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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Continuirter immerwährender Jäger-Calender.
[Spaltenumbruch] Wald in das Haus, um daselbst seine
hauswirthlichen Geschäffte zu besorgen.
Er wird sonst der Winter-Monat genen-
net, nicht, daß er zum Winter gehöre, son-
dern, daß sich an seinem Ende der Winter
anfängt, oder weil er Feld und Wald win-
terisch macht.

Jäger-Vers.
Nunmehro geht die Schwein-Hatz
an,
Drum hetze, wer was fangen kan;
Leg auch den Füchsen scharffe Eisen,
Damit sich selbe nicht loß reissen.
Aller Heiligen-Tag, sagen die Alten,
bringt noch einen gewissen Sommer. Weil
sich gemeiniglich um diese Zeit noch ein klei-
ner Sommer findet, ob er gleich wenig Ta-
ge währet.

Am Aller Heiligen-Abend steckt Bir-
cken- oder Weiden-Knittel, so viel ihr
wollt, Ellen tieff gedrenge in die Erde, den
folgenden Christ-Abend ziehet sie wieder
heraus, und steckt an selbige Stäte Aeste
von fruchtbaren Bäumen gleicher Dicke,
die bekleiben desselben Jahres, und wer-
den fruchtbar. Man mag auch um diese
Zeit allerley Bäume versetzen.

Um Aller Heiligen-Abend pflegen
die Bauren an vielen Orten in dem
Wald einen Spahn von einer Bircken zu
hauen, und darnach das Wetter zu ur-
theilen, nach folgendem Vers:

So der Span innerlich trocken,
Wird ein harter Winter anrucken,
Jst aber der Span innerlich naß,
Wird der Winter der Kälte nach baß.

Wenn das Laub auch bald von den
Bäumen fället, so währet die Winter-
Kälte nicht lange, fällt es aber langsam
ab, so folget auch ein langer Winter
drauf. Fällt der erste Schnee in ein nas-
ses beregnetes Erdreich, so folgt eine ge-
ringe Geträide-Erndte. Fällt er aber
auf ein hartes gefrohrnes Erdreich, so ist
reiche Geträide-Erndte zu hoffen.

Von dem Sanct Martini-Tag hat
man folgendes Prognosticon: Jst es auf
Martini naß oder gewölckigt, so folget
ein unbeständiger Winter. Jst es aber
hell und klar, und scheint die Sonne an
demselben Tag, so kommt ein harter Win-
ter.

Auf Martini schlachtet man fette
Schwein,
Und wird alsdenn der Most zu Wein.
[Spaltenumbruch]

Bey dem Sanct Andreas-Tag haben
auch unsere grauen Vorfahren sehen
wollen, ob ein naß oder dürr Jahr kom-
men würde, drum reimten sie:

Ein feucht oder dürr Jahr wird so er-
kannt,
Mit einem Glaß voll Wassers ohn al-
len Tand,
Am Sanct Andreas-Abend dasselbig
mach,
Lauffts über, so kommt ein gut Jahr
hernach,
Soll aber folgen ein dürres Jahr,
So schwimmets gantz und gar oben
empor.

Sonst ist auch bekandt, was unter
den gemeinen Weibes-Personen an dem
Andreas-Abend vor sündliche Tände-
leyen und abergläubische Possen vorge-
hen, da sie errathen wollen, was sie doch
wohl ungefähr vor einen Mann bekom-
men werden, welche allhier anzuführen,
und verstellig zu machen, gantz und gar
unnöthig ist. Es werden auch an dem
Andreas-Abend insgemein von Kirsch-
und andern Bäumen Zweige abgebro-
chen, und an einen warmen Ort in frisch
Wasser gesetzt, und das Wasser täglich
abgewechselt, so werden dieselbigen nach-
gehends auf Weynachten blühen; es wird
aber eben die Würckung drauf erfolgen,
man thue solches an dem Andreas-Abend,
oder einige Wochen zuvor, oder her-
nach.

Allgemeine Gesundheits-Regel.
Gesund im Winter-Monat seyn,
Meet, Honig, Gewürtz, und alter
Wein,
Auch Zwiebeln, Senff, und warme
Speiß,
Die Citron behält den Preiß.
Jetzt nimmt sehr zu die Feuchtigkeit,
Der widersteht Fleiß und Arbeit.
Der Jngwer ist dem Magen gut,
Wer kan, behalte nun sein Blut,
Auch Venus-Spiel, und Schweiß-Bad
meid,
Wer sein Leben will bringen weit.
Die Martins-Ganß fein fett gemäst,
Thut nun in manchem Hauß das
Best.
Haußwirthschaffts-Regeln.

Jn diesem Monat werden die Bäu-
me, wenn sie vorher, wider alle Zufälle,

so
G g 3

Continuirter immerwaͤhrender Jaͤger-Calender.
[Spaltenumbruch] Wald in das Haus, um daſelbſt ſeine
hauswirthlichen Geſchaͤffte zu beſorgen.
Er wird ſonſt der Winter-Monat genen-
net, nicht, daß er zum Winter gehoͤre, ſon-
dern, daß ſich an ſeinem Ende der Winter
anfaͤngt, oder weil er Feld und Wald win-
teriſch macht.

