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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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daß Torgelow und Katzenstein (was keinen Unterschied
macht) uns nicht erschüttern werden, uns nicht und
unsern Glauben nicht und Stechlin nicht und Wutz nicht.
Die Globsower, so lange sie bloß Globsower sind, können
gar nichts erschüttern. Aber wenn erst der Buschen ihre
Enkelkinder, denn die Karline wird doch wohl schon
mehrere haben, ihre Knöpfstiefel und ihre roten Strümpfe
tragen, als müßt es nur so sein, ja, Dubslav, dann ist
es vorbei. Mit der Freiheit, laß mich das wiederholen, hat
es nicht viel auf sich; aber die roten Strümpfe, das
ist was. Und dir trau ich ganz und gar nicht, und
der Karline natürlich erst recht nicht, wenn es auch
vielleicht schon eine Weile her ist."

"Sagen wir ,vielleicht'."

"O, ich kenne das. Du willst das wegwitzeln, das
ist so deine Art. Aber unser Kloster ist nicht so aus
der Welt, daß mir nicht auch Bescheid wüßten."

"Wozu hättet ihr sonst euern Fix?"

"Kein Wort gegen den."

Und in großer Erregung brach das Gespräch ab.
Noch am selben Nachmittag aber verabschiedete sich
Adelheid von ihrem Bruder und fuhr nach Wutz zurück.


daß Torgelow und Katzenſtein (was keinen Unterſchied
macht) uns nicht erſchüttern werden, uns nicht und
unſern Glauben nicht und Stechlin nicht und Wutz nicht.
Die Globſower, ſo lange ſie bloß Globſower ſind, können
gar nichts erſchüttern. Aber wenn erſt der Buſchen ihre
Enkelkinder, denn die Karline wird doch wohl ſchon
mehrere haben, ihre Knöpfſtiefel und ihre roten Strümpfe
tragen, als müßt es nur ſo ſein, ja, Dubslav, dann iſt
es vorbei. Mit der Freiheit, laß mich das wiederholen, hat
es nicht viel auf ſich; aber die roten Strümpfe, das
iſt was. Und dir trau ich ganz und gar nicht, und
der Karline natürlich erſt recht nicht, wenn es auch
vielleicht ſchon eine Weile her iſt.“

„Sagen wir ‚vielleicht‘.“

„O, ich kenne das. Du willſt das wegwitzeln, das
iſt ſo deine Art. Aber unſer Kloſter iſt nicht ſo aus
der Welt, daß mir nicht auch Beſcheid wüßten.“

„Wozu hättet ihr ſonſt euern Fix?“

„Kein Wort gegen den.“

Und in großer Erregung brach das Geſpräch ab.
Noch am ſelben Nachmittag aber verabſchiedete ſich
Adelheid von ihrem Bruder und fuhr nach Wutz zurück.


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[468/0475] daß Torgelow und Katzenſtein (was keinen Unterſchied macht) uns nicht erſchüttern werden, uns nicht und unſern Glauben nicht und Stechlin nicht und Wutz nicht. Die Globſower, ſo lange ſie bloß Globſower ſind, können gar nichts erſchüttern. Aber wenn erſt der Buſchen ihre Enkelkinder, denn die Karline wird doch wohl ſchon mehrere haben, ihre Knöpfſtiefel und ihre roten Strümpfe tragen, als müßt es nur ſo ſein, ja, Dubslav, dann iſt es vorbei. Mit der Freiheit, laß mich das wiederholen, hat es nicht viel auf ſich; aber die roten Strümpfe, das iſt was. Und dir trau ich ganz und gar nicht, und der Karline natürlich erſt recht nicht, wenn es auch vielleicht ſchon eine Weile her iſt.“ „Sagen wir ‚vielleicht‘.“ „O, ich kenne das. Du willſt das wegwitzeln, das iſt ſo deine Art. Aber unſer Kloſter iſt nicht ſo aus der Welt, daß mir nicht auch Beſcheid wüßten.“ „Wozu hättet ihr ſonſt euern Fix?“ „Kein Wort gegen den.“ Und in großer Erregung brach das Geſpräch ab. Noch am ſelben Nachmittag aber verabſchiedete ſich Adelheid von ihrem Bruder und fuhr nach Wutz zurück.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/475>, abgerufen am 26.04.2024.