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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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4.
Der Gesundbrunnen.

Hier an der Bergeshalde
Verstummet ganz der Wind, --
Die Zweige hängen nieder.

Th. Storm.

"Der Freienwalder Gesundbrunnen liegt eine kleine Viertelmeile
von der Stadt, gen Süden hin, in einem mit ziemlich hohen
Bergen eingeschlossenen, anmuthigen Thal; die Berge sind mit
Eichen, Buchen, Fichten, auch niedrigem Baum- und Strauch-
werk bewachsen, und haben viele gute Kräuter." So schrieb Tho-
mas Philipp v. d. Hagen, dem wir die erste Beschreibung Freien-
waldes verdanken, vor nunmehr 80 Jahren und wir wüßten
nicht, was wir an dieser Darstellung zu ändern hätten.

Aber wenn nicht das Brunnenthal selbst, so hat doch der
Weg hinaus seinen Charakter verändert; was damals eine "Allee"
war, ist jetzt eine städtische "Straße" geworden und hinter den
schönen Lindenbäumen, die nach wie vor den Weg einfassen, er-
heben sich, des Schlosses und Schloßgartens zu geschweigen, aller-
hand Villen, Hotels und Gärten, aus denen hervor im Mai die
weißen Blüthen und im September die rothen Aepfel lachen. Der
ganze Weg zum Brunnen hinaus, der einen oder andern unsrer
Thiergarten-Straßen nicht unähnlich!

Dieselben Hügelreihen, die den Weg zum Brunnen bilden,
bilden schließlich auch das Brunnenthal selbst, das nichts anders

4.
Der Geſundbrunnen.

Hier an der Bergeshalde
Verſtummet ganz der Wind, —
Die Zweige hängen nieder.

Th. Storm.

Der Freienwalder Geſundbrunnen liegt eine kleine Viertelmeile
von der Stadt, gen Süden hin, in einem mit ziemlich hohen
Bergen eingeſchloſſenen, anmuthigen Thal; die Berge ſind mit
Eichen, Buchen, Fichten, auch niedrigem Baum- und Strauch-
werk bewachſen, und haben viele gute Kräuter.“ So ſchrieb Tho-
mas Philipp v. d. Hagen, dem wir die erſte Beſchreibung Freien-
waldes verdanken, vor nunmehr 80 Jahren und wir wüßten
nicht, was wir an dieſer Darſtellung zu ändern hätten.

Aber wenn nicht das Brunnenthal ſelbſt, ſo hat doch der
Weg hinaus ſeinen Charakter verändert; was damals eine „Allee“
war, iſt jetzt eine ſtädtiſche „Straße“ geworden und hinter den
ſchönen Lindenbäumen, die nach wie vor den Weg einfaſſen, er-
heben ſich, des Schloſſes und Schloßgartens zu geſchweigen, aller-
hand Villen, Hotels und Gärten, aus denen hervor im Mai die
weißen Blüthen und im September die rothen Aepfel lachen. Der
ganze Weg zum Brunnen hinaus, der einen oder andern unſrer
Thiergarten-Straßen nicht unähnlich!

Dieſelben Hügelreihen, die den Weg zum Brunnen bilden,
bilden ſchließlich auch das Brunnenthal ſelbſt, das nichts anders

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[[281]/0293] 4. Der Geſundbrunnen. Hier an der Bergeshalde Verſtummet ganz der Wind, — Die Zweige hängen nieder. Th. Storm. „Der Freienwalder Geſundbrunnen liegt eine kleine Viertelmeile von der Stadt, gen Süden hin, in einem mit ziemlich hohen Bergen eingeſchloſſenen, anmuthigen Thal; die Berge ſind mit Eichen, Buchen, Fichten, auch niedrigem Baum- und Strauch- werk bewachſen, und haben viele gute Kräuter.“ So ſchrieb Tho- mas Philipp v. d. Hagen, dem wir die erſte Beſchreibung Freien- waldes verdanken, vor nunmehr 80 Jahren und wir wüßten nicht, was wir an dieſer Darſtellung zu ändern hätten. Aber wenn nicht das Brunnenthal ſelbſt, ſo hat doch der Weg hinaus ſeinen Charakter verändert; was damals eine „Allee“ war, iſt jetzt eine ſtädtiſche „Straße“ geworden und hinter den ſchönen Lindenbäumen, die nach wie vor den Weg einfaſſen, er- heben ſich, des Schloſſes und Schloßgartens zu geſchweigen, aller- hand Villen, Hotels und Gärten, aus denen hervor im Mai die weißen Blüthen und im September die rothen Aepfel lachen. Der ganze Weg zum Brunnen hinaus, der einen oder andern unſrer Thiergarten-Straßen nicht unähnlich! Dieſelben Hügelreihen, die den Weg zum Brunnen bilden, bilden ſchließlich auch das Brunnenthal ſelbſt, das nichts anders

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. [281]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/293>, abgerufen am 26.04.2024.