Jaͤger-Vers.
Nunmehro geht die Schwein-Hatz
an,
Drum hetze, wer was fangen kan;
Leg auch den Fuͤchſen ſcharffe Eiſen,
Damit ſich ſelbe nicht loß reiſſen.
Aller Heiligen-Tag, ſagen die Alten,
bringt noch einen gewiſſen Som̃er. Weil
ſich gemeiniglich um dieſe Zeit noch ein klei-
ner Sommer findet, ob er gleich wenig Ta-
ge waͤhret.

Am Aller Heiligen-Abend ſteckt Bir-
cken- oder Weiden-Knittel, ſo viel ihr
wollt, Ellen tieff gedrenge in die Erde, den
folgenden Chriſt-Abend ziehet ſie wieder
heraus, und ſteckt an ſelbige Staͤte Aeſte
von fruchtbaren Baͤumen gleicher Dicke,
die bekleiben deſſelben Jahres, und wer-
den fruchtbar. Man mag auch um dieſe
Zeit allerley Baͤume verſetzen.

Um Aller Heiligen-Abend pflegen
die Bauren an vielen Orten in dem
Wald einen Spahn von einer Bircken zu
hauen, und darnach das Wetter zu ur-
theilen, nach folgendem Vers:

So der Span innerlich trocken,
Wird ein harter Winter anrucken,
Jſt aber der Span innerlich naß,
Wird der Winter der Kaͤlte nach baß.

Wenn das Laub auch bald von den
Baͤumen faͤllet, ſo waͤhret die Winter-
Kaͤlte nicht lange, faͤllt es aber langſam
ab, ſo folget auch ein langer Winter
drauf. Faͤllt der erſte Schnee in ein naſ-
ſes beregnetes Erdreich, ſo folgt eine ge-
ringe Getraͤide-Erndte. Faͤllt er aber
auf ein hartes gefrohrnes Erdreich, ſo iſt
reiche Getraͤide-Erndte zu hoffen.

Von dem Sanct Martini-Tag hat
man folgendes Prognoſticon: Jſt es auf
Martini naß oder gewoͤlckigt, ſo folget
ein unbeſtaͤndiger Winter. Jſt es aber
hell und klar, und ſcheint die Sonne an
demſelben Tag, ſo kommt ein harter Win-
ter.

Auf Martini ſchlachtet man fette
Schwein,
Und wird alsdenn der Moſt zu Wein.
[Spaltenumbruch]

Bey dem Sanct Andreas-Tag haben
auch unſere grauen Vorfahren ſehen
wollen, ob ein naß oder duͤrr Jahr kom-
men wuͤrde, drum reimten ſie:

Ein feucht oder duͤrr Jahr wird ſo er-
kannt,
Mit einem Glaß voll Waſſers ohn al-
len Tand,
Am Sanct Andreas-Abend daſſelbig
mach,
Lauffts uͤber, ſo kommt ein gut Jahr
hernach,
Soll aber folgen ein duͤrres Jahr,
So ſchwimmets gantz und gar oben
empor.

Sonſt iſt auch bekandt, was unter
den gemeinen Weibes-Perſonen an dem
Andreas-Abend vor ſuͤndliche Taͤnde-
leyen und aberglaͤubiſche Poſſen vorge-
hen, da ſie errathen wollen, was ſie doch
wohl ungefaͤhr vor einen Mann bekom-
men werden, welche allhier anzufuͤhren,
und verſtellig zu machen, gantz und gar
unnoͤthig iſt. Es werden auch an dem
Andreas-Abend insgemein von Kirſch-
und andern Baͤumen Zweige abgebro-
chen, und an einen warmen Ort in friſch
Waſſer geſetzt, und das Waſſer taͤglich
abgewechſelt, ſo werden dieſelbigen nach-
gehends auf Weynachten bluͤhen; es wird
aber eben die Wuͤrckung drauf erfolgen,
man thue ſolches an dem Andreas-Abend,
oder einige Wochen zuvor, oder her-
nach.

Allgemeine Geſundheits-Regel.
Geſund im Winter-Monat ſeyn,
Meet, Honig, Gewuͤrtz, und alter
Wein,
Auch Zwiebeln, Senff, und warme
Speiß,
Die Citron behaͤlt den Preiß.
Jetzt nimmt ſehr zu die Feuchtigkeit,
Der widerſteht Fleiß und Arbeit.
Der Jngwer iſt dem Magen gut,
Wer kan, behalte nun ſein Blut,
Auch Venus-Spiel, und Schweiß-Bad
meid,
Wer ſein Leben will bringen weit.
Die Martins-Ganß fein fett gemaͤſt,
Thut nun in manchem Hauß das
Beſt.
Haußwirthſchaffts-Regeln.

