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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Ersten Theils 24. Capitel/
[Spaltenumbruch] Creyß um die Erde bestündig herumfüh-
ren. Treffen sie Menschen auf der Stras-
sen an, so werden dieselben alsobald über
den Hauffen gerissen, und im Kopffe so
drehende, daß sie sich eine lange weile nicht
zu besinnen vermögen. Die Tauben,
und andere Vögel in der Lufft, werden
auch so übertäubet, daß sie offters vor
todt hinfallen, und auch todt bleiben. Ja
es werden auch wohl so gar Wagen und
Pferde nicht selten bey dergleichen Um-
ständen über den Hauffen gerissen, wie
manche klägliche Erfahrung solches bezeu-
get. Das übrige, was von der Natur
und der Beschaffenheit der Winde weiter
gesagt werden könte, will ich den Her-
ren Naturkündigern zur Untersuchung
überlassen.

Das 24. Capitel/
Von Strassen/ Brücken und
Wegweisern.
§. 1.

Die Strassen und Wege werden ein-
getheilet in die Haupt- und Land-
Strassen, und in die Bey- und Neben-
Wege. Jene heissen, die von einem Haupt-
Ort zu dem andern gehen, auf welchen
die ordinairen Zolle angeleget, und worauf
alle, so Einheimisch als Auswärtige, un-
gehindert gehen, reiten, fahren, und alles
das geniessen können, was das Recht der-
gleichen Heer-Strassen erfodert. S.
Peghius von Dienstbarkeiten, fol. 84. b.
Die Dorff-Strassen seyn, die von einem
Dorff zum andern gehen. Diese wer-
den auf gewisse Maasse auch den andern
gleich geachtet, weil man deren Gebrauch
niemand verwehren kan, es hätten denn
etwan zwey oder mehr Dorffschafften sich
eines gewissen Weges über ihre Felder der
Nähe halber verglichen, und zu ihrem Ge-
brauch allein deputiret. Denn weil sie
ihre eigene ihnen zustehende Güter dazu
angewendet, so kan ihnen nicht wohl an-
gemuthet werden, durchgehends alle dar-
über fahren zu lassen. Die Feld- Holtz-
oder Privat-Strassen aber seyn, die sich ein
ieder selbst auf seinem Acker oder Wiesen
macht, oder einem andern über dieselbe zu
seinem Feld-Gut zu gebrauchen und ein-
zurichten erlaubet, davon eigentlich hie die
Frage nicht ist. S. des Herrn von Rohr
vollständiges Haushaltungs-Recht, p. 473.

§. 2.

Wer das Recht der Strasse hat,
kan Steine führen und Bäume, wie auch
[Spaltenumbruch] Zimmer-Höltzer schleiffen, ingleichen ei-
ne gerade Stange tragen, welches sich an
den Orten, wo man Hopffe bauet, erei-
gnet, wozu Stangen nöthig, die man ent-
weder zuführen oder tragen darff. Bey
den Strassen werden in der Gleiche 8., in
der Krümme und Böge aber, wo man
den Wagen wenden muß, 16. Schuh er-
fordert. Die Ausbesserung der Stras-
sen kommt mit allem Recht denjenigen zu,
die von den Zollen und Geleiten die Nu-
tzung ziehen. Wo das Terrain sumpffigt
oder morastig ist, sind an beyden Ufern der
Land-Strassen Gräben zu machen, da
sich die Feuchtigkeit hineinziehe, und sind
die Strassen in der Mitte zu erhöhen, und
mit Sand und Steinen zu befahren; die
tieffen Löcher und Gruben sind mit gros-
sen Steinen auszuwerffen, und mit Erde
und Sand nachgehends zu beschütten.
Vor allen Dingen ist es höchstnöthig, daß
an den Orten, wo Praecipices sind, an bey-
den Seiten Barrieren vorgemacht wer-
den, damit nicht Menschen und Vieh da-
durch Schaden leiden. Jnsgemein ist
man hierinnen noch sehr Sorgen-loß,
und pflegt man offt nicht eher bey Brü-
cken, und andern dergleichen Oertern, Bar-
rier
en vorzumachen, als biß eines etwan
verunglücket. Wo Furthe und Passagen
durch die Ströhme gehen, da solte mit
Einsteckung der Stangen und anderer
Marquen deutlich der Ort des Durch-
furths angezeiget werden, damit die Men-
schen nicht verunglückten. Bey den Fäh-
ren solten allenthalben solche Anstalten ge-
macht seyn, daß die Reisenden weder bey
Tag noch bey Nacht bey denselben aufge-
halten würden, sondern alsobald ihre
Strasse fortsetzen könten. Die Brücken
solten allenthalben ausgebessert seyn, und
so viel als möglich, an statt der höltzernen,
die viel Holtz wegnehmen, und doch nicht
so dauerhafft sind, steinerne aufgerichtet
werden. Auf den Strassen durch die
Wälder solten die Aeste, die den Reisenden,
zumahl wenn sie auf der Post fahren, oder
in der Nacht reisen, in das Gesichte schla-
gen, und ihnen offt einen grossen Schaden
verursachen, abgehauen, und die Bäu-
me, die gar zu nahe an den Stassen stehen,
so, daß offters die Axen der Wägen dran
anlauffen, weggehauen seyn. Bey dem
Eingang der hohlen Wege solte man hell-
klingende Glöckgen aufhängen, damit
man durch deren Klang die andern aver-
ti
ren könte, daß sie draussen so lange war-
ten solten, biß man durch wäre. Man

