geſchaͤl-
te lange Stangen, daran bindet man die
baſtene Stricke des Netzes, und hauet
etliche kleine Loͤcher nach der Ordnung ins
Eyß, etwan Ellen lang und breit, darein
ſteckt man die beyden Stangen, leget ei-
nen Strick in die Qvere unter die Stan-
gen, faſſet den zu beyden Seiten, ſchieſ-
ſet mit dem Strick die Stangen unter
dem Eyſe weiter gegen die aufgehauenen
Loͤcher fort, laͤufft ſie gerade unter das
aufgehauene Loch, ſo iſts gut, laͤufft ſie
aber ein wenig auf die Seite, ſo hat man
einen langen geſchaͤlten krummen hoͤltzer-
nen Haacken, damit greifft man zum Loch
hinein unter das Eyß, und ziehet die
Stange herzu; iſt ſie aber nicht zu errei-
chen, ſo hauet man ein beſonder Loch aus
uͤber der Stange, die man unter dem
hellen Eyſe wohl ſehen kan, daß man ſol-
che bekomme; Die laͤßt man zwar alſo
unter dem Eyſe liegen, aber die baſtenen
Stricke, ſo daran gebunden ſind, ziehet
man zu ſich, thut ſie darnach wieder ins
Waſſer, und ſchieſſet die Stangen mit
den Stricken abermahl fort, biß zu einem
andern Loch, und alſo fortan, biß ſie an
den Ort kommen, da ſie das Netz heraus-
ziehen wollen.

§. 9.

Dubravius ſchreibet Lib. 5. Cap.
4. Wenn man unter dem Eyſe, ſonder-
lich in Teichen und Seen, fiſchen will, ſo
muß, indem man mit dem Netz ziehet, ein
Karren zwey oder drey uͤber das Eyß ge-
fuͤhret, und damit ein Gepolter gemacht
werden, ſo erſchrecken die Fiſche, und ge-
ben ſich aus ihren Winckeln, daß man ſie
mit dem Netz ergreiffen kan.

§. 10.

Mit den Reuſen werden auch
ſehr viel Fiſche gefangen; Dieſes ſind ge-
wiſſe von hoͤltzernen Staͤben oder Wie-
den geflochtene Behaͤltniſſe, die oben bey
dem Eingange weit, hinten zu aber en-
ge ſind, daß die Fiſche nicht wieder her-
auskriechen koͤnnen. Man legt ſolche al-
lezeit dem Strohm entgegen, weil die Fi-
ſche niemahls Strohm hinab, ſondern al-
lezeit Strohm hinauf wandern, und be-
[Spaltenumbruch] ſchweret ſie mit einem Steine. Man
ſencket die Reuſen in ſolchen Oertern in
Fluͤſſen ein, wo man weiß, daß die Fiſche
gerne hinzuſtreichen pflegen. Man macht
ſie nach dem Unterſcheid der Waſſer groß
und klein; die groſſen brauchet man an
den groſſen Wehren, die andern in ſeich-
ten Waſſern; Einige macht man auch
gantz klein, nur aus Sehnen, darinnen
man die Schmerlen, Elritzgen, und andere
kleine Back-Fiſche faͤngt. Da verlegt
man den kleinen Fiſchen den Paß im
Waſſer. Man pfloͤckt die Reuſen hinten
an, damit ſie das Waſſer nicht weg-
ſchwemmen koͤnne. Man leget ſie etwan
des Abends, und des Morgens ſiehet man
nach der Ausbeute.

§. 11.