Jn dieſem Monat werden die Baͤu-
me, wenn ſie vorher, wider alle Zufaͤlle,

ſo
G g 3
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[237/0371] Continuirter immerwaͤhrender Jaͤger-Calender. Wald in das Haus, um daſelbſt ſeine hauswirthlichen Geſchaͤffte zu beſorgen. Er wird ſonſt der Winter-Monat genen- net, nicht, daß er zum Winter gehoͤre, ſon- dern, daß ſich an ſeinem Ende der Winter anfaͤngt, oder weil er Feld und Wald win- teriſch macht. Jaͤger-Vers. Nunmehro geht die Schwein-Hatz an, Drum hetze, wer was fangen kan; Leg auch den Fuͤchſen ſcharffe Eiſen, Damit ſich ſelbe nicht loß reiſſen. Aller Heiligen-Tag, ſagen die Alten, bringt noch einen gewiſſen Som̃er. Weil ſich gemeiniglich um dieſe Zeit noch ein klei- ner Sommer findet, ob er gleich wenig Ta- ge waͤhret. Am Aller Heiligen-Abend ſteckt Bir- cken- oder Weiden-Knittel, ſo viel ihr wollt, Ellen tieff gedrenge in die Erde, den folgenden Chriſt-Abend ziehet ſie wieder heraus, und ſteckt an ſelbige Staͤte Aeſte von fruchtbaren Baͤumen gleicher Dicke, die bekleiben deſſelben Jahres, und wer- den fruchtbar. Man mag auch um dieſe Zeit allerley Baͤume verſetzen. Um Aller Heiligen-Abend pflegen die Bauren an vielen Orten in dem Wald einen Spahn von einer Bircken zu hauen, und darnach das Wetter zu ur- theilen, nach folgendem Vers: So der Span innerlich trocken, Wird ein harter Winter anrucken, Jſt aber der Span innerlich naß, Wird der Winter der Kaͤlte nach baß. Wenn das Laub auch bald von den Baͤumen faͤllet, ſo waͤhret die Winter- Kaͤlte nicht lange, faͤllt es aber langſam ab, ſo folget auch ein langer Winter drauf. Faͤllt der erſte Schnee in ein naſ- ſes beregnetes Erdreich, ſo folgt eine ge- ringe Getraͤide-Erndte. Faͤllt er aber auf ein hartes gefrohrnes Erdreich, ſo iſt reiche Getraͤide-Erndte zu hoffen. Von dem Sanct Martini-Tag hat man folgendes Prognoſticon: Jſt es auf Martini naß oder gewoͤlckigt, ſo folget ein unbeſtaͤndiger Winter. Jſt es aber hell und klar, und ſcheint die Sonne an demſelben Tag, ſo kommt ein harter Win- ter. Auf Martini ſchlachtet man fette Schwein, Und wird alsdenn der Moſt zu Wein. Bey dem Sanct Andreas-Tag haben auch unſere grauen Vorfahren ſehen wollen, ob ein naß oder duͤrr Jahr kom- men wuͤrde, drum reimten ſie: Ein feucht oder duͤrr Jahr wird ſo er- kannt, Mit einem Glaß voll Waſſers ohn al- len Tand, Am Sanct Andreas-Abend daſſelbig mach, Lauffts uͤber, ſo kommt ein gut Jahr hernach, Soll aber folgen ein duͤrres Jahr, So ſchwimmets gantz und gar oben empor. Sonſt iſt auch bekandt, was unter den gemeinen Weibes-Perſonen an dem Andreas-Abend vor ſuͤndliche Taͤnde- leyen und aberglaͤubiſche Poſſen vorge- hen, da ſie errathen wollen, was ſie doch wohl ungefaͤhr vor einen Mann bekom- men werden, welche allhier anzufuͤhren, und verſtellig zu machen, gantz und gar unnoͤthig iſt. Es werden auch an dem Andreas-Abend insgemein von Kirſch- und andern Baͤumen Zweige abgebro- chen, und an einen warmen Ort in friſch Waſſer geſetzt, und das Waſſer taͤglich abgewechſelt, ſo werden dieſelbigen nach- gehends auf Weynachten bluͤhen; es wird aber eben die Wuͤrckung drauf erfolgen, man thue ſolches an dem Andreas-Abend, oder einige Wochen zuvor, oder her- nach. Allgemeine Geſundheits-Regel. Geſund im Winter-Monat ſeyn, Meet, Honig, Gewuͤrtz, und alter Wein, Auch Zwiebeln, Senff, und warme Speiß, Die Citron behaͤlt den Preiß. Jetzt nimmt ſehr zu die Feuchtigkeit, Der widerſteht Fleiß und Arbeit. Der Jngwer iſt dem Magen gut, Wer kan, behalte nun ſein Blut, Auch Venus-Spiel, und Schweiß-Bad meid, Wer ſein Leben will bringen weit. Die Martins-Ganß fein fett gemaͤſt, Thut nun in manchem Hauß das Beſt. Haußwirthſchaffts-Regeln. Jn dieſem Monat werden die Baͤu- me, wenn ſie vorher, wider alle Zufaͤlle, ſo G g 3

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/371>, abgerufen am 26.04.2024.