solte

Des Erſten Theils 24. Capitel/
[Spaltenumbruch] Creyß um die Erde beſtuͤndig herumfuͤh-
ren. Treffen ſie Menſchen auf der Straſ-
ſen an, ſo werden dieſelben alſobald uͤber
den Hauffen geriſſen, und im Kopffe ſo
drehende, daß ſie ſich eine lange weile nicht
zu beſinnen vermoͤgen. Die Tauben,
und andere Voͤgel in der Lufft, werden
auch ſo uͤbertaͤubet, daß ſie offters vor
todt hinfallen, und auch todt bleiben. Ja
es werden auch wohl ſo gar Wagen und
Pferde nicht ſelten bey dergleichen Um-
ſtaͤnden uͤber den Hauffen geriſſen, wie
manche klaͤgliche Erfahrung ſolches bezeu-
get. Das uͤbrige, was von der Natur
und der Beſchaffenheit der Winde weiter
geſagt werden koͤnte, will ich den Her-
ren Naturkuͤndigern zur Unterſuchung
uͤberlaſſen.

Das 24. Capitel/
Von Straſſen/ Bruͤcken und
Wegweiſern.
§. 1.

Die Straſſen und Wege werden ein-
getheilet in die Haupt- und Land-
Straſſen, und in die Bey- und Neben-
Wege. Jene heiſſen, die von einem Haupt-
Ort zu dem andern gehen, auf welchen
die ordinairen Zolle angeleget, und worauf
alle, ſo Einheimiſch als Auswaͤrtige, un-
gehindert gehen, reiten, fahren, und alles
das genieſſen koͤnnen, was das Recht der-
gleichen Heer-Straſſen erfodert. S.
Peghius von Dienſtbarkeiten, fol. 84. b.
Die Dorff-Straſſen ſeyn, die von einem
Dorff zum andern gehen. Dieſe wer-
den auf gewiſſe Maaſſe auch den andern
gleich geachtet, weil man deren Gebrauch
niemand verwehren kan, es haͤtten denn
etwan zwey oder mehr Dorffſchafften ſich
eines gewiſſen Weges uͤber ihre Felder der
Naͤhe halber verglichen, und zu ihrem Ge-
brauch allein deputiret. Denn weil ſie
ihre eigene ihnen zuſtehende Guͤter dazu
angewendet, ſo kan ihnen nicht wohl an-
gemuthet werden, durchgehends alle dar-
uͤber fahren zu laſſen. Die Feld- Holtz-
oder Privat-Straſſen aber ſeyn, die ſich ein
ieder ſelbſt auf ſeinem Acker oder Wieſen
macht, oder einem andern uͤber dieſelbe zu
ſeinem Feld-Gut zu gebrauchen und ein-
zurichten erlaubet, davon eigentlich hie die
Frage nicht iſt. S. des Herrn von Rohr
vollſtaͤndiges Haushaltungs-Recht, p. 473.

§. 2.

