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Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.

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herabgekommen war, da wußt' ich mit jeder erdenklichen Sicherheit, daß er wirklich nichts andres war als ein Ortsarmer, der mal, - genau so wie mir's die Wirtin gesagt, - einen blauen Frack und einen zugespitzten Hut geerbt hatte. Die Sonne ging über dem Kretscham in aller Pracht unter, und während er da hinauffuhr, dem Anscheine nach immer mehr in die glührote Scheibe hinein, da kam mir die Frage: "was ist Größe? was ist das Ringen danach? Ist das Leben dieses Einfältigen nicht eigentlich beneidenswert? Arbeitsfroh bis zuletzt, eine Freude der Alten, eine Freude der Jungen. Und im Herzen ein Stück eigenartigen kleinen Glücks: der Frack und der Hut und die Kanne Milchkaffee zwischen den Hobelspänen."



herabgekommen war, da wußt’ ich mit jeder erdenklichen Sicherheit, daß er wirklich nichts andres war als ein Ortsarmer, der mal, – genau so wie mir’s die Wirtin gesagt, – einen blauen Frack und einen zugespitzten Hut geerbt hatte. Die Sonne ging über dem Kretscham in aller Pracht unter, und während er da hinauffuhr, dem Anscheine nach immer mehr in die glührote Scheibe hinein, da kam mir die Frage: „was ist Größe? was ist das Ringen danach? Ist das Leben dieses Einfältigen nicht eigentlich beneidenswert? Arbeitsfroh bis zuletzt, eine Freude der Alten, eine Freude der Jungen. Und im Herzen ein Stück eigenartigen kleinen Glücks: der Frack und der Hut und die Kanne Milchkaffee zwischen den Hobelspänen.“



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[222/0224] herabgekommen war, da wußt’ ich mit jeder erdenklichen Sicherheit, daß er wirklich nichts andres war als ein Ortsarmer, der mal, – genau so wie mir’s die Wirtin gesagt, – einen blauen Frack und einen zugespitzten Hut geerbt hatte. Die Sonne ging über dem Kretscham in aller Pracht unter, und während er da hinauffuhr, dem Anscheine nach immer mehr in die glührote Scheibe hinein, da kam mir die Frage: „was ist Größe? was ist das Ringen danach? Ist das Leben dieses Einfältigen nicht eigentlich beneidenswert? Arbeitsfroh bis zuletzt, eine Freude der Alten, eine Freude der Jungen. Und im Herzen ein Stück eigenartigen kleinen Glücks: der Frack und der Hut und die Kanne Milchkaffee zwischen den Hobelspänen.“

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2014-01-22T15:28:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-01-22T15:28:28Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-01-22T15:28:28Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet;
  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
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  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/224>, abgerufen am 26.04.2024.