Diß Fiſch-Werck waͤhret or-
dentlich nur in dem Fruͤhling, Sommer,
und Herbſt; Die Reuſen ſchicken ſich am
beſten an ſolche Oerter, wo etwan kleine
Baͤchlein aus groſſen Stroͤhmen abflieſ-
ſen. Damit die Fiſche deſto lieber in die
Reuſen gehen, ſo pflegt man ſie mit un-
terſchiedenen Fiſch-Koͤdern anzulocken.
Einige legen die Lein-Kuchen in die Reu-
ſen; andere nehmen Gerſten-Mehl,
Bocks-Blut, und klein-gehackte rinder-
ne Lebern, machen es durch einander,
thun es in ein Tuch, und haͤngen es ein,
oder braten Ochſen-Leber ſtarck, daß ſie
riechend werde, oder nehmen ein Loth
Baum-Oel, ein Loth Reyger-Schmaltz,
und Semmel-Mehl, machen es zu einem
Teig, und thun es in die Reuſen.

§. 12.

Einige pflegen auf folgende Art
groſſe Fiſche zu fangen: Sie fahren auf
dem Waſſer hin und her mit einem Kahn,
und ſchleppen aus dem Schiff hinter ſich
eine groſſe Schnure, die auf ein Holtz ge-
wickelt, und unten mit einem ſpitzigen
Haacken verſehen, auch mit bleyernen
Kugeln, daß ſie tief auf den Grund gehe;
An dem Haacken muß ein Koͤder ſtecken,
daß die Fiſche dadurch angelockt werden.
Wenn ſie nun an der Schnur mercken,
daß ein Fiſch angebiſſen, ſo ziehen ſie die
Schnure an ſich, und den Fiſch, der dar-
an gebiſſen, in das Schiff. Es werden
bißweilen auf dieſe Art ſchoͤne groſſe Hech-
te gefangen, als die am liebſten nach der-
gleichen Koͤdern ſchnappen.

§. 13.

Mit dieſer Invention kommt
das Angeln uͤberein, welches eine Arbeit
vor ſolche Leute iſt, die in der Welt nicht
gar viel verdienen koͤnnen, oder nicht wol-
len. Man hat vielerley Arten der An-
geln. Die erſten werden an einer langen