Wer das Recht der Straſſe hat,
kan Steine fuͤhren und Baͤume, wie auch
[Spaltenumbruch] Zimmer-Hoͤltzer ſchleiffen, ingleichen ei-
ne gerade Stange tragen, welches ſich an
den Orten, wo man Hopffe bauet, erei-
gnet, wozu Stangen noͤthig, die man ent-
weder zufuͤhren oder tragen darff. Bey
den Straſſen werden in der Gleiche 8., in
der Kruͤmme und Boͤge aber, wo man
den Wagen wenden muß, 16. Schuh er-
fordert. Die Ausbeſſerung der Straſ-
ſen kommt mit allem Recht denjenigen zu,
die von den Zollen und Geleiten die Nu-
tzung ziehen. Wo das Terrain ſumpffigt
oder moraſtig iſt, ſind an beyden Ufern der
Land-Straſſen Graͤben zu machen, da
ſich die Feuchtigkeit hineinziehe, und ſind
die Straſſen in der Mitte zu erhoͤhen, und
mit Sand und Steinen zu befahren; die
tieffen Loͤcher und Gruben ſind mit groſ-
ſen Steinen auszuwerffen, und mit Erde
und Sand nachgehends zu beſchuͤtten.
Vor allen Dingen iſt es hoͤchſtnoͤthig, daß
an den Orten, wo Præcipices ſind, an bey-
den Seiten Barrieren vorgemacht wer-
den, damit nicht Menſchen und Vieh da-
durch Schaden leiden. Jnsgemein iſt
man hierinnen noch ſehr Sorgen-loß,
und pflegt man offt nicht eher bey Bruͤ-
cken, und andern dergleichen Oertern, Bar-
rier
en vorzumachen, als biß eines etwan
verungluͤcket. Wo Furthe und Paſſagen
durch die Stroͤhme gehen, da ſolte mit
Einſteckung der Stangen und anderer
Marquen deutlich der Ort des Durch-
furths angezeiget werden, damit die Men-
ſchen nicht verungluͤckten. Bey den Faͤh-
ren ſolten allenthalben ſolche Anſtalten ge-
macht ſeyn, daß die Reiſenden weder bey
Tag noch bey Nacht bey denſelben aufge-
halten wuͤrden, ſondern alſobald ihre
Straſſe fortſetzen koͤnten. Die Bruͤcken
ſolten allenthalben ausgebeſſert ſeyn, und
ſo viel als moͤglich, an ſtatt der hoͤltzernen,
die viel Holtz wegnehmen, und doch nicht
ſo dauerhafft ſind, ſteinerne aufgerichtet
werden. Auf den Straſſen durch die
Waͤlder ſolten die Aeſte, die den Reiſenden,
zumahl wenn ſie auf der Poſt fahren, oder
in der Nacht reiſen, in das Geſichte ſchla-
gen, und ihnen offt einen groſſen Schaden
verurſachen, abgehauen, und die Baͤu-
me, die gar zu nahe an den Staſſen ſtehen,
ſo, daß offters die Axen der Waͤgen dran
anlauffen, weggehauen ſeyn. Bey dem
Eingang der hohlen Wege ſolte man hell-
klingende Gloͤckgen aufhaͤngen, damit
man durch deren Klang die andern aver-
ti
ren koͤnte, daß ſie drauſſen ſo lange war-
ten ſolten, biß man durch waͤre. Man

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[40/0096] Des Erſten Theils 24. Capitel/ Creyß um die Erde beſtuͤndig herumfuͤh- ren. Treffen ſie Menſchen auf der Straſ- ſen an, ſo werden dieſelben alſobald uͤber den Hauffen geriſſen, und im Kopffe ſo drehende, daß ſie ſich eine lange weile nicht zu beſinnen vermoͤgen. Die Tauben, und andere Voͤgel in der Lufft, werden auch ſo uͤbertaͤubet, daß ſie offters vor todt hinfallen, und auch todt bleiben. Ja es werden auch wohl ſo gar Wagen und Pferde nicht ſelten bey dergleichen Um- ſtaͤnden uͤber den Hauffen geriſſen, wie manche klaͤgliche Erfahrung ſolches bezeu- get. Das uͤbrige, was von der Natur und der Beſchaffenheit der Winde weiter geſagt werden koͤnte, will ich den Her- ren Naturkuͤndigern zur Unterſuchung uͤberlaſſen. Das 24. Capitel/ Von Straſſen/ Bruͤcken und Wegweiſern. §. 1. Die Straſſen und Wege werden ein- getheilet in die Haupt- und Land- Straſſen, und in die Bey- und Neben- Wege. Jene heiſſen, die von einem Haupt- Ort zu dem andern gehen, auf welchen die ordinairen Zolle angeleget, und worauf alle, ſo Einheimiſch als Auswaͤrtige, un- gehindert gehen, reiten, fahren, und alles das genieſſen koͤnnen, was das Recht der- gleichen Heer-Straſſen erfodert. S. Peghius von Dienſtbarkeiten, fol. 84. b. Die Dorff-Straſſen ſeyn, die von einem Dorff zum andern gehen. Dieſe wer- den auf gewiſſe Maaſſe auch den andern gleich geachtet, weil man deren Gebrauch niemand verwehren kan, es haͤtten denn etwan zwey oder mehr Dorffſchafften ſich eines gewiſſen Weges uͤber ihre Felder der Naͤhe halber verglichen, und zu ihrem Ge- brauch allein deputiret. Denn weil ſie ihre eigene ihnen zuſtehende Guͤter dazu angewendet, ſo kan ihnen nicht wohl an- gemuthet werden, durchgehends alle dar- uͤber fahren zu laſſen. Die Feld- Holtz- oder Privat-Straſſen aber ſeyn, die ſich ein ieder ſelbſt auf ſeinem Acker oder Wieſen macht, oder einem andern uͤber dieſelbe zu ſeinem Feld-Gut zu gebrauchen und ein- zurichten erlaubet, davon eigentlich hie die Frage nicht iſt. S. des Herrn von Rohr vollſtaͤndiges Haushaltungs-Recht, p. 473. §. 2. Wer das Recht der Straſſe hat, kan Steine fuͤhren und Baͤume, wie auch Zimmer-Hoͤltzer ſchleiffen, ingleichen ei- ne gerade Stange tragen, welches ſich an den Orten, wo man Hopffe bauet, erei- gnet, wozu Stangen noͤthig, die man ent- weder zufuͤhren oder tragen darff. Bey den Straſſen werden in der Gleiche 8., in der Kruͤmme und Boͤge aber, wo man den Wagen wenden muß, 16. Schuh er- fordert. Die Ausbeſſerung der Straſ- ſen kommt mit allem Recht denjenigen zu, die von den Zollen und Geleiten die Nu- tzung ziehen. Wo das Terrain ſumpffigt oder moraſtig iſt, ſind an beyden Ufern der Land-Straſſen Graͤben zu machen, da ſich die Feuchtigkeit hineinziehe, und ſind die Straſſen in der Mitte zu erhoͤhen, und mit Sand und Steinen zu befahren; die tieffen Loͤcher und Gruben ſind mit groſ- ſen Steinen auszuwerffen, und mit Erde und Sand nachgehends zu beſchuͤtten. Vor allen Dingen iſt es hoͤchſtnoͤthig, daß an den Orten, wo Præcipices ſind, an bey- den Seiten Barrieren vorgemacht wer- den, damit nicht Menſchen und Vieh da- durch Schaden leiden. Jnsgemein iſt man hierinnen noch ſehr Sorgen-loß, und pflegt man offt nicht eher bey Bruͤ- cken, und andern dergleichen Oertern, Bar- rieren vorzumachen, als biß eines etwan verungluͤcket. Wo Furthe und Paſſagen durch die Stroͤhme gehen, da ſolte mit Einſteckung der Stangen und anderer Marquen deutlich der Ort des Durch- furths angezeiget werden, damit die Men- ſchen nicht verungluͤckten. Bey den Faͤh- ren ſolten allenthalben ſolche Anſtalten ge- macht ſeyn, daß die Reiſenden weder bey Tag noch bey Nacht bey denſelben aufge- halten wuͤrden, ſondern alſobald ihre Straſſe fortſetzen koͤnten. Die Bruͤcken ſolten allenthalben ausgebeſſert ſeyn, und ſo viel als moͤglich, an ſtatt der hoͤltzernen, die viel Holtz wegnehmen, und doch nicht ſo dauerhafft ſind, ſteinerne aufgerichtet werden. Auf den Straſſen durch die Waͤlder ſolten die Aeſte, die den Reiſenden, zumahl wenn ſie auf der Poſt fahren, oder in der Nacht reiſen, in das Geſichte ſchla- gen, und ihnen offt einen groſſen Schaden verurſachen, abgehauen, und die Baͤu- me, die gar zu nahe an den Staſſen ſtehen, ſo, daß offters die Axen der Waͤgen dran anlauffen, weggehauen ſeyn. Bey dem Eingang der hohlen Wege ſolte man hell- klingende Gloͤckgen aufhaͤngen, damit man durch deren Klang die andern aver- tiren koͤnte, daß ſie drauſſen ſo lange war- ten ſolten, biß man durch waͤre. Man ſolte

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/96>, abgerufen am 26.04.2024.