Ruthen
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[402/0566] Des Fiſch-Buchs 15. Capitel/ Oder wenn der Nord-Wind blaͤſet, wird das Netz gegen Suͤden, wehet aber dieſer, gegen Norden gezogen. §. 8. Die Fiſcherey unter dem Eyſe wird auf folgende Art vorgenommen: Man nimmt einen gewiſſen Zug vor, wie lang und breit man mit dem Netze und deſ- ſelben aus Baſt geflochtenen Stricken rei- chen kan, und hauet ein groſſes Loch in das Eyß, daſelbſt wird das Netz hineinge- laſſen, darnach hat man zwey weiß-geſchaͤl- te lange Stangen, daran bindet man die baſtene Stricke des Netzes, und hauet etliche kleine Loͤcher nach der Ordnung ins Eyß, etwan Ellen lang und breit, darein ſteckt man die beyden Stangen, leget ei- nen Strick in die Qvere unter die Stan- gen, faſſet den zu beyden Seiten, ſchieſ- ſet mit dem Strick die Stangen unter dem Eyſe weiter gegen die aufgehauenen Loͤcher fort, laͤufft ſie gerade unter das aufgehauene Loch, ſo iſts gut, laͤufft ſie aber ein wenig auf die Seite, ſo hat man einen langen geſchaͤlten krummen hoͤltzer- nen Haacken, damit greifft man zum Loch hinein unter das Eyß, und ziehet die Stange herzu; iſt ſie aber nicht zu errei- chen, ſo hauet man ein beſonder Loch aus uͤber der Stange, die man unter dem hellen Eyſe wohl ſehen kan, daß man ſol- che bekomme; Die laͤßt man zwar alſo unter dem Eyſe liegen, aber die baſtenen Stricke, ſo daran gebunden ſind, ziehet man zu ſich, thut ſie darnach wieder ins Waſſer, und ſchieſſet die Stangen mit den Stricken abermahl fort, biß zu einem andern Loch, und alſo fortan, biß ſie an den Ort kommen, da ſie das Netz heraus- ziehen wollen. §. 9. Dubravius ſchreibet Lib. 5. Cap. 4. Wenn man unter dem Eyſe, ſonder- lich in Teichen und Seen, fiſchen will, ſo muß, indem man mit dem Netz ziehet, ein Karren zwey oder drey uͤber das Eyß ge- fuͤhret, und damit ein Gepolter gemacht werden, ſo erſchrecken die Fiſche, und ge- ben ſich aus ihren Winckeln, daß man ſie mit dem Netz ergreiffen kan. §. 10. Mit den Reuſen werden auch ſehr viel Fiſche gefangen; Dieſes ſind ge- wiſſe von hoͤltzernen Staͤben oder Wie- den geflochtene Behaͤltniſſe, die oben bey dem Eingange weit, hinten zu aber en- ge ſind, daß die Fiſche nicht wieder her- auskriechen koͤnnen. Man legt ſolche al- lezeit dem Strohm entgegen, weil die Fi- ſche niemahls Strohm hinab, ſondern al- lezeit Strohm hinauf wandern, und be- ſchweret ſie mit einem Steine. Man ſencket die Reuſen in ſolchen Oertern in Fluͤſſen ein, wo man weiß, daß die Fiſche gerne hinzuſtreichen pflegen. Man macht ſie nach dem Unterſcheid der Waſſer groß und klein; die groſſen brauchet man an den groſſen Wehren, die andern in ſeich- ten Waſſern; Einige macht man auch gantz klein, nur aus Sehnen, darinnen man die Schmerlen, Elritzgen, und andere kleine Back-Fiſche faͤngt. Da verlegt man den kleinen Fiſchen den Paß im Waſſer. Man pfloͤckt die Reuſen hinten an, damit ſie das Waſſer nicht weg- ſchwemmen koͤnne. Man leget ſie etwan des Abends, und des Morgens ſiehet man nach der Ausbeute. §. 11. Diß Fiſch-Werck waͤhret or- dentlich nur in dem Fruͤhling, Sommer, und Herbſt; Die Reuſen ſchicken ſich am beſten an ſolche Oerter, wo etwan kleine Baͤchlein aus groſſen Stroͤhmen abflieſ- ſen. Damit die Fiſche deſto lieber in die Reuſen gehen, ſo pflegt man ſie mit un- terſchiedenen Fiſch-Koͤdern anzulocken. Einige legen die Lein-Kuchen in die Reu- ſen; andere nehmen Gerſten-Mehl, Bocks-Blut, und klein-gehackte rinder- ne Lebern, machen es durch einander, thun es in ein Tuch, und haͤngen es ein, oder braten Ochſen-Leber ſtarck, daß ſie riechend werde, oder nehmen ein Loth Baum-Oel, ein Loth Reyger-Schmaltz, und Semmel-Mehl, machen es zu einem Teig, und thun es in die Reuſen. §. 12. Einige pflegen auf folgende Art groſſe Fiſche zu fangen: Sie fahren auf dem Waſſer hin und her mit einem Kahn, und ſchleppen aus dem Schiff hinter ſich eine groſſe Schnure, die auf ein Holtz ge- wickelt, und unten mit einem ſpitzigen Haacken verſehen, auch mit bleyernen Kugeln, daß ſie tief auf den Grund gehe; An dem Haacken muß ein Koͤder ſtecken, daß die Fiſche dadurch angelockt werden. Wenn ſie nun an der Schnur mercken, daß ein Fiſch angebiſſen, ſo ziehen ſie die Schnure an ſich, und den Fiſch, der dar- an gebiſſen, in das Schiff. Es werden bißweilen auf dieſe Art ſchoͤne groſſe Hech- te gefangen, als die am liebſten nach der- gleichen Koͤdern ſchnappen. §. 13. Mit dieſer Invention kommt das Angeln uͤberein, welches eine Arbeit vor ſolche Leute iſt, die in der Welt nicht gar viel verdienen koͤnnen, oder nicht wol- len. Man hat vielerley Arten der An- geln. Die erſten werden an einer langen Ruthen

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/566>, abgerufen am 26.04